schwingen, wodurch bei ersteren es oft den Anschein hat, dass der Absprung bei unterstehenden Hinterbeinen, bei letzteren als ob er bei hintenaus stehenden Hinterbeinen gegeben würde, trotzdem dass dieser Sprung hoch, jener breit war.
Es liegt aber ferner in der Art des Barrieresprunges eine wesentliche Verschiedenheit. Einige Pferde vollführen den Sprung, indem sie mit allen 4 Beinen sich gleichzeitig vom Boden abschnellen und bei einer gleichmässig hohen Erhebung von Vor- und Hinterhand, ebenfalls auf allen 4 Beinen gleichzeitig fussen. Diesen Sprung pflegt man gewöhnlich den Campagne-Sprung zu nennen.
Eine andere Art des Sprunges zeigt eine bedeutende Versamm- lung auf die Hinterhand und dann vor dem Hinderniss eine Erhe- bung der Vorhand auf die stark gebogene Hanke. Aus dieser Zusammenziehung geschieht ein kräftiger Abschwung der Hinter- hand, welcher indess die Höhe der Vorhand nicht erreicht, so dass hinter der Barriere die Hinterbeine die Erde wiederum am ersten berühren. Dieser Sprung wird Schulsprung genannt.
Eine dritte Art des Sprunges ist dem Campagne-Sprunge ähnlich. Das Abschnellen der Beine erfolgt gleichfalls fast gleich- zeitig, jedoch werden nach dem Abschwunge die Hinterbeine kurz und scharf nachgezogen, wodurch eine Erhöhung der Hinterhand, ein Aufwippen stattfindet, welches wiederum ein früheres Auffussen der Vorderbeine als der Hinterbeine zur Folge hat. Diesen Sprung pflegt man den Jagdsprung zu nennen. Der Jagd- und Cam- pagne-Sprung machen einen Anlauf vor der Barriere nöthig, aus dem aber der Sprung ohne bedeutende Verkürzung erfolgen kann. Der Schulsprung bedarf indess einer bedeutenden vorherigen Ver- sammlung auf der Hinterhand, die indess selbst aus dem Stille- halten ermöglicht werden kann.
Eine vierte Art zeigt wiederum eine Verkürzung des Ganges vor dem Hinderniss, welche sich bis zu dem plötzlichen Pariren auf die Blätter steigert, dann ein Erheben der Vorhand mit ange- spanntem Rücken, dem das Aufschnellen der Hinterhand folgt. Es standen bei jener Parade auf der Vorhand oder bei jenem prallen- den Verkürzen der Sprünge die Hinterbeine niemals unter dem Leibe, sondern stets hinten heraus. Das Erheben der Vorhand
Vom Gange der Dressur.
schwingen, wodurch bei ersteren es oft den Anschein hat, dass der Absprung bei unterstehenden Hinterbeinen, bei letzteren als ob er bei hintenaus stehenden Hinterbeinen gegeben würde, trotzdem dass dieser Sprung hoch, jener breit war.
Es liegt aber ferner in der Art des Barrièresprunges eine wesentliche Verschiedenheit. Einige Pferde vollführen den Sprung, indem sie mit allen 4 Beinen sich gleichzeitig vom Boden abschnellen und bei einer gleichmässig hohen Erhebung von Vor- und Hinterhand, ebenfalls auf allen 4 Beinen gleichzeitig fussen. Diesen Sprung pflegt man gewöhnlich den Campagne-Sprung zu nennen.
Eine andere Art des Sprunges zeigt eine bedeutende Versamm- lung auf die Hinterhand und dann vor dem Hinderniss eine Erhe- bung der Vorhand auf die stark gebogene Hanke. Aus dieser Zusammenziehung geschieht ein kräftiger Abschwung der Hinter- hand, welcher indess die Höhe der Vorhand nicht erreicht, so dass hinter der Barrière die Hinterbeine die Erde wiederum am ersten berühren. Dieser Sprung wird Schulsprung genannt.
