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Krafft, Guido: Lehrbuch der Landwirthschaft auf wissenschaftlicher und praktischer Grundlage. Bd. 3. Berlin, 1876.

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Die Schweinezucht.
1. Die krausborstigen Schweineracen.

Die Verbreitung der krausborstigen Schweineracen, welche augenscheinlich von
dem Wildschweine abstammen, erstreckt sich über das südöstliche Europa, vornehmlich
über Ungarn, Slavonien, die Donaufürstenthümer, die Türkei, Südrußland und
die westlichen Theile von Mittel-Asien. Die ausgedehnten Buchen- und Eichen-
bestände, die weiten, sumpfigen Weiden, das Klima jener Gegenden begünstigten die
Entstehung dieser ausgezeichnet mastfähigen Schweineracen. Fettreiche Stücke des
krausborstigen Schweines erreichen ein Körpergewicht von 300 Kilogr. und mehr.
Zu ihrer Entwickelung, sowie zu ihrer voll-
ständigen Ausmästung bedürfen dieselben je-
doch, mit Ausnahme einiger besserer Zuchten,
unverhältnißmäßig viel Zeit und einen be-
deutenden Futteraufwand. Die Thiere werden
gewöhnlich im Alter von 11/2--2 Jahren
zur Mast aufgestellt. Die Racenmerkmale des
krausen Schweines sind: schmaler, langer
Kopf, Fig. 185, welcher in seinen Formen dem
Wildschweine sehr nahe kommt; kurze, spitze,

[Abbildung] Fig. 185.

Schädel eines Bakonyer
Schweines nach Rohde.

aufrecht oder schwach nach vorne geneigt stehende Ohren, mittellanger, flachrippiger
Rumpf, scharfgratiger Rücken, stark geringelter Schwanz, ziemlich lange Beine, star-
kes Knochengerüste, mit langen, gekrausten, hellgrauen, seltener schwarzen Borsten dicht
besetzte Haut. Zu den bemerkenswerthesten Racen des krausborstigen Schweines zählen:

1. Die serbischen und syrmischen Racen. Verbreitung: Donau-
fürstenthümer, Ungarn. Dieselben haben einen kleinen Kopf, tonnenförmigen, mittel-
langen Leib. Die krausen Borsten sind meist weiß, aber auch rothbraun und selbst
schwarz gefärbt. Sie entwickeln sich sehr rasch, stehen jedoch in der Fruchtbarkeit
den ungarischen Racen nach.

Zu den vorzüglichsten und zugleich größten serbischen Schweinen gehört die
Mangalicza-, auch Mongolica-Race, Fig. 186. In Ungarn, wo dieselbe als hoch-
edles Fettschwein gehalten wird, bezeichnet man dieselbe als Milos-, Sumadia- oder
Obrenovics-Race, und unterscheidet das große weiße, das kleine weiße und das
schwarze schwalbenbäuchige (sogenannte ungarische) Mongolica. Der kleinere Schlag
hat spitze, mehr aufrecht stehende, der größere zur Seite hängende Ohren, breit-
stirnigen, kürzeren Kopf, feinen Rüssel, gedrungenen, walzenförmigen Leib, breites,
wenig abgeschlagenes Kreuz, kurze, kräftige Füße und gering entwickelten Borstenkamm.
Namentlich der kleinere Schlag der Mangalicza-Race läßt sich außerordentlich gut
mästen. Das Mangalicza-Schwein besitzt große Härte und Widerstandsfähigkeit
gegen klimatische Einflüsse, weshalb es in Ungarn von englischem Blute nicht verdrängt
werden kann. Berühmt ist die Qualität seines Speckes, welche übrigens auch auf
Rechnung der Eichel- und Maiskörnermast zu stellen ist. Im Alter von 11/2--2
Jahren gemästet, erreichen die Thiere ein Gewicht von 150 -- 200 Kilogramm.

Die Schweinezucht.
1. Die krausborſtigen Schweineracen.

