8. Der Glanz. Der Glanz des entfetteten Haares ist von großer Bedeutung für das Ansehen des daraus verfertigten Gewebes. Seidenartiger Glanz des Woll- haares, wie er bei dem Mauchampschafe, dem Lincoln- und Leicesterschafe vorkommt, macht die Wolle für die sogenannten Lustrestoffe verwendbar. Die Merinowolle hat ver- hältnißmäßig weniger Glanz. Bei hochfeinen, normalbogigen Merinowollen bezeichnet man denselben als Edelglanz. Glasiger Glanz ist fehlerhaft, nachdem derselbe stets mit harten und spröden Haaren verbunden ist. Zuweilen kommen an den Hautfalten, an dem unteren Theile der Schenkel und an vernarbten Hautstellen einzelne, glänzende, gewöhnlich leicht ausfallende Haare vor, welche meist über das Vließ hervorragen; dieselben werden als Glanzhaare, Hundehaare, uneigentliche Stichelhaare bezeichnet.
9. Der Fettschweiß. Der Fettschweiß, -- das Absonderungsproduct der Talg- und Schweißdrüsen -- hat durch seine Menge und Beschaffenheit Einfluß auf die Haltbarkeit und die Wäsche der Wolle. Der Fettschweiß ist normal oder gut- artiger Natur, wenn er hellgelb gefärbt, in mäßiger Menge und in milder, öliger und in Wasser leicht löslicher Beschaffenheit vorkommt. Fehlerhaft ist zu wenig (trockene Wolle) und zu viel Fettschweiß (mastige Wolle). Ebenso unerwünscht ist ein dunkler, pechartiger, klebriger, weißer oder wachs- und talgartiger Fettschweiß, nachdem diese Fettschweißarten gewöhnlich schwer löslich sind und die Wolle starr und hart machen. Werden fettschweißreiche Schafe in dunklen, feuchten Stallungen gehalten, so nimmt der Fettschweiß zuweilen eine grünliche Färbung an. Auf die Natur und Menge des Fettschweißes hat nicht nur die Race, sondern auch die Haltung in kalten oder warmen Stallungen und die Fütterung Einfluß. Bei warmem Aufenthalte und reichlichem Futter erhöht sich im Allgemeinen die Menge und die Leichtflüssigkeit des Fettschweißes. Weidethiere haben meist weniger Fettschweiß als im Stalle ge- haltene Schafe.
Das Wollfett besteht aus Stearin, Palmitin, Olein, Phosphaten und Chlor- alkalien. Die Fettsäuren kommen mit Kali verseift und in größerer Menge in un- verseifbarem Fette vor. Die Asche enthält überwiegend Kali (2.8--4.7 %) und Phosphorsäure (0.06--0.15 %), außerdem Natron, Kalk, Magnesia, Schwefelsäure, Kieselsäure. Die sorgfältigsten Analysen des Fettschweißes wurden von Reich in Regen- walde1) ausgeführt; nach demselben enthielten 100 Theile im Schweiße geschorener Wolle:
[Tabelle]
Von der Menge und Löslichkeit des Fettschweißes hängt die Größe des Wasch- verlustes ab. Derselbe ist bei kurzen, meist fettschweißreicheren Wollen größer als bei langen Wollen. Nach S. Hartmann war der Waschverlust bei einer 2.6 Cm. langen
1) Annalen der Landwirthschaft in den k. preußischen Staaten. XLIX, 1867, S. 122.
Beſondere Thierzuchtlehre.
8. Der Glanz. Der Glanz des entfetteten Haares iſt von großer Bedeutung für das Anſehen des daraus verfertigten Gewebes. Seidenartiger Glanz des Woll- haares, wie er bei dem Mauchampſchafe, dem Lincoln- und Leiceſterſchafe vorkommt, macht die Wolle für die ſogenannten Luſtreſtoffe verwendbar. Die Merinowolle hat ver- hältnißmäßig weniger Glanz. Bei hochfeinen, normalbogigen Merinowollen bezeichnet man denſelben als Edelglanz. Glaſiger Glanz iſt fehlerhaft, nachdem derſelbe ſtets mit harten und ſpröden Haaren verbunden iſt. Zuweilen kommen an den Hautfalten, an dem unteren Theile der Schenkel und an vernarbten Hautſtellen einzelne, glänzende, gewöhnlich leicht ausfallende Haare vor, welche meiſt über das Vließ hervorragen; dieſelben werden als Glanzhaare, Hundehaare, uneigentliche Stichelhaare bezeichnet.
9. Der Fettſchweiß. Der Fettſchweiß, — das Abſonderungsproduct der Talg- und Schweißdrüſen — hat durch ſeine Menge und Beſchaffenheit Einfluß auf die Haltbarkeit und die Wäſche der Wolle. Der Fettſchweiß iſt normal oder gut- artiger Natur, wenn er hellgelb gefärbt, in mäßiger Menge und in milder, öliger und in Waſſer leicht löslicher Beſchaffenheit vorkommt. Fehlerhaft iſt zu wenig (trockene Wolle) und zu viel Fettſchweiß (maſtige Wolle). Ebenſo unerwünſcht iſt ein dunkler, pechartiger, klebriger, weißer oder wachs- und talgartiger Fettſchweiß, nachdem dieſe Fettſchweißarten gewöhnlich ſchwer löslich ſind und die Wolle ſtarr und hart machen. Werden fettſchweißreiche Schafe in dunklen, feuchten Stallungen gehalten, ſo nimmt der Fettſchweiß zuweilen eine grünliche Färbung an. Auf die Natur und Menge des Fettſchweißes hat nicht nur die Race, ſondern auch die Haltung in kalten oder warmen Stallungen und die Fütterung Einfluß. Bei warmem Aufenthalte und reichlichem Futter erhöht ſich im Allgemeinen die Menge und die Leichtflüſſigkeit des Fettſchweißes. Weidethiere haben meiſt weniger Fettſchweiß als im Stalle ge- haltene Schafe.
