Krafft, Guido: Lehrbuch der Landwirthschaft auf wissenschaftlicher und praktischer Grundlage. Bd. 3. Berlin, 1876.Die Rindviehzucht. 1. Die Sommerstallfütterung. Die Sommerstallfütterung läßt sich auf zweifache Weise durchführen, Weiske 3) hat den Beweis geliefert, daß in der That das Grünfutter durch alleiniges [Tabelle] Die Hauptsache bei der Grünfütterung bleibt die Beschaffung der ausreichenden Bei der Grünfütterung ist der Stall möglichst reinzuhalten, daher die Streu- 1) Dr. E. Wolff, Die Ernährung der landwirthschaftlichen Nutzthiere, Berlin 1876, S. 95. 2) Siehe Band I. S. 255 und 260. 3) Beiträge zur Frage über Weidewirthschaft und Stallfütterung, Breslau 1871, S. 43.
Die Rindviehzucht. 1. Die Sommerſtallfütterung. Die Sommerſtallfütterung läßt ſich auf zweifache Weiſe durchführen, Weiske 3) hat den Beweis geliefert, daß in der That das Grünfutter durch alleiniges [Tabelle] Die Hauptſache bei der Grünfütterung bleibt die Beſchaffung der ausreichenden Bei der Grünfütterung iſt der Stall möglichſt reinzuhalten, daher die Streu- 1) Dr. E. Wolff, Die Ernährung der landwirthſchaftlichen Nutzthiere, Berlin 1876, S. 95. 2) Siehe Band I. S. 255 und 260. 3) Beiträge zur Frage über Weidewirthſchaft und Stallfütterung, Breslau 1871, S. 43.
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="4"> <div n="5"> <pb facs="#f0141" n="125"/> <fw place="top" type="header">Die Rindviehzucht.</fw><lb/> <div n="6"> <head>1. <hi rendition="#g">Die Sommerſtallfütterung</hi>.</head><lb/> <p>Die <hi rendition="#g">Sommerſtallfütterung</hi> läßt ſich auf zweifache Weiſe durchführen,<lb/> entweder mit Grün- oder mit Trockenfütterung. Die Grünfütterung hat den Vortheil,<lb/> daß ſie einen günſtigeren Einfluß auf die Beſchaffenheit der Milch und der Butter<lb/> nimmt. Das Grünfutter iſt gegenüber dem Heu in gleicher Weiſe verdaulich,<lb/> wenn das letztere zu gleicher Zeit mit dem Grünfutter geſchnitten und ohne alle<lb/> Verluſte an zarten Pflanzentheilen geerntet worden iſt <note place="foot" n="1)"><hi rendition="#aq">Dr.</hi> E. Wolff, Die Ernährung der landwirthſchaftlichen Nutzthiere, Berlin 1876, S. 95.</note>. Bei der Grünfütterung<lb/> entfallen das Riſiko und die Werbungskoſten der Heuernte. Dagegen hat die Grün-<lb/> fütterung den Nachtheil, daß die Ernährung nicht ſo gleichmäßig wie bei dem Heu<lb/> durchgeführt werden kann, indem bei dem Uebergange zu einem anderen Grünfutter-<lb/> mittel und bei dem Aelterwerden deſſelben Grünfutters Ungleichheiten unvermeidlich<lb/> ſind. Die Trockenfütterung bietet dagegen anſcheinend den Vortheil der größeren Gleich-<lb/> mäßigkeit, der jedoch dadurch, daß ſich das Heu beim Aelterwerden in ſeiner Qualität<lb/> ändert und der Gehalt an Rohprote<hi rendition="#aq">ï</hi>n mindert, weſentlich beeinträchtigt wird, abgeſehen<lb/> davon, daß in unſeren klimatiſchen Verhältniſſen die Heuwerbung <note place="foot" n="2)">Siehe Band <hi rendition="#aq">I.</hi> S. 255 und 260.</note> ſtets mit Ver-<lb/> luſten gegenüber der Grünfuttergewinnung verbunden iſt.</p><lb/> <p>Weiske <note place="foot" n="3)">Beiträge zur Frage über Weidewirthſchaft und Stallfütterung, Breslau 1871, S. 43.</note> hat den Beweis geliefert, daß in der That das Grünfutter durch alleiniges<lb/> Trocknen deſſelben keinerlei Veränderungen bezüglich ſeiner Verdaulichkeit erleidet, voraus-<lb/> geſetzt, daß bei dem Trocknen mit der nöthigen Vorſicht vorgegangen wurde. In Procenten<lb/> der Futterbeſtandtheile wurde von zwei 1¾jährigen Hammeln im Mittel verdaut:</p><lb/> <table> <row> <cell/> </row> </table> <p>Die Hauptſache bei der Grünfütterung bleibt die Beſchaffung der ausreichenden<lb/> Quantität, damit zu keiner Zeit ein Mangel eintritt, und die möglichſte Ausdehnung<lb/> der Grünfütterungsperiode. In kleewüchſigen Gegenden ſind dieſe Bedingungen leicht<lb/> zu erfüllen. In unſicheren Gegenden müſſen die Grünfütterung die verſchieden-<lb/> artigſten Futterpflanzen ſichern helfen. In trockenen Gegenden, wie z. B. in Ungarn<lb/> mit wenig kleefähigem Boden, wird die Grünfütterung in folgender Weiſe durchgeführt:<lb/> 1. Ende April, Anfang Mai: Futterroggen; 2. 10—14 Tage ſpäter: Grünweizen;<lb/> 3. erſter Luzerne- oder Kleegrasſchnitt; 4. Grüngerſte, Miſchling; 5. Anfang Juni:<lb/> zweiter Luzerneſchnitt; 6. Ende Juni bis Mitte October: Grünmais und Luzerne.</p><lb/> <p>Bei der Grünfütterung iſt der Stall möglichſt reinzuhalten, daher die Streu-<lb/> menge gegenüber der Stallfütterung zu vermehren. Zur Aufbewahrung von Grün-<lb/> futter-Vorräthen für 2—3 Tage ſind luftige Lattengerüſte aufzuſtellen, um das Grün-<lb/> futter friſch erhalten zu können. Beſondere Aufmerkſamkeit verdient der Uebergang von<lb/> der Winter-Trockenfütterung zur Grünfütterung. Dieſer Uebergang ſoll ſehr allmählig<lb/></p> </div> </div> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [125/0141]
Die Rindviehzucht.
