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Krane, Friedrich von: Die Dressur des Reitpferdes (Campagne- und Gebrauchs-Pferdes). Münster, 1856.

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stehen, als dass sie auf die Verdauung nicht nachtheilig einwirken
sollte. Ein zu oftmaliges Tränken würde ein schädliches Ver-
wöhnen und das Thier gewiss von Durst geplagt sein, wenn die
gewohnte Zeit übergangen werden müsste. Stehen die Gefässe zur
Aufbewahrung des Wassers im Stalle selbst, so würden sie sorg-
fältig zu bedecken sein, indem die Ausdünstungen im Stalle, na-
mentlich der Amoniak, sonst auf der freien Wasserfläche nieder-
schlagen und den Thieren schädlich werden. Eben so ist die grösste
Reinlichkeit und häufiges Ablassen des Wassers bis auf den Grund,
um dorthin gelangen zu können, dringend anzuempfehlen.

Dauernd Sauerstoffe etc. im Getränke zu geben, ist nicht
rathsam. Es sind Reizmittel, welche zwar Anfangs wohlthätig wir-
ken, dann aber zur Gewohnheit werden. Es folgt, wie bei jedem
dauernden Gebrauch von Reizmitteln eine Schlaffheit, welche immer
stärkerer Reizmittel bedarf und allmälig den Ruin der Organe
herbeiführt.

Man ist fast allgemein darüber einig geworden, dass es gut ist,
die Thiere auch den Tag über möglichst auf Streu
stehen zu lassen
. In Privatställen, wo man es mit der Stroh-
consumtion nicht so genau nimmt, wird man für die nöthige Trok-
kenhaltung derselben leicht dadurch sorgen können, dass man eine
doppelte Garnitur hat, wovon die eine unter den Pferden liegt,
während die andere trocknet. Dennoch aber sieht man noch oft
Pferde auf glattem Bohlenbeschusse, worauf die Pferde leicht aus-
gleiten und lahm werden, oder auf kalten Steinen stehen. Lächer-
lich scheint das Verfahren mancher, die mit Strenge darauf halten,
dass ihren Pferden nach dem Reiten die Beine auf das Sorgfältigste
frottirt und dann mit Flanellbinden umwickelt werden, um sie, wie
recht, vor Erkältung zu schützen, welche sie aber nichtsdestowe-
niger auf den kalten Steinen stehen lassen, die vielmehr durch Mit-
theilung der Kälte die Stockung der Säfte, welche durch den Gang
in den Extremen mit erhöhter Thätigkeit cirkuliren, bewirken, wie
die äussere Luft. In den Cavallerieställen reichen die Strohrationen
nicht zu einer doppelten Streu hin, und ist das Verfahren, um den
Thieren ein angemessenes Lager zu sichern, sehr verschieden. In
einigen Ställen wird die Streu des Morgens früh fortgeräumt, auf
geeigneten Plätzen resp. in Streuschuppen ausgebreitet und getrock-
net, und dient nur des Nachts zum Lager. Den Pferden wird dies
für die Zeit des guten Wetters allerdings trocken und weich her-
gestellt, sie entbehren aber im Laufe des Tages des Lagers, ferner
des schlechten Wärmeleiters, der ihnen die Hufe und Beine, nament-

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stehen, als dass sie auf die Verdauung nicht nachtheilig einwirken
sollte. Ein zu oftmaliges Tränken würde ein schädliches Ver-
wöhnen und das Thier gewiss von Durst geplagt sein, wenn die
gewohnte Zeit übergangen werden müsste. Stehen die Gefässe zur
Aufbewahrung des Wassers im Stalle selbst, so würden sie sorg-
fältig zu bedecken sein, indem die Ausdünstungen im Stalle, na-
mentlich der Amoniak, sonst auf der freien Wasserfläche nieder-
schlagen und den Thieren schädlich werden. Eben so ist die grösste
Reinlichkeit und häufiges Ablassen des Wassers bis auf den Grund,
um dorthin gelangen zu können, dringend anzuempfehlen.

Dauernd Sauerstoffe etc. im Getränke zu geben, ist nicht
rathsam. Es sind Reizmittel, welche zwar Anfangs wohlthätig wir-
ken, dann aber zur Gewohnheit werden. Es folgt, wie bei jedem
dauernden Gebrauch von Reizmitteln eine Schlaffheit, welche immer
stärkerer Reizmittel bedarf und allmälig den Ruin der Organe
herbeiführt.

