Krieger, Ernst: [Lebenserinnerungen des Ernst Krieger]. Um 1907.pflegte und mehrte mein Herbarium sorgfältig, stählte dabei meinen Körper durch die angestrengten Exkursionen, und schärfte meine Beobachtung der Pflanzenwelt und der ganzen Natur. Friedrich Wilhelm Schulz, der Herausgeber der Flora der Pfalz und Bruder meines Pathen, nahm mich als Mitarbeiter an seinen Centurien an, in welchen er seltene und kritisch interessante Pflanzen in getrocknetem Zustande serienweise darbot. Mit besonderem Stolze aber übernahm ich die Mitarbeit an einem Programme der Gewerbeschule, welches die geografisch/geologisch/botanische Beschreibung des Bezirksamtes Zweibrücken enthielt und wovon ich den botanischen Theil erhielt. Eine grössere Ferienreise durfte ich während meiner Gymnasialzeit nicht machen, es blieb bei kleineren Ausflügen. Wie gern wäre ich einmal in die Vorderpfalz und an den Rhein gewandert, aber der Vater hatte für Karl und Lina zu grosse Ausgaben, so dass für mich nichts übrig blieb. Ich wäre mit Wenigem ausgekommen, denn ich konnte im Fusswandern etwas leisten und war gewöhnt, mit knappen Mitteln auszukommen. Hatte ich doch nur 6 Kreuzer (= 17 Pfennige) wöchentliches Taschengeld. Märsche von 10 und 12 Stunden ohne Rast und mit einem Stück Brod als Mittagessen vollführte ich ganz vergnügt. Diese Schulung in körperlicher Anstrengung und Genügsamkeit kam mir in meinem ganzen späteren Leben sehr zu statten. Zu einer Schulung anderer Art half mir das Pensionat der Tante Julie denn ich wurde als Spielkamerad gleichaltriger Mädchen zugelassen und später in die Gesellschaft jüngerer Lehrerinnen und deren Freundinnen herangezogen. Das gab etwas feineren Schliff. Es loderte auch eine kleine Flamme in meinem jungen Herzen auf und hätte die Kleine nicht unvorsichtigerweise mir allen Ernstes zugesetzt, nicht Theologe zu werden, so wär sie vermutlich eine Pfarrfrau geworden anstatt eine alte Jungfer zu werden, mit der ich bis an ihr Ende gute Freundschaft hielt. pflegte und mehrte mein Herbarium sorgfältig, stählte dabei meinen Körper durch die angestrengten Exkursionen, und schärfte meine Beobachtung der Pflanzenwelt und der ganzen Natur. Friedrich Wilhelm Schulz, der Herausgeber der Flora der Pfalz und Bruder meines Pathen, nahm mich als Mitarbeiter an seinen Centurien an, in welchen er seltene und kritisch interessante Pflanzen in getrocknetem Zustande serienweise darbot. Mit besonderem Stolze aber übernahm ich die Mitarbeit an einem Programme der Gewerbeschule, welches die geografisch/geologisch/botanische Beschreibung des Bezirksamtes Zweibrücken enthielt und wovon ich den botanischen Theil erhielt. Eine grössere Ferienreise durfte ich während meiner Gymnasialzeit nicht machen, es blieb bei kleineren Ausflügen. Wie gern wäre ich einmal in die Vorderpfalz und an den Rhein gewandert, aber der Vater hatte für Karl und Lina zu grosse Ausgaben, so dass für mich nichts übrig blieb. Ich wäre mit Wenigem ausgekommen, denn ich konnte im Fusswandern etwas leisten und war gewöhnt, mit knappen Mitteln auszukommen. Hatte ich doch nur 6 Kreuzer (= 17 Pfennige) wöchentliches Taschengeld. Märsche von 10 und 12 Stunden ohne Rast und mit einem Stück Brod als Mittagessen vollführte ich ganz vergnügt. Diese Schulung in körperlicher Anstrengung und Genügsamkeit kam mir in meinem ganzen späteren Leben sehr zu statten. Zu einer Schulung anderer Art half mir das Pensionat der Tante Julie denn ich wurde als Spielkamerad gleichaltriger Mädchen zugelassen und später in die Gesellschaft jüngerer Lehrerinnen und deren Freundinnen herangezogen. Das gab etwas feineren Schliff. Es loderte auch eine kleine Flamme in meinem jungen Herzen auf und hätte die Kleine nicht unvorsichtigerweise mir allen Ernstes zugesetzt, nicht Theologe zu werden, so wär sie vermutlich eine Pfarrfrau geworden anstatt eine alte Jungfer zu werden, mit der ich bis an ihr Ende gute Freundschaft hielt. