Kraus, Otto: Der Professorenroman. In: Zeitfragen des christlichen Volkslebens/ Band IX. Heft 4 (1884).und kocht ihr "gesalzenen Mehlbrei". Uebrigens ist die Frau und kocht ihr „geſalzenen Mehlbrei‟. Uebrigens iſt die Frau <TEI> <text> <body> <p><pb facs="#f0023" n="23 215"/> und kocht ihr „geſalzenen Mehlbrei‟. Uebrigens iſt die Frau<lb/> des Centurio nicht allein in die Wildniß gegangen. Sie hat ihr<lb/> Windſpiel „Jambe‟ mitgenommen; aber die Freude an dieſem<lb/> Schoßhündchen ſollte ihr nicht lange bleiben. Das Windſpiel hat<lb/> im rauhen Geklüft ſein Beinchen gebrochen, auch eine innere Ver-<lb/> letzung erlitten. Das ſonſt ſo kühle Näschen war ſehr heiß ge-<lb/> worden. Der Hund krepirt. Darüber iſt Sirona ſehr betrübt;<lb/> wäre ſie doch wieder in Gallien, in der Heimath Jambens!! Von<lb/> Sirona erfährt Paulus, daß das von ihm übernommene Ver-<lb/> brechen gar nicht exiſtirt, ja die ſchöne Gallierin meint bei ihrer<lb/> mangelhaften Kenntniß des Veſtacultes, daß keine Veſtalin ſich<lb/> der Gunſt zu ſchämen brauche, die ſie dem Hermas erwieſen. —<lb/> Die Stille der Gebirgswüſte wird plötzlich durch den zweiten<lb/> Liebhaber der Sirona, den Sohn des Senators, unterbrochen.<lb/> Paulus muß aus dem Munde dieſes Mannes ſolche Reden hören,<lb/> daß er dem Ruheſtörer eine ziemlich deutliche Drohung bezüglich<lb/> ſeiner zur Zeit noch heilen Knochen zu Theil werden läßt. Es<lb/> kommt auch wirklich zu einer Balgerei, bei der der jüngere Mann<lb/> von dem alten Turner dermaßen zu Boden geſchleudert wird,<lb/> daß er bald die Beſinnung verliert. — Um Kleider zur Reiſe<lb/> nach Alexandrien für Sirona zu holen, begibt ſich Paulus vom<lb/> Platze der improviſirten Paläſtra weg. Jn ihrer Einſamkeit ver-<lb/> richtet die Gallierin knieend das, was der Verfaſſer ein Gebet an<lb/> den Gott der Chriſten nennt. Der Anfang lautet: „Du armer,<lb/> guter Gottesſohn, du weißt wie es thut, wenn einen alle Menſchen<lb/> mit Unrecht verdammen und du kannſt mich gewiß verſtehen, wenn<lb/> ich dir ſage, wie weh mir um’s Herz iſt. — — Jch habe wohl<lb/> manche Thorheit verübt, aber eine Sünde begangen, eine rechte<lb/> Sünde, hab’ ich gewiß nicht.‟ Dann fragt ſie, ob ſie wirklich<lb/> des Centurio echtes und rechtes Weib ſei. „Als Kind hatte ich<lb/> Furcht vor den Fröſchen. Das wußten die andern Geſchwiſter<lb/> und einmal legte mir mein Bruder Licinius einen großen, den<lb/> er gefangen, auf den bloßen Hals. Da ſchauerte ich zuſammen<lb/> und ſchrie laut auf, denn das war ſo abſcheulich feucht und kalt,<lb/> ich kann’s nicht beſchreiben. Und ſo, gerade ſo iſt’s mir ſeit<lb/> jenen Tagen in Rom immer geweſen, wenn mich Phöbicius (ihr<lb/></p> </body> </text> </TEI> [23 215/0023]
und kocht ihr „geſalzenen Mehlbrei‟. Uebrigens iſt die Frau
des Centurio nicht allein in die Wildniß gegangen. Sie hat ihr
Windſpiel „Jambe‟ mitgenommen; aber die Freude an dieſem
Schoßhündchen ſollte ihr nicht lange bleiben. Das Windſpiel hat
im rauhen Geklüft ſein Beinchen gebrochen, auch eine innere Ver-
letzung erlitten. Das ſonſt ſo kühle Näschen war ſehr heiß ge-
worden. Der Hund krepirt. Darüber iſt Sirona ſehr betrübt;
wäre ſie doch wieder in Gallien, in der Heimath Jambens!! Von
Sirona erfährt Paulus, daß das von ihm übernommene Ver-
brechen gar nicht exiſtirt, ja die ſchöne Gallierin meint bei ihrer
mangelhaften Kenntniß des Veſtacultes, daß keine Veſtalin ſich
der Gunſt zu ſchämen brauche, die ſie dem Hermas erwieſen. —
Die Stille der Gebirgswüſte wird plötzlich durch den zweiten
Liebhaber der Sirona, den Sohn des Senators, unterbrochen.
Paulus muß aus dem Munde dieſes Mannes ſolche Reden hören,
daß er dem Ruheſtörer eine ziemlich deutliche Drohung bezüglich
ſeiner zur Zeit noch heilen Knochen zu Theil werden läßt. Es
kommt auch wirklich zu einer Balgerei, bei der der jüngere Mann
von dem alten Turner dermaßen zu Boden geſchleudert wird,
daß er bald die Beſinnung verliert. — Um Kleider zur Reiſe
nach Alexandrien für Sirona zu holen, begibt ſich Paulus vom
Platze der improviſirten Paläſtra weg. Jn ihrer Einſamkeit ver-
richtet die Gallierin knieend das, was der Verfaſſer ein Gebet an
den Gott der Chriſten nennt. Der Anfang lautet: „Du armer,
guter Gottesſohn, du weißt wie es thut, wenn einen alle Menſchen
mit Unrecht verdammen und du kannſt mich gewiß verſtehen, wenn
ich dir ſage, wie weh mir um’s Herz iſt. — — Jch habe wohl
manche Thorheit verübt, aber eine Sünde begangen, eine rechte
Sünde, hab’ ich gewiß nicht.‟ Dann fragt ſie, ob ſie wirklich
des Centurio echtes und rechtes Weib ſei. „Als Kind hatte ich
Furcht vor den Fröſchen. Das wußten die andern Geſchwiſter
und einmal legte mir mein Bruder Licinius einen großen, den
er gefangen, auf den bloßen Hals. Da ſchauerte ich zuſammen
und ſchrie laut auf, denn das war ſo abſcheulich feucht und kalt,
ich kann’s nicht beſchreiben. Und ſo, gerade ſo iſt’s mir ſeit
jenen Tagen in Rom immer geweſen, wenn mich Phöbicius (ihr
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Zitationshilfe: | Kraus, Otto: Der Professorenroman. In: Zeitfragen des christlichen Volkslebens/ Band IX. Heft 4 (1884), S. 23 215. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kraus_professorenroman_1884/23>, abgerufen am 07.07.2024. |