Krafft, Guido: Lehrbuch der Landwirthschaft auf wissenschaftlicher und praktischer Grundlage. Bd. 2. Berlin, 1876.Besondere Pflanzenbaulehre. Bei ausgedehntem Kleegrasbau ist es von besonderer Bedeutung, sich den er- 18. Das Mischfutter. Eine der werthvollsten Futteraufhülfen, selbst in Gegenden, wo der Rothklee Das Verhältniß, in welchem die einzelnen Futterpflanzen im Gemenge angebaut Beſondere Pflanzenbaulehre. Bei ausgedehntem Kleegrasbau iſt es von beſonderer Bedeutung, ſich den er- 18. Das Miſchfutter. Eine der werthvollſten Futteraufhülfen, ſelbſt in Gegenden, wo der Rothklee Das Verhältniß, in welchem die einzelnen Futterpflanzen im Gemenge angebaut <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <pb facs="#f0230" n="216"/> <fw place="top" type="header">Beſondere Pflanzenbaulehre.</fw><lb/> <p>Bei ausgedehntem Kleegrasbau iſt es von beſonderer Bedeutung, ſich den er-<lb/> forderlichen Grasſamen ſelbſt zu erziehen, nachdem durch käufliche Samen — ab-<lb/> geſehen von der oft zweifelhaften Keimfähigkeit — nicht nur läſtige Unkräuter<lb/> eingeſchleppt werden können, ſondern auch durch verunreinigte Waare die ge-<lb/> fährliche Kleeſeide auf das Feld gebracht werden kann. Geringer Samenbedarf läßt<lb/> ſich durch Abſammeln der Grasſamen von Wieſen decken. Bei größerem Bedarfe<lb/> kann der Same von den Kleegrasſaaten ſelbſt gewonnen werden, indem man par-<lb/> zellenweiſe zu verſchiedenen Zeiten mäht. Dieſes Verfahren kann beſonders dann<lb/> von Erfolg ſein, wenn zu verſchiedenen Zeiten reifende Grasarten das Gemenge zu-<lb/> ſammenſetzen. Beſteht z. B. die Grasmiſchung aus Knaulgras, engliſchem Raygras<lb/> und Wieſenlieſchgras, ſo wird, Ende Mai gemäht, die Hauptmaſſe der Samen aus<lb/> Knaulgras, Mitte Juni aus engliſchem Raygras und Ende Juni aus Lieſchgras<lb/> beſtehen. Am verläßlichſten iſt die Gewinnung der erforderlichen Samen in eigenen<lb/><hi rendition="#g">Klee</hi>- und <hi rendition="#g">Grasſamenſchulen</hi>, welche an geſchützten Orten und auf gedüngtem,<lb/> in gutem Culturzuſtande befindlichem Boden anzulegen ſind. Um eine Vermengung<lb/> der Pflanzen durch Verwehen der Samen durch den Wind zu verhüten, werden die<lb/> einzelnen Abtheilungen durch dazwiſchen befindliche, mit Getreide oder ſonſt wie zu<lb/> beſtellende Feldſtreifen abgeſchieden. Die Ernte der Grasſamen kann entweder durch<lb/> Abnehmen der Rispen und Aehren oder durch Mähen der ganzen Pflanzen vor-<lb/> genommen werden. Der richtigſte Zeitpunkt für die Ernte iſt gekommen, wenn<lb/> die beſten und größten Samen zur Reife gelangt ſind. Die abgemähten Pflanzen<lb/> reifen am ſicherſten in Puppen nach, in welchen ſich auch das Samenſtroh am<lb/> beſten erhält.</p> </div><lb/> <div n="3"> <head> <hi rendition="#b">18. Das Miſchfutter.</hi> </head><lb/> <p>Eine der werthvollſten Futteraufhülfen, ſelbſt in Gegenden, wo der Rothklee<lb/> vorzüglich gedeiht, bildet durch die Qualität und Quantität des Ertrages das Miſch-<lb/> futter, Mengfutter, Futtergemenge, Gemenge, der Miſchling oder der gemeinſchaftliche<lb/> Anbau von Getreide- und Hülſenfrüchten zur Grünfutter- oder Heugewinnung. Als<lb/> Hauptfutter eignet ſich der Miſchling wegen der Koſtſpieligkeit des Saatgutes und<lb/> der Unſicherheit des Ertrages in trockenen Lagen weniger gut; um ſo mehr<lb/> Beachtung verdient derſelbe als Futter nebenbei oder zur Nutzbarmachung von Feldern,<lb/> auf welchen die urſprüngliche Saat mißrieth.</p><lb/> <p>Das Verhältniß, in welchem die einzelnen Futterpflanzen im Gemenge angebaut<lb/> werden, iſt ſehr verſchieden. Daſſelbe richtet ſich vornehmlich nach dem jeweiligen<lb/> Werthe des zu verwendenden Samens. Sinkt der Preis der Hülſenfrüchte, ſo iſt<lb/> es vortheilhaft ⅔ des Pflanzenſtandes aus Hülſenfrüchten, ⅓ aus Getreide beſtehen<lb/> zu laſſen; ſteigt der Preis, ſo vermindert man die Hülſenfrüchte bis auf die Hälfte<lb/> des Beſtandes. Zur Mengung werden nicht nur Winter- (Wintermiſchling), ſondern<lb/> auch Sommergetreide und Hülſenfrüchte (Sommermiſchling) verwendet. Am häufig-<lb/> ſten wird ein Gemenge von Wicken und Hafer (Wickhafer) angebaut. Demſelben<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [216/0230]
Beſondere Pflanzenbaulehre.
