Bei der Weideernährung ist darauf zu achten, daß der Uebergang von der Winterstallfütterung allmählig erfolge. Das Weiden ist stets in kleinen Abtheilungen, Koppeln, auszuführen, da sonst zuviel Futter durch Zusammentreten verloren geht. Außerdem ist für gesundes Tränkwasser zu sorgen. Für die Nacht im Frühjahre, sowie für ungünstige Witterung soll durch einen Nothstall für eine Unterkunft gesorgt werden.
Die Weidedauer hängt von dem Klima und der Weidebeschaffenheit ab. In der ungarischen Ebene dauert die Weidezeit von Mitte April bis Mitte November, 7--8 Monate, in den Koppelwirthschaften Schleswig-Holsteins von Mitte Mai bis Mitte October, 5--6 Monate, und in den Alpen von Ende Mai bis Ende September 3--4 Monate.
Die besten Weiden wird man für die Kälber und das Mastvieh, die geringsten für die Zugochsen und das Jungvieh und die übrigen Weiden für das Melkvieh bestimmen. Der Bedarf an Weidefläche richtet sich nach der Viehart, der Weide- dauer und der Ertragsfähigkeit der Weide. Eine mittelschwere Kuh mit 500 Kilogr. Lebendgewicht benöthigt während einer Weidedauer von 160 Tagen per Tag 15 Kilogr. Heu oder für die ganze Zeit 24 metr. Ctr. a 100 Kilogr. Heu. Eine gute Kuhweide gibt 45 Centner Ertrag in Heu gerechnet. Es reichen daher zur Ernährung jener Kuh 0.53 Hectar aus oder 1 Hectar dieser Weide kann 1.88 Kühe ernähren. Weitere Angaben siehe Bd. II. S. 252.
Die Ausnutzung der Weide wird wesentlich erhöht, wenn statt dem freien Herumlaufen die Thiere mit einem Stricke an einem Pflocke, der mit einem Wirbel versehen ist, angebunden werden, die Weide getüdert wird. Das Tüdern ist in Schweden bei dem Abweiden von Kleestoppeln durch ganze Heerden, in der Schweiz und den österreichischen Alpenländern bei einzelnen Thieren in Gebrauch. Es erleichtert die Aufsicht, das Melken, befördert die Weideausnutzung und die Gleichmäßigkeit der Düngervertheilung.
2. Die Stallfütterung.
Die Stallfütterung bietet gegenüber der Weidefütterung den Vortheil der größeren Gleichmäßigkeit in der Ernährung und der sicheren Düngergewinnung. Außerdem ist zur Erhaltung desselben Viehstandes eine geringere Bodenfläche erforderlich, da ein- jährige und ausdauernde Futterpflanzen, allerdings mit erhöhten Productionskosten, mehr Futterertrag geben als natürliche Weiden. Gewisse Futterstoffe, wie manche Knollen und Wurzelfrüchte, Abfälle technischer Gewerbe etc., lassen sich nur bei Stall- fütterung verwerthen. Die Stallfütterung erhöht jedoch den Aufwand für Streu- material und für Winterfutter, da die Grünfütterung um 3--5 Wochen kürzer als die Weide dauert. Die Stalleinrichtung, die Errichtung luftiger Schuppen für das Grünfutter, der Düngerstätte, die Anbau- und Erntekosten des Feldfutters erhöhen gleichfalls den Aufwand.
Beſondere Thierzuchtlehre.
Bei der Weideernährung iſt darauf zu achten, daß der Uebergang von der Winterſtallfütterung allmählig erfolge. Das Weiden iſt ſtets in kleinen Abtheilungen, Koppeln, auszuführen, da ſonſt zuviel Futter durch Zuſammentreten verloren geht. Außerdem iſt für geſundes Tränkwaſſer zu ſorgen. Für die Nacht im Frühjahre, ſowie für ungünſtige Witterung ſoll durch einen Nothſtall für eine Unterkunft geſorgt werden.
Die Weidedauer hängt von dem Klima und der Weidebeſchaffenheit ab. In der ungariſchen Ebene dauert die Weidezeit von Mitte April bis Mitte November, 7—8 Monate, in den Koppelwirthſchaften Schleswig-Holſteins von Mitte Mai bis Mitte October, 5—6 Monate, und in den Alpen von Ende Mai bis Ende September 3—4 Monate.
Die beſten Weiden wird man für die Kälber und das Maſtvieh, die geringſten für die Zugochſen und das Jungvieh und die übrigen Weiden für das Melkvieh beſtimmen. Der Bedarf an Weidefläche richtet ſich nach der Viehart, der Weide- dauer und der Ertragsfähigkeit der Weide. Eine mittelſchwere Kuh mit 500 Kilogr. Lebendgewicht benöthigt während einer Weidedauer von 160 Tagen per Tag 15 Kilogr. Heu oder für die ganze Zeit 24 metr. Ctr. à 100 Kilogr. Heu. Eine gute Kuhweide gibt 45 Centner Ertrag in Heu gerechnet. Es reichen daher zur Ernährung jener Kuh 0.53 Hectar aus oder 1 Hectar dieſer Weide kann 1.88 Kühe ernähren. Weitere Angaben ſiehe Bd. II. S. 252.
