Krane, Friedrich von: Die Dressur des Reitpferdes (Campagne- und Gebrauchs-Pferdes). Münster, 1856.I. Abschnitt. 4. Periode. samkeit und Unaufhaltsamkeit der herumspringenden Dinger Nie-mand seines Lebens sicher ist. Es ist deshalb nöthig, nur eine geringe Zahl von Pferden auf einmal reiten zu lassen, damit eine grössere Distance den hinreichenden Spielraum gewährt. Bei den anfänglichen Trabübungen der Remonten wird selten so an- haltend Trab geritten werden, dass auch dann ein Ueberholen statt- finden würde. Am fehlerhaftesten würde es sein, wenn der Reiter jetzt schon daran denken wollte, einen gleichmässigen Abstand zu halten. Ehe nicht die Einwirkung des Gebisses durch richtige Zusammenfü- gung des Halses gesichert ist, kann von einer Regulirung des Tempo's nicht die Rede sein. Es scheint mir hier der Ort, einige Worte über "Tempo" einzuschieben. Unter Tempo verstehen wir die Gleichmässigkeit in der Geschwindigkeit einer Gangart. Die Geschwindigkeit ist ein Produkt der Länge der Tritte und der Schnelligkeit derselben. Gleichviel wie die Faktoren sich gegen einander verhalten, wenn sonst jeder Tritt gleich lang und dieselben in gleicher Zeit einander folgen, ob das eine Thier Tritte von 3 Fuss macht und sie zweimal in der Sekunde wiederholt, oder das andere Tritte von 2 Fuss macht und sie dreimal in der Sekunde wiederholt, beide gehen Tempo und da beide gleichmässig 6 Fuss in der Sekunde zurücklegen, so gehen sie ein gleiches Tempo. Das Reglement bestimmt z. B. für den Trab 300 Schritt in einer Minute. Jedes Pferd, welches bei gleichmässig schnellen Tritten in einer Minute diese Distance zurücklegt, wird ein richtiges Tempo gehen. Je nach dem Gebäude wird aber die Länge des Trittes und die Geschwindigkeit der Action bei den Pferden verschieden sein. Diese Verschiedenheit wird sich dahin ausgleichen müssen, dass diejenigen Thiere, welche von Natur einen langsamen geräu- migen Gang haben, schneller, und diejenigen, welche einen kurzen, schnellen Gang haben, länger treten lernen müssen. Diejenigen, denen die Natur einen langen Gang und schnelle Action verlieh, werden beides mässigen; diejenigen, welche von Natur kurz und langsam treten, an Zeit und Länge zugeben müssen, bis das bestimmte Längenmass von allen in der bestimmten Zeit bei gleichmässiger Action durchlaufen wird, gleichgültig wie jedes einzelne Thier die Faktoren seiner Geschwindigkeit -- Mass und Zeit -- eintheilt. Aber die Tritte jedes einzelnen Pferdes müssen unter sich gleich lang sein und sich in gleichem Zeitmasse einander folgen. I. Abschnitt. 4. Periode. samkeit und Unaufhaltsamkeit der herumspringenden Dinger Nie-mand seines Lebens sicher ist. Es ist deshalb nöthig, nur eine geringe Zahl von Pferden auf einmal reiten zu lassen, damit eine grössere Distance den hinreichenden Spielraum gewährt. Bei den anfänglichen Trabübungen der Remonten wird selten so an- haltend Trab geritten werden, dass auch dann ein Ueberholen statt- finden würde. Am fehlerhaftesten würde es sein, wenn der Reiter jetzt schon daran denken wollte, einen gleichmässigen Abstand zu halten. Ehe nicht die Einwirkung des Gebisses durch richtige Zusammenfü- gung des Halses gesichert ist, kann von einer Regulirung des Tempo’s nicht die Rede sein. Es scheint mir hier der Ort, einige Worte über „Tempo“ einzuschieben. Unter Tempo verstehen wir die Gleichmässigkeit in der Geschwindigkeit einer Gangart. Die Geschwindigkeit ist ein Produkt der Länge der Tritte und der Schnelligkeit derselben. Gleichviel wie die Faktoren sich gegen einander verhalten, wenn sonst jeder Tritt gleich lang und dieselben in gleicher Zeit einander folgen, ob das eine Thier Tritte von 3 Fuss macht und sie zweimal in der Sekunde wiederholt, oder das andere Tritte von 2 Fuss macht und sie dreimal in der Sekunde wiederholt, beide gehen Tempo und da beide gleichmässig 6 Fuss in der Sekunde zurücklegen, so gehen sie ein gleiches