Das Wollfett beſteht aus Stearin, Palmitin, Oleïn, Phosphaten und Chlor- alkalien. Die Fettſäuren kommen mit Kali verſeift und in größerer Menge in un- verſeifbarem Fette vor. Die Aſche enthält überwiegend Kali (2.8—4.7 %) und Phosphorſäure (0.06—0.15 %), außerdem Natron, Kalk, Magneſia, Schwefelſäure, Kieſelſäure. Die ſorgfältigſten Analyſen des Fettſchweißes wurden von Reich in Regen- walde1) ausgeführt; nach demſelben enthielten 100 Theile im Schweiße geſchorener Wolle:
[Tabelle]
Von der Menge und Löslichkeit des Fettſchweißes hängt die Größe des Waſch- verluſtes ab. Derſelbe iſt bei kurzen, meiſt fettſchweißreicheren Wollen größer als bei langen Wollen. Nach S. Hartmann war der Waſchverluſt bei einer 2.6 Cm. langen
1) Annalen der Landwirthſchaft in den k. preußiſchen Staaten. XLIX, 1867, S. 122.
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Beſondere Thierzuchtlehre.
8. Der Glanz. Der Glanz des entfetteten Haares iſt von großer Bedeutung
für das Anſehen des daraus verfertigten Gewebes. Seidenartiger Glanz des Woll-
haares, wie er bei dem Mauchampſchafe, dem Lincoln- und Leiceſterſchafe vorkommt,
macht die Wolle für die ſogenannten Luſtreſtoffe verwendbar. Die Merinowolle hat ver-
hältnißmäßig weniger Glanz. Bei hochfeinen, normalbogigen Merinowollen bezeichnet
man denſelben als Edelglanz. Glaſiger Glanz iſt fehlerhaft, nachdem derſelbe ſtets mit
harten und ſpröden Haaren verbunden iſt. Zuweilen kommen an den Hautfalten, an
dem unteren Theile der Schenkel und an vernarbten Hautſtellen einzelne, glänzende,
gewöhnlich leicht ausfallende Haare vor, welche meiſt über das Vließ hervorragen;
dieſelben werden als Glanzhaare, Hundehaare, uneigentliche Stichelhaare bezeichnet.
9. Der Fettſchweiß. Der Fettſchweiß, — das Abſonderungsproduct der
Talg- und Schweißdrüſen — hat durch ſeine Menge und Beſchaffenheit Einfluß auf
die Haltbarkeit und die Wäſche der Wolle. Der Fettſchweiß iſt normal oder gut-
artiger Natur, wenn er hellgelb gefärbt, in mäßiger Menge und in milder, öliger und
in Waſſer leicht löslicher Beſchaffenheit vorkommt. Fehlerhaft iſt zu wenig (trockene
Wolle) und zu viel Fettſchweiß (maſtige Wolle). Ebenſo unerwünſcht iſt ein dunkler,
pechartiger, klebriger, weißer oder wachs- und talgartiger Fettſchweiß, nachdem dieſe
Fettſchweißarten gewöhnlich ſchwer löslich ſind und die Wolle ſtarr und hart machen.
Werden fettſchweißreiche Schafe in dunklen, feuchten Stallungen gehalten, ſo nimmt
der Fettſchweiß zuweilen eine grünliche Färbung an. Auf die Natur und Menge
des Fettſchweißes hat nicht nur die Race, ſondern auch die Haltung in kalten oder
warmen Stallungen und die Fütterung Einfluß. Bei warmem Aufenthalte und
reichlichem Futter erhöht ſich im Allgemeinen die Menge und die Leichtflüſſigkeit des
Fettſchweißes. Weidethiere haben meiſt weniger Fettſchweiß als im Stalle ge-
haltene Schafe.
Das Wollfett beſteht aus Stearin, Palmitin, Oleïn, Phosphaten und Chlor-
alkalien. Die Fettſäuren kommen mit Kali verſeift und in größerer Menge in un-
verſeifbarem Fette vor. Die Aſche enthält überwiegend Kali (2.8—4.7 %) und
Phosphorſäure (0.06—0.15 %), außerdem Natron, Kalk, Magneſia, Schwefelſäure,
Kieſelſäure. Die ſorgfältigſten Analyſen des Fettſchweißes wurden von Reich in Regen-
walde 1) ausgeführt; nach demſelben enthielten 100 Theile im Schweiße geſchorener Wolle:
Von der Menge und Löslichkeit des Fettſchweißes hängt die Größe des Waſch-
verluſtes ab. Derſelbe iſt bei kurzen, meiſt fettſchweißreicheren Wollen größer als bei
langen Wollen. Nach S. Hartmann war der Waſchverluſt bei einer 2.6 Cm. langen
1) Annalen der Landwirthſchaft in den k. preußiſchen Staaten. XLIX, 1867, S. 122.
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Krafft, Guido: Lehrbuch der Landwirthschaft auf wissenschaftlicher und praktischer Grundlage. Bd. 3. Berlin, 1876, S. 188. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/krafft_landwirthschaft03_1876/204>, abgerufen am 16.02.2025.
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