Die Ausnutzung der Weide wird weſentlich erhöht, wenn ſtatt dem freien Herumlaufen die Thiere mit einem Stricke an einem Pflocke, der mit einem Wirbel verſehen iſt, angebunden werden, die Weide getüdert wird. Das Tüdern iſt in Schweden bei dem Abweiden von Kleeſtoppeln durch ganze Heerden, in der Schweiz und den öſterreichiſchen Alpenländern bei einzelnen Thieren in Gebrauch. Es erleichtert die Aufſicht, das Melken, befördert die Weideausnutzung und die Gleichmäßigkeit der Düngervertheilung.
2. Die Stallfütterung.
Die Stallfütterung bietet gegenüber der Weidefütterung den Vortheil der größeren Gleichmäßigkeit in der Ernährung und der ſicheren Düngergewinnung. Außerdem iſt zur Erhaltung deſſelben Viehſtandes eine geringere Bodenfläche erforderlich, da ein- jährige und ausdauernde Futterpflanzen, allerdings mit erhöhten Productionskoſten, mehr Futterertrag geben als natürliche Weiden. Gewiſſe Futterſtoffe, wie manche Knollen und Wurzelfrüchte, Abfälle techniſcher Gewerbe ꝛc., laſſen ſich nur bei Stall- fütterung verwerthen. Die Stallfütterung erhöht jedoch den Aufwand für Streu- material und für Winterfutter, da die Grünfütterung um 3—5 Wochen kürzer als die Weide dauert. Die Stalleinrichtung, die Errichtung luftiger Schuppen für das Grünfutter, der Düngerſtätte, die Anbau- und Erntekoſten des Feldfutters erhöhen gleichfalls den Aufwand.
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Beſondere Thierzuchtlehre.
Bei der Weideernährung iſt darauf zu achten, daß der Uebergang von der
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Koppeln, auszuführen, da ſonſt zuviel Futter durch Zuſammentreten verloren geht.
Außerdem iſt für geſundes Tränkwaſſer zu ſorgen. Für die Nacht im Frühjahre,
ſowie für ungünſtige Witterung ſoll durch einen Nothſtall für eine Unterkunft geſorgt
werden.
Die Weidedauer hängt von dem Klima und der Weidebeſchaffenheit ab. In
der ungariſchen Ebene dauert die Weidezeit von Mitte April bis Mitte November,
7—8 Monate, in den Koppelwirthſchaften Schleswig-Holſteins von Mitte Mai bis
Mitte October, 5—6 Monate, und in den Alpen von Ende Mai bis Ende September
3—4 Monate.
Die beſten Weiden wird man für die Kälber und das Maſtvieh, die geringſten
für die Zugochſen und das Jungvieh und die übrigen Weiden für das Melkvieh
beſtimmen. Der Bedarf an Weidefläche richtet ſich nach der Viehart, der Weide-
dauer und der Ertragsfähigkeit der Weide. Eine mittelſchwere Kuh mit 500 Kilogr.
Lebendgewicht benöthigt während einer Weidedauer von 160 Tagen per Tag 15 Kilogr.
Heu oder für die ganze Zeit 24 metr. Ctr. à 100 Kilogr. Heu. Eine gute Kuhweide
gibt 45 Centner Ertrag in Heu gerechnet. Es reichen daher zur Ernährung jener
Kuh 0.53 Hectar aus oder 1 Hectar dieſer Weide kann 1.88 Kühe ernähren.
Weitere Angaben ſiehe Bd. II. S. 252.
Die Ausnutzung der Weide wird weſentlich erhöht, wenn ſtatt dem freien
Herumlaufen die Thiere mit einem Stricke an einem Pflocke, der mit einem Wirbel
verſehen iſt, angebunden werden, die Weide getüdert wird. Das Tüdern iſt in
Schweden bei dem Abweiden von Kleeſtoppeln durch ganze Heerden, in der Schweiz
und den öſterreichiſchen Alpenländern bei einzelnen Thieren in Gebrauch. Es erleichtert
die Aufſicht, das Melken, befördert die Weideausnutzung und die Gleichmäßigkeit der
Düngervertheilung.
2. Die Stallfütterung.
Die Stallfütterung bietet gegenüber der Weidefütterung den Vortheil der größeren
Gleichmäßigkeit in der Ernährung und der ſicheren Düngergewinnung. Außerdem iſt
zur Erhaltung deſſelben Viehſtandes eine geringere Bodenfläche erforderlich, da ein-
jährige und ausdauernde Futterpflanzen, allerdings mit erhöhten Productionskoſten,
mehr Futterertrag geben als natürliche Weiden. Gewiſſe Futterſtoffe, wie manche
Knollen und Wurzelfrüchte, Abfälle techniſcher Gewerbe ꝛc., laſſen ſich nur bei Stall-
fütterung verwerthen. Die Stallfütterung erhöht jedoch den Aufwand für Streu-
material und für Winterfutter, da die Grünfütterung um 3—5 Wochen kürzer als
die Weide dauert. Die Stalleinrichtung, die Errichtung luftiger Schuppen für das
Grünfutter, der Düngerſtätte, die Anbau- und Erntekoſten des Feldfutters erhöhen
gleichfalls den Aufwand.
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Krafft, Guido: Lehrbuch der Landwirthschaft auf wissenschaftlicher und praktischer Grundlage. Bd. 3. Berlin, 1876, S. 124. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/krafft_landwirthschaft03_1876/140>, abgerufen am 04.03.2025.
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