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Krafft, Guido: Lehrbuch der Landwirthschaft auf wissenschaftlicher und praktischer Grundlage. Bd. 3. Berlin, 1876.

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Besondere Thierzuchtlehre.
Oelkuchen sind zu brechen und in Wasser aufgelöst, die Körner gequetscht oder ge-
schroten in den Schweinetrog zu geben. Gedämpfte Kartoffeln, Grünfutter, geschrotenes
Getreide werden mit Molke oder Küchenspülicht der milchsaueren Gährung überlassen,
nur darf dieselbe nicht in Essigsäurebildung übergehen. Saueres Futter ist jedoch
von der Fütterung junger Schweine auszuschließen.

Das sämmtliche Futter ist nach Thunlichkeit, als Tränke, Gesöff dem Schweine
zu verabreichen, nachdem dasselbe, seiner Natur nach, einen großen Antheil von Wasser
in seiner Nahrung und zwar auf 1 Theil Trockensubstanz 7 -- 8 Theile Wasser ver-
langt. Bei trockenem Futter hat man demnach für ausreichendes Tränkwasser
zu sorgen.

Für die Menge und Zusammensetzung der Tagesration gilt für je 100 Kilogr.
Lebendgewicht folgende Futternorm in Kilogramm:

[Tabelle]

Wegen der Kostspieligkeit wird die Stallfütterung in den wenigsten Fällen in
größerem Maßstabe ausschließlich durchgeführt, viel häufiger findet man die billigere
Ernährung des Schweines auf der Weide. Die entsprechendsten Weiden für das
Borstenvieh sind sumpfige, schattige Oertlichkeiten, mit lockerem Boden, vor allem die
Weiden in Eichen- und Buchenwaldungen.

Der Benutzung der Waldweiden steht so lange nichts entgegen, als der Wald
durch die Beweidung in seinem Holzzuwachse nicht beeinträchtigt wird. Es kann daher
der größte Theil des Waldes zur Weide herangezogen werden, mit Ausnahme jener
Parzellen, welche wegen ihres jungen Holzes oder der natürlichen Besamung geschont
werden müssen. Außerdem, daß sich die Schweine von den Baumfrüchten nähren,
werden sie dadurch nützlich, daß sie den Boden durch ihr Wühlen auflockern und ihn
zur Aufnahme der Samen geeignet machen, und daß sie den Raupen und Larven schäd-
licher Insecten, wie den Raupen des Kiefernspinners, der Eule, des Spanners, den
Larven des Maikäfers, der kleinen und großen Kieferblattwespe etc. nachstellen.

Ackerfelder werden nur selten mit Schweinen beweidet, am ehesten noch Felder,
in welchen Engerlinge so zahlreich auftreten, daß das Sammeln nach der aufgewor-
fenen Pflugfurche zu mühsam wäre. Häufiger werden Stoppelfelder mit Schweinen
betrieben, wenn so viele Körner ausgefallen und ausgewachsen sind, daß ein Beweiden
mit Wiederkäuern wegen des Aufblähens nicht rathsam erscheint. Aus letzterem
Grunde weidet man in England Klee- und Erbsenschläge mit Borstenvieh ab. Um
ein übermäßiges Wühlen zu verhindern wird dem Schweine ein sförmiger Draht
durch die Nasenscheidewand gezogen.

Während der heißen Jahreszeit soll man die weidenden Schweine über Mittag
an einen schattigen Ort, in der Nähe von Wasser treiben, damit sie sich abkühlen
können.

Beſondere Thierzuchtlehre.
Oelkuchen ſind zu brechen und in Waſſer aufgelöſt, die Körner gequetſcht oder ge-
ſchroten in den Schweinetrog zu geben. Gedämpfte Kartoffeln, Grünfutter, geſchrotenes
Getreide werden mit Molke oder Küchenſpülicht der milchſaueren Gährung überlaſſen,
nur darf dieſelbe nicht in Eſſigſäurebildung übergehen. Saueres Futter iſt jedoch
von der Fütterung junger Schweine auszuſchließen.

Das ſämmtliche Futter iſt nach Thunlichkeit, als Tränke, Geſöff dem Schweine
zu verabreichen, nachdem daſſelbe, ſeiner Natur nach, einen großen Antheil von Waſſer
in ſeiner Nahrung und zwar auf 1 Theil Trockenſubſtanz 7 — 8 Theile Waſſer ver-
langt. Bei trockenem Futter hat man demnach für ausreichendes Tränkwaſſer
zu ſorgen.

Für die Menge und Zuſammenſetzung der Tagesration gilt für je 100 Kilogr.
Lebendgewicht folgende Futternorm in Kilogramm:

[Tabelle]

Wegen der Koſtſpieligkeit wird die Stallfütterung in den wenigſten Fällen in
größerem Maßſtabe ausſchließlich durchgeführt, viel häufiger findet man die billigere
Ernährung des Schweines auf der Weide. Die entſprechendſten Weiden für das
Borſtenvieh ſind ſumpfige, ſchattige Oertlichkeiten, mit lockerem Boden, vor allem die
Weiden in Eichen- und Buchenwaldungen.

