Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Krafft, Guido: Lehrbuch der Landwirthschaft auf wissenschaftlicher und praktischer Grundlage. Bd. 3. Berlin, 1876.

Bild:
<< vorherige Seite
Das Thierleben.
[Tabelle]
2. Die Bildung des Stoffes im Thierkörper.

Das Thier vermag, wie die Pflanze, durch seine Lebensthätigkeit weder die
Elemente des Wassers, noch die Elemente der verbrennlichen Substanz und der Asche
neu zu schaffen. Dieselben müssen als thierische Nährstoffe von Außen, aus der Luft
und, wenigstens bei unseren Nutzthieren, aus der Pflanzennahrung aufgenommen
werden. Das Thier bewerkstelligt weiterhin durch seine Lebensthätigkeit die Ueber-
führung der aufgenommenen Nährstoffe in die seinen Körper aufbauenden Form-
bestandtheile. Die Letzteren sind jedoch nicht unveränderlich, sondern einer stetigen
Neu- und Rückbildung ausgesetzt. Die Gesammtheit der bei Nahrungsaufnahme,
Körperansatze und Ausscheidung zu beobachtenden Veränderungen bezeichnet man als
thierischen Stoffwechsel. Außer dem Stoffwechsel äußert sich das thierische
Leben durch das Vermögen, sich zu bewegen, äußere Sinneseindrücke aufzunehmen,
zu empfinden, und durch jene Lebensthätigkeiten, welche die Fortpflanzung
des Thieres zum Zwecke haben.

Diese Verschiedenheiten in den Lebensäußerungen des Thieres erfordern, obgleich
sie im lebenden Thiere in untheilbarer Gesammtheit zum Ausdrucke gelangen, eine
getrennte Betrachtung und zwar: 1. Das Bildungs-, 2. das Bewegungs-, 3. das
Empfindungs- und 4. das Geschlechtsleben des Thieres.

1. Das Bildungsleben des Thieres.

Die Futtermittel enthalten zwar alle Stoffe, welche das Thier bedarf, jedoch
in einer Form, welche sie nicht unmittelbar zur Ernährung verwendbar macht. Sie
müssen daher erst durch die Verdauung und Assimilation in eine für die

Das Thierleben.
[Tabelle]
2. Die Bildung des Stoffes im Thierkörper.

Das Thier vermag, wie die Pflanze, durch ſeine Lebensthätigkeit weder die
Elemente des Waſſers, noch die Elemente der verbrennlichen Subſtanz und der Aſche
neu zu ſchaffen. Dieſelben müſſen als thieriſche Nährſtoffe von Außen, aus der Luft
und, wenigſtens bei unſeren Nutzthieren, aus der Pflanzennahrung aufgenommen
werden. Das Thier bewerkſtelligt weiterhin durch ſeine Lebensthätigkeit die Ueber-
führung der aufgenommenen Nährſtoffe in die ſeinen Körper aufbauenden Form-
beſtandtheile. Die Letzteren ſind jedoch nicht unveränderlich, ſondern einer ſtetigen
Neu- und Rückbildung ausgeſetzt. Die Geſammtheit der bei Nahrungsaufnahme,
Körperanſatze und Ausſcheidung zu beobachtenden Veränderungen bezeichnet man als
thieriſchen Stoffwechſel. Außer dem Stoffwechſel äußert ſich das thieriſche
Leben durch das Vermögen, ſich zu bewegen, äußere Sinneseindrücke aufzunehmen,
zu empfinden, und durch jene Lebensthätigkeiten, welche die Fortpflanzung
des Thieres zum Zwecke haben.

Dieſe Verſchiedenheiten in den Lebensäußerungen des Thieres erfordern, obgleich
ſie im lebenden Thiere in untheilbarer Geſammtheit zum Ausdrucke gelangen, eine
getrennte Betrachtung und zwar: 1. Das Bildungs-, 2. das Bewegungs-, 3. das
Empfindungs- und 4. das Geſchlechtsleben des Thieres.

1. Das Bildungsleben des Thieres.

Die Futtermittel enthalten zwar alle Stoffe, welche das Thier bedarf, jedoch
in einer Form, welche ſie nicht unmittelbar zur Ernährung verwendbar macht. Sie
müſſen daher erſt durch die Verdauung und Aſſimilation in eine für die

