Krüger, Johann Christian: Die Geistlichen auf dem Lande. Frankfurt (Main) u. a., 1743. Cathrine. Davon ist mir mein Fett nicht ge- wachsen. Muffel. Wenn uns der Satan ausser dem Be- ruf antrift, so hat er noch einmal so viel Macht über unsre Seelen, als sonsten. Cathrine. So sind sie auch wohl nicht in ih- rem Berufe gewesen, als sie mich - - - Muffel. Unsre müßige Augen verführet er als- denn, daß sie nach fremden Greueln sehen. Cathrine. Haben sie auch damals fremde Greuel gesehen, Herr Pastor, als sie - - - Muffel. Unsre Ohren öfnet er den Lockungen der Unzucht und der Buhler. Cathrine. So hat mir der Satan damals die Ohren geöfnet, als sie in meiner Kam- mer - - - Muffel. Der Satan will euch - - doch davon wollen wir ein andermal weiter sprechen. Jch habe eben jetzo Salat im Garten ge- schnitten. Jhr wißt, daß ich ihn allemal selbst schneide, damit ich keinen mit einem unrechten Verdachte beleidigen darf, wann etwa einmal etwas davon gestolen würde. Geht in die Küche, verleset ihn sauber, und macht ihn hüosch sauer und fett, und be- flecket euer Gewissen nicht mit einem Ge- richte für euch und Petern. Cathrine. Das Baumöl möchte mir wohl ei- nen Fleck in die Schürze bringen, aber ins Gewissen glaub ich schwerlich. Muffel. Glaubt, daß euch die gestohlne Bissen nicht gedeien. (will abgehen.) Cathri-
Cathrine. Davon iſt mir mein Fett nicht ge- wachſen. Muffel. Wenn uns der Satan auſſer dem Be- ruf antrift, ſo hat er noch einmal ſo viel Macht uͤber unſre Seelen, als ſonſten. Cathrine. So ſind ſie auch wohl nicht in ih- rem Berufe geweſen, als ſie mich ‒ ‒ ‒ Muffel. Unſre muͤßige Augen verfuͤhret er als- denn, daß ſie nach fremden Greueln ſehen. Cathrine. Haben ſie auch damals fremde Greuel geſehen, Herr Paſtor, als ſie ‒ ‒ ‒ Muffel. Unſre Ohren oͤfnet er den Lockungen der Unzucht und der Buhler. Cathrine. So hat mir der Satan damals die Ohren geoͤfnet, als ſie in meiner Kam- mer ‒ ‒ ‒ Muffel. Der Satan will euch ‒ ‒ doch davon wollen wir ein andermal weiter ſprechen. Jch habe eben jetzo Salat im Garten ge- ſchnitten. Jhr wißt, daß ich ihn allemal ſelbſt ſchneide, damit ich keinen mit einem unrechten Verdachte beleidigen darf, wann etwa einmal etwas davon geſtolen wuͤrde. Geht in die Kuͤche, verleſet ihn ſauber, und macht ihn huͤoſch ſauer und fett, und be- flecket euer Gewiſſen nicht mit einem Ge- richte fuͤr euch und Petern. Cathrine. Das Baumoͤl moͤchte mir wohl ei- nen Fleck in die Schuͤrze bringen, aber ins Gewiſſen glaub ich ſchwerlich. Muffel. Glaubt, daß euch die geſtohlne Biſſen nicht gedeien. (will abgehen.) Cathri-
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Cathrine. Davon iſt mir mein Fett nicht ge-
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Muffel. Wenn uns der Satan auſſer dem Be-
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Cathrine. So ſind ſie auch wohl nicht in ih-
rem Berufe geweſen, als ſie mich ‒ ‒ ‒
Muffel. Unſre muͤßige Augen verfuͤhret er als-
denn, daß ſie nach fremden Greueln ſehen.
Cathrine. Haben ſie auch damals fremde Greuel
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Muffel. Unſre Ohren oͤfnet er den Lockungen
der Unzucht und der Buhler.
Cathrine. So hat mir der Satan damals die
Ohren geoͤfnet, als ſie in meiner Kam-
mer ‒ ‒ ‒
Muffel. Der Satan will euch ‒ ‒ doch davon
wollen wir ein andermal weiter ſprechen.
Jch habe eben jetzo Salat im Garten ge-
ſchnitten. Jhr wißt, daß ich ihn allemal
ſelbſt ſchneide, damit ich keinen mit einem
unrechten Verdachte beleidigen darf, wann
etwa einmal etwas davon geſtolen wuͤrde.
Geht in die Kuͤche, verleſet ihn ſauber, und
macht ihn huͤoſch ſauer und fett, und be-
flecket euer Gewiſſen nicht mit einem Ge-
richte fuͤr euch und Petern.
Cathrine. Das Baumoͤl moͤchte mir wohl ei-
nen Fleck in die Schuͤrze bringen, aber ins
Gewiſſen glaub ich ſchwerlich.
Muffel. Glaubt, daß euch die geſtohlne Biſſen
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Zitationshilfe: | Krüger, Johann Christian: Die Geistlichen auf dem Lande. Frankfurt (Main) u. a., 1743, S. 11. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/krueger_geistliche_1743/15>, abgerufen am 16.02.2025. |