Krafft, Guido: Lehrbuch der Landwirthschaft auf wissenschaftlicher und praktischer Grundlage. Bd. 3. Berlin, 1876.Besondere Thierzuchtlehre. Außer dem Jagdpferde wird noch das gewöhnliche Reitpferd (Hack, Cob) ge- Als Kutschpferde werden die verschiedenartigsten Pferde gebraucht, unter welchen Für die Fortschaffung schwerer Lasten, als eigentliches Arbeitspferd werden 3. Die Züchtung. Bei der Pferdezucht sind zu beachten: 1. der Zuchtbetrieb, 2. die Auswahl der 1. Der Zuchtbetrieb. Die Pferdezucht wird entweder im Großen in Gestüten oder Stutereien oder in Beſondere Thierzuchtlehre. Außer dem Jagdpferde wird noch das gewöhnliche Reitpferd (Hack, Cob) ge- Als Kutſchpferde werden die verſchiedenartigſten Pferde gebraucht, unter welchen Für die Fortſchaffung ſchwerer Laſten, als eigentliches Arbeitspferd werden 3. Die Züchtung. Bei der Pferdezucht ſind zu beachten: 1. der Zuchtbetrieb, 2. die Auswahl der 1. Der Zuchtbetrieb. Die Pferdezucht wird entweder im Großen in Geſtüten oder Stutereien oder in <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="4"> <div n="5"> <pb facs="#f0260" n="244"/> <fw place="top" type="header">Beſondere Thierzuchtlehre.</fw><lb/> <p>Außer dem Jagdpferde wird noch das gewöhnliche Reitpferd (Hack, Cob) ge-<lb/> halten, welches jedoch keiner beſonderen Zucht angehört. Zum leichten Zugdienſte<lb/> werden mit Vorliebe kleine, unter 1.5 Meter herabgehende Pferde, Pony’s verwendet,<lb/> welche im Verhältniſſe zur Leiſtung einen geringen Futteraufwand fordern. Zum<lb/> Reitdienſte ſind die Pony’s minder geeignet. Schwarznecker zählt folgende Pony-<lb/> Schläge als jetzt exiſtirend auf: Shetland-Pony, Fig. 173, welſche Pony, Exmoor-<lb/> Pony und New-Foreſt-Pony. Der Shetland-Pony iſt meiſt braun mit Aalſtrich,<lb/> ſchwarzer Mähne und ſchwarzem Schweife.</p><lb/> <p>Als Kutſchpferde werden die verſchiedenartigſten Pferde gebraucht, unter welchen<lb/> die Norfolk-Traber erwähnt zu werden verdienen.</p><lb/> <p>Für die Fortſchaffung ſchwerer Laſten, als eigentliches Arbeitspferd werden<lb/> ſchwere, maſſige Pferde gezüchtet. Schwarznecker erwähnt folgende ſchwere Racen:<lb/> das eigentliche Karren- oder Brauerpferd, den Suffolk, den Clydesdaler und das<lb/> eigentliche Landpferd. Als Beiſpiel eines ſchweren Ackerpferdes, welches unübertroffen<lb/> daſteht, führen wir den Clydesdaler, Fig. 174, an. Derſelbe iſt aus einer Kreuzung<lb/> flamländiſcher Hengſte mit ſchottiſchen (Lanark-) Stuten entſtanden, welcher überdies<lb/> holländiſches Blut beigemiſcht wurde. Die Größe der Thiere erreicht durchſchnittlich<lb/> 1.75 Meter, ſie wird nur von den bis zu 1.94 Meter hohen Brauerpferden<lb/> übertroffen. Dagegen ſind ſie trotz ihres bedeutenden Körpergewichts von 800 bis<lb/> 1000 Kilogr. nicht plump wie die Brauerpferde, ſondern leicht und regelmäßig in<lb/> ihrer Bewegung. Die Haarfarbe iſt braun mit Abzeichen am Kopfe und den Beinen.<lb/> Als landwirthſchaftliches Arbeitspferd werden in England eben ſo häufig Clydesdaler<lb/> als Suffolk verwendet. Erſtere meiſt für den ſchweren, letztere für den minder<lb/> ſchweren Zug. Die Suffolk ſind gewöhnlich fuchsfarbig, auch kaſtanienbraun gefärbt<lb/> und bis zu 1.78 Meter hoch.</p> </div> </div><lb/> <div n="4"> <head> <hi rendition="#b">3. Die Züchtung.</hi> </head><lb/> <p>Bei der Pferdezucht ſind zu beachten: 1. der Zuchtbetrieb, 2. die Auswahl der<lb/> Zuchtthiere, 3. die Ausführung der Zucht und 4. die Aufzucht.</p><lb/> <div n="5"> <head> <hi rendition="#b">1. Der Zuchtbetrieb.</hi> </head><lb/> <p>Die Pferdezucht wird entweder im Großen in Geſtüten oder Stutereien oder in<lb/> kleinerer Ausdehnung betrieben. Im erſteren Falle wird die Bewirthſchaftung des<lb/> mit dem Geſtüte in Verbindung ſtehenden Landgutes lediglich nach dem Futter-<lb/> bedürfniſſe und ſonſtigen Erforderniſſen der Pferde eingerichtet. Die Hengſte werden<lb/> in den Geſtüten in der für den vorhandenen Stutenſtand erforderlichen Zahl gehalten,<lb/> die Stuten lediglich zur Zucht verwendet und die Aufzucht der Fohlen in ſachgemäßer<lb/> Weiſe vorgenommen. Im letzteren Falle der <hi rendition="#g">Land-</hi> oder <hi rendition="#g">Hauspferdezucht</hi><lb/> werden die Gebrauchsthiere zur Pferdezucht herangezogen, ohne daß auf dieſelben<lb/> im Wirthſchaftsplane beſondere Rückſicht genommen wird. Die zum Zugdienſte ver-<lb/> wendeten Stuten werden von eigenen oder von fremden Hengſten gedeckt und die<lb/> fallenden Fohlen ſo gut als möglich aufgezogen.</p><lb/> </div> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [244/0260]
Beſondere Thierzuchtlehre.
Außer dem Jagdpferde wird noch das gewöhnliche Reitpferd (Hack, Cob) ge-
halten, welches jedoch keiner beſonderen Zucht angehört. Zum leichten Zugdienſte
werden mit Vorliebe kleine, unter 1.5 Meter herabgehende Pferde, Pony’s verwendet,
welche im Verhältniſſe zur Leiſtung einen geringen Futteraufwand fordern. Zum
Reitdienſte ſind die Pony’s minder geeignet. Schwarznecker zählt folgende Pony-
Schläge als jetzt exiſtirend auf: Shetland-Pony, Fig. 173, welſche Pony, Exmoor-
Pony und New-Foreſt-Pony. Der Shetland-Pony iſt meiſt braun mit Aalſtrich,
ſchwarzer Mähne und ſchwarzem Schweife.
Als Kutſchpferde werden die verſchiedenartigſten Pferde gebraucht, unter welchen
die Norfolk-Traber erwähnt zu werden verdienen.
Für die Fortſchaffung ſchwerer Laſten, als eigentliches Arbeitspferd werden
ſchwere, maſſige Pferde gezüchtet. Schwarznecker erwähnt folgende ſchwere Racen:
das eigentliche Karren- oder Brauerpferd, den Suffolk, den Clydesdaler und das
eigentliche Landpferd. Als Beiſpiel eines ſchweren Ackerpferdes, welches unübertroffen
daſteht, führen wir den Clydesdaler, Fig. 174, an. Derſelbe iſt aus einer Kreuzung
flamländiſcher Hengſte mit ſchottiſchen (Lanark-) Stuten entſtanden, welcher überdies
holländiſches Blut beigemiſcht wurde. Die Größe der Thiere erreicht durchſchnittlich
1.75 Meter, ſie wird nur von den bis zu 1.94 Meter hohen Brauerpferden
übertroffen. Dagegen ſind ſie trotz ihres bedeutenden Körpergewichts von 800 bis
1000 Kilogr. nicht plump wie die Brauerpferde, ſondern leicht und regelmäßig in
ihrer Bewegung. Die Haarfarbe iſt braun mit Abzeichen am Kopfe und den Beinen.
Als landwirthſchaftliches Arbeitspferd werden in England eben ſo häufig Clydesdaler
als Suffolk verwendet. Erſtere meiſt für den ſchweren, letztere für den minder
ſchweren Zug. Die Suffolk ſind gewöhnlich fuchsfarbig, auch kaſtanienbraun gefärbt
und bis zu 1.78 Meter hoch.
3. Die Züchtung.
Bei der Pferdezucht ſind zu beachten: 1. der Zuchtbetrieb, 2. die Auswahl der
Zuchtthiere, 3. die Ausführung der Zucht und 4. die Aufzucht.
1. Der Zuchtbetrieb.
Die Pferdezucht wird entweder im Großen in Geſtüten oder Stutereien oder in
kleinerer Ausdehnung betrieben. Im erſteren Falle wird die Bewirthſchaftung des
mit dem Geſtüte in Verbindung ſtehenden Landgutes lediglich nach dem Futter-
bedürfniſſe und ſonſtigen Erforderniſſen der Pferde eingerichtet. Die Hengſte werden
in den Geſtüten in der für den vorhandenen Stutenſtand erforderlichen Zahl gehalten,
die Stuten lediglich zur Zucht verwendet und die Aufzucht der Fohlen in ſachgemäßer
Weiſe vorgenommen. Im letzteren Falle der Land- oder Hauspferdezucht
werden die Gebrauchsthiere zur Pferdezucht herangezogen, ohne daß auf dieſelben
im Wirthſchaftsplane beſondere Rückſicht genommen wird. Die zum Zugdienſte ver-
wendeten Stuten werden von eigenen oder von fremden Hengſten gedeckt und die
fallenden Fohlen ſo gut als möglich aufgezogen.
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