Man ist fast allgemein darüber einig geworden, dass es gut ist,
die Thiere auch den Tag über möglichst auf Streu
stehen zu lassen
. In Privatställen, wo man es mit der Stroh-
consumtion nicht so genau nimmt, wird man für die nöthige Trok-
kenhaltung derselben leicht dadurch sorgen können, dass man eine
doppelte Garnitur hat, wovon die eine unter den Pferden liegt,
während die andere trocknet. Dennoch aber sieht man noch oft
Pferde auf glattem Bohlenbeschusse, worauf die Pferde leicht aus-
gleiten und lahm werden, oder auf kalten Steinen stehen. Lächer-
lich scheint das Verfahren mancher, die mit Strenge darauf halten,
dass ihren Pferden nach dem Reiten die Beine auf das Sorgfältigste
frottirt und dann mit Flanellbinden umwickelt werden, um sie, wie
recht, vor Erkältung zu schützen, welche sie aber nichtsdestowe-
niger auf den kalten Steinen stehen lassen, die vielmehr durch Mit-
theilung der Kälte die Stockung der Säfte, welche durch den Gang
in den Extremen mit erhöhter Thätigkeit cirkuliren, bewirken, wie
die äussere Luft. In den Cavallerieställen reichen die Strohrationen
nicht zu einer doppelten Streu hin, und ist das Verfahren, um den
Thieren ein angemessenes Lager zu sichern, sehr verschieden. In
einigen Ställen wird die Streu des Morgens früh fortgeräumt, auf
geeigneten Plätzen resp. in Streuschuppen ausgebreitet und getrock-
net, und dient nur des Nachts zum Lager. Den Pferden wird dies
für die Zeit des guten Wetters allerdings trocken und weich her-
gestellt, sie entbehren aber im Laufe des Tages des Lagers, ferner
des schlechten Wärmeleiters, der ihnen die Hufe und Beine, nament-

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[295/0317] Anhang. stehen, als dass sie auf die Verdauung nicht nachtheilig einwirken sollte. Ein zu oftmaliges Tränken würde ein schädliches Ver- wöhnen und das Thier gewiss von Durst geplagt sein, wenn die gewohnte Zeit übergangen werden müsste. Stehen die Gefässe zur Aufbewahrung des Wassers im Stalle selbst, so würden sie sorg- fältig zu bedecken sein, indem die Ausdünstungen im Stalle, na- mentlich der Amoniak, sonst auf der freien Wasserfläche nieder- schlagen und den Thieren schädlich werden. Eben so ist die grösste Reinlichkeit und häufiges Ablassen des Wassers bis auf den Grund, um dorthin gelangen zu können, dringend anzuempfehlen. Dauernd Sauerstoffe etc. im Getränke zu geben, ist nicht rathsam. Es sind Reizmittel, welche zwar Anfangs wohlthätig wir- ken, dann aber zur Gewohnheit werden. Es folgt, wie bei jedem dauernden Gebrauch von Reizmitteln eine Schlaffheit, welche immer stärkerer Reizmittel bedarf und allmälig den Ruin der Organe herbeiführt. Man ist fast allgemein darüber einig geworden, dass es gut ist, die Thiere auch den Tag über möglichst auf Streu stehen zu lassen. In Privatställen, wo man es mit der Stroh- consumtion nicht so genau nimmt, wird man für die nöthige Trok- kenhaltung derselben leicht dadurch sorgen können, dass man eine doppelte Garnitur hat, wovon die eine unter den Pferden liegt, während die andere trocknet. Dennoch aber sieht man noch oft Pferde auf glattem Bohlenbeschusse, worauf die Pferde leicht aus- gleiten und lahm werden, oder auf kalten Steinen stehen. Lächer- lich scheint das Verfahren mancher, die mit Strenge darauf halten, dass ihren Pferden nach dem Reiten die Beine auf das Sorgfältigste frottirt und dann mit Flanellbinden umwickelt werden, um sie, wie recht, vor Erkältung zu schützen, welche sie aber nichtsdestowe- niger auf den kalten Steinen stehen lassen, die vielmehr durch Mit- theilung der Kälte die Stockung der Säfte, welche durch den Gang in den Extremen mit erhöhter Thätigkeit cirkuliren, bewirken, wie die äussere Luft. In den Cavallerieställen reichen die Strohrationen nicht zu einer doppelten Streu hin, und ist das Verfahren, um den Thieren ein angemessenes Lager zu sichern, sehr verschieden. In einigen Ställen wird die Streu des Morgens früh fortgeräumt, auf geeigneten Plätzen resp. in Streuschuppen ausgebreitet und getrock- net, und dient nur des Nachts zum Lager. Den Pferden wird dies für die Zeit des guten Wetters allerdings trocken und weich her- gestellt, sie entbehren aber im Laufe des Tages des Lagers, ferner des schlechten Wärmeleiters, der ihnen die Hufe und Beine, nament-

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Zitationshilfe: Krane, Friedrich von: Die Dressur des Reitpferdes (Campagne- und Gebrauchs-Pferdes). Münster, 1856, S. 295. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/krane_reitpferd_1856/317>, abgerufen am 25.11.2024.