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <pb facs="#f0031" n="15"/>
              <fw place="top" type="header">Das Thierleben.</fw><lb/>
              <table>
                <row>
                  <cell/>
                </row>
              </table>
            </div>
            <div n="4">
              <head> <hi rendition="#b">2. Die Bildung des Stoffes im Thierkörper.</hi> </head><lb/>
              <p>Das Thier vermag, wie die Pflanze, durch &#x017F;eine Lebensthätigkeit weder die<lb/>
Elemente des Wa&#x017F;&#x017F;ers, noch die Elemente der verbrennlichen Sub&#x017F;tanz und der A&#x017F;che<lb/>
neu zu &#x017F;chaffen. Die&#x017F;elben mü&#x017F;&#x017F;en als thieri&#x017F;che Nähr&#x017F;toffe von Außen, aus der Luft<lb/>
und, wenig&#x017F;tens bei un&#x017F;eren Nutzthieren, aus der Pflanzennahrung aufgenommen<lb/>
werden. Das Thier bewerk&#x017F;telligt weiterhin durch &#x017F;eine Lebensthätigkeit die Ueber-<lb/>
führung der aufgenommenen Nähr&#x017F;toffe in die &#x017F;einen Körper aufbauenden Form-<lb/>
be&#x017F;tandtheile. Die Letzteren &#x017F;ind jedoch nicht unveränderlich, &#x017F;ondern einer &#x017F;tetigen<lb/>
Neu- und Rückbildung ausge&#x017F;etzt. Die Ge&#x017F;ammtheit der bei Nahrungsaufnahme,<lb/>
Körperan&#x017F;atze und Aus&#x017F;cheidung zu beobachtenden Veränderungen bezeichnet man als<lb/><hi rendition="#g">thieri&#x017F;chen Stoffwech&#x017F;el</hi>. Außer dem Stoffwech&#x017F;el äußert &#x017F;ich das thieri&#x017F;che<lb/>
Leben durch das Vermögen, &#x017F;ich zu <hi rendition="#g">bewegen</hi>, äußere Sinneseindrücke aufzunehmen,<lb/>
zu <hi rendition="#g">empfinden</hi>, und durch jene Lebensthätigkeiten, welche die <hi rendition="#g">Fortpflanzung</hi><lb/>
des Thieres zum Zwecke haben.</p><lb/>
              <p>Die&#x017F;e Ver&#x017F;chiedenheiten in den Lebensäußerungen des Thieres erfordern, obgleich<lb/>
&#x017F;ie im lebenden Thiere in untheilbarer Ge&#x017F;ammtheit zum Ausdrucke gelangen, eine<lb/>
getrennte Betrachtung und zwar: 1. Das Bildungs-, 2. das Bewegungs-, 3. das<lb/>
Empfindungs- und 4. das Ge&#x017F;chlechtsleben des Thieres.</p><lb/>
              <div n="5">
                <head> <hi rendition="#b">1. Das Bildungsleben des Thieres.</hi> </head><lb/>
                <p>Die Futtermittel enthalten zwar alle Stoffe, welche das Thier bedarf, jedoch<lb/>
in einer Form, welche &#x017F;ie nicht unmittelbar zur Ernährung verwendbar macht. Sie<lb/>&#x017F;&#x017F;en daher er&#x017F;t durch die <hi rendition="#g">Verdauung</hi> und <hi rendition="#g">A&#x017F;&#x017F;imilation</hi> in eine für die<lb/></p>
              </div>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[15/0031] Das Thierleben. 2. Die Bildung des Stoffes im Thierkörper. Das Thier vermag, wie die Pflanze, durch ſeine Lebensthätigkeit weder die Elemente des Waſſers, noch die Elemente der verbrennlichen Subſtanz und der Aſche neu zu ſchaffen. Dieſelben müſſen als thieriſche Nährſtoffe von Außen, aus der Luft und, wenigſtens bei unſeren Nutzthieren, aus der Pflanzennahrung aufgenommen werden. Das Thier bewerkſtelligt weiterhin durch ſeine Lebensthätigkeit die Ueber- führung der aufgenommenen Nährſtoffe in die ſeinen Körper aufbauenden Form- beſtandtheile. Die Letzteren ſind jedoch nicht unveränderlich, ſondern einer ſtetigen Neu- und Rückbildung ausgeſetzt. Die Geſammtheit der bei Nahrungsaufnahme, Körperanſatze und Ausſcheidung zu beobachtenden Veränderungen bezeichnet man als thieriſchen Stoffwechſel. Außer dem Stoffwechſel äußert ſich das thieriſche Leben durch das Vermögen, ſich zu bewegen, äußere Sinneseindrücke aufzunehmen, zu empfinden, und durch jene Lebensthätigkeiten, welche die Fortpflanzung des Thieres zum Zwecke haben. Dieſe Verſchiedenheiten in den Lebensäußerungen des Thieres erfordern, obgleich ſie im lebenden Thiere in untheilbarer Geſammtheit zum Ausdrucke gelangen, eine getrennte Betrachtung und zwar: 1. Das Bildungs-, 2. das Bewegungs-, 3. das Empfindungs- und 4. das Geſchlechtsleben des Thieres. 1. Das Bildungsleben des Thieres. Die Futtermittel enthalten zwar alle Stoffe, welche das Thier bedarf, jedoch in einer Form, welche ſie nicht unmittelbar zur Ernährung verwendbar macht. Sie müſſen daher erſt durch die Verdauung und Aſſimilation in eine für die

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/krafft_landwirthschaft03_1876
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/krafft_landwirthschaft03_1876/31
Zitationshilfe: Krafft, Guido: Lehrbuch der Landwirthschaft auf wissenschaftlicher und praktischer Grundlage. Bd. 3. Berlin, 1876, S. 15. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/krafft_landwirthschaft03_1876/31>, abgerufen am 22.12.2024.