Eine dritte Art des Sprunges ist dem Campagne-Sprunge ähnlich. Das Abschnellen der Beine erfolgt gleichfalls fast gleich- zeitig, jedoch werden nach dem Abschwunge die Hinterbeine kurz und scharf nachgezogen, wodurch eine Erhöhung der Hinterhand, ein Aufwippen stattfindet, welches wiederum ein früheres Auffussen der Vorderbeine als der Hinterbeine zur Folge hat. Diesen Sprung pflegt man den Jagdsprung zu nennen. Der Jagd- und Cam- pagne-Sprung machen einen Anlauf vor der Barrière nöthig, aus dem aber der Sprung ohne bedeutende Verkürzung erfolgen kann. Der Schulsprung bedarf indess einer bedeutenden vorherigen Ver- sammlung auf der Hinterhand, die indess selbst aus dem Stille- halten ermöglicht werden kann.
Eine vierte Art zeigt wiederum eine Verkürzung des Ganges vor dem Hinderniss, welche sich bis zu dem plötzlichen Pariren auf die Blätter steigert, dann ein Erheben der Vorhand mit ange- spanntem Rücken, dem das Aufschnellen der Hinterhand folgt. Es standen bei jener Parade auf der Vorhand oder bei jenem prallen- den Verkürzen der Sprünge die Hinterbeine niemals unter dem Leibe, sondern stets hinten heraus. Das Erheben der Vorhand
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><p><pbfacs="#f0280"n="258"/><fwplace="top"type="header">Vom Gange der Dressur.</fw><lb/>
schwingen, wodurch bei ersteren es oft den Anschein hat, dass der<lb/>
Absprung bei unterstehenden Hinterbeinen, bei letzteren als ob er<lb/>
bei hintenaus stehenden Hinterbeinen gegeben würde, trotzdem dass<lb/>
dieser Sprung hoch, jener breit war.</p><lb/><p>Es liegt aber ferner in <hirendition="#g">der Art des Barrièresprunges</hi><lb/>
eine wesentliche Verschiedenheit. Einige Pferde vollführen den<lb/>
Sprung, indem sie mit allen 4 Beinen sich gleichzeitig vom Boden<lb/>
abschnellen und bei einer gleichmässig hohen Erhebung von Vor-<lb/>
und Hinterhand, ebenfalls auf allen 4 Beinen gleichzeitig fussen.<lb/>
Diesen Sprung pflegt man gewöhnlich den <hirendition="#g">Campagne-Sprung</hi><lb/>
zu nennen.</p><lb/><p>Eine andere Art des Sprunges zeigt eine bedeutende Versamm-<lb/>
lung auf die Hinterhand und dann vor dem Hinderniss eine Erhe-<lb/>
bung der Vorhand auf die stark gebogene Hanke. Aus dieser<lb/>
Zusammenziehung geschieht ein kräftiger Abschwung der Hinter-<lb/>
hand, welcher indess die Höhe der Vorhand nicht erreicht, so dass<lb/>
hinter der Barrière die Hinterbeine die Erde wiederum am ersten<lb/>
berühren. Dieser Sprung wird <hirendition="#g">Schulsprung</hi> genannt.</p><lb/><p>Eine dritte Art des Sprunges ist dem Campagne-Sprunge<lb/>
ähnlich. Das Abschnellen der Beine erfolgt gleichfalls fast gleich-<lb/>
zeitig, jedoch werden nach dem Abschwunge die Hinterbeine kurz<lb/>
und scharf nachgezogen, wodurch eine Erhöhung der Hinterhand,<lb/>
ein Aufwippen stattfindet, welches wiederum ein früheres Auffussen<lb/>
der Vorderbeine als der Hinterbeine zur Folge hat. Diesen Sprung<lb/>
pflegt man den <hirendition="#g">Jagdsprung</hi> zu nennen. Der Jagd- und Cam-<lb/>
pagne-Sprung machen einen Anlauf vor der Barrière nöthig, aus<lb/>
dem aber der Sprung ohne bedeutende Verkürzung erfolgen kann.<lb/>
Der Schulsprung bedarf indess einer bedeutenden vorherigen Ver-<lb/>
sammlung auf der Hinterhand, die indess selbst aus dem Stille-<lb/>
halten ermöglicht werden kann.</p><lb/><p>Eine vierte Art zeigt wiederum eine Verkürzung des Ganges<lb/>
vor dem Hinderniss, welche sich bis zu dem plötzlichen Pariren<lb/>
auf die Blätter steigert, dann ein Erheben der Vorhand mit ange-<lb/>
spanntem Rücken, dem das Aufschnellen der Hinterhand folgt. Es<lb/>
standen bei jener Parade auf der Vorhand oder bei jenem prallen-<lb/>
den Verkürzen der Sprünge die Hinterbeine niemals unter dem<lb/>
Leibe, sondern stets hinten heraus. Das Erheben der Vorhand<lb/></p></div></div></div></div></body></text></TEI>
[258/0280]
Vom Gange der Dressur.
