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Kretzer, Max: Meister Timpe. Berlin, 1888.

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Person seitens seines Chefs, bereitwillig Antwort gegeben
hatte, beeilte sich Urban mit einem sehr plötzlich hinge¬
worfenen "Wie?" .... "So, so", ... "Ach!" seine Vor¬
liebe für Anwendung von Interjektionen zu beweisen. Nach
einer erhaltenen Auskunft fuhr dann verstohlen ein blitz¬
artiges Lächeln über seine Züge, die rechte Hand rückte nervös
an der Brille und die Nase beschrieb die bekannten Kreise
und Linien in der Luft.

Einige Schritte hinter ihnen gingen Arm in Arm neben
Frau Urban deren Tochter und Therese. Auf Emma hatte
das plötzliche Dazwischentreten ihres Stiefvaters einen wenig
günstigen Eindruck gemacht, wie immer, wenn sie ihn erblickte
und er seine Ungenirtheit hervorkehrte.

"Wie Dein Mann dazu kommt, mich nach unserer so
kurzen Bekanntschaft als "mein Kind" anzureden, ist mir un¬
verständlich, Mama", sagte sie malitiös, und doch mit einem
Anflug von Humor, der ihrer Freundin Veranlassung gab,
leise zu kichern.

Frau Urban jedoch fand diese Aeußerung nicht passend.
Sie liebte ihre jüngste Tochter mehr wie die anderen Kinder,
mußte aber nur zu oft erleben, daß dieselbe sich durchaus
nicht in Dinge fügen wollte, deren Anerkennung zum allge¬
meinen Hausfrieden nöthig war.

Sie sagte daher wohlmeinend:

"Ich habe Dich bereits mehrmals gebeten, wenn Du von
Herrn Urban zu mir sprichst, die ganz unschicklichen Worte
"Dein Mann" nicht mehr anzuwenden. Du wirst Dir auf
die Dauer die Bezeichnung "Papa" trotz Deiner Abneigung
aneignen müssen."

Perſon ſeitens ſeines Chefs, bereitwillig Antwort gegeben
hatte, beeilte ſich Urban mit einem ſehr plötzlich hinge¬
worfenen „Wie?“ .... „So, ſo“, ... „Ach!“ ſeine Vor¬
liebe für Anwendung von Interjektionen zu beweiſen. Nach
einer erhaltenen Auskunft fuhr dann verſtohlen ein blitz¬
artiges Lächeln über ſeine Züge, die rechte Hand rückte nervös
an der Brille und die Naſe beſchrieb die bekannten Kreiſe
und Linien in der Luft.

Einige Schritte hinter ihnen gingen Arm in Arm neben
Frau Urban deren Tochter und Thereſe. Auf Emma hatte
das plötzliche Dazwiſchentreten ihres Stiefvaters einen wenig
günſtigen Eindruck gemacht, wie immer, wenn ſie ihn erblickte
und er ſeine Ungenirtheit hervorkehrte.

„Wie Dein Mann dazu kommt, mich nach unſerer ſo
kurzen Bekanntſchaft als „mein Kind“ anzureden, iſt mir un¬
verſtändlich, Mama“, ſagte ſie malitiös, und doch mit einem
Anflug von Humor, der ihrer Freundin Veranlaſſung gab,
leiſe zu kichern.

Frau Urban jedoch fand dieſe Aeußerung nicht paſſend.
Sie liebte ihre jüngſte Tochter mehr wie die anderen Kinder,
mußte aber nur zu oft erleben, daß dieſelbe ſich durchaus
nicht in Dinge fügen wollte, deren Anerkennung zum allge¬
meinen Hausfrieden nöthig war.

Sie ſagte daher wohlmeinend:

„Ich habe Dich bereits mehrmals gebeten, wenn Du von
Herrn Urban zu mir ſprichſt, die ganz unſchicklichen Worte
„Dein Mann“ nicht mehr anzuwenden. Du wirſt Dir auf
die Dauer die Bezeichnung „Papa“ trotz Deiner Abneigung
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[62/0074] Perſon ſeitens ſeines Chefs, bereitwillig Antwort gegeben hatte, beeilte ſich Urban mit einem ſehr plötzlich hinge¬ worfenen „Wie?“ .... „So, ſo“, ... „Ach!“ ſeine Vor¬ liebe für Anwendung von Interjektionen zu beweiſen. Nach einer erhaltenen Auskunft fuhr dann verſtohlen ein blitz¬ artiges Lächeln über ſeine Züge, die rechte Hand rückte nervös an der Brille und die Naſe beſchrieb die bekannten Kreiſe und Linien in der Luft. Einige Schritte hinter ihnen gingen Arm in Arm neben Frau Urban deren Tochter und Thereſe. Auf Emma hatte das plötzliche Dazwiſchentreten ihres Stiefvaters einen wenig günſtigen Eindruck gemacht, wie immer, wenn ſie ihn erblickte und er ſeine Ungenirtheit hervorkehrte. „Wie Dein Mann dazu kommt, mich nach unſerer ſo kurzen Bekanntſchaft als „mein Kind“ anzureden, iſt mir un¬ verſtändlich, Mama“, ſagte ſie malitiös, und doch mit einem Anflug von Humor, der ihrer Freundin Veranlaſſung gab, leiſe zu kichern. Frau Urban jedoch fand dieſe Aeußerung nicht paſſend. Sie liebte ihre jüngſte Tochter mehr wie die anderen Kinder, mußte aber nur zu oft erleben, daß dieſelbe ſich durchaus nicht in Dinge fügen wollte, deren Anerkennung zum allge¬ meinen Hausfrieden nöthig war. Sie ſagte daher wohlmeinend: „Ich habe Dich bereits mehrmals gebeten, wenn Du von Herrn Urban zu mir ſprichſt, die ganz unſchicklichen Worte „Dein Mann“ nicht mehr anzuwenden. Du wirſt Dir auf die Dauer die Bezeichnung „Papa“ trotz Deiner Abneigung aneignen müſſen.“

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Zitationshilfe: Kretzer, Max: Meister Timpe. Berlin, 1888, S. 62. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kretzer_timpe_1888/74>, abgerufen am 25.11.2024.