Der Benutzung der Waldweiden ſteht ſo lange nichts entgegen, als der Wald
durch die Beweidung in ſeinem Holzzuwachſe nicht beeinträchtigt wird. Es kann daher
der größte Theil des Waldes zur Weide herangezogen werden, mit Ausnahme jener
Parzellen, welche wegen ihres jungen Holzes oder der natürlichen Beſamung geſchont
werden müſſen. Außerdem, daß ſich die Schweine von den Baumfrüchten nähren,
werden ſie dadurch nützlich, daß ſie den Boden durch ihr Wühlen auflockern und ihn
zur Aufnahme der Samen geeignet machen, und daß ſie den Raupen und Larven ſchäd-
licher Inſecten, wie den Raupen des Kiefernſpinners, der Eule, des Spanners, den
Larven des Maikäfers, der kleinen und großen Kieferblattwespe ꝛc. nachſtellen.

Ackerfelder werden nur ſelten mit Schweinen beweidet, am eheſten noch Felder,
in welchen Engerlinge ſo zahlreich auftreten, daß das Sammeln nach der aufgewor-
fenen Pflugfurche zu mühſam wäre. Häufiger werden Stoppelfelder mit Schweinen
betrieben, wenn ſo viele Körner ausgefallen und ausgewachſen ſind, daß ein Beweiden
mit Wiederkäuern wegen des Aufblähens nicht rathſam erſcheint. Aus letzterem
Grunde weidet man in England Klee- und Erbſenſchläge mit Borſtenvieh ab. Um
ein übermäßiges Wühlen zu verhindern wird dem Schweine ein sförmiger Draht
durch die Naſenſcheidewand gezogen.

Während der heißen Jahreszeit ſoll man die weidenden Schweine über Mittag
an einen ſchattigen Ort, in der Nähe von Waſſer treiben, damit ſie ſich abkühlen
können.

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[284/0300] Beſondere Thierzuchtlehre. Oelkuchen ſind zu brechen und in Waſſer aufgelöſt, die Körner gequetſcht oder ge- ſchroten in den Schweinetrog zu geben. Gedämpfte Kartoffeln, Grünfutter, geſchrotenes Getreide werden mit Molke oder Küchenſpülicht der milchſaueren Gährung überlaſſen, nur darf dieſelbe nicht in Eſſigſäurebildung übergehen. Saueres Futter iſt jedoch von der Fütterung junger Schweine auszuſchließen. Das ſämmtliche Futter iſt nach Thunlichkeit, als Tränke, Geſöff dem Schweine zu verabreichen, nachdem daſſelbe, ſeiner Natur nach, einen großen Antheil von Waſſer in ſeiner Nahrung und zwar auf 1 Theil Trockenſubſtanz 7 — 8 Theile Waſſer ver- langt. Bei trockenem Futter hat man demnach für ausreichendes Tränkwaſſer zu ſorgen. Für die Menge und Zuſammenſetzung der Tagesration gilt für je 100 Kilogr. Lebendgewicht folgende Futternorm in Kilogramm: Wegen der Koſtſpieligkeit wird die Stallfütterung in den wenigſten Fällen in größerem Maßſtabe ausſchließlich durchgeführt, viel häufiger findet man die billigere Ernährung des Schweines auf der Weide. Die entſprechendſten Weiden für das Borſtenvieh ſind ſumpfige, ſchattige Oertlichkeiten, mit lockerem Boden, vor allem die Weiden in Eichen- und Buchenwaldungen. Der Benutzung der Waldweiden ſteht ſo lange nichts entgegen, als der Wald durch die Beweidung in ſeinem Holzzuwachſe nicht beeinträchtigt wird. Es kann daher der größte Theil des Waldes zur Weide herangezogen werden, mit Ausnahme jener Parzellen, welche wegen ihres jungen Holzes oder der natürlichen Beſamung geſchont werden müſſen. Außerdem, daß ſich die Schweine von den Baumfrüchten nähren, werden ſie dadurch nützlich, daß ſie den Boden durch ihr Wühlen auflockern und ihn zur Aufnahme der Samen geeignet machen, und daß ſie den Raupen und Larven ſchäd- licher Inſecten, wie den Raupen des Kiefernſpinners, der Eule, des Spanners, den Larven des Maikäfers, der kleinen und großen Kieferblattwespe ꝛc. nachſtellen. Ackerfelder werden nur ſelten mit Schweinen beweidet, am eheſten noch Felder, in welchen Engerlinge ſo zahlreich auftreten, daß das Sammeln nach der aufgewor- fenen Pflugfurche zu mühſam wäre. Häufiger werden Stoppelfelder mit Schweinen betrieben, wenn ſo viele Körner ausgefallen und ausgewachſen ſind, daß ein Beweiden mit Wiederkäuern wegen des Aufblähens nicht rathſam erſcheint. Aus letzterem Grunde weidet man in England Klee- und Erbſenſchläge mit Borſtenvieh ab. Um ein übermäßiges Wühlen zu verhindern wird dem Schweine ein sförmiger Draht durch die Naſenſcheidewand gezogen. Während der heißen Jahreszeit ſoll man die weidenden Schweine über Mittag an einen ſchattigen Ort, in der Nähe von Waſſer treiben, damit ſie ſich abkühlen können.

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Zitationshilfe: Krafft, Guido: Lehrbuch der Landwirthschaft auf wissenschaftlicher und praktischer Grundlage. Bd. 3. Berlin, 1876, S. 284. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/krafft_landwirthschaft03_1876/300>, abgerufen am 24.11.2024.