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Krafft, Guido: Lehrbuch der Landwirthschaft auf wissenschaftlicher und praktischer Grundlage. Bd. 3. Berlin, 1876.

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Allgemeine Thierzuchtlehre.
Blutbildung und die Ernährung geeignete Form gebracht werden. Der
unverwendbare Theil der Futtermittel wird ausgeschieden, ebenso jene Stoffe, welche
durch die Lebensthätigkeit unbrauchbar geworden sind.

1. Die Verdauung und Assimilation.

Der Verdauung geht die Aufnahme der Nahrungsmittel durch die Maulhöhle,
Rachenhöhle und den Schlund voraus. Die aufgenommenen Nahrungsmittel ge-
langen dann in die eigentlichen Verdauungsorgane, welche einen von der Lippenspalte
bis zum After ununterbrochenen, verschieden weiten, mit Schleimhaut und Drüsen
versehenen Kanal bilden. In demselben werden unter Mitwirkung der ausgeschiedenen
Verdauungssäfte die in den Futtermitteln enthaltenen Nährstoffe in eine zur Blut-
bildung taugliche Flüssigkeit (Chylus) umgewandelt.

Diese Umwandlung oder Verdauung beginnt in dem Momente der Aufnahme
der Nahrung in die Mundhöhle. Daselbst erfahren die Futterstoffe durch die im
Ober- und Unterkiefer eingekeilten Zähne eine Zerkleinerung und durch die
Vermengung mit den Ausscheidungsproducten der Speichel- und Schleimdrüsen, durch
die Einspeichelung, eine theilweise Veränderung ihres Stärkemehles. Dasselbe wird
durch das Speichelferment, jedoch keineswegs seiner ganzen Masse nach, in Dextrin
und weiterhin in löslichen Traubenzucker übergeführt.

Von der Maulhöhle gelangt der Futterballen durch das Schlingen in die
Rachenhöhle und die Schlundröhre, in welcher derselbe durch die wurmförmige (peri-
staltische) Bewegung in den Magen weitergeschafft wird. Im Magen erfahren nament-
lich die Eiweißstoffe der Futtermittel unter der auflösenden Wirkung des Magen-
saftes eine durchgreifende Veränderung. Durch die Einwirkung des Pepsins und der
Salzsäure, der beiden hervorragenden Bestandtheile des Magensaftes, werden die Eiweiß-
stoffe in lösliche Peptone oder Albuminosen umgewandelt, welche in dieser Form von den
Lymphgefäßen aufgenommen, resorbirt werden. Der Käsestoff der verzehrten Milch
gerinnt zunächst und wird dann erst von dem Magensafte allmählig gelöst. Die
Wirksamkeit des Magensaftes bei der Verdauung der Eiweißstoffe wird bei Vor-
handensein von Fett wesentlich erhöht; Kochsalz begünstigt hinwieder die reichlichere
Abscheidung des Magensaftes. Außerdem wirkt der Magensaft auf die Um-
wandlung der im Futterbrei enthaltenen Kohlehydrate, sowie des Traubenzuckers
in Milchsäure, welche wieder ihrerseits zur Lösung der Eiweißstoffe, sowie der
phosphorsauren, unorganischen Verbindungen beiträgt. Die letztgenannten Stoffe
und das Tränkwasser können direct von den in der Magenschleimhaut reichlich ver-
laufenden Blutgefäßen aufgenommen werden. Die noch unverdaute Masse der
Futterstoffe und der größte Theil der gelösten Eiweißstoffe gelangt mit dem genossenen
Trinkwasser als graulicher, sauer reagirender Brei, Chymus, durch den Pförtner in
den Zwölffingerdarm, um sich von dort durch den weiteren Darmcanal ihren Weg
zu suchen.

Bei den Wiederkäuern, welche nicht wie die übrigen Hausthiere einen einfachen,
sondern einen aus vier Abtheilungen bestehenden Magen, Fig. 12, S. 17, besitzen,

Allgemeine Thierzuchtlehre.
Blutbildung und die Ernährung geeignete Form gebracht werden. Der
unverwendbare Theil der Futtermittel wird ausgeſchieden, ebenſo jene Stoffe, welche
durch die Lebensthätigkeit unbrauchbar geworden ſind.

