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Kretzer, Max: Meister Timpe. Berlin, 1888.

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"Werda" eines Postens anhörte, auf das unter allen Um¬
ständen eine Antwort erfolgen muß. Und Franz stand steif
und gerade wie ein Gardist dabei, der sich auf dem Parade¬
felde befindet und eine feierliche Miene zeigt, gab sich alle
Mühe bei dem jedesmaligen Angriff von Herrn Urban's
Zeigefinger auf seine Brust nicht zu wanken, und beantwortete
jede Kardinalfrage mit den Vertrauen erweckenden Worten:

"Großartig" . . . . "Ausgezeichnet . . . . "Das wird
'was werden!"

Herr Ferdinand Friedrich Urban war glücklich; und er
konnte nicht leugnen, daß seine Sympathie für den Sohn
seines Nachbarn bedeutend gestiegen und daß er auf dem
besten Wege sei, immer mehr gute, wohlthuende Seiten an
ihm zu entdecken. Dieser junge Mann besaß das richtige
Verständniß für seine Pläne, denn er war groß geworden in¬
mitten von Artikeln, die er, Urban, dereinst ebenfalls zu pro¬
duziren gedachte. Das leuchtete ihm ein.

"Wir machen Alle todt," sagte er zum Schluß, während
die flache Hand wie die Schneide eines Schwertes durch die
Luft fuhr, als sollte diese Bewegung die Symbolik seiner
Worte bilden. Mit diesem "Alle" meinte er die Konkurrenten.

"Keine Frage, Herr Urban, wir machen Alle todt", be¬
stätigte der junge Mann mit einem Ernste, der eine er¬
schütternde Tragikomik enthielt.

Unbewußt glitt sein Blick nach dem kleinen Häuschen
des Vaters hinüber, aus dessen Schornstein blauer Rauch
kerzengerade wie eine Segnung des Friedens zum Himmel
stieg; und ebenso gleichgültig ahnungslos glitt sein Blick
wieder zurück zu seinem Chef, der den herankommenden
Damen entgegentrat.

„Werda“ eines Poſtens anhörte, auf das unter allen Um¬
ſtänden eine Antwort erfolgen muß. Und Franz ſtand ſteif
und gerade wie ein Gardiſt dabei, der ſich auf dem Parade¬
felde befindet und eine feierliche Miene zeigt, gab ſich alle
Mühe bei dem jedesmaligen Angriff von Herrn Urban's
Zeigefinger auf ſeine Bruſt nicht zu wanken, und beantwortete
jede Kardinalfrage mit den Vertrauen erweckenden Worten:

„Großartig“ . . . . „Ausgezeichnet . . . . „Das wird
'was werden!“

Herr Ferdinand Friedrich Urban war glücklich; und er
konnte nicht leugnen, daß ſeine Sympathie für den Sohn
ſeines Nachbarn bedeutend geſtiegen und daß er auf dem
beſten Wege ſei, immer mehr gute, wohlthuende Seiten an
ihm zu entdecken. Dieſer junge Mann beſaß das richtige
Verſtändniß für ſeine Pläne, denn er war groß geworden in¬
mitten von Artikeln, die er, Urban, dereinſt ebenfalls zu pro¬
duziren gedachte. Das leuchtete ihm ein.

„Wir machen Alle todt,“ ſagte er zum Schluß, während
die flache Hand wie die Schneide eines Schwertes durch die
Luft fuhr, als ſollte dieſe Bewegung die Symbolik ſeiner
Worte bilden. Mit dieſem „Alle“ meinte er die Konkurrenten.

„Keine Frage, Herr Urban, wir machen Alle todt“, be¬
ſtätigte der junge Mann mit einem Ernſte, der eine er¬
ſchütternde Tragikomik enthielt.

Unbewußt glitt ſein Blick nach dem kleinen Häuschen
des Vaters hinüber, aus deſſen Schornſtein blauer Rauch
kerzengerade wie eine Segnung des Friedens zum Himmel
ſtieg; und ebenſo gleichgültig ahnungslos glitt ſein Blick
wieder zurück zu ſeinem Chef, der den herankommenden
Damen entgegentrat.

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[66/0078] „Werda“ eines Poſtens anhörte, auf das unter allen Um¬ ſtänden eine Antwort erfolgen muß. Und Franz ſtand ſteif und gerade wie ein Gardiſt dabei, der ſich auf dem Parade¬ felde befindet und eine feierliche Miene zeigt, gab ſich alle Mühe bei dem jedesmaligen Angriff von Herrn Urban's Zeigefinger auf ſeine Bruſt nicht zu wanken, und beantwortete jede Kardinalfrage mit den Vertrauen erweckenden Worten: „Großartig“ . . . . „Ausgezeichnet . . . . „Das wird 'was werden!“ Herr Ferdinand Friedrich Urban war glücklich; und er konnte nicht leugnen, daß ſeine Sympathie für den Sohn ſeines Nachbarn bedeutend geſtiegen und daß er auf dem beſten Wege ſei, immer mehr gute, wohlthuende Seiten an ihm zu entdecken. Dieſer junge Mann beſaß das richtige Verſtändniß für ſeine Pläne, denn er war groß geworden in¬ mitten von Artikeln, die er, Urban, dereinſt ebenfalls zu pro¬ duziren gedachte. Das leuchtete ihm ein. „Wir machen Alle todt,“ ſagte er zum Schluß, während die flache Hand wie die Schneide eines Schwertes durch die Luft fuhr, als ſollte dieſe Bewegung die Symbolik ſeiner Worte bilden. Mit dieſem „Alle“ meinte er die Konkurrenten. „Keine Frage, Herr Urban, wir machen Alle todt“, be¬ ſtätigte der junge Mann mit einem Ernſte, der eine er¬ ſchütternde Tragikomik enthielt. Unbewußt glitt ſein Blick nach dem kleinen Häuschen des Vaters hinüber, aus deſſen Schornſtein blauer Rauch kerzengerade wie eine Segnung des Friedens zum Himmel ſtieg; und ebenſo gleichgültig ahnungslos glitt ſein Blick wieder zurück zu ſeinem Chef, der den herankommenden Damen entgegentrat.

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Zitationshilfe: Kretzer, Max: Meister Timpe. Berlin, 1888, S. 66. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kretzer_timpe_1888/78>, abgerufen am 25.11.2024.