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Kretzer, Max: Meister Timpe. Berlin, 1888.

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Aeußeren so vortrefflich in das gehörige Licht zu bringen, daß
Frau Häberlein, die junge und geistreiche Gattin des Tuch¬
händlers, zu der Gastgeberin die inhaltschwere Bemerkung
machte: "Man sieht doch bei einem jungen Manne auf den
ersten Blick, was die Erziehung macht. Ein liebenswürdiger,
netter Mensch!"

Wenn das Timpe, der Aelteste gehört hätte!

Die Lebensgefährtin des Weingroßhändlers. Frau Rose
(ihr Mann hatte, als er aus Paris zurückgekehrt war, es für
vortheilhafter gehalten, seinen echt deutschen Namen durch
das Hinzufügen eines Zeichens in einen französischen zu ver¬
wandeln), lobte seinen schönen Wuchs. Zum Schluß ver¬
mochte auch die Frau Rentiere mit ihrer Bewunderung nicht
zurückzuhalten.

"Er sieht wie ein junger Fähnrich aus", sagte sie zu
Frau Urban gewendet.

Frau Ramm lachte bei dieser Bemerkung hörbar hinter
ihrem Fächer.

"Er stammt gewiß aus gutem Hause, nicht wahr meine
Liebe?" fragte Frau Häberlein, worauf sich hinter dem
Riesenfächer ein diesmal verstärkteres Lachen vernehmen ließ.
Da Frau Ramm durch ihre Tochter Therese bereits erfahren
hatte, welche Begünstigung Franzen in diesem Hause zu Theil
wurde und sie sich dabei der Zurücksetzung ihres Sohnes von
Seiten Berthas erinnerte, so brachte sie Timpe junior gerade
keine Sympathie entgegen.

"Er ist weder das Eine, noch das Andere", erwiderte
Frau Urban. "Seine Eltern sind einfache Handwerksleute,
die es mit der Zeit zu einem gewissen Wohlstand gebracht
haben und in Folge dessen alles aufwenden, um ihrem ein¬

Aeußeren ſo vortrefflich in das gehörige Licht zu bringen, daß
Frau Häberlein, die junge und geiſtreiche Gattin des Tuch¬
händlers, zu der Gaſtgeberin die inhaltſchwere Bemerkung
machte: „Man ſieht doch bei einem jungen Manne auf den
erſten Blick, was die Erziehung macht. Ein liebenswürdiger,
netter Menſch!“

Wenn das Timpe, der Aelteſte gehört hätte!

Die Lebensgefährtin des Weingroßhändlers. Frau Roſé
(ihr Mann hatte, als er aus Paris zurückgekehrt war, es für
vortheilhafter gehalten, ſeinen echt deutſchen Namen durch
das Hinzufügen eines Zeichens in einen franzöſiſchen zu ver¬
wandeln), lobte ſeinen ſchönen Wuchs. Zum Schluß ver¬
mochte auch die Frau Rentiere mit ihrer Bewunderung nicht
zurückzuhalten.

„Er ſieht wie ein junger Fähnrich aus“, ſagte ſie zu
Frau Urban gewendet.

Frau Ramm lachte bei dieſer Bemerkung hörbar hinter
ihrem Fächer.

„Er ſtammt gewiß aus gutem Hauſe, nicht wahr meine
Liebe?“ fragte Frau Häberlein, worauf ſich hinter dem
Rieſenfächer ein diesmal verſtärkteres Lachen vernehmen ließ.
Da Frau Ramm durch ihre Tochter Thereſe bereits erfahren
hatte, welche Begünſtigung Franzen in dieſem Hauſe zu Theil
wurde und ſie ſich dabei der Zurückſetzung ihres Sohnes von
Seiten Berthas erinnerte, ſo brachte ſie Timpe junior gerade
keine Sympathie entgegen.

„Er iſt weder das Eine, noch das Andere“, erwiderte
Frau Urban. „Seine Eltern ſind einfache Handwerksleute,
die es mit der Zeit zu einem gewiſſen Wohlſtand gebracht
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[114/0126] Aeußeren ſo vortrefflich in das gehörige Licht zu bringen, daß Frau Häberlein, die junge und geiſtreiche Gattin des Tuch¬ händlers, zu der Gaſtgeberin die inhaltſchwere Bemerkung machte: „Man ſieht doch bei einem jungen Manne auf den erſten Blick, was die Erziehung macht. Ein liebenswürdiger, netter Menſch!“ Wenn das Timpe, der Aelteſte gehört hätte! Die Lebensgefährtin des Weingroßhändlers. Frau Roſé (ihr Mann hatte, als er aus Paris zurückgekehrt war, es für vortheilhafter gehalten, ſeinen echt deutſchen Namen durch das Hinzufügen eines Zeichens in einen franzöſiſchen zu ver¬ wandeln), lobte ſeinen ſchönen Wuchs. Zum Schluß ver¬ mochte auch die Frau Rentiere mit ihrer Bewunderung nicht zurückzuhalten. „Er ſieht wie ein junger Fähnrich aus“, ſagte ſie zu Frau Urban gewendet. Frau Ramm lachte bei dieſer Bemerkung hörbar hinter ihrem Fächer. „Er ſtammt gewiß aus gutem Hauſe, nicht wahr meine Liebe?“ fragte Frau Häberlein, worauf ſich hinter dem Rieſenfächer ein diesmal verſtärkteres Lachen vernehmen ließ. Da Frau Ramm durch ihre Tochter Thereſe bereits erfahren hatte, welche Begünſtigung Franzen in dieſem Hauſe zu Theil wurde und ſie ſich dabei der Zurückſetzung ihres Sohnes von Seiten Berthas erinnerte, ſo brachte ſie Timpe junior gerade keine Sympathie entgegen. „Er iſt weder das Eine, noch das Andere“, erwiderte Frau Urban. „Seine Eltern ſind einfache Handwerksleute, die es mit der Zeit zu einem gewiſſen Wohlſtand gebracht haben und in Folge deſſen alles aufwenden, um ihrem ein¬

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Zitationshilfe: Kretzer, Max: Meister Timpe. Berlin, 1888, S. 114. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kretzer_timpe_1888/126>, abgerufen am 22.11.2024.