1. Die Verdauung und Aſſimilation.

Der Verdauung geht die Aufnahme der Nahrungsmittel durch die Maulhöhle,
Rachenhöhle und den Schlund voraus. Die aufgenommenen Nahrungsmittel ge-
langen dann in die eigentlichen Verdauungsorgane, welche einen von der Lippenſpalte
bis zum After ununterbrochenen, verſchieden weiten, mit Schleimhaut und Drüſen
verſehenen Kanal bilden. In demſelben werden unter Mitwirkung der ausgeſchiedenen
Verdauungsſäfte die in den Futtermitteln enthaltenen Nährſtoffe in eine zur Blut-
bildung taugliche Flüſſigkeit (Chylus) umgewandelt.

Dieſe Umwandlung oder Verdauung beginnt in dem Momente der Aufnahme
der Nahrung in die Mundhöhle. Daſelbſt erfahren die Futterſtoffe durch die im
Ober- und Unterkiefer eingekeilten Zähne eine Zerkleinerung und durch die
Vermengung mit den Ausſcheidungsproducten der Speichel- und Schleimdrüſen, durch
die Einſpeichelung, eine theilweiſe Veränderung ihres Stärkemehles. Daſſelbe wird
durch das Speichelferment, jedoch keineswegs ſeiner ganzen Maſſe nach, in Dextrin
und weiterhin in löslichen Traubenzucker übergeführt.

Von der Maulhöhle gelangt der Futterballen durch das Schlingen in die
Rachenhöhle und die Schlundröhre, in welcher derſelbe durch die wurmförmige (peri-
ſtaltiſche) Bewegung in den Magen weitergeſchafft wird. Im Magen erfahren nament-
lich die Eiweißſtoffe der Futtermittel unter der auflöſenden Wirkung des Magen-
ſaftes eine durchgreifende Veränderung. Durch die Einwirkung des Pepſins und der
Salzſäure, der beiden hervorragenden Beſtandtheile des Magenſaftes, werden die Eiweiß-
ſtoffe in lösliche Peptone oder Albuminoſen umgewandelt, welche in dieſer Form von den
Lymphgefäßen aufgenommen, reſorbirt werden. Der Käſeſtoff der verzehrten Milch
gerinnt zunächſt und wird dann erſt von dem Magenſafte allmählig gelöſt. Die
Wirkſamkeit des Magenſaftes bei der Verdauung der Eiweißſtoffe wird bei Vor-
handenſein von Fett weſentlich erhöht; Kochſalz begünſtigt hinwieder die reichlichere
Abſcheidung des Magenſaftes. Außerdem wirkt der Magenſaft auf die Um-
wandlung der im Futterbrei enthaltenen Kohlehydrate, ſowie des Traubenzuckers
in Milchſäure, welche wieder ihrerſeits zur Löſung der Eiweißſtoffe, ſowie der
phosphorſauren, unorganiſchen Verbindungen beiträgt. Die letztgenannten Stoffe
und das Tränkwaſſer können direct von den in der Magenſchleimhaut reichlich ver-
laufenden Blutgefäßen aufgenommen werden. Die noch unverdaute Maſſe der
Futterſtoffe und der größte Theil der gelöſten Eiweißſtoffe gelangt mit dem genoſſenen
Trinkwaſſer als graulicher, ſauer reagirender Brei, Chymus, durch den Pförtner in
den Zwölffingerdarm, um ſich von dort durch den weiteren Darmcanal ihren Weg
zu ſuchen.

