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Krafft, Guido: Lehrbuch der Landwirthschaft auf wissenschaftlicher und praktischer Grundlage. Bd. 3. Berlin, 1876.

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Die Schweinezucht.

Im Sommer liefern verschiedene Grünfutterarten, als Rothklee, Luzerne,
Mischling etc., so lange sie noch jung und nicht hartstenglig sind, ein gedeihliches
Schweinefutter. Grüne Unkrautpflanzen, Rüben und Krautblätter, verkleinerte Kürbisse
sind ebenfalls an Schweine zu verfüttern. Der Nähreffect der grünen Pflanzen wird
wesentlich erhöht, wenn sie im fein geschnittenen, eingesalzenen Zustande und mit
Kleie, Mehl und Wurzelwerk gemischt verfüttert werden.

Die Verwendung der Körnerfrüchte als Schweinefutter richtet sich nach den
jeweiligen Preisen. Am vortheilhaftesten eignet sich zur Schweinemastung der Mais,
welcher das beste und wohlschmeckendste Fleisch liefert. Außer dem Maise werden Gerste,
Erbsen, Pferdebohnen, Buchweizen etc. verfüttert. Weizen- und Roggenkleie werden
wegen ihres Phosphorsäuregehaltes namentlich den jungen Schweinen vorgelegt. Als
Beifutter für letztere dienen auch Leinsamen.

In obstreichen Gegenden wird unreifes Obst, in reichen Jahrgängen selbst
mindere Sorten frischen Obstes an das Borstenvieh verfüttert; ebenso die Rückstände
der Obst- und Beerenwein-Bereitung.

Ein sehr werthvolles Schweinefutter liefern die Eicheln und Bucheln, welche
man durch Eintreiben der Schweine in Eichen- und Buchenwaldungen von diesen
selbst aufsuchen läßt. Die Eicheln geben, ähnlich wie die Getreidekörner, einen festen,
die Bucheln einen mehr öligen Speck.

Als Schweinefutter können schließlich alle wie immer gearteten, thierischen und
pflanzlichen Abfälle im Haushalte und der Wirthschaft verwerthet werden. Bei der
Verfütterung des Fleisches umgestandener Thiere hat man das Fleisch von jenen
Thieren, welche an ansteckenden Krankheiten gefallen, wie z. B. am Milzbrande, aus-
zuschließen.

Von den Scheunenabfällen verdienen Spreu und Kaff besondere Beachtung. Die-
selben werden mit heißem Wasser oder mit heißer Schlempe angebrüht, als Siede
verabreicht. Aus dem Getreide ausgeputzte Unkrautsamen gewähren ein gutes Schweine-
futter, nur muß man zur Verhütung der Verunkrautung den Dünger nicht auf das
Feld führen, da manche Unkrautsamen selbst nach dem Durchgange durch den Thier-
leib ihre Keimfähigkeit behalten.

Der Erfolg der Fütterung hängt beim Schweine wie bei keinem andern Haus-
thiere von der Art der Zurechtlegung und Zubereitung des Futters ab. Das Schwein
vermag große Futterquantitäten aufzunehmen und rasch zu verdauen, wenn die Nähr-
stoffe in denselben in leicht verdaulicher Form geboten werden; anderen Falls verläßt
ein großer Theil der Nährstoffe unverdaut den Thierleib. Leicht verdauliche, ver-
gohrene Futterstoffe sind daher am geeignetsten zur Ernährung des Schweines. Dem-
selben sollen alle Futterstoffe im geschnittenen oder verkleinerten Zustande vorgelegt
werden. Bei den Wurzel- und Knollenfrüchten wird die Verkleinerung und bei letz-
teren das Aufquellen der Stärkemehlkörner durch vorangegangenes Kochen oder Dämpfen
erleichtert. Das gekochte und gedämpfte Futter ist jedoch stets nur ausgekühlt zu
verabreichen, da sonst gierig fressende Schweine leicht zu Schaden kommen. Die

Die Schweinezucht.

Im Sommer liefern verſchiedene Grünfutterarten, als Rothklee, Luzerne,
Miſchling ꝛc., ſo lange ſie noch jung und nicht hartſtenglig ſind, ein gedeihliches
Schweinefutter. Grüne Unkrautpflanzen, Rüben und Krautblätter, verkleinerte Kürbiſſe
ſind ebenfalls an Schweine zu verfüttern. Der Nähreffect der grünen Pflanzen wird
weſentlich erhöht, wenn ſie im fein geſchnittenen, eingeſalzenen Zuſtande und mit
Kleie, Mehl und Wurzelwerk gemiſcht verfüttert werden.

Die Verwendung der Körnerfrüchte als Schweinefutter richtet ſich nach den
jeweiligen Preiſen. Am vortheilhafteſten eignet ſich zur Schweinemaſtung der Mais,
welcher das beſte und wohlſchmeckendſte Fleiſch liefert. Außer dem Maiſe werden Gerſte,
Erbſen, Pferdebohnen, Buchweizen ꝛc. verfüttert. Weizen- und Roggenkleie werden
wegen ihres Phosphorſäuregehaltes namentlich den jungen Schweinen vorgelegt. Als
Beifutter für letztere dienen auch Leinſamen.

In obſtreichen Gegenden wird unreifes Obſt, in reichen Jahrgängen ſelbſt
mindere Sorten friſchen Obſtes an das Borſtenvieh verfüttert; ebenſo die Rückſtände
der Obſt- und Beerenwein-Bereitung.

Ein ſehr werthvolles Schweinefutter liefern die Eicheln und Bucheln, welche
man durch Eintreiben der Schweine in Eichen- und Buchenwaldungen von dieſen
ſelbſt aufſuchen läßt. Die Eicheln geben, ähnlich wie die Getreidekörner, einen feſten,
die Bucheln einen mehr öligen Speck.

Als Schweinefutter können ſchließlich alle wie immer gearteten, thieriſchen und
pflanzlichen Abfälle im Haushalte und der Wirthſchaft verwerthet werden. Bei der
Verfütterung des Fleiſches umgeſtandener Thiere hat man das Fleiſch von jenen
Thieren, welche an anſteckenden Krankheiten gefallen, wie z. B. am Milzbrande, aus-
zuſchließen.

Von den Scheunenabfällen verdienen Spreu und Kaff beſondere Beachtung. Die-
ſelben werden mit heißem Waſſer oder mit heißer Schlempe angebrüht, als Siede
verabreicht. Aus dem Getreide ausgeputzte Unkrautſamen gewähren ein gutes Schweine-
futter, nur muß man zur Verhütung der Verunkrautung den Dünger nicht auf das
Feld führen, da manche Unkrautſamen ſelbſt nach dem Durchgange durch den Thier-
leib ihre Keimfähigkeit behalten.

Der Erfolg der Fütterung hängt beim Schweine wie bei keinem andern Haus-
thiere von der Art der Zurechtlegung und Zubereitung des Futters ab. Das Schwein
vermag große Futterquantitäten aufzunehmen und raſch zu verdauen, wenn die Nähr-
ſtoffe in denſelben in leicht verdaulicher Form geboten werden; anderen Falls verläßt
ein großer Theil der Nährſtoffe unverdaut den Thierleib. Leicht verdauliche, ver-
gohrene Futterſtoffe ſind daher am geeignetſten zur Ernährung des Schweines. Dem-
ſelben ſollen alle Futterſtoffe im geſchnittenen oder verkleinerten Zuſtande vorgelegt
werden. Bei den Wurzel- und Knollenfrüchten wird die Verkleinerung und bei letz-
teren das Aufquellen der Stärkemehlkörner durch vorangegangenes Kochen oder Dämpfen
erleichtert. Das gekochte und gedämpfte Futter iſt jedoch ſtets nur ausgekühlt zu
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[283/0299] Die Schweinezucht. Im Sommer liefern verſchiedene Grünfutterarten, als Rothklee, Luzerne, Miſchling ꝛc., ſo lange ſie noch jung und nicht hartſtenglig ſind, ein gedeihliches Schweinefutter. Grüne Unkrautpflanzen, Rüben und Krautblätter, verkleinerte Kürbiſſe ſind ebenfalls an Schweine zu verfüttern. Der Nähreffect der grünen Pflanzen wird weſentlich erhöht, wenn ſie im fein geſchnittenen, eingeſalzenen Zuſtande und mit Kleie, Mehl und Wurzelwerk gemiſcht verfüttert werden. Die Verwendung der Körnerfrüchte als Schweinefutter richtet ſich nach den jeweiligen Preiſen. Am vortheilhafteſten eignet ſich zur Schweinemaſtung der Mais, welcher das beſte und wohlſchmeckendſte Fleiſch liefert. Außer dem Maiſe werden Gerſte, Erbſen, Pferdebohnen, Buchweizen ꝛc. verfüttert. Weizen- und Roggenkleie werden wegen ihres Phosphorſäuregehaltes namentlich den jungen Schweinen vorgelegt. Als Beifutter für letztere dienen auch Leinſamen. In obſtreichen Gegenden wird unreifes Obſt, in reichen Jahrgängen ſelbſt mindere Sorten friſchen Obſtes an das Borſtenvieh verfüttert; ebenſo die Rückſtände der Obſt- und Beerenwein-Bereitung. Ein ſehr werthvolles Schweinefutter liefern die Eicheln und Bucheln, welche man durch Eintreiben der Schweine in Eichen- und Buchenwaldungen von dieſen ſelbſt aufſuchen läßt. Die Eicheln geben, ähnlich wie die Getreidekörner, einen feſten, die Bucheln einen mehr öligen Speck. Als Schweinefutter können ſchließlich alle wie immer gearteten, thieriſchen und pflanzlichen Abfälle im Haushalte und der Wirthſchaft verwerthet werden. Bei der Verfütterung des Fleiſches umgeſtandener Thiere hat man das Fleiſch von jenen Thieren, welche an anſteckenden Krankheiten gefallen, wie z. B. am Milzbrande, aus- zuſchließen. Von den Scheunenabfällen verdienen Spreu und Kaff beſondere Beachtung. Die- ſelben werden mit heißem Waſſer oder mit heißer Schlempe angebrüht, als Siede verabreicht. Aus dem Getreide ausgeputzte Unkrautſamen gewähren ein gutes Schweine- futter, nur muß man zur Verhütung der Verunkrautung den Dünger nicht auf das Feld führen, da manche Unkrautſamen ſelbſt nach dem Durchgange durch den Thier- leib ihre Keimfähigkeit behalten. Der Erfolg der Fütterung hängt beim Schweine wie bei keinem andern Haus- thiere von der Art der Zurechtlegung und Zubereitung des Futters ab. Das Schwein vermag große Futterquantitäten aufzunehmen und raſch zu verdauen, wenn die Nähr- ſtoffe in denſelben in leicht verdaulicher Form geboten werden; anderen Falls verläßt ein großer Theil der Nährſtoffe unverdaut den Thierleib. Leicht verdauliche, ver- gohrene Futterſtoffe ſind daher am geeignetſten zur Ernährung des Schweines. Dem- ſelben ſollen alle Futterſtoffe im geſchnittenen oder verkleinerten Zuſtande vorgelegt werden. Bei den Wurzel- und Knollenfrüchten wird die Verkleinerung und bei letz- teren das Aufquellen der Stärkemehlkörner durch vorangegangenes Kochen oder Dämpfen erleichtert. Das gekochte und gedämpfte Futter iſt jedoch ſtets nur ausgekühlt zu verabreichen, da ſonſt gierig freſſende Schweine leicht zu Schaden kommen. Die

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Zitationshilfe: Krafft, Guido: Lehrbuch der Landwirthschaft auf wissenschaftlicher und praktischer Grundlage. Bd. 3. Berlin, 1876, S. 283. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/krafft_landwirthschaft03_1876/299>, abgerufen am 24.11.2024.