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Krane, Friedrich von: Die Dressur des Reitpferdes (Campagne- und Gebrauchs-Pferdes). Münster, 1856.

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Von der Halsarbeit.
zu bringen, lasse man den Zügel, sobald man das Gegendehnen
bemerkt, völlig nach und treibe das Thier durch Sporn oder Gerte
kräftig vorwärts. Vollkommen nach vorn aus dem Gleichgewicht
gekommen (da es die gewohnte, stützende Hand nicht findet),
wird es sich beeilen, die Hinterhand unter zu bringen. Diesen
Moment benutze man, den Hals anzufassen und zur Strafe das
Thier ein Paar Tritt zurückthun zu lassen. Es wird bei gehöriger
Aufmerksamkeit dies Manöver leicht gelingen und so das Pferd
bald zu corrigiren sein.

Auch ohne jenes Stossen sieht man viele Pferde in Folge
einer verfrühten, oder im Verhältnisse zur Aufrichtung zu
weit getriebenen Beizäumung
durch eine plötzliche Dehnung
der Halsmuskeln, Anstuhrung des Rückens und Steifung der Hin-
terhand wie in Verzweiflung auf das Gebiss gehen und mit riesiger
Anlehnung auf die Faust den Reiter vorziehen, während sie hal-
tungslos daherstürmen. Auch sie bedienen sich dieses Manövers
als Gegenmittel, jedes Anfassen zu vereiteln. Ihre Correctur wird
in ganz ähnlicher Art zu bewirken, doch besseres Aufrichten und
Hankenbiegen das wahre Mittel sein, dem Thiere beizukommen.

Wir haben vor 25 Jahren nur aufgerichtet und abgebogen;
vor 10 Jahren nur beigezäumt und abgebogen; nun zäumen wir
bei, richten auf und biegen ab, bearbeiten den Hals nach allen
Richtungen. Wenn wir den haben, so sind wir froh, und da das
Thier dessenungeachtet noch immer nicht recht geht, so liegt es
in Rückenanspannung und in der Rippenbiegung und
dann wieder im Halse. Von der Hanke, die unsere Vorfahren
so fleissig bearbeiteten, spricht man kaum noch, und doch ist der
Hals nur das Werkzeug, um diese Feder in Thätigkeit zu setzen,
und ohne der Hanke Herr zu sein, ist keine Dressur vollendet.

Wenn es beim Abbiegen auf die allmälige Dehnung
der Ohrendrüsen
und bei Beizäumung auf die der Muskeln
und des Nackenbandes ankam, so verlangt das Aufrichten
neben der richtigen Erhebung der Halswirbelsäule
eine Stärkung der heraufziehenden Muskeln
, um den
Kopf und Hals bleibend in dieser Form zu tragen. Diese Stärke
muss durch die Uebung ausgebildet werden. Es kommt darauf
an, dass das Pferd den Kopf und Hals zuerst auf kurze
Zeit, dann immer länger und länger in einer Haltung

Von der Halsarbeit.
zu bringen, lasse man den Zügel, sobald man das Gegendehnen
bemerkt, völlig nach und treibe das Thier durch Sporn oder Gerte
kräftig vorwärts. Vollkommen nach vorn aus dem Gleichgewicht
gekommen (da es die gewohnte, stützende Hand nicht findet),
wird es sich beeilen, die Hinterhand unter zu bringen. Diesen
Moment benutze man, den Hals anzufassen und zur Strafe das
Thier ein Paar Tritt zurückthun zu lassen. Es wird bei gehöriger
Aufmerksamkeit dies Manöver leicht gelingen und so das Pferd
bald zu corrigiren sein.

Auch ohne jenes Stossen sieht man viele Pferde in Folge
einer verfrühten, oder im Verhältnisse zur Aufrichtung zu
weit getriebenen Beizäumung
durch eine plötzliche Dehnung
der Halsmuskeln, Anstuhrung des Rückens und Steifung der Hin-
terhand wie in Verzweiflung auf das Gebiss gehen und mit riesiger
Anlehnung auf die Faust den Reiter vorziehen, während sie hal-
tungslos daherstürmen. Auch sie bedienen sich dieses Manövers
als Gegenmittel, jedes Anfassen zu vereiteln. Ihre Correctur wird
in ganz ähnlicher Art zu bewirken, doch besseres Aufrichten und
Hankenbiegen das wahre Mittel sein, dem Thiere beizukommen.

Wir haben vor 25 Jahren nur aufgerichtet und abgebogen;
vor 10 Jahren nur beigezäumt und abgebogen; nun zäumen wir
bei, richten auf und biegen ab, bearbeiten den Hals nach allen
Richtungen. Wenn wir den haben, so sind wir froh, und da das
Thier dessenungeachtet noch immer nicht recht geht, so liegt es
in Rückenanspannung und in der Rippenbiegung und
dann wieder im Halse. Von der Hanke, die unsere Vorfahren
so fleissig bearbeiteten, spricht man kaum noch, und doch ist der
Hals nur das Werkzeug, um diese Feder in Thätigkeit zu setzen,
und ohne der Hanke Herr zu sein, ist keine Dressur vollendet.

Wenn es beim Abbiegen auf die allmälige Dehnung
der Ohrendrüsen
und bei Beizäumung auf die der Muskeln
und des Nackenbandes ankam, so verlangt das Aufrichten
neben der richtigen Erhebung der Halswirbelsäule
eine Stärkung der heraufziehenden Muskeln
, um den
Kopf und Hals bleibend in dieser Form zu tragen. Diese Stärke
muss durch die Uebung ausgebildet werden. Es kommt darauf
an, dass das Pferd den Kopf und Hals zuerst auf kurze
Zeit, dann immer länger und länger in einer Haltung

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[121/0143] Von der Halsarbeit. zu bringen, lasse man den Zügel, sobald man das Gegendehnen bemerkt, völlig nach und treibe das Thier durch Sporn oder Gerte kräftig vorwärts. Vollkommen nach vorn aus dem Gleichgewicht gekommen (da es die gewohnte, stützende Hand nicht findet), wird es sich beeilen, die Hinterhand unter zu bringen. Diesen Moment benutze man, den Hals anzufassen und zur Strafe das Thier ein Paar Tritt zurückthun zu lassen. Es wird bei gehöriger Aufmerksamkeit dies Manöver leicht gelingen und so das Pferd bald zu corrigiren sein. Auch ohne jenes Stossen sieht man viele Pferde in Folge einer verfrühten, oder im Verhältnisse zur Aufrichtung zu weit getriebenen Beizäumung durch eine plötzliche Dehnung der Halsmuskeln, Anstuhrung des Rückens und Steifung der Hin- terhand wie in Verzweiflung auf das Gebiss gehen und mit riesiger Anlehnung auf die Faust den Reiter vorziehen, während sie hal- tungslos daherstürmen. Auch sie bedienen sich dieses Manövers als Gegenmittel, jedes Anfassen zu vereiteln. Ihre Correctur wird in ganz ähnlicher Art zu bewirken, doch besseres Aufrichten und Hankenbiegen das wahre Mittel sein, dem Thiere beizukommen. Wir haben vor 25 Jahren nur aufgerichtet und abgebogen; vor 10 Jahren nur beigezäumt und abgebogen; nun zäumen wir bei, richten auf und biegen ab, bearbeiten den Hals nach allen Richtungen. Wenn wir den haben, so sind wir froh, und da das Thier dessenungeachtet noch immer nicht recht geht, so liegt es in Rückenanspannung und in der Rippenbiegung und dann wieder im Halse. Von der Hanke, die unsere Vorfahren so fleissig bearbeiteten, spricht man kaum noch, und doch ist der Hals nur das Werkzeug, um diese Feder in Thätigkeit zu setzen, und ohne der Hanke Herr zu sein, ist keine Dressur vollendet. Wenn es beim Abbiegen auf die allmälige Dehnung der Ohrendrüsen und bei Beizäumung auf die der Muskeln und des Nackenbandes ankam, so verlangt das Aufrichten neben der richtigen Erhebung der Halswirbelsäule eine Stärkung der heraufziehenden Muskeln, um den Kopf und Hals bleibend in dieser Form zu tragen. Diese Stärke muss durch die Uebung ausgebildet werden. Es kommt darauf an, dass das Pferd den Kopf und Hals zuerst auf kurze Zeit, dann immer länger und länger in einer Haltung

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Zitationshilfe: Krane, Friedrich von: Die Dressur des Reitpferdes (Campagne- und Gebrauchs-Pferdes). Münster, 1856, S. 121. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/krane_reitpferd_1856/143>, abgerufen am 12.12.2024.