Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Krafft, Guido: Lehrbuch der Landwirthschaft auf wissenschaftlicher und praktischer Grundlage. Bd. 2. Berlin, 1876.

Bild:
<< vorherige Seite
Die Hülsenfrüchte.

Die Ackerbohne, in den Gegenden um das Caspische Meer heimisch, wurde
schon im Alterthume allgemein angebaut, gegenwärtig erstreckt sich ihr Anbau über
die ganze civilisirte Welt. Am zusagendsten ist der Ackerbohne ein mäßig feuchtes,
warmes Klima. In trockenen Lagen gedeiht sie ebensowenig wie auf nassen, flach-
gründigem Boden. Trotzdem sie leichte Fröste verträgt, kann sie in rauhen Lagen
wegen ihrer langen Vegetationszeit (22--28 Wochen) nicht mehr cultivirt werden.

[Abbildung] Fig. 54.

Große Saubohne (Vicia Faba L.) Sun nach Robbe. -- a Same mit Samenschale (Testa): a Lage des
Würzelchen, b Nabel, g Mikrophyle, d Samenschwiele; b und c Same nach Entfernung der Samenschale:
a Würzelchen, b Cotyledonen, g Cotyledonenstiele; d Fragment der Samenschale (Innenseite): a Höh-
lung, welche den Wurzelkeim umgibt, b Leiste, g schwammiges Parenchym, d Nabeldurchschnitt;
e Längendurchschnitt des Samens: a Samentasche, b Radicula, g Plumula, d schwammiges Parenchym
der Samenhaut, e Nabel, e Cotyledon; f Durchschnitt durch die Nabelpartie: a Nabel, b Gefäßbundel,
g schwammiges Gewebe.

Auf bindigem, tiefgründigem Lehm- oder Thonboden ist sie die sicherste Hülsen-
frucht. Am üppigsten gedeiht sie auf mächtigen Schlammablagerungen in trocken-
gelegten Teichen und auf Marschboden. Ebenso kann die Ackerbohne mit vielem
Erfolge in mäßig feuchten Neubrüchen gebaut werden.

Als bodenbeschattende Pflanze, welche einen gahren Boden nicht unbedingt ver-
langt, wird die Pferdebohne häufig an Stelle der Brache oder auch nach einer Ge-
treide- oder einer späten Hackfrucht gebaut. Durch ihre tiefgehenden Wurzeln lockert
sie den schweren Boden, welcher überdieß durch das dichte Blattwerk oberflächlich
frisch erhalten wird, sie ist daher auf bindigem Boden eine vorzügliche Vorfrucht
für Winter- und Sommerweizen.

Die Pferdebohnen, welche einen weiten Wachsraum gestatten, werden gewöhnlich als
Hackfrüchte cultivirt. Die Kosten der Hackcultur lohnen sich reichlich durch vermehrte
Körnererträge. Die Bestellung soll daher möglichst sorgfältig ausgeführt werden.
Vor Winter sind die Stoppeln der Vorfrucht zu stürzen und womöglich der Boden
tief zu pflügen, um die Wurzelverbreitung zu begünstigen.


Die Hülſenfrüchte.

Die Ackerbohne, in den Gegenden um das Caspiſche Meer heimiſch, wurde
ſchon im Alterthume allgemein angebaut, gegenwärtig erſtreckt ſich ihr Anbau über
die ganze civiliſirte Welt. Am zuſagendſten iſt der Ackerbohne ein mäßig feuchtes,
warmes Klima. In trockenen Lagen gedeiht ſie ebenſowenig wie auf naſſen, flach-
gründigem Boden. Trotzdem ſie leichte Fröſte verträgt, kann ſie in rauhen Lagen
wegen ihrer langen Vegetationszeit (22—28 Wochen) nicht mehr cultivirt werden.

[Abbildung] Fig. 54.

Große Saubohne (Vicia Faba L.) ☉ nach Robbe. — a Same mit Samenſchale (Testa): α Lage des
Würzelchen, β Nabel, γ Mikrophyle, δ Samenſchwiele; b und c Same nach Entfernung der Samenſchale:
α Würzelchen, β Cotyledonen, γ Cotyledonenſtiele; d Fragment der Samenſchale (Innenſeite): α Höh-
lung, welche den Wurzelkeim umgibt, β Leiſte, γ ſchwammiges Parenchym, δ Nabeldurchſchnitt;
e Längendurchſchnitt des Samens: α Samentaſche, β Radicula, γ Plumula, δ ſchwammiges Parenchym
der Samenhaut, ε Nabel, η Cotyledon; f Durchſchnitt durch die Nabelpartie: α Nabel, β Gefäßbundel,
γ ſchwammiges Gewebe.