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0025" n="25"/> pflegte und mehrte mein Herbarium sorgfältig, stählte dabei meinen Körper durch die angestrengten Exkursionen, und schärfte meine Beobachtung der Pflanzenwelt und der ganzen Natur. Friedrich Wilhelm Schulz, der Herausgeber der Flora der Pfalz und Bruder meines Pathen, nahm mich als Mitarbeiter an seinen Centurien an, in welchen er seltene und kritisch interessante Pflanzen in getrocknetem Zustande serienweise darbot. Mit besonderem Stolze aber übernahm ich die Mitarbeit an einem Programme der Gewerbeschule, welches die geografisch/geologisch/botanische Beschreibung des Bezirksamtes Zweibrücken enthielt und wovon ich den botanischen Theil erhielt.</p> <p>Eine grössere Ferienreise durfte ich während meiner Gymnasialzeit nicht machen, es blieb bei kleineren Ausflügen. Wie gern wäre ich einmal in die Vorderpfalz und an den Rhein gewandert, aber der Vater hatte für Karl und Lina zu grosse Ausgaben, so dass für mich nichts übrig blieb. Ich wäre mit Wenigem ausgekommen, denn ich konnte im Fusswandern etwas leisten und war gewöhnt, mit knappen Mitteln auszukommen. Hatte ich doch nur 6 Kreuzer (= 17 Pfennige) wöchentliches Taschengeld. Märsche von 10 und 12 Stunden ohne Rast und mit einem Stück Brod als Mittagessen vollführte ich ganz vergnügt. Diese Schulung in körperlicher Anstrengung und Genügsamkeit kam mir in meinem ganzen späteren Leben sehr zu statten.</p> <p>Zu einer Schulung anderer Art half mir das Pensionat der Tante Julie denn ich wurde als Spielkamerad gleichaltriger Mädchen zugelassen und später in die Gesellschaft jüngerer Lehrerinnen und deren Freundinnen herangezogen. Das gab etwas feineren Schliff. Es loderte auch eine kleine Flamme in meinem jungen Herzen auf und hätte die Kleine nicht unvorsichtigerweise mir allen Ernstes zugesetzt, nicht Theologe zu werden, so wär sie vermutlich eine Pfarrfrau geworden anstatt eine alte Jungfer zu werden, mit der ich bis an ihr Ende gute Freundschaft hielt. </p> </div> </body> </text> </TEI> [25/0025]
pflegte und mehrte mein Herbarium sorgfältig, stählte dabei meinen Körper durch die angestrengten Exkursionen, und schärfte meine Beobachtung der Pflanzenwelt und der ganzen Natur. Friedrich Wilhelm Schulz, der Herausgeber der Flora der Pfalz und Bruder meines Pathen, nahm mich als Mitarbeiter an seinen Centurien an, in welchen er seltene und kritisch interessante Pflanzen in getrocknetem Zustande serienweise darbot. Mit besonderem Stolze aber übernahm ich die Mitarbeit an einem Programme der Gewerbeschule, welches die geografisch/geologisch/botanische Beschreibung des Bezirksamtes Zweibrücken enthielt und wovon ich den botanischen Theil erhielt.
Eine grössere Ferienreise durfte ich während meiner Gymnasialzeit nicht machen, es blieb bei kleineren Ausflügen. Wie gern wäre ich einmal in die Vorderpfalz und an den Rhein gewandert, aber der Vater hatte für Karl und Lina zu grosse Ausgaben, so dass für mich nichts übrig blieb. Ich wäre mit Wenigem ausgekommen, denn ich konnte im Fusswandern etwas leisten und war gewöhnt, mit knappen Mitteln auszukommen. Hatte ich doch nur 6 Kreuzer (= 17 Pfennige) wöchentliches Taschengeld. Märsche von 10 und 12 Stunden ohne Rast und mit einem Stück Brod als Mittagessen vollführte ich ganz vergnügt. Diese Schulung in körperlicher Anstrengung und Genügsamkeit kam mir in meinem ganzen späteren Leben sehr zu statten.
Zu einer Schulung anderer Art half mir das Pensionat der Tante Julie denn ich wurde als Spielkamerad gleichaltriger Mädchen zugelassen und später in die Gesellschaft jüngerer Lehrerinnen und deren Freundinnen herangezogen. Das gab etwas feineren Schliff. Es loderte auch eine kleine Flamme in meinem jungen Herzen auf und hätte die Kleine nicht unvorsichtigerweise mir allen Ernstes zugesetzt, nicht Theologe zu werden, so wär sie vermutlich eine Pfarrfrau geworden anstatt eine alte Jungfer zu werden, mit der ich bis an ihr Ende gute Freundschaft hielt.
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