wird die Basis des Halses breiter, welcher Vortheil in der wach- senden Schwere seine Grenze hat.
Die schnellen und so sehr schulterfreien Racepferde sind die schmalhalsigsten.
An das Armbein ist der Vorarm vermittelst des Ellen- bogengelenks angesetzt. Der Vorarm besteht aus dem Vor- armbeine und dem Ellenbogenbeine. Dieses ragt mit einer Verlängerung, dem Ellenbogenhöcker, hinten weit über das Gelenk hinaus. Einige Schriftsteller legen auf die Länge dieses überragenden Theiles einen sehr bedeutenden Werth. Sie wollen den ganzen Vorarm als einen ungleicharmigen Hebel, das Schien- bein als die Last, den Vorarm als den langen, den Ellenbogen als den kurzen Arm, das Gelenk aber als Stützpunkt betrachtet wissen, und stellen die Behauptung auf, dass, da die Last um so leichter gehoben wird, je weiter die Kraft vom Stützpunkt entfernt ist, die Länge des Ellenbogenhöckers über die Leichtigkeit der Erhe- bung des Beines entscheiden müsse. Diese Behauptung würde richtig sein, wenn nicht die Heraufzieher des Vorarms (Beuger) vorn, die Herabzieher (Strecker) hingegen hinten (den Ellenbogen zu ihrem Hauptansatzpunkte) ihren Sitz hätten. Die Länge dieses Höckers wird mithin wohl einen Einfluss auf das feste Niedersetzen des Beines haben, die Stärke der Muskelbündel des Vorarms hin- gegen mehr das Zeichen für die kräftige Hebung sein.
Die Länge des Vorarms im Verhältniss zum vorderen Schien- beine, mit dem es durch das Knie in fortlaufender Richtung verbunden ist, gestaltet sich in demselben Verhältnisse, wie das Schenkelbein zu dem hinteren Schienbeine. Die grössere Länge wird vortheilhaft auf die Weite der Bewegung wirken. Der Vor- arm wird aber mit der wachsenden Länge einer stärkeren Mus- kulatur bedürfen, weil Länge und Stärke in umgekehrtem Ver- hältnisse stehen.
Ueber das vordere Kniegelenk (Hufwurzelgelenk), Schienbein etc. gehen wir hinweg, weil diese Theile durch ihre freie Lage und die Menge der daran vorkommenden Fehler u. s. w. gewiss schon jedem hinreichenden Stoff zum Nachdenken und Ver- anlassung gegeben haben, ihre Verhältnisse näher zu prüfen. Da- gegen erlaube ich mir einige Worte über die Fessel hinzuzufügen. Sie entscheidet bedeutend über Schnelligkeit, Räumigkeit und
Ueber das Exterieur und den Gang des Pferdes.
wird die Basis des Halses breiter, welcher Vortheil in der wach- senden Schwere seine Grenze hat.
Die schnellen und so sehr schulterfreien Racepferde sind die schmalhalsigsten.
An das Armbein ist der Vorarm vermittelst des Ellen- bogengelenks angesetzt. Der Vorarm besteht aus dem Vor- armbeine und dem Ellenbogenbeine. Dieses ragt mit einer Verlängerung, dem Ellenbogenhöcker, hinten weit über das Gelenk hinaus. Einige Schriftsteller legen auf die Länge dieses überragenden Theiles einen sehr bedeutenden Werth. Sie wollen den ganzen Vorarm als einen ungleicharmigen Hebel, das Schien- bein als die Last, den Vorarm als den langen, den Ellenbogen als den kurzen Arm, das Gelenk aber als Stützpunkt betrachtet wissen, und stellen die Behauptung auf, dass, da die Last um so leichter gehoben wird, je weiter die Kraft vom Stützpunkt entfernt ist, die Länge des Ellenbogenhöckers über die Leichtigkeit der Erhe- bung des Beines entscheiden müsse. Diese Behauptung würde richtig sein, wenn nicht die Heraufzieher des Vorarms (Beuger) vorn, die Herabzieher (Strecker) hingegen hinten (den Ellenbogen zu ihrem Hauptansatzpunkte) ihren Sitz hätten. Die Länge dieses Höckers wird mithin wohl einen Einfluss auf das feste Niedersetzen des Beines haben, die Stärke der Muskelbündel des Vorarms hin- gegen mehr das Zeichen für die kräftige Hebung sein.
