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Krafft, Guido: Lehrbuch der Landwirthschaft auf wissenschaftlicher und praktischer Grundlage. Bd. 3. Berlin, 1876.

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Die Züchtung.

Die Zuchtreſultate, zu welchen die Kreuzung führt, ſind nach Settegaſt1) die
Kreuzung zur Erzeugung von Gebrauchsthieren, zur Neubildung von Racen, zur
Umbildung von Racen und die Veredelungs-Kreuzung. Bei der erſteren Kreuzungs-
methode entnimmt der Züchter ſeine Zuchtthiere anderen Zuchtheerden, um die ent-
ſtehenden Produkte als Gebrauchsthiere zu verwenden. Ein höheres Ziel wird da-
gegen durch die Kreuzung zur Neubildung der Racen angeſtrebt. Bei dieſer Art der
Kreuzung werden nicht nur zwei, ſondern auch drei und mehr Racen zu einer neuen
Zucht verwendet; ſobald deren Produkte eine gewiſſe Conformität erlangt haben,
ſucht man dieſelbe durch Inzucht im weiteren Sinne zu befeſtigen. Gehen Racethiere
in ihren Eigenſchaften zurück, ſo läßt ſich dies oft durch einmalige Kreuzung mit einer
anderen Race, durch die Einmiſchung fremden Blutes, verhüten; iſt die Umbildung
der Race erfolgt, ſo wird dann wieder zur Inzucht zurückgegangen. Gegenüber
den eben erwähnten Kreuzungsverfahren erreicht die Züchtung ihren Höhepunkt in
der Veredelungskreuzung. Dieſelbe bezweckt nicht nur die Schaffung neuer,
ſondern auch die Verdrängung alter ungeeigneter Eigenſchaften durch entſprechende
Verwendung von Vollblut. „Der Culminationspunkt der Schönheit beziehentlich des
Adels (Zweckmäßigkeit und Leiſtungsfähigkeit) iſt, als Typus einer anerkannten Race
auftretend, Vollblut.“ Durch Verwendung deſſelben zur Veredelung kann das
unedle oder gemeine Blut, nach der Annahme der Züchter gewöhnlich in der achten
bis zehnten Generation, ſo weit verdrängt ſein, daß das Produkt gleichfalls als Voll-
blut anerkannt werden kann. Bis dahin ergeben ſich zahlreiche Uebergänge, für deren
Bezeichnung immer nur der jeweilige Antheil des Thieres an Vollblut berückſichtigt
wird, während das unedle Blut unberückſichtigt bleibt. Vollblut gepaart mit

unedlem Blute gibt daher in 1. Generation ½ Blut,
½ „ „ „ „ 2. „ ¾ „
¾ „ „ „ „ 3. „ ⅞ „
7/8 „ „ „ „ 4. „ 15/16 „
15/16 „ „ „ „ 5. „ 31/32 „
31/32 „ „ „ „ 6. „ 63/64 „
63/64 „ „ „ „ 7. „ 127/128 „
127/128 „ „ „ „ 8. „ 255/256 „2).
4. Die Zeugung und Vererbung.

In welcher Weiſe bei der Zeugung durch die Vermiſchung der männlichen und
weiblichen Zeugungsſtoffe die Anregung zur Bildung eines neuen Organismus gegeben
wird, wurde bereits unter „Das Geſchlechtsleben des Thieres“, S. 27, ſoweit die
gegenwärtige Erkenntniß reicht, angedeutet.

1) H. Settegaſt, Die Thierzucht, 3. Aufl., Breslau 1872, S. 323.
2) Das Halbblut iſt zuſammengeſetzt aus ½ edlem und ½ unedlem Blute, das ¾
Blut aus ¾ edlem und ¼ unedlem Blute, nachdem 1 × ½: 2 = ¾ gibt u. ſ. f. Im
255/256 Blute iſt nur mehr 1/256 unedles Blut enthalten, welches nicht mehr zum Ausdrucke ge-
langt, weshalb das Thier als Vollblut anerkannt wird.
Krafft, Lehrb. d. Landw. III. 3

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Zitationshilfe: Krafft, Guido: Lehrbuch der Landwirthschaft auf wissenschaftlicher und praktischer Grundlage. Bd. 3. Berlin, 1876, S. 33. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/krafft_landwirthschaft03_1876/49>, abgerufen am 20.02.2025.