Die Verbreitung der krausborſtigen Schweineracen, welche augenſcheinlich von
dem Wildſchweine abſtammen, erſtreckt ſich über das ſüdöſtliche Europa, vornehmlich
über Ungarn, Slavonien, die Donaufürſtenthümer, die Türkei, Südrußland und
die weſtlichen Theile von Mittel-Aſien. Die ausgedehnten Buchen- und Eichen-
beſtände, die weiten, ſumpfigen Weiden, das Klima jener Gegenden begünſtigten die
Entſtehung dieſer ausgezeichnet maſtfähigen Schweineracen. Fettreiche Stücke des
krausborſtigen Schweines erreichen ein Körpergewicht von 300 Kilogr. und mehr.
Zu ihrer Entwickelung, ſowie zu ihrer voll-
ſtändigen Ausmäſtung bedürfen dieſelben je-
doch, mit Ausnahme einiger beſſerer Zuchten,
unverhältnißmäßig viel Zeit und einen be-
deutenden Futteraufwand. Die Thiere werden
gewöhnlich im Alter von 1½—2 Jahren
zur Maſt aufgeſtellt. Die Racenmerkmale des
krauſen Schweines ſind: ſchmaler, langer
Kopf, Fig. 185, welcher in ſeinen Formen dem
Wildſchweine ſehr nahe kommt; kurze, ſpitze,

[Abbildung] Fig. 185.

Schädel eines Bakonyer
Schweines nach Rohde.

aufrecht oder ſchwach nach vorne geneigt ſtehende Ohren, mittellanger, flachrippiger
Rumpf, ſcharfgratiger Rücken, ſtark geringelter Schwanz, ziemlich lange Beine, ſtar-
kes Knochengerüſte, mit langen, gekrauſten, hellgrauen, ſeltener ſchwarzen Borſten dicht
beſetzte Haut. Zu den bemerkenswertheſten Racen des krausborſtigen Schweines zählen:

1. Die ſerbiſchen und ſyrmiſchen Racen. Verbreitung: Donau-
fürſtenthümer, Ungarn. Dieſelben haben einen kleinen Kopf, tonnenförmigen, mittel-
langen Leib. Die krauſen Borſten ſind meiſt weiß, aber auch rothbraun und ſelbſt
ſchwarz gefärbt. Sie entwickeln ſich ſehr raſch, ſtehen jedoch in der Fruchtbarkeit
den ungariſchen Racen nach.

Zu den vorzüglichſten und zugleich größten ſerbiſchen Schweinen gehört die
Mangalicza-, auch Mongolica-Race, Fig. 186. In Ungarn, wo dieſelbe als hoch-
edles Fettſchwein gehalten wird, bezeichnet man dieſelbe als Milos-, Sumadia- oder
Obrenovics-Race, und unterſcheidet das große weiße, das kleine weiße und das
ſchwarze ſchwalbenbäuchige (ſogenannte ungariſche) Mongolica. Der kleinere Schlag
hat ſpitze, mehr aufrecht ſtehende, der größere zur Seite hängende Ohren, breit-
ſtirnigen, kürzeren Kopf, feinen Rüſſel, gedrungenen, walzenförmigen Leib, breites,
wenig abgeſchlagenes Kreuz, kurze, kräftige Füße und gering entwickelten Borſtenkamm.
Namentlich der kleinere Schlag der Mangalicza-Race läßt ſich außerordentlich gut
mäſten. Das Mangalicza-Schwein beſitzt große Härte und Widerſtandsfähigkeit
gegen klimatiſche Einflüſſe, weshalb es in Ungarn von engliſchem Blute nicht verdrängt
werden kann. Berühmt iſt die Qualität ſeines Speckes, welche übrigens auch auf
Rechnung der Eichel- und Maiskörnermaſt zu ſtellen iſt. Im Alter von 1½—2
Jahren gemäſtet, erreichen die Thiere ein Gewicht von 150 — 200 Kilogramm.

