Krafft, Guido: Lehrbuch der Landwirthschaft auf wissenschaftlicher und praktischer Grundlage. Bd. 2. Berlin, 1876.Besondere Pflanzenbaulehre. Rispenhirse unterscheidet sich von der Kolbenhirse durch den rispenförmigen Blüthen-stand und den Mangel an Borsten, welche bei der letzteren Hirse als blüthenlose Aehrchenstiele neben den fruchttragenden Aehrchen hervorsehen. In den zweiblüthigen Aehrchen kommt nur eine Blüthe zur Entwickelung. Der Same verwächst mit den Spelzen, welche um denselben eine spröde, verschieden gefärbte, glänzende Schale bilden. Die Früchte der Kolbenhirse sind kleiner als jene der Rispenhirse. Von den verschiedenen Varietäten der Rispenhirse werden in Oesterreich und 1. Wachsthumsbedingungen. Die Rispenhirse verlangt ein warmes, wenn auch trockenes Klima. Ihr Anbau Die Ansprüche an den Boden sind durch das Wärmebedürfniß der Hirse be- 2. Die Vorfrucht und Vorbereitung. In Betreff der Vorfrucht sind die Hirsenarten nicht wählerisch. Besonders gut Beſondere Pflanzenbaulehre. Rispenhirſe unterſcheidet ſich von der Kolbenhirſe durch den rispenförmigen Blüthen-ſtand und den Mangel an Borſten, welche bei der letzteren Hirſe als blüthenloſe Aehrchenſtiele neben den fruchttragenden Aehrchen hervorſehen. In den zweiblüthigen Aehrchen kommt nur eine Blüthe zur Entwickelung. Der Same verwächſt mit den Spelzen, welche um denſelben eine ſpröde, verſchieden gefärbte, glänzende Schale bilden. Die Früchte der Kolbenhirſe ſind kleiner als jene der Rispenhirſe. Von den verſchiedenen Varietäten der Rispenhirſe werden in Oeſterreich und 1. Wachsthumsbedingungen. Die Rispenhirſe verlangt ein warmes, wenn auch trockenes Klima. Ihr Anbau Die Anſprüche an den Boden ſind durch das Wärmebedürfniß der Hirſe be- 2. Die Vorfrucht und Vorbereitung. In Betreff der Vorfrucht ſind die Hirſenarten nicht wähleriſch. 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Seltener werden Hirſen mit braunen,<lb/> violetten oder ſchwarzen Körnern cultivirt. Gegenüber der Rispenhirſe hat die große<lb/> Kolbenhirſe, welche ſich durch ihre großen, klumpigen und borſtigen Rispenähren<lb/> auszeichnet, in Mitteleuropa nur eine geringe Verbreitung. Bemerkenswerth iſt, daß<lb/> dieſe Culturpflanze aus dem Samen einer wildwachſenden Unkrautpflanze, der grü-<lb/> nen Borſtenhirſe <hi rendition="#aq">(Setaria viridis Bv.)</hi> ☉ bei ſchütterer Ausſaat in gelockertem, frucht-<lb/> barem Boden, wie F. Haberlandt zuerſt nachgewieſen hat, in wenig Jahren heran-<lb/> gezogen werden kann.</p><lb/> <div n="4"> <head> <hi rendition="#b">1. Wachsthumsbedingungen.</hi> </head><lb/> <p>Die Rispenhirſe verlangt ein warmes, wenn auch trockenes Klima. Ihr Anbau<lb/> erreicht daher mit dem Aufhören der Wein- und Maiscultur ſeine Grenze. 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Beſondere Pflanzenbaulehre.
Rispenhirſe unterſcheidet ſich von der Kolbenhirſe durch den rispenförmigen Blüthen-
ſtand und den Mangel an Borſten, welche bei der letzteren Hirſe als blüthenloſe
Aehrchenſtiele neben den fruchttragenden Aehrchen hervorſehen. In den zweiblüthigen
Aehrchen kommt nur eine Blüthe zur Entwickelung. Der Same verwächſt mit den
Spelzen, welche um denſelben eine ſpröde, verſchieden gefärbte, glänzende Schale
bilden. Die Früchte der Kolbenhirſe ſind kleiner als jene der Rispenhirſe.
Von den verſchiedenen Varietäten der Rispenhirſe werden in Oeſterreich und
Ungarn vorzugsweiſe ſolche mit gelben, welche mehr oder weniger mit violettſchwarzen
Früchten untermiſcht ſind, oder weißen Früchten, in Böhmen auch die blutrothen, in
Deutſchland die grauen Hirſen angebaut. Seltener werden Hirſen mit braunen,
violetten oder ſchwarzen Körnern cultivirt. Gegenüber der Rispenhirſe hat die große
Kolbenhirſe, welche ſich durch ihre großen, klumpigen und borſtigen Rispenähren
auszeichnet, in Mitteleuropa nur eine geringe Verbreitung. Bemerkenswerth iſt, daß
dieſe Culturpflanze aus dem Samen einer wildwachſenden Unkrautpflanze, der grü-
nen Borſtenhirſe (Setaria viridis Bv.) ☉ bei ſchütterer Ausſaat in gelockertem, frucht-
barem Boden, wie F. Haberlandt zuerſt nachgewieſen hat, in wenig Jahren heran-
gezogen werden kann.
1. Wachsthumsbedingungen.
Die Rispenhirſe verlangt ein warmes, wenn auch trockenes Klima. Ihr Anbau
erreicht daher mit dem Aufhören der Wein- und Maiscultur ſeine Grenze. In
kälteren Gegenden verurſacht die Ernte durch das ſehr ungleiche Ausreifen der Rispen
zu viele Schwierigkeiten, als daß die Cultur noch lohnend ſein könnte. Die Rispen-
hirſe kann lange Trockene vertragen, ſelbſt dann, wenn dadurch das Wachsthum zum
vorübergehenden Stillſtande kommen ſollte. Sie eignet ſich daher beſonders zum An
baue in den öſtlichen Ländern Europa’s. Noch höhere Anſprüche an die Wärme als
die Rispenhirſe ſtellt die Kolbenhirſe, welche überdieß eine längere Vegetationsdauer —
oft von mehr als 5 Monaten — beſitzt und die Frühjahrsfröſte noch weniger als die
Rispenhirſe verträgt.
Die Anſprüche an den Boden ſind durch das Wärmebedürfniß der Hirſe be-
dingt. Sie gedeiht daher auf Sandboden und ſandigem Lehm, beſonders in trocke-
nen, warmen Lagen am Beſten. In trockenen, humusreichen Teichböden gibt ſie
gleichfalls reichliche Körner- und Stroh-Erträge.
2. Die Vorfrucht und Vorbereitung.
In Betreff der Vorfrucht ſind die Hirſenarten nicht wähleriſch. Beſonders gut
gedeihen ſie in Neubrüchen und nach Klee und Hackfrüchten. Dagegen verlangen ſie
einen reinen und ſorgfältig zubereiteten Boden, damit ſie leichter von dem Unkraute
verſchont bleiben. In zweiter Tracht nach reichlicher Düngung ſind ſie ertrags-
reicher als in friſcher Düngung.
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