1. Die Sommerſtallfütterung.
Die Sommerſtallfütterung läßt ſich auf zweifache Weiſe durchführen,
entweder mit Grün- oder mit Trockenfütterung. Die Grünfütterung hat den Vortheil,
daß ſie einen günſtigeren Einfluß auf die Beſchaffenheit der Milch und der Butter
nimmt. Das Grünfutter iſt gegenüber dem Heu in gleicher Weiſe verdaulich,
wenn das letztere zu gleicher Zeit mit dem Grünfutter geſchnitten und ohne alle
Verluſte an zarten Pflanzentheilen geerntet worden iſt 1). Bei der Grünfütterung
entfallen das Riſiko und die Werbungskoſten der Heuernte. Dagegen hat die Grün-
fütterung den Nachtheil, daß die Ernährung nicht ſo gleichmäßig wie bei dem Heu
durchgeführt werden kann, indem bei dem Uebergange zu einem anderen Grünfutter-
mittel und bei dem Aelterwerden deſſelben Grünfutters Ungleichheiten unvermeidlich
ſind. Die Trockenfütterung bietet dagegen anſcheinend den Vortheil der größeren Gleich-
mäßigkeit, der jedoch dadurch, daß ſich das Heu beim Aelterwerden in ſeiner Qualität
ändert und der Gehalt an Rohproteïn mindert, weſentlich beeinträchtigt wird, abgeſehen
davon, daß in unſeren klimatiſchen Verhältniſſen die Heuwerbung 2) ſtets mit Ver-
luſten gegenüber der Grünfuttergewinnung verbunden iſt.
Weiske 3) hat den Beweis geliefert, daß in der That das Grünfutter durch alleiniges
Trocknen deſſelben keinerlei Veränderungen bezüglich ſeiner Verdaulichkeit erleidet, voraus-
geſetzt, daß bei dem Trocknen mit der nöthigen Vorſicht vorgegangen wurde. In Procenten
der Futterbeſtandtheile wurde von zwei 1¾jährigen Hammeln im Mittel verdaut:
Die Hauptſache bei der Grünfütterung bleibt die Beſchaffung der ausreichenden
Quantität, damit zu keiner Zeit ein Mangel eintritt, und die möglichſte Ausdehnung
der Grünfütterungsperiode. In kleewüchſigen Gegenden ſind dieſe Bedingungen leicht
zu erfüllen. In unſicheren Gegenden müſſen die Grünfütterung die verſchieden-
artigſten Futterpflanzen ſichern helfen. In trockenen Gegenden, wie z. B. in Ungarn
mit wenig kleefähigem Boden, wird die Grünfütterung in folgender Weiſe durchgeführt:
1. Ende April, Anfang Mai: Futterroggen; 2. 10—14 Tage ſpäter: Grünweizen;
3. erſter Luzerne- oder Kleegrasſchnitt; 4. Grüngerſte, Miſchling; 5. Anfang Juni:
zweiter Luzerneſchnitt; 6. Ende Juni bis Mitte October: Grünmais und Luzerne.
Bei der Grünfütterung iſt der Stall möglichſt reinzuhalten, daher die Streu-
menge gegenüber der Stallfütterung zu vermehren. Zur Aufbewahrung von Grün-
futter-Vorräthen für 2—3 Tage ſind luftige Lattengerüſte aufzuſtellen, um das Grün-
futter friſch erhalten zu können. Beſondere Aufmerkſamkeit verdient der Uebergang von
der Winter-Trockenfütterung zur Grünfütterung. Dieſer Uebergang ſoll ſehr allmählig
1) Dr. E. Wolff, Die Ernährung der landwirthſchaftlichen Nutzthiere, Berlin 1876, S. 95.
2) Siehe Band I. S. 255 und 260.
3) Beiträge zur Frage über Weidewirthſchaft und Stallfütterung, Breslau 1871, S. 43.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |