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Krafft, Guido: Lehrbuch der Landwirthschaft auf wissenschaftlicher und praktischer Grundlage. Bd. 2. Berlin, 1876.

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Besondere Pflanzenbaulehre.
zeigt die Maispflanze große Verschiedenheiten, größere als irgend eine Pflanze.
Zur ungefähren Orientirung in der großen Zahl von Maisvarietäten führen wir
folgende Gruppen von Barietäten1) an:

a. Spelzmais. In Brasilien wildwachsende Art mit langen die Körner um-
hüllenden Spelzen.

b. Spitzmais. Spätreifender, spitzkörniger, gelb und roth gefärbter Mais,
welcher vereinzelt in Amerika gebaut wird.

c. Zuckermais. Die Körner des Zuckermaises sehen an ihrer Oberfläche nicht
glatt, sondern faltig, runzelig aus. Derselbe ist entweder farblos oder gelb, roth,
blau, bunt gefärbt oder gestreift. Der Anbau dieser spätreifenden Maissorte beschränkt
sich auf Nordamerika.

d. Pferdezahnmais. Große, plattgedrückte Körner mit Eindrücken an der
Spitze, welche den Kunden bei den Pferdezähnen ähnlich sehen. Diese sehr spät-
reifenden, verschiedenartig gefärbten und gezeichneten Maissorten werden vorzugs-
weise in den wärmeren Theilen der Vereinigten Staaten von Nordamerika in großer
Ausdehnung gebaut, vereinzelt auch in Südtirol. Bei uns kommen sie selten zur
Reife und zeigen dann oft schon im ersten Jahre die Neigung, sich in Maissorten
mit runden Körnern umzuwandeln.

e. Kleinkörniger Mais. Die meisten frühreifenden Maissorten besitzen kleine,
runde, verschieden gefärbte Körner. Sie eignen sich besonders zum Anbaue in jenen
Gegenden, in welchen der Maisbau schon unsicher wird. Sorten: Zwergmais,
Perlmais, Hühnermais, Chinesischer Mais mit verschieden gefärbten Körnern an
ein und demselben Kolben, Cinquantino oder Fünfmonatmais, welcher in 130 Tagen
ausreift, Pignoletto, etwas größer als der vorige, in 150 Tagen ausreifend.

f. Großkörniger Mais. Dieser zwischen den spät- und frühreifenden Sorten
stehende, runde, verschieden gefärbte Mais wird am gewöhnlichsten in Europa und
Amerika cultivirt. Zu den ertragreicheren Sorten zählen: Ladykorn, King Philipp
Mais, Popkorn, Canadenser Mais etc.

Die Reservestoffe sind im Maiskorne derart vertheilt, daß die Eiweißstoffe bis zu 25 %
und das fette Oel bis zu 33 % vorzugsweise im Keime -- dessen Gewicht durchschnittlich
11.93 % des Gesammtgewichtes des Kornes ausmacht -- das Stärkemehl in Form dicht ge-
drängter polyedrischer Körner in dem Endosperm enthalten sind. Die Stärkekörner des mehr
nach Außen gelegenen, hornigen Theiles des Endosperms sind durch ein stickstoffhaltiges
Bindemittel zusammengekittet.

Die Keimfähigkeit des Maises erleidet erst nach 3--4jähriger gewöhnlicher Aufbewahrung
am Schüttboden eine Einbuße. Bei luftdichter Aufbewahrung von künstlich getrocknetem
Samen zeigt selbst eine 7- und 8jährige Aufbewahrung keine erhebliche Verminderung der
Keimfähigkeit.

Die Keimung tritt erst bei einer Temperatur über 9.4°C. ein. Vom Tage des An-
baues bis zum Sichtbarwerden des ersten Blattes, nach 11--17 Tagen, sind nach unseren

1) Siehe auch F. Körnicke. Systematische Uebersicht der Cerealien und monocarpi-
schen Leguminosen. Bonn 1873. (Special-Katalog der Ausstellung der Akademie Poppelsdorf.
Wien 1873.)

