Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Kretzer, Max: Meister Timpe. Berlin, 1888.

Bild:
<< vorherige Seite

Eigenschaften. Und die besten Freunde sind schon zu Tod¬
feinden geworden, weil der eine eines Tages mehr besaß, als
der andere. Und was im Kleinen nicht geht, wollen Sie im
Großen vollführen? . . . . Die Monarchie soll sich der
Schwachen und Bedrückten annehmen! Ich bin gut königs¬
treu -- also reden wir nicht mehr darüber."

Beyer schüttelte mit dem Kopf. "Ihre Glaubenstreue
ist zu bewundern," sagte er dann; "aber Meister, Meister,
ich sage Ihnen, Sie werden einmal anders denken. Sie
gehem noch in unser Lager über. Und die Ord¬
nung dieser Welt, wie Sie es nannten, wird das zu Wege
bringen."

Timpe machte eine abwehrende Bewegung. "Niemals!"

"Doch Meister --" Mit diesen Worten verschwand der
Altgeselle und ließ Timpe sinnend zurück.


Eigenſchaften. Und die beſten Freunde ſind ſchon zu Tod¬
feinden geworden, weil der eine eines Tages mehr beſaß, als
der andere. Und was im Kleinen nicht geht, wollen Sie im
Großen vollführen? . . . . Die Monarchie ſoll ſich der
Schwachen und Bedrückten annehmen! Ich bin gut königs¬
treu — alſo reden wir nicht mehr darüber.“

Beyer ſchüttelte mit dem Kopf. „Ihre Glaubenstreue
iſt zu bewundern,“ ſagte er dann; „aber Meiſter, Meiſter,
ich ſage Ihnen, Sie werden einmal anders denken. Sie
gehem noch in unſer Lager über. Und die Ord¬
nung dieſer Welt, wie Sie es nannten, wird das zu Wege
bringen.“

Timpe machte eine abwehrende Bewegung. „Niemals!“

„Doch Meiſter —“ Mit dieſen Worten verſchwand der
Altgeſelle und ließ Timpe ſinnend zurück.


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0183" n="171"/>
Eigen&#x017F;chaften. Und die be&#x017F;ten Freunde &#x017F;ind &#x017F;chon zu Tod¬<lb/>
feinden geworden, weil der eine eines Tages mehr be&#x017F;aß, als<lb/>
der andere. Und was im Kleinen nicht geht, wollen Sie im<lb/>
Großen vollführen? . . . . Die Monarchie &#x017F;oll &#x017F;ich der<lb/>
Schwachen und Bedrückten annehmen! Ich bin gut königs¬<lb/>
treu &#x2014; al&#x017F;o reden wir nicht mehr darüber.&#x201C;</p><lb/>
        <p>Beyer &#x017F;chüttelte mit dem Kopf. &#x201E;Ihre Glaubenstreue<lb/>
i&#x017F;t zu bewundern,&#x201C; &#x017F;agte er dann; &#x201E;aber Mei&#x017F;ter, Mei&#x017F;ter,<lb/>
ich &#x017F;age Ihnen, Sie werden einmal anders denken. Sie<lb/>
gehem noch in un&#x017F;er Lager über. Und die Ord¬<lb/>
nung die&#x017F;er Welt, wie Sie es nannten, wird das zu Wege<lb/>
bringen.&#x201C;</p><lb/>
        <p>Timpe machte eine abwehrende Bewegung. &#x201E;Niemals!&#x201C;</p><lb/>
        <p>&#x201E;Doch Mei&#x017F;ter &#x2014;&#x201C; Mit die&#x017F;en Worten ver&#x017F;chwand der<lb/>
Altge&#x017F;elle und ließ Timpe &#x017F;innend zurück.</p><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[171/0183] Eigenſchaften. Und die beſten Freunde ſind ſchon zu Tod¬ feinden geworden, weil der eine eines Tages mehr beſaß, als der andere. Und was im Kleinen nicht geht, wollen Sie im Großen vollführen? . . . . Die Monarchie ſoll ſich der Schwachen und Bedrückten annehmen! Ich bin gut königs¬ treu — alſo reden wir nicht mehr darüber.“ Beyer ſchüttelte mit dem Kopf. „Ihre Glaubenstreue iſt zu bewundern,“ ſagte er dann; „aber Meiſter, Meiſter, ich ſage Ihnen, Sie werden einmal anders denken. Sie gehem noch in unſer Lager über. Und die Ord¬ nung dieſer Welt, wie Sie es nannten, wird das zu Wege bringen.“ Timpe machte eine abwehrende Bewegung. „Niemals!“ „Doch Meiſter —“ Mit dieſen Worten verſchwand der Altgeſelle und ließ Timpe ſinnend zurück.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/kretzer_timpe_1888
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/kretzer_timpe_1888/183
Zitationshilfe: Kretzer, Max: Meister Timpe. Berlin, 1888, S. 171. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kretzer_timpe_1888/183>, abgerufen am 22.11.2024.