Bei den Wiederkäuern, welche nicht wie die übrigen Hausthiere einen einfachen,
ſondern einen aus vier Abtheilungen beſtehenden Magen, Fig. 12, S. 17, beſitzen,

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[16/0032] Allgemeine Thierzuchtlehre. Blutbildung und die Ernährung geeignete Form gebracht werden. Der unverwendbare Theil der Futtermittel wird ausgeſchieden, ebenſo jene Stoffe, welche durch die Lebensthätigkeit unbrauchbar geworden ſind. 1. Die Verdauung und Aſſimilation. Der Verdauung geht die Aufnahme der Nahrungsmittel durch die Maulhöhle, Rachenhöhle und den Schlund voraus. Die aufgenommenen Nahrungsmittel ge- langen dann in die eigentlichen Verdauungsorgane, welche einen von der Lippenſpalte bis zum After ununterbrochenen, verſchieden weiten, mit Schleimhaut und Drüſen verſehenen Kanal bilden. In demſelben werden unter Mitwirkung der ausgeſchiedenen Verdauungsſäfte die in den Futtermitteln enthaltenen Nährſtoffe in eine zur Blut- bildung taugliche Flüſſigkeit (Chylus) umgewandelt. Dieſe Umwandlung oder Verdauung beginnt in dem Momente der Aufnahme der Nahrung in die Mundhöhle. Daſelbſt erfahren die Futterſtoffe durch die im Ober- und Unterkiefer eingekeilten Zähne eine Zerkleinerung und durch die Vermengung mit den Ausſcheidungsproducten der Speichel- und Schleimdrüſen, durch die Einſpeichelung, eine theilweiſe Veränderung ihres Stärkemehles. Daſſelbe wird durch das Speichelferment, jedoch keineswegs ſeiner ganzen Maſſe nach, in Dextrin und weiterhin in löslichen Traubenzucker übergeführt. Von der Maulhöhle gelangt der Futterballen durch das Schlingen in die Rachenhöhle und die Schlundröhre, in welcher derſelbe durch die wurmförmige (peri- ſtaltiſche) Bewegung in den Magen weitergeſchafft wird. Im Magen erfahren nament- lich die Eiweißſtoffe der Futtermittel unter der auflöſenden Wirkung des Magen- ſaftes eine durchgreifende Veränderung. Durch die Einwirkung des Pepſins und der Salzſäure, der beiden hervorragenden Beſtandtheile des Magenſaftes, werden die Eiweiß- ſtoffe in lösliche Peptone oder Albuminoſen umgewandelt, welche in dieſer Form von den Lymphgefäßen aufgenommen, reſorbirt werden. Der Käſeſtoff der verzehrten Milch gerinnt zunächſt und wird dann erſt von dem Magenſafte allmählig gelöſt. Die Wirkſamkeit des Magenſaftes bei der Verdauung der Eiweißſtoffe wird bei Vor- handenſein von Fett weſentlich erhöht; Kochſalz begünſtigt hinwieder die reichlichere Abſcheidung des Magenſaftes. Außerdem wirkt der Magenſaft auf die Um- wandlung der im Futterbrei enthaltenen Kohlehydrate, ſowie des Traubenzuckers in Milchſäure, welche wieder ihrerſeits zur Löſung der Eiweißſtoffe, ſowie der phosphorſauren, unorganiſchen Verbindungen beiträgt. Die letztgenannten Stoffe und das Tränkwaſſer können direct von den in der Magenſchleimhaut reichlich ver- laufenden Blutgefäßen aufgenommen werden. Die noch unverdaute Maſſe der Futterſtoffe und der größte Theil der gelöſten Eiweißſtoffe gelangt mit dem genoſſenen Trinkwaſſer als graulicher, ſauer reagirender Brei, Chymus, durch den Pförtner in den Zwölffingerdarm, um ſich von dort durch den weiteren Darmcanal ihren Weg zu ſuchen. Bei den Wiederkäuern, welche nicht wie die übrigen Hausthiere einen einfachen, ſondern einen aus vier Abtheilungen beſtehenden Magen, Fig. 12, S. 17, beſitzen,

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Zitationshilfe: Krafft, Guido: Lehrbuch der Landwirthschaft auf wissenschaftlicher und praktischer Grundlage. Bd. 3. Berlin, 1876, S. 16. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/krafft_landwirthschaft03_1876/32>, abgerufen am 20.11.2024.