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Krafft, Guido: Lehrbuch der Landwirthschaft auf wissenschaftlicher und praktischer Grundlage. Bd. 3. Berlin, 1876.

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Anhang.
für steten Zufluß frischen Wassers und für die Einhaltung der erforderlichen Tempe-
ratur zu sorgen. Todte Eier, welche an ihrem trüben Aussehen und der milchweißen
Färbung zu erkennen sind, hat man fleißig mit einer Pipette zu entfernen.

Die Dauer der Bebrütung ist je nach der Fischart und der Temperatur des
Wassers eine sehr ungleiche. Dieselbe beträgt bei Karpfen 3 Wochen, bei Hechten
und Barschen 4 Wochen, bei Forellen und Lachsen bei 7.5°C. 73, bei 10°C.
47 und bei 12.5°C. 32 Tage.

Bei den Forellen werden die Augen, Fig. 209 c., und das rothe Blut bei
10°C. in 23 Tagen nach der Bebrütung sichtbar. Gegen Ende der Brutzeit

[Abbildung] Fig. 209.

Forelleneier in verschiedenen Stadien der
Bebrütung und Jungfische. -- a, b befruchtete Eier, c Ei
23 Tage nach der Bebrütung, d, e Jungfische mit der Dot-
terblase, f 40 Tage alter Jungfisch.

bildet sich in der Schalenhaut des
Eies eine Oeffnung, durch welche
der Schwanz, der Kopf oder die
Dotterblase und schließlich der
ganze Fisch heraustritt. Die
Dotterblase (Nabelblase, Dotter-
sack) wird allmählig aufgesaugt
und deren Inhalt zur Ernährung
des Fisches verwendet, der, so
lange die Dotterblase nicht ganz
verschwunden ist, keine Nahrung von Außen aufnimmt. Karpfen, Hechte, Barsche
behalten die Dotterblase nur kurze Zeit, die Salmoniden jedoch so lange Zeit, als
die Eier zur Bebrütung erforderten.

Nach dem Verschwinden der Dotterblase beginnt die künstliche Ernährung
und Aufzucht. Die nun beweglicher werdenden Fische werden aus den Brut-
trögen genommen und in größere Behälter, Bassins, Streckteiche eingesetzt. Die
pflanzenfressenden Fische finden in den Streckteichen gewöhnlich von selbst ausreichende
Nahrung. Im Nothfalle füttert man sie mit gekochten breiartigen Kartoffeln, welche
in das Wasser gespritzt werden. Aeltere Fische erhalten gequellte Gerste, Salat,
Kohlblätter, Küchenabfälle etc.

Die künstliche Ernährung der fleischfressenden Fische bietet dagegen viel größere
Schwierigkeiten, namentlich in künstlichen, mit Kies bestreuten Bassins, nachdem durch
das Futter, welches zu Boden fällt und verfault, leicht das Wasser verdorben wird 1).

Als Futter verwendet man geronnenes Blut, welchem man durch Einspritzen
in das Wasser eine wurmähnliche Gestalt gibt, hartgekochten Eidotter, getrocknetes,
feingehaspeltes Fleisch, Leber etc.; 8--10 Tage nach dem Verschwinden der Dotterblase
reicht man rohes Fleisch oder Fleisch von Weißfischen. Noch vortheilhafter, wenn auch
schwierig zu beschaffen, ist die lebende Nahrung, wie Würmer, Insecten und Insecten-
larven, welche man in eigenen Plantagen züchtet, Weißfischlaich und Brut etc. Sehr
zu empfehlen ist es in die Forellenstreckteiche künstliche Höhlen aus bodenlosen, mit

1) Eine sehr zweckmäßige Fütterungsvorrichtung für Forellen beschreibt O. Hämmerle
aus Vorarlberg in Nr. 12 des Oesterr. landw. Wochenbl. II. Jahrg. 1876, S. 134.

