Krieger, Ernst: [Lebenserinnerungen des Ernst Krieger]. Um 1907.entdeckte, dass meine auf das Ausschreiben der Fakultät eingereichte Predigt über 1 Cor.15, 1-11 preisgekrönt war. Mit der Ehrengabe von 100 Gulden konnte ich einige fatale Löcher verstopfen, leider nicht alle. Dem Vater offenbarte ich diese noch offenen Wunden nicht und er forschte auch nicht darnach. Die nächsten Wochen bis zur Prüfung benutzte ich nicht, um nach Höflings Rath Kinder zu unterrichten, denn ich hatte mit mir und einigen Prüfungsfächern noch genug zu thun. In diesen Wochen bestieg ich auch zum ersten Male eine Kanzel. Selbst im homiletischen Semester war ich nicht zum Kanzelvortrage gekommen und als Student den Chorrock anzuziehen hatte ich mich gescheut. In Massweiler, dem weltabgeschiedenen Filialdorfe der Pfarrei Rischweiler wagte ich es zum erstenmale, im Gottesdienste zu fungieren unter Assistenz des Schullehrers Petri, der mich später öfters daran erinnerte, dass er mir bei meiner 1. Predigt geholfen habe. Ich hielt meine bereits gefertigte Prüfungspredigt über Joh.11, 25.26 ohne irgend einen Unfall. Damit hatte ich den Schritt ins geistliche Amt gethan und dankte Gott, dass es ohne Unfall geschehen war. entdeckte, dass meine auf das Ausschreiben der Fakultät eingereichte Predigt über 1 Cor.15, 1-11 preisgekrönt war. Mit der Ehrengabe von 100 Gulden konnte ich einige fatale Löcher verstopfen, leider nicht alle. Dem Vater offenbarte ich diese noch offenen Wunden nicht und er forschte auch nicht darnach. Die nächsten Wochen bis zur Prüfung benutzte ich nicht, um nach Höflings Rath Kinder zu unterrichten, denn ich hatte mit mir und einigen Prüfungsfächern noch genug zu thun. In diesen Wochen bestieg ich auch zum ersten Male eine Kanzel. Selbst im homiletischen Semester war ich nicht zum Kanzelvortrage gekommen und als Student den Chorrock anzuziehen hatte ich mich gescheut. In Massweiler, dem weltabgeschiedenen Filialdorfe der Pfarrei Rischweiler wagte ich es zum erstenmale, im Gottesdienste zu fungieren unter Assistenz des Schullehrers Petri, der mich später öfters daran erinnerte, dass er mir bei meiner 1. Predigt geholfen habe. Ich hielt meine bereits gefertigte Prüfungspredigt über Joh.11, 25.26 ohne irgend einen Unfall. Damit hatte ich den Schritt ins geistliche Amt gethan und dankte Gott, dass es ohne Unfall geschehen war. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0038" n="38"/> entdeckte, dass meine auf das Ausschreiben der Fakultät eingereichte Predigt über 1 Cor.15, 1-11 preisgekrönt war. Mit der Ehrengabe von 100 Gulden konnte ich einige fatale Löcher verstopfen, leider nicht alle. Dem Vater offenbarte ich diese noch offenen Wunden nicht und er forschte auch nicht darnach.</p> <p>Die nächsten Wochen bis zur Prüfung benutzte ich nicht, um nach Höflings Rath Kinder zu unterrichten, denn ich hatte mit mir und einigen Prüfungsfächern noch genug zu thun. In diesen Wochen bestieg ich auch zum ersten Male eine Kanzel. Selbst im homiletischen Semester war ich nicht zum Kanzelvortrage gekommen und als Student den Chorrock anzuziehen hatte ich mich gescheut. In Massweiler, dem weltabgeschiedenen Filialdorfe der Pfarrei Rischweiler wagte ich es zum erstenmale, im Gottesdienste zu fungieren unter Assistenz des Schullehrers Petri, der mich später öfters daran erinnerte, dass er mir bei meiner 1. Predigt geholfen habe. Ich hielt meine bereits gefertigte Prüfungspredigt über Joh.11, 25.26 ohne irgend einen Unfall. Damit hatte ich den Schritt ins geistliche Amt gethan und dankte Gott, dass es ohne Unfall geschehen war.</p> </div> </body> </text> </TEI> [38/0038]
entdeckte, dass meine auf das Ausschreiben der Fakultät eingereichte Predigt über 1 Cor.15, 1-11 preisgekrönt war. Mit der Ehrengabe von 100 Gulden konnte ich einige fatale Löcher verstopfen, leider nicht alle. Dem Vater offenbarte ich diese noch offenen Wunden nicht und er forschte auch nicht darnach.
Die nächsten Wochen bis zur Prüfung benutzte ich nicht, um nach Höflings Rath Kinder zu unterrichten, denn ich hatte mit mir und einigen Prüfungsfächern noch genug zu thun. In diesen Wochen bestieg ich auch zum ersten Male eine Kanzel. Selbst im homiletischen Semester war ich nicht zum Kanzelvortrage gekommen und als Student den Chorrock anzuziehen hatte ich mich gescheut. In Massweiler, dem weltabgeschiedenen Filialdorfe der Pfarrei Rischweiler wagte ich es zum erstenmale, im Gottesdienste zu fungieren unter Assistenz des Schullehrers Petri, der mich später öfters daran erinnerte, dass er mir bei meiner 1. Predigt geholfen habe. Ich hielt meine bereits gefertigte Prüfungspredigt über Joh.11, 25.26 ohne irgend einen Unfall. Damit hatte ich den Schritt ins geistliche Amt gethan und dankte Gott, dass es ohne Unfall geschehen war.
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