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Krafft, Guido: Lehrbuch der Landwirthschaft auf wissenschaftlicher und praktischer Grundlage. Bd. 3. Berlin, 1876.

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Anhang.

Die erforderlichen Mutterfische werden vor der Laichzeit in den Seen, Teichen,
Bächen eingefangen und in Behälter eingesetzt, bis sie vollkommen laichreif werden.

Zur künstlichen Befruchtung bereitet man ein flaches Gefäß mit glatten Wänden
vor, in welches man 5--8 Centim. hoch reines Wasser von jener Temperatur gießt,
welche der Fisch bei seiner Laichzeit in der Natur findet, bei Forellen etwa 5--9°C.
Bei Fischen mit anklebenden Eiern legt man noch Büscheln von Wasserpflanzen in
das Gefäß und nimmt für Karpfen und Schille das Wasser mit einer Temperatur
von 20--25°C., für den Barsch von 17.5--20°C. Hierauf erfaßt man den
Rogner unmittelbar hinter den Kiemen und taucht ihn mit dem Rücken nach auf-
wärts unter das Wasser; dann drückt und streicht man mit der Hand an der
Bauchseite des Fisches so lange, bis keine Eier mehr austreten. Größere Fische gibt
man in ein Netz, welches man von einem Gehilfen unter dem Wasser halten läßt,
während man mit beiden Händen die Eier ausstreift. Unmittelbar darauf nimmt
man einen Milchner und streicht demselben auf dieselbe Weise einige Tropfen Milch
aus, bis das Wasser ein milchiges Aussehen erhält. Damit nun die auf den Boden
des Gefäßes gesunkenen Eier durch die Samenfäden befruchtet werden, rührt man
dieselben mit der Hand oder dem Schweife des Fisches einigemal um. Die Milch
eines Männchens reicht zur Befruchtung des Rogens von 4--5 Weibchen aus.

[Abbildung] Fig. 206.

Bruttiegel von Kuffner, -- Preis in der chemischen Fabrik in Aussig a. E. 1 fl. 50 kr.
(3 Mark) per Stück.

Der Laich quillt beim Herabsinken im Gefäße durch Aufnahme von Wasser auf.
Die kleine Strömung, welche bei dem Aufquellen entsteht, bewirkt, daß die Samen-
fäden herbeigezogen werden und um so sicherer durch die Mikrophile -- einer kleinen
Oeffnung in der äußeren Eischale -- in das Innere des Fischeies eindringen, um
die Befruchtung zu vollziehen. Die Eier werden dabei anfangs trübe, erscheinen wie
bethaut, erlangen jedoch bald wieder ihre ursprüngliche Durchsichtigkeit.

Die befruchteten Eier werden nun künstlich bebrütet. Zur Entwickelung des
Fischembryo's sind Wasser, Luft und ein gewisser Grad von Licht und Wärme noth-

Anhang.

Die erforderlichen Mutterfiſche werden vor der Laichzeit in den Seen, Teichen,
Bächen eingefangen und in Behälter eingeſetzt, bis ſie vollkommen laichreif werden.

Zur künſtlichen Befruchtung bereitet man ein flaches Gefäß mit glatten Wänden
vor, in welches man 5—8 Centim. hoch reines Waſſer von jener Temperatur gießt,
welche der Fiſch bei ſeiner Laichzeit in der Natur findet, bei Forellen etwa 5—9°C.
Bei Fiſchen mit anklebenden Eiern legt man noch Büſcheln von Waſſerpflanzen in
das Gefäß und nimmt für Karpfen und Schille das Waſſer mit einer Temperatur
von 20—25°C., für den Barſch von 17.5—20°C. Hierauf erfaßt man den
Rogner unmittelbar hinter den Kiemen und taucht ihn mit dem Rücken nach auf-
wärts unter das Waſſer; dann drückt und ſtreicht man mit der Hand an der
Bauchſeite des Fiſches ſo lange, bis keine Eier mehr austreten. Größere Fiſche gibt
man in ein Netz, welches man von einem Gehilfen unter dem Waſſer halten läßt,
während man mit beiden Händen die Eier ausſtreift. Unmittelbar darauf nimmt
man einen Milchner und ſtreicht demſelben auf dieſelbe Weiſe einige Tropfen Milch
aus, bis das Waſſer ein milchiges Ausſehen erhält. Damit nun die auf den Boden
des Gefäßes geſunkenen Eier durch die Samenfäden befruchtet werden, rührt man
dieſelben mit der Hand oder dem Schweife des Fiſches einigemal um. Die Milch
eines Männchens reicht zur Befruchtung des Rogens von 4—5 Weibchen aus.