Die Länge des Vorarms im Verhältniss zum vorderen Schien- beine, mit dem es durch das Knie in fortlaufender Richtung verbunden ist, gestaltet sich in demselben Verhältnisse, wie das Schenkelbein zu dem hinteren Schienbeine. Die grössere Länge wird vortheilhaft auf die Weite der Bewegung wirken. Der Vor- arm wird aber mit der wachsenden Länge einer stärkeren Mus- kulatur bedürfen, weil Länge und Stärke in umgekehrtem Ver- hältnisse stehen.
Ueber das vordere Kniegelenk (Hufwurzelgelenk), Schienbein etc. gehen wir hinweg, weil diese Theile durch ihre freie Lage und die Menge der daran vorkommenden Fehler u. s. w. gewiss schon jedem hinreichenden Stoff zum Nachdenken und Ver- anlassung gegeben haben, ihre Verhältnisse näher zu prüfen. Da- gegen erlaube ich mir einige Worte über die Fessel hinzuzufügen. Sie entscheidet bedeutend über Schnelligkeit, Räumigkeit und
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[11/0033]
Ueber das Exterieur und den Gang des Pferdes.
wird die Basis des Halses breiter, welcher Vortheil in der wach-
senden Schwere seine Grenze hat.
Die schnellen und so sehr schulterfreien Racepferde sind die
schmalhalsigsten.
An das Armbein ist der Vorarm vermittelst des Ellen-
bogengelenks angesetzt. Der Vorarm besteht aus dem Vor-
armbeine und dem Ellenbogenbeine. Dieses ragt mit einer
Verlängerung, dem Ellenbogenhöcker, hinten weit über das
Gelenk hinaus. Einige Schriftsteller legen auf die Länge dieses
überragenden Theiles einen sehr bedeutenden Werth. Sie wollen
den ganzen Vorarm als einen ungleicharmigen Hebel, das Schien-
bein als die Last, den Vorarm als den langen, den Ellenbogen als
den kurzen Arm, das Gelenk aber als Stützpunkt betrachtet wissen,
und stellen die Behauptung auf, dass, da die Last um so leichter
gehoben wird, je weiter die Kraft vom Stützpunkt entfernt ist,
die Länge des Ellenbogenhöckers über die Leichtigkeit der Erhe-
bung des Beines entscheiden müsse. Diese Behauptung würde
richtig sein, wenn nicht die Heraufzieher des Vorarms (Beuger)
vorn, die Herabzieher (Strecker) hingegen hinten (den Ellenbogen
zu ihrem Hauptansatzpunkte) ihren Sitz hätten. Die Länge dieses
Höckers wird mithin wohl einen Einfluss auf das feste Niedersetzen
des Beines haben, die Stärke der Muskelbündel des Vorarms hin-
gegen mehr das Zeichen für die kräftige Hebung sein.
Die Länge des Vorarms im Verhältniss zum vorderen Schien-
beine, mit dem es durch das Knie in fortlaufender Richtung
verbunden ist, gestaltet sich in demselben Verhältnisse, wie das
Schenkelbein zu dem hinteren Schienbeine. Die grössere Länge
wird vortheilhaft auf die Weite der Bewegung wirken. Der Vor-
arm wird aber mit der wachsenden Länge einer stärkeren Mus-
kulatur bedürfen, weil Länge und Stärke in umgekehrtem Ver-
hältnisse stehen.
Ueber das vordere Kniegelenk (Hufwurzelgelenk),
Schienbein etc. gehen wir hinweg, weil diese Theile durch ihre
freie Lage und die Menge der daran vorkommenden Fehler u. s. w.
gewiss schon jedem hinreichenden Stoff zum Nachdenken und Ver-
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Krane, Friedrich von: Die Dressur des Reitpferdes (Campagne- und Gebrauchs-Pferdes). Münster, 1856, S. 11. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/krane_reitpferd_1856/33>, abgerufen am 23.07.2024.
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