Anhang.
für ſteten Zufluß friſchen Waſſers und für die Einhaltung der erforderlichen Tempe-
ratur zu ſorgen. Todte Eier, welche an ihrem trüben Ausſehen und der milchweißen
Färbung zu erkennen ſind, hat man fleißig mit einer Pipette zu entfernen.

Die Dauer der Bebrütung iſt je nach der Fiſchart und der Temperatur des
Waſſers eine ſehr ungleiche. Dieſelbe beträgt bei Karpfen 3 Wochen, bei Hechten
und Barſchen 4 Wochen, bei Forellen und Lachſen bei 7.5°C. 73, bei 10°C.
47 und bei 12.5°C. 32 Tage.

Bei den Forellen werden die Augen, Fig. 209 c., und das rothe Blut bei
10°C. in 23 Tagen nach der Bebrütung ſichtbar. Gegen Ende der Brutzeit

[Abbildung] Fig. 209.

Forelleneier in verſchiedenen Stadien der
Bebrütung und Jungfiſche. — a, b befruchtete Eier, c Ei
23 Tage nach der Bebrütung, d, e Jungfiſche mit der Dot-
terblaſe, f 40 Tage alter Jungfiſch.

bildet ſich in der Schalenhaut des
Eies eine Oeffnung, durch welche
der Schwanz, der Kopf oder die
Dotterblaſe und ſchließlich der
ganze Fiſch heraustritt. Die
Dotterblaſe (Nabelblaſe, Dotter-
ſack) wird allmählig aufgeſaugt
und deren Inhalt zur Ernährung
des Fiſches verwendet, der, ſo
lange die Dotterblaſe nicht ganz
verſchwunden iſt, keine Nahrung von Außen aufnimmt. Karpfen, Hechte, Barſche
behalten die Dotterblaſe nur kurze Zeit, die Salmoniden jedoch ſo lange Zeit, als
die Eier zur Bebrütung erforderten.

Nach dem Verſchwinden der Dotterblaſe beginnt die künſtliche Ernährung
und Aufzucht. Die nun beweglicher werdenden Fiſche werden aus den Brut-
trögen genommen und in größere Behälter, Baſſins, Streckteiche eingeſetzt. Die
pflanzenfreſſenden Fiſche finden in den Streckteichen gewöhnlich von ſelbſt ausreichende
Nahrung. Im Nothfalle füttert man ſie mit gekochten breiartigen Kartoffeln, welche
in das Waſſer geſpritzt werden. Aeltere Fiſche erhalten gequellte Gerſte, Salat,
Kohlblätter, Küchenabfälle ꝛc.

Die künſtliche Ernährung der fleiſchfreſſenden Fiſche bietet dagegen viel größere
Schwierigkeiten, namentlich in künſtlichen, mit Kies beſtreuten Baſſins, nachdem durch
das Futter, welches zu Boden fällt und verfault, leicht das Waſſer verdorben wird 1).

Als Futter verwendet man geronnenes Blut, welchem man durch Einſpritzen
in das Waſſer eine wurmähnliche Geſtalt gibt, hartgekochten Eidotter, getrocknetes,
feingehaſpeltes Fleiſch, Leber ꝛc.; 8—10 Tage nach dem Verſchwinden der Dotterblaſe
reicht man rohes Fleiſch oder Fleiſch von Weißfiſchen. Noch vortheilhafter, wenn auch
ſchwierig zu beſchaffen, iſt die lebende Nahrung, wie Würmer, Inſecten und Inſecten-
larven, welche man in eigenen Plantagen züchtet, Weißfiſchlaich und Brut ꝛc. Sehr
zu empfehlen iſt es in die Forellenſtreckteiche künſtliche Höhlen aus bodenloſen, mit