Auf bindigem, tiefgründigem Lehm- oder Thonboden iſt ſie die ſicherſte Hülſen-
frucht. Am üppigſten gedeiht ſie auf mächtigen Schlammablagerungen in trocken-
gelegten Teichen und auf Marſchboden. Ebenſo kann die Ackerbohne mit vielem
Erfolge in mäßig feuchten Neubrüchen gebaut werden.

Als bodenbeſchattende Pflanze, welche einen gahren Boden nicht unbedingt ver-
langt, wird die Pferdebohne häufig an Stelle der Brache oder auch nach einer Ge-
treide- oder einer ſpäten Hackfrucht gebaut. Durch ihre tiefgehenden Wurzeln lockert
ſie den ſchweren Boden, welcher überdieß durch das dichte Blattwerk oberflächlich
friſch erhalten wird, ſie iſt daher auf bindigem Boden eine vorzügliche Vorfrucht
für Winter- und Sommerweizen.

Die Pferdebohnen, welche einen weiten Wachsraum geſtatten, werden gewöhnlich als
Hackfrüchte cultivirt. Die Koſten der Hackcultur lohnen ſich reichlich durch vermehrte
Körnererträge. Die Beſtellung ſoll daher möglichſt ſorgfältig ausgeführt werden.
Vor Winter ſind die Stoppeln der Vorfrucht zu ſtürzen und womöglich der Boden
tief zu pflügen, um die Wurzelverbreitung zu begünſtigen.