Tempo. Das Reglement bestimmt z. B. für den Trab 300 Schritt in einer Minute. Jedes Pferd, welches bei gleichmässig schnellen Tritten in einer Minute diese Distance zurücklegt, wird ein richtiges Tempo gehen. Je nach dem Gebäude wird aber die Länge des Trittes und die Geschwindigkeit der Action bei den Pferden verschieden sein. Diese Verschiedenheit wird sich dahin ausgleichen müssen, dass diejenigen Thiere, welche von Natur einen langsamen geräu- migen Gang haben, schneller, und diejenigen, welche einen kurzen, schnellen Gang haben, länger treten lernen müssen. Diejenigen, denen die Natur einen langen Gang und schnelle Action verlieh, werden beides mässigen; diejenigen, welche von Natur kurz und langsam treten, an Zeit und Länge zugeben müssen, bis das bestimmte Längenmass von allen in der bestimmten Zeit bei gleichmässiger Action durchlaufen wird, gleichgültig wie jedes einzelne Thier die Faktoren seiner Geschwindigkeit — Mass und Zeit — eintheilt. Aber die Tritte jedes einzelnen Pferdes müssen unter sich gleich lang sein und sich in gleichem Zeitmasse einander folgen. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="4"> <p><pb facs="#f0209" n="187"/><fw place="top" type="header">I. Abschnitt. 4. Periode.</fw><lb/> samkeit und Unaufhaltsamkeit der herumspringenden Dinger Nie-<lb/> mand seines Lebens sicher ist. 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I. Abschnitt. 4. Periode.
samkeit und Unaufhaltsamkeit der herumspringenden Dinger Nie-
mand seines Lebens sicher ist. Es ist deshalb nöthig, nur eine
geringe Zahl von Pferden auf einmal reiten zu lassen, damit
eine grössere Distance den hinreichenden Spielraum gewährt.
Bei den anfänglichen Trabübungen der Remonten wird selten so an-
haltend Trab geritten werden, dass auch dann ein Ueberholen statt-
finden würde. Am fehlerhaftesten würde es sein, wenn der Reiter jetzt
schon daran denken wollte, einen gleichmässigen Abstand zu halten.
Ehe nicht die Einwirkung des Gebisses durch richtige Zusammenfü-
gung des Halses gesichert ist, kann von einer Regulirung des Tempo’s
nicht die Rede sein. Es scheint mir hier der Ort, einige Worte
über „Tempo“ einzuschieben. Unter Tempo verstehen wir die
Gleichmässigkeit in der Geschwindigkeit einer Gangart. Die
Geschwindigkeit ist ein Produkt der Länge der Tritte und
der Schnelligkeit derselben. Gleichviel wie die Faktoren sich
gegen einander verhalten, wenn sonst jeder Tritt gleich lang und
dieselben in gleicher Zeit einander folgen, ob das eine Thier Tritte
von 3 Fuss macht und sie zweimal in der Sekunde wiederholt,
oder das andere Tritte von 2 Fuss macht und sie dreimal in der
Sekunde wiederholt, beide gehen Tempo und da beide gleichmässig
6 Fuss in der Sekunde zurücklegen, so gehen sie ein gleiches
Tempo. Das Reglement bestimmt z. B. für den Trab 300 Schritt in
einer Minute. Jedes Pferd, welches bei gleichmässig schnellen Tritten
in einer Minute diese Distance zurücklegt, wird ein richtiges Tempo
gehen. Je nach dem Gebäude wird aber die Länge des Trittes
und die Geschwindigkeit der Action bei den Pferden verschieden
sein. Diese Verschiedenheit wird sich dahin ausgleichen müssen,
dass diejenigen Thiere, welche von Natur einen langsamen geräu-
migen Gang haben, schneller, und diejenigen, welche einen kurzen,
schnellen Gang haben, länger treten lernen müssen. Diejenigen, denen
die Natur einen langen Gang und schnelle Action verlieh, werden
beides mässigen; diejenigen, welche von Natur kurz und langsam
treten, an Zeit und Länge zugeben müssen, bis das bestimmte
Längenmass von allen in der bestimmten Zeit bei gleichmässiger
Action durchlaufen wird, gleichgültig wie jedes einzelne Thier die
Faktoren seiner Geschwindigkeit — Mass und Zeit — eintheilt.
Aber die Tritte jedes einzelnen Pferdes müssen unter sich gleich
lang sein und sich in gleichem Zeitmasse einander folgen.
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