1) Eine ſehr zweckmäßige Fütterungsvorrichtung für Forellen beſchreibt O. Hämmerle
aus Vorarlberg in Nr. 12 des Oeſterr. landw. Wochenbl. II. Jahrg. 1876, S. 134.
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[314/0330] Anhang. für ſteten Zufluß friſchen Waſſers und für die Einhaltung der erforderlichen Tempe- ratur zu ſorgen. Todte Eier, welche an ihrem trüben Ausſehen und der milchweißen Färbung zu erkennen ſind, hat man fleißig mit einer Pipette zu entfernen. Die Dauer der Bebrütung iſt je nach der Fiſchart und der Temperatur des Waſſers eine ſehr ungleiche. Dieſelbe beträgt bei Karpfen 3 Wochen, bei Hechten und Barſchen 4 Wochen, bei Forellen und Lachſen bei 7.5°C. 73, bei 10°C. 47 und bei 12.5°C. 32 Tage. Bei den Forellen werden die Augen, Fig. 209 c., und das rothe Blut bei 10°C. in 23 Tagen nach der Bebrütung ſichtbar. Gegen Ende der Brutzeit [Abbildung Fig. 209. Forelleneier in verſchiedenen Stadien der Bebrütung und Jungfiſche. — a, b befruchtete Eier, c Ei 23 Tage nach der Bebrütung, d, e Jungfiſche mit der Dot- terblaſe, f 40 Tage alter Jungfiſch.] bildet ſich in der Schalenhaut des Eies eine Oeffnung, durch welche der Schwanz, der Kopf oder die Dotterblaſe und ſchließlich der ganze Fiſch heraustritt. Die Dotterblaſe (Nabelblaſe, Dotter- ſack) wird allmählig aufgeſaugt und deren Inhalt zur Ernährung des Fiſches verwendet, der, ſo lange die Dotterblaſe nicht ganz verſchwunden iſt, keine Nahrung von Außen aufnimmt. Karpfen, Hechte, Barſche behalten die Dotterblaſe nur kurze Zeit, die Salmoniden jedoch ſo lange Zeit, als die Eier zur Bebrütung erforderten. Nach dem Verſchwinden der Dotterblaſe beginnt die künſtliche Ernährung und Aufzucht. Die nun beweglicher werdenden Fiſche werden aus den Brut- trögen genommen und in größere Behälter, Baſſins, Streckteiche eingeſetzt. Die pflanzenfreſſenden Fiſche finden in den Streckteichen gewöhnlich von ſelbſt ausreichende Nahrung. Im Nothfalle füttert man ſie mit gekochten breiartigen Kartoffeln, welche in das Waſſer geſpritzt werden. Aeltere Fiſche erhalten gequellte Gerſte, Salat, Kohlblätter, Küchenabfälle ꝛc. Die künſtliche Ernährung der fleiſchfreſſenden Fiſche bietet dagegen viel größere Schwierigkeiten, namentlich in künſtlichen, mit Kies beſtreuten Baſſins, nachdem durch das Futter, welches zu Boden fällt und verfault, leicht das Waſſer verdorben wird 1). Als Futter verwendet man geronnenes Blut, welchem man durch Einſpritzen in das Waſſer eine wurmähnliche Geſtalt gibt, hartgekochten Eidotter, getrocknetes, feingehaſpeltes Fleiſch, Leber ꝛc.; 8—10 Tage nach dem Verſchwinden der Dotterblaſe reicht man rohes Fleiſch oder Fleiſch von Weißfiſchen. Noch vortheilhafter, wenn auch ſchwierig zu beſchaffen, iſt die lebende Nahrung, wie Würmer, Inſecten und Inſecten- larven, welche man in eigenen Plantagen züchtet, Weißfiſchlaich und Brut ꝛc. Sehr zu empfehlen iſt es in die Forellenſtreckteiche künſtliche Höhlen aus bodenloſen, mit 1) Eine ſehr zweckmäßige Fütterungsvorrichtung für Forellen beſchreibt O. Hämmerle aus Vorarlberg in Nr. 12 des Oeſterr. landw. Wochenbl. II. Jahrg. 1876, S. 134.

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Zitationshilfe: Krafft, Guido: Lehrbuch der Landwirthschaft auf wissenschaftlicher und praktischer Grundlage. Bd. 3. Berlin, 1876, S. 314. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/krafft_landwirthschaft03_1876/330>, abgerufen am 27.11.2024.