Krafft, Guido: Lehrbuch der Landwirthschaft auf wissenschaftlicher und praktischer Grundlage. Bd. 3. Berlin, 1876.Die Rindviehzucht. Drüsensubstanz des Euters, welche nur von einer feinen weichen, mit kurzen, feinenHaaren besetzten Haut (dem Milchspiegel) überzogen ist. Als Zeichen der Mastfähigkeit gilt Frühreife und leichte Ernährung. Die In Betreff der Zugtauglichkeit verlangt man von den Thieren Beweg- 4. Die Ausführung der Zucht. Die Thiere sollen so früh als dies mit Rücksicht auf ihre körperliche Ent- Bei früh sich entwickelnden Racen, bei kräftiger Ernährung können die Stiere Die Kühe werden etwas später, mit 13/4--2 Jahren, Shorthornkühe selbst mit Der Zeitpunkt des Zulassens hängt von dem Brünstigwerden (rindern) der Kuh 8*
Die Rindviehzucht. Drüſenſubſtanz des Euters, welche nur von einer feinen weichen, mit kurzen, feinenHaaren beſetzten Haut (dem Milchſpiegel) überzogen iſt. Als Zeichen der Maſtfähigkeit gilt Frühreife und leichte Ernährung. Die In Betreff der Zugtauglichkeit verlangt man von den Thieren Beweg- 4. Die Ausführung der Zucht. Die Thiere ſollen ſo früh als dies mit Rückſicht auf ihre körperliche Ent- Bei früh ſich entwickelnden Racen, bei kräftiger Ernährung können die Stiere Die Kühe werden etwas ſpäter, mit 1¾—2 Jahren, Shorthornkühe ſelbſt mit Der Zeitpunkt des Zulaſſens hängt von dem Brünſtigwerden (rindern) der Kuh 8*
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Die Rindviehzucht.
Drüſenſubſtanz des Euters, welche nur von einer feinen weichen, mit kurzen, feinen
Haaren beſetzten Haut (dem Milchſpiegel) überzogen iſt.
Als Zeichen der Maſtfähigkeit gilt Frühreife und leichte Ernährung. Die
nicht nutzbaren Theile, wie der Kopf, die Beine, ſollen am geringſten, der Rumpf
dagegen am ſtärkſten entwickelt ſein. Weitere Zeichen für Maſtfähigkeit ſind: Tiefe
Bruſt, geſchmeidige, loſe, leicht verſchiebbare Haut; Neigung zum Fettanſatze unter
derſelben, an den Weichen, Kreuz, Rippen, neben der Schwanzwurzel (Fleiſchergriffe);
ruhiges, ſanftes Temperament und gute Freßluſt.
In Betreff der Zugtauglichkeit verlangt man von den Thieren Beweg-
lichkeit, Ausdauer, kräftige Lunge, normal gebaute, mittellange Beine mit ſtarken,
breiten Knie- und Sprunggelenken und mit ſtarken Knochen, entwickelte Sehnen mit
dicht anliegender Haut.
4. Die Ausführung der Zucht.
Die Thiere ſollen ſo früh als dies mit Rückſicht auf ihre körperliche Ent-
wickelung möglich iſt, zur Paarung zugelaſſen werden, um die Aufzuchtskoſten mög-
lichſt zu verringern.
Bei früh ſich entwickelnden Racen, bei kräftiger Ernährung können die Stiere
mit 1½—1¾ Jahre mäßig, nach 2 Jahren in vollem Gebrauche genommen
werden, bei langſamer ſich entwickelnden Racen verwendet man die Stiere das erſte
Mal erſt nach 2 Jahren. Die Stiere werden nur ausnahmsweiſe, bei ſehr werth-
vollen Zuchtthieren, über 5 Jahre zur Zucht beibehalten. Aeltere Stiere werden
zu ſchwerfällig, unfruchtbar, bösartig und laſſen ſich zur Maſt nicht mehr ohne
Gefahr caſtriren.
Die Kühe werden etwas ſpäter, mit 1¾—2 Jahren, Shorthornkühe ſelbſt mit
18, 19 Monaten, ſchwach genährte, zurückgebliebene, ſpätreife Thiere erſt nach 2—2½
Jahren zugelaſſen. Länger als 3 Jahre mit dem Zulaſſen zu warten, iſt aus dem
Grunde nicht rathſam, weil die Kühe nicht mehr ſicher trächtig werden und ihr
Milchertrag meiſt gering bleibt. Die Kühe ſind ſo lange zuchttauglich, als ſie genügend
Milch geben, gewöhnlich werden ſie mit 6—10—12 Jahren, ſehr gute Milcherinnen
mit 15—18 Jahren abgeſchafft.
Der Zeitpunkt des Zulaſſens hängt von dem Brünſtigwerden (rindern) der Kuh
ab. Die Kuh äußert ihr Verlangen nach dem Stiere durch Aufſpringen auf andere
Thiere, durch unruhiges Verhalten, Anhalten der Milch, Verſchmähen des Futters,
geröthete, angeſchwollene Geſchlechtstheile, Klaffen der Wurflefzen und durch Ausfließen
eines zähen, durchſichtigen Schleimes ans der Scheide. Nach der Geburt ſtellt ſich
der Begattungstrieb wieder in einigen Wochen ein. Mit Rückſicht auf den Milch-
ertrag und die Schwächung der Kühe ſoll man dieſelben, namentlich Erſtlingskühe,
nicht vor 2—3 Monaten zulaſſen. Uebergangene oder nicht trächtig gewordene Kühe
rindern in 3 Wochen wieder. Die Brünſtigkeit dauert 24—36 Stunden, in der
Mitte dieſer Zeit wird der Sprung am ſicherſten erfolgen. Von der Anwendung den
Geſchlechtstrieb erregender Mitteln, als der ſtarken Fütterung mit Roggen, geſchrotenem
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