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[269/0285] Die Schweinezucht. 1. Die krausborſtigen Schweineracen. Die Verbreitung der krausborſtigen Schweineracen, welche augenſcheinlich von dem Wildſchweine abſtammen, erſtreckt ſich über das ſüdöſtliche Europa, vornehmlich über Ungarn, Slavonien, die Donaufürſtenthümer, die Türkei, Südrußland und die weſtlichen Theile von Mittel-Aſien. Die ausgedehnten Buchen- und Eichen- beſtände, die weiten, ſumpfigen Weiden, das Klima jener Gegenden begünſtigten die Entſtehung dieſer ausgezeichnet maſtfähigen Schweineracen. Fettreiche Stücke des krausborſtigen Schweines erreichen ein Körpergewicht von 300 Kilogr. und mehr. Zu ihrer Entwickelung, ſowie zu ihrer voll- ſtändigen Ausmäſtung bedürfen dieſelben je- doch, mit Ausnahme einiger beſſerer Zuchten, unverhältnißmäßig viel Zeit und einen be- deutenden Futteraufwand. Die Thiere werden gewöhnlich im Alter von 1½—2 Jahren zur Maſt aufgeſtellt. Die Racenmerkmale des krauſen Schweines ſind: ſchmaler, langer Kopf, Fig. 185, welcher in ſeinen Formen dem Wildſchweine ſehr nahe kommt; kurze, ſpitze, [Abbildung Fig. 185. Schädel eines Bakonyer Schweines nach Rohde.] aufrecht oder ſchwach nach vorne geneigt ſtehende Ohren, mittellanger, flachrippiger Rumpf, ſcharfgratiger Rücken, ſtark geringelter Schwanz, ziemlich lange Beine, ſtar- kes Knochengerüſte, mit langen, gekrauſten, hellgrauen, ſeltener ſchwarzen Borſten dicht beſetzte Haut. Zu den bemerkenswertheſten Racen des krausborſtigen Schweines zählen: 1. Die ſerbiſchen und ſyrmiſchen Racen. Verbreitung: Donau- fürſtenthümer, Ungarn. Dieſelben haben einen kleinen Kopf, tonnenförmigen, mittel- langen Leib. Die krauſen Borſten ſind meiſt weiß, aber auch rothbraun und ſelbſt ſchwarz gefärbt. Sie entwickeln ſich ſehr raſch, ſtehen jedoch in der Fruchtbarkeit den ungariſchen Racen nach. Zu den vorzüglichſten und zugleich größten ſerbiſchen Schweinen gehört die Mangalicza-, auch Mongolica-Race, Fig. 186. In Ungarn, wo dieſelbe als hoch- edles Fettſchwein gehalten wird, bezeichnet man dieſelbe als Milos-, Sumadia- oder Obrenovics-Race, und unterſcheidet das große weiße, das kleine weiße und das ſchwarze ſchwalbenbäuchige (ſogenannte ungariſche) Mongolica. Der kleinere Schlag hat ſpitze, mehr aufrecht ſtehende, der größere zur Seite hängende Ohren, breit- ſtirnigen, kürzeren Kopf, feinen Rüſſel, gedrungenen, walzenförmigen Leib, breites, wenig abgeſchlagenes Kreuz, kurze, kräftige Füße und gering entwickelten Borſtenkamm. Namentlich der kleinere Schlag der Mangalicza-Race läßt ſich außerordentlich gut mäſten. Das Mangalicza-Schwein beſitzt große Härte und Widerſtandsfähigkeit gegen klimatiſche Einflüſſe, weshalb es in Ungarn von engliſchem Blute nicht verdrängt werden kann. Berühmt iſt die Qualität ſeines Speckes, welche übrigens auch auf Rechnung der Eichel- und Maiskörnermaſt zu ſtellen iſt. Im Alter von 1½—2 Jahren gemäſtet, erreichen die Thiere ein Gewicht von 150 — 200 Kilogramm.

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Zitationshilfe: Krafft, Guido: Lehrbuch der Landwirthschaft auf wissenschaftlicher und praktischer Grundlage. Bd. 3. Berlin, 1876, S. 269. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/krafft_landwirthschaft03_1876/285>, abgerufen am 20.11.2024.