schwingen, wodurch bei ersteren es oft den Anschein hat, dass der
Absprung bei unterstehenden Hinterbeinen, bei letzteren als ob er
bei hintenaus stehenden Hinterbeinen gegeben würde, trotzdem dass
dieser Sprung hoch, jener breit war.
Es liegt aber ferner in der Art des Barrièresprunges
eine wesentliche Verschiedenheit. Einige Pferde vollführen den
Sprung, indem sie mit allen 4 Beinen sich gleichzeitig vom Boden
abschnellen und bei einer gleichmässig hohen Erhebung von Vor-
und Hinterhand, ebenfalls auf allen 4 Beinen gleichzeitig fussen.
Diesen Sprung pflegt man gewöhnlich den Campagne-Sprung
zu nennen.
Eine andere Art des Sprunges zeigt eine bedeutende Versamm-
lung auf die Hinterhand und dann vor dem Hinderniss eine Erhe-
bung der Vorhand auf die stark gebogene Hanke. Aus dieser
Zusammenziehung geschieht ein kräftiger Abschwung der Hinter-
hand, welcher indess die Höhe der Vorhand nicht erreicht, so dass
hinter der Barrière die Hinterbeine die Erde wiederum am ersten
berühren. Dieser Sprung wird Schulsprung genannt.
Eine dritte Art des Sprunges ist dem Campagne-Sprunge
ähnlich. Das Abschnellen der Beine erfolgt gleichfalls fast gleich-
zeitig, jedoch werden nach dem Abschwunge die Hinterbeine kurz
und scharf nachgezogen, wodurch eine Erhöhung der Hinterhand,
ein Aufwippen stattfindet, welches wiederum ein früheres Auffussen
der Vorderbeine als der Hinterbeine zur Folge hat. Diesen Sprung
pflegt man den Jagdsprung zu nennen. Der Jagd- und Cam-
pagne-Sprung machen einen Anlauf vor der Barrière nöthig, aus
dem aber der Sprung ohne bedeutende Verkürzung erfolgen kann.
Der Schulsprung bedarf indess einer bedeutenden vorherigen Ver-
sammlung auf der Hinterhand, die indess selbst aus dem Stille-
halten ermöglicht werden kann.
Eine vierte Art zeigt wiederum eine Verkürzung des Ganges
vor dem Hinderniss, welche sich bis zu dem plötzlichen Pariren
auf die Blätter steigert, dann ein Erheben der Vorhand mit ange-
spanntem Rücken, dem das Aufschnellen der Hinterhand folgt. Es
standen bei jener Parade auf der Vorhand oder bei jenem prallen-
den Verkürzen der Sprünge die Hinterbeine niemals unter dem
Leibe, sondern stets hinten heraus. Das Erheben der Vorhand
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Krane, Friedrich von: Die Dressur des Reitpferdes (Campagne- und Gebrauchs-Pferdes). Münster, 1856, S. 258. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/krane_reitpferd_1856/280>, abgerufen am 16.02.2025.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften
(Kontakt).
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2025. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.