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <pb facs="#f0089" n="75"/>
            <fw place="top" type="header">Die Hül&#x017F;enfrüchte.</fw><lb/>
            <p>Die Ackerbohne, in den Gegenden um das Caspi&#x017F;che Meer heimi&#x017F;ch, wurde<lb/>
&#x017F;chon im Alterthume allgemein angebaut, gegenwärtig er&#x017F;treckt &#x017F;ich ihr Anbau über<lb/>
die ganze civili&#x017F;irte Welt. Am zu&#x017F;agend&#x017F;ten i&#x017F;t der Ackerbohne ein mäßig feuchtes,<lb/>
warmes Klima. In trockenen Lagen gedeiht &#x017F;ie eben&#x017F;owenig wie auf na&#x017F;&#x017F;en, flach-<lb/>
gründigem Boden. Trotzdem &#x017F;ie leichte Frö&#x017F;te verträgt, kann &#x017F;ie in rauhen Lagen<lb/>
wegen ihrer langen Vegetationszeit (22&#x2014;28 Wochen) nicht mehr cultivirt werden.</p><lb/>
            <figure>
              <head>Fig. 54. </head>
              <p>Große Saubohne (<hi rendition="#aq">Vicia Faba L.</hi>) &#x2609; nach Robbe. &#x2014; <hi rendition="#aq">a</hi> Same mit Samen&#x017F;chale (<hi rendition="#aq">Testa</hi>): &#x03B1; Lage des<lb/>
Würzelchen, &#x03B2; Nabel, &#x03B3; Mikrophyle, &#x03B4; Samen&#x017F;chwiele; <hi rendition="#aq">b</hi> und <hi rendition="#aq">c</hi> Same nach Entfernung der Samen&#x017F;chale:<lb/>
&#x03B1; Würzelchen, &#x03B2; Cotyledonen, &#x03B3; Cotyledonen&#x017F;tiele; <hi rendition="#aq">d</hi> Fragment der Samen&#x017F;chale (Innen&#x017F;eite): &#x03B1; Höh-<lb/>
lung, welche den Wurzelkeim umgibt, &#x03B2; Lei&#x017F;te, &#x03B3; &#x017F;chwammiges Parenchym, &#x03B4; Nabeldurch&#x017F;chnitt;<lb/><hi rendition="#aq">e</hi> Längendurch&#x017F;chnitt des Samens: &#x03B1; Samenta&#x017F;che, &#x03B2; Radicula, &#x03B3; Plumula, &#x03B4; &#x017F;chwammiges Parenchym<lb/>
der Samenhaut, &#x03B5; Nabel, &#x03B7; Cotyledon; <hi rendition="#aq">f</hi> Durch&#x017F;chnitt durch die Nabelpartie: &#x03B1; Nabel, &#x03B2; Gefäßbundel,<lb/>
&#x03B3; &#x017F;chwammiges Gewebe.</p>
            </figure><lb/>
            <p>Auf bindigem, tiefgründigem Lehm- oder Thonboden i&#x017F;t &#x017F;ie die &#x017F;icher&#x017F;te Hül&#x017F;en-<lb/>
frucht. Am üppig&#x017F;ten gedeiht &#x017F;ie auf mächtigen Schlammablagerungen in trocken-<lb/>
gelegten Teichen und auf Mar&#x017F;chboden. Eben&#x017F;o kann die Ackerbohne mit vielem<lb/>
Erfolge in mäßig feuchten Neubrüchen gebaut werden.</p><lb/>
            <p>Als bodenbe&#x017F;chattende Pflanze, welche einen gahren Boden nicht unbedingt ver-<lb/>
langt, wird die Pferdebohne häufig an Stelle der Brache oder auch nach einer Ge-<lb/>
treide- oder einer &#x017F;päten Hackfrucht gebaut. Durch ihre tiefgehenden Wurzeln lockert<lb/>
&#x017F;ie den &#x017F;chweren Boden, welcher überdieß durch das dichte Blattwerk oberflächlich<lb/>
fri&#x017F;ch erhalten wird, &#x017F;ie i&#x017F;t daher auf bindigem Boden eine vorzügliche Vorfrucht<lb/>
für Winter- und Sommerweizen.</p><lb/>
            <p>Die Pferdebohnen, welche einen weiten Wachsraum ge&#x017F;tatten, werden gewöhnlich als<lb/>
Hackfrüchte cultivirt. Die Ko&#x017F;ten der Hackcultur lohnen &#x017F;ich reichlich durch vermehrte<lb/>
Körnererträge. Die Be&#x017F;tellung &#x017F;oll daher möglich&#x017F;t &#x017F;orgfältig ausgeführt werden.<lb/>
Vor Winter &#x017F;ind die Stoppeln der Vorfrucht zu &#x017F;türzen und womöglich der Boden<lb/>
tief zu pflügen, um die Wurzelverbreitung zu begün&#x017F;tigen.</p><lb/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[75/0089] Die Hülſenfrüchte. Die Ackerbohne, in den Gegenden um das Caspiſche Meer heimiſch, wurde ſchon im Alterthume allgemein angebaut, gegenwärtig erſtreckt ſich ihr Anbau über die ganze civiliſirte Welt. Am zuſagendſten iſt der Ackerbohne ein mäßig feuchtes, warmes Klima. In trockenen Lagen gedeiht ſie ebenſowenig wie auf naſſen, flach- gründigem Boden. Trotzdem ſie leichte Fröſte verträgt, kann ſie in rauhen Lagen wegen ihrer langen Vegetationszeit (22—28 Wochen) nicht mehr cultivirt werden. [Abbildung Fig. 54. Große Saubohne (Vicia Faba L.) ☉ nach Robbe. — a Same mit Samenſchale (Testa): α Lage des Würzelchen, β Nabel, γ Mikrophyle, δ Samenſchwiele; b und c Same nach Entfernung der Samenſchale: α Würzelchen, β Cotyledonen, γ Cotyledonenſtiele; d Fragment der Samenſchale (Innenſeite): α Höh- lung, welche den Wurzelkeim umgibt, β Leiſte, γ ſchwammiges Parenchym, δ Nabeldurchſchnitt; e Längendurchſchnitt des Samens: α Samentaſche, β Radicula, γ Plumula, δ ſchwammiges Parenchym der Samenhaut, ε Nabel, η Cotyledon; f Durchſchnitt durch die Nabelpartie: α Nabel, β Gefäßbundel, γ ſchwammiges Gewebe. ] Auf bindigem, tiefgründigem Lehm- oder Thonboden iſt ſie die ſicherſte Hülſen- frucht. Am üppigſten gedeiht ſie auf mächtigen Schlammablagerungen in trocken- gelegten Teichen und auf Marſchboden. Ebenſo kann die Ackerbohne mit vielem Erfolge in mäßig feuchten Neubrüchen gebaut werden. Als bodenbeſchattende Pflanze, welche einen gahren Boden nicht unbedingt ver- langt, wird die Pferdebohne häufig an Stelle der Brache oder auch nach einer Ge- treide- oder einer ſpäten Hackfrucht gebaut. Durch ihre tiefgehenden Wurzeln lockert ſie den ſchweren Boden, welcher überdieß durch das dichte Blattwerk oberflächlich friſch erhalten wird, ſie iſt daher auf bindigem Boden eine vorzügliche Vorfrucht für Winter- und Sommerweizen. Die Pferdebohnen, welche einen weiten Wachsraum geſtatten, werden gewöhnlich als Hackfrüchte cultivirt. Die Koſten der Hackcultur lohnen ſich reichlich durch vermehrte Körnererträge. Die Beſtellung ſoll daher möglichſt ſorgfältig ausgeführt werden. Vor Winter ſind die Stoppeln der Vorfrucht zu ſtürzen und womöglich der Boden tief zu pflügen, um die Wurzelverbreitung zu begünſtigen.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/krafft_landwirthschaft02_1876
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/krafft_landwirthschaft02_1876/89
Zitationshilfe: Krafft, Guido: Lehrbuch der Landwirthschaft auf wissenschaftlicher und praktischer Grundlage. Bd. 2. Berlin, 1876, S. 75. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/krafft_landwirthschaft02_1876/89>, abgerufen am 26.11.2024.