Beſondere Pflanzenbaulehre.
zeigt die Maispflanze große Verſchiedenheiten, größere als irgend eine Pflanze.
Zur ungefähren Orientirung in der großen Zahl von Maisvarietäten führen wir
folgende Gruppen von Barietäten1) an:

a. Spelzmais. In Braſilien wildwachſende Art mit langen die Körner um-
hüllenden Spelzen.

b. Spitzmais. Spätreifender, ſpitzkörniger, gelb und roth gefärbter Mais,
welcher vereinzelt in Amerika gebaut wird.

c. Zuckermais. Die Körner des Zuckermaiſes ſehen an ihrer Oberfläche nicht
glatt, ſondern faltig, runzelig aus. Derſelbe iſt entweder farblos oder gelb, roth,
blau, bunt gefärbt oder geſtreift. Der Anbau dieſer ſpätreifenden Maisſorte beſchränkt
ſich auf Nordamerika.

d. Pferdezahnmais. Große, plattgedrückte Körner mit Eindrücken an der
Spitze, welche den Kunden bei den Pferdezähnen ähnlich ſehen. Dieſe ſehr ſpät-
reifenden, verſchiedenartig gefärbten und gezeichneten Maisſorten werden vorzugs-
weiſe in den wärmeren Theilen der Vereinigten Staaten von Nordamerika in großer
Ausdehnung gebaut, vereinzelt auch in Südtirol. Bei uns kommen ſie ſelten zur
Reife und zeigen dann oft ſchon im erſten Jahre die Neigung, ſich in Maisſorten
mit runden Körnern umzuwandeln.

e. Kleinkörniger Mais. Die meiſten frühreifenden Maisſorten beſitzen kleine,
runde, verſchieden gefärbte Körner. Sie eignen ſich beſonders zum Anbaue in jenen
Gegenden, in welchen der Maisbau ſchon unſicher wird. Sorten: Zwergmais,
Perlmais, Hühnermais, Chineſiſcher Mais mit verſchieden gefärbten Körnern an
ein und demſelben Kolben, Cinquantino oder Fünfmonatmais, welcher in 130 Tagen
ausreift, Pignoletto, etwas größer als der vorige, in 150 Tagen ausreifend.

f. Großkörniger Mais. Dieſer zwiſchen den ſpät- und frühreifenden Sorten
ſtehende, runde, verſchieden gefärbte Mais wird am gewöhnlichſten in Europa und
Amerika cultivirt. Zu den ertragreicheren Sorten zählen: Ladykorn, King Philipp
Mais, Popkorn, Canadenſer Mais ꝛc.

Die Reſerveſtoffe ſind im Maiskorne derart vertheilt, daß die Eiweißſtoffe bis zu 25 %
und das fette Oel bis zu 33 % vorzugsweiſe im Keime — deſſen Gewicht durchſchnittlich
11.93 % des Geſammtgewichtes des Kornes ausmacht — das Stärkemehl in Form dicht ge-
drängter polyedriſcher Körner in dem Endoſperm enthalten ſind. Die Stärkekörner des mehr
nach Außen gelegenen, hornigen Theiles des Endoſperms ſind durch ein ſtickſtoffhaltiges
Bindemittel zuſammengekittet.

Die Keimfähigkeit des Maiſes erleidet erſt nach 3—4jähriger gewöhnlicher Aufbewahrung
am Schüttboden eine Einbuße. Bei luftdichter Aufbewahrung von künſtlich getrocknetem
Samen zeigt ſelbſt eine 7- und 8jährige Aufbewahrung keine erhebliche Verminderung der
Keimfähigkeit.

Die Keimung tritt erſt bei einer Temperatur über 9.4°C. ein. Vom Tage des An-
baues bis zum Sichtbarwerden des erſten Blattes, nach 11—17 Tagen, ſind nach unſeren

1) Siehe auch F. Körnicke. Syſtematiſche Ueberſicht der Cerealien und monocarpi-
ſchen Leguminoſen. Bonn 1873. (Special-Katalog der Ausſtellung der Akademie Poppelsdorf.
Wien 1873.)
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[50/0064] Beſondere Pflanzenbaulehre. zeigt die Maispflanze große Verſchiedenheiten, größere als irgend eine Pflanze. Zur ungefähren Orientirung in der großen Zahl von Maisvarietäten führen wir folgende Gruppen von Barietäten 1) an: a. Spelzmais. In Braſilien wildwachſende Art mit langen die Körner um- hüllenden Spelzen. b. Spitzmais. Spätreifender, ſpitzkörniger, gelb und roth gefärbter Mais, welcher vereinzelt in Amerika gebaut wird. c. Zuckermais. Die Körner des Zuckermaiſes ſehen an ihrer Oberfläche nicht glatt, ſondern faltig, runzelig aus. Derſelbe iſt entweder farblos oder gelb, roth, blau, bunt gefärbt oder geſtreift. Der Anbau dieſer ſpätreifenden Maisſorte beſchränkt ſich auf Nordamerika. d. Pferdezahnmais. Große, plattgedrückte Körner mit Eindrücken an der Spitze, welche den Kunden bei den Pferdezähnen ähnlich ſehen. Dieſe ſehr ſpät- reifenden, verſchiedenartig gefärbten und gezeichneten Maisſorten werden vorzugs- weiſe in den wärmeren Theilen der Vereinigten Staaten von Nordamerika in großer Ausdehnung gebaut, vereinzelt auch in Südtirol. Bei uns kommen ſie ſelten zur Reife und zeigen dann oft ſchon im erſten Jahre die Neigung, ſich in Maisſorten mit runden Körnern umzuwandeln. e. Kleinkörniger Mais. Die meiſten frühreifenden Maisſorten beſitzen kleine, runde, verſchieden gefärbte Körner. Sie eignen ſich beſonders zum Anbaue in jenen Gegenden, in welchen der Maisbau ſchon unſicher wird. Sorten: Zwergmais, Perlmais, Hühnermais, Chineſiſcher Mais mit verſchieden gefärbten Körnern an ein und demſelben Kolben, Cinquantino oder Fünfmonatmais, welcher in 130 Tagen ausreift, Pignoletto, etwas größer als der vorige, in 150 Tagen ausreifend. f. Großkörniger Mais. Dieſer zwiſchen den ſpät- und frühreifenden Sorten ſtehende, runde, verſchieden gefärbte Mais wird am gewöhnlichſten in Europa und Amerika cultivirt. Zu den ertragreicheren Sorten zählen: Ladykorn, King Philipp Mais, Popkorn, Canadenſer Mais ꝛc. Die Reſerveſtoffe ſind im Maiskorne derart vertheilt, daß die Eiweißſtoffe bis zu 25 % und das fette Oel bis zu 33 % vorzugsweiſe im Keime — deſſen Gewicht durchſchnittlich 11.93 % des Geſammtgewichtes des Kornes ausmacht — das Stärkemehl in Form dicht ge- drängter polyedriſcher Körner in dem Endoſperm enthalten ſind. Die Stärkekörner des mehr nach Außen gelegenen, hornigen Theiles des Endoſperms ſind durch ein ſtickſtoffhaltiges Bindemittel zuſammengekittet. Die Keimfähigkeit des Maiſes erleidet erſt nach 3—4jähriger gewöhnlicher Aufbewahrung am Schüttboden eine Einbuße. Bei luftdichter Aufbewahrung von künſtlich getrocknetem Samen zeigt ſelbſt eine 7- und 8jährige Aufbewahrung keine erhebliche Verminderung der Keimfähigkeit. Die Keimung tritt erſt bei einer Temperatur über 9.4°C. ein. Vom Tage des An- baues bis zum Sichtbarwerden des erſten Blattes, nach 11—17 Tagen, ſind nach unſeren 1) Siehe auch F. Körnicke. Syſtematiſche Ueberſicht der Cerealien und monocarpi- ſchen Leguminoſen. Bonn 1873. (Special-Katalog der Ausſtellung der Akademie Poppelsdorf. Wien 1873.)

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Zitationshilfe: Krafft, Guido: Lehrbuch der Landwirthschaft auf wissenschaftlicher und praktischer Grundlage. Bd. 2. Berlin, 1876, S. 50. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/krafft_landwirthschaft02_1876/64>, abgerufen am 27.11.2024.