[Abbildung] Fig. 206.

Bruttiegel von Kuffner, — Preis in der chemiſchen Fabrik in Auſſig a. E. 1 fl. 50 kr.
(3 Mark) per Stück.

Der Laich quillt beim Herabſinken im Gefäße durch Aufnahme von Waſſer auf.
Die kleine Strömung, welche bei dem Aufquellen entſteht, bewirkt, daß die Samen-
fäden herbeigezogen werden und um ſo ſicherer durch die Mikrophile — einer kleinen
Oeffnung in der äußeren Eiſchale — in das Innere des Fiſcheies eindringen, um
die Befruchtung zu vollziehen. Die Eier werden dabei anfangs trübe, erſcheinen wie
bethaut, erlangen jedoch bald wieder ihre urſprüngliche Durchſichtigkeit.

Die befruchteten Eier werden nun künſtlich bebrütet. Zur Entwickelung des
Fiſchembryo’s ſind Waſſer, Luft und ein gewiſſer Grad von Licht und Wärme noth-

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[312/0328] Anhang. Die erforderlichen Mutterfiſche werden vor der Laichzeit in den Seen, Teichen, Bächen eingefangen und in Behälter eingeſetzt, bis ſie vollkommen laichreif werden. Zur künſtlichen Befruchtung bereitet man ein flaches Gefäß mit glatten Wänden vor, in welches man 5—8 Centim. hoch reines Waſſer von jener Temperatur gießt, welche der Fiſch bei ſeiner Laichzeit in der Natur findet, bei Forellen etwa 5—9°C. Bei Fiſchen mit anklebenden Eiern legt man noch Büſcheln von Waſſerpflanzen in das Gefäß und nimmt für Karpfen und Schille das Waſſer mit einer Temperatur von 20—25°C., für den Barſch von 17.5—20°C. Hierauf erfaßt man den Rogner unmittelbar hinter den Kiemen und taucht ihn mit dem Rücken nach auf- wärts unter das Waſſer; dann drückt und ſtreicht man mit der Hand an der Bauchſeite des Fiſches ſo lange, bis keine Eier mehr austreten. Größere Fiſche gibt man in ein Netz, welches man von einem Gehilfen unter dem Waſſer halten läßt, während man mit beiden Händen die Eier ausſtreift. Unmittelbar darauf nimmt man einen Milchner und ſtreicht demſelben auf dieſelbe Weiſe einige Tropfen Milch aus, bis das Waſſer ein milchiges Ausſehen erhält. Damit nun die auf den Boden des Gefäßes geſunkenen Eier durch die Samenfäden befruchtet werden, rührt man dieſelben mit der Hand oder dem Schweife des Fiſches einigemal um. Die Milch eines Männchens reicht zur Befruchtung des Rogens von 4—5 Weibchen aus. [Abbildung Fig. 206. Bruttiegel von Kuffner, — Preis in der chemiſchen Fabrik in Auſſig a. E. 1 fl. 50 kr. (3 Mark) per Stück.] Der Laich quillt beim Herabſinken im Gefäße durch Aufnahme von Waſſer auf. Die kleine Strömung, welche bei dem Aufquellen entſteht, bewirkt, daß die Samen- fäden herbeigezogen werden und um ſo ſicherer durch die Mikrophile — einer kleinen Oeffnung in der äußeren Eiſchale — in das Innere des Fiſcheies eindringen, um die Befruchtung zu vollziehen. Die Eier werden dabei anfangs trübe, erſcheinen wie bethaut, erlangen jedoch bald wieder ihre urſprüngliche Durchſichtigkeit. Die befruchteten Eier werden nun künſtlich bebrütet. Zur Entwickelung des Fiſchembryo’s ſind Waſſer, Luft und ein gewiſſer Grad von Licht und Wärme noth-

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Zitationshilfe: Krafft, Guido: Lehrbuch der Landwirthschaft auf wissenschaftlicher und praktischer Grundlage. Bd. 3. Berlin, 1876, S. 312. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/krafft_landwirthschaft03_1876/328>, abgerufen am 27.11.2024.