Bei ausgedehntem Kleegrasbau iſt es von beſonderer Bedeutung, ſich den er-
forderlichen Grasſamen ſelbſt zu erziehen, nachdem durch käufliche Samen — ab-
geſehen von der oft zweifelhaften Keimfähigkeit — nicht nur läſtige Unkräuter
eingeſchleppt werden können, ſondern auch durch verunreinigte Waare die ge-
fährliche Kleeſeide auf das Feld gebracht werden kann. Geringer Samenbedarf läßt
ſich durch Abſammeln der Grasſamen von Wieſen decken. Bei größerem Bedarfe
kann der Same von den Kleegrasſaaten ſelbſt gewonnen werden, indem man par-
zellenweiſe zu verſchiedenen Zeiten mäht. Dieſes Verfahren kann beſonders dann
von Erfolg ſein, wenn zu verſchiedenen Zeiten reifende Grasarten das Gemenge zu-
ſammenſetzen. Beſteht z. B. die Grasmiſchung aus Knaulgras, engliſchem Raygras
und Wieſenlieſchgras, ſo wird, Ende Mai gemäht, die Hauptmaſſe der Samen aus
Knaulgras, Mitte Juni aus engliſchem Raygras und Ende Juni aus Lieſchgras
beſtehen. Am verläßlichſten iſt die Gewinnung der erforderlichen Samen in eigenen
Klee- und Grasſamenſchulen, welche an geſchützten Orten und auf gedüngtem,
in gutem Culturzuſtande befindlichem Boden anzulegen ſind. Um eine Vermengung
der Pflanzen durch Verwehen der Samen durch den Wind zu verhüten, werden die
einzelnen Abtheilungen durch dazwiſchen befindliche, mit Getreide oder ſonſt wie zu
beſtellende Feldſtreifen abgeſchieden. Die Ernte der Grasſamen kann entweder durch
Abnehmen der Rispen und Aehren oder durch Mähen der ganzen Pflanzen vor-
genommen werden. Der richtigſte Zeitpunkt für die Ernte iſt gekommen, wenn
die beſten und größten Samen zur Reife gelangt ſind. Die abgemähten Pflanzen
reifen am ſicherſten in Puppen nach, in welchen ſich auch das Samenſtroh am
beſten erhält.
18. Das Miſchfutter.
Eine der werthvollſten Futteraufhülfen, ſelbſt in Gegenden, wo der Rothklee
vorzüglich gedeiht, bildet durch die Qualität und Quantität des Ertrages das Miſch-
futter, Mengfutter, Futtergemenge, Gemenge, der Miſchling oder der gemeinſchaftliche
Anbau von Getreide- und Hülſenfrüchten zur Grünfutter- oder Heugewinnung. Als
Hauptfutter eignet ſich der Miſchling wegen der Koſtſpieligkeit des Saatgutes und
der Unſicherheit des Ertrages in trockenen Lagen weniger gut; um ſo mehr
Beachtung verdient derſelbe als Futter nebenbei oder zur Nutzbarmachung von Feldern,
auf welchen die urſprüngliche Saat mißrieth.
Das Verhältniß, in welchem die einzelnen Futterpflanzen im Gemenge angebaut
werden, iſt ſehr verſchieden. Daſſelbe richtet ſich vornehmlich nach dem jeweiligen
Werthe des zu verwendenden Samens. Sinkt der Preis der Hülſenfrüchte, ſo iſt
es vortheilhaft ⅔ des Pflanzenſtandes aus Hülſenfrüchten, ⅓ aus Getreide beſtehen
zu laſſen; ſteigt der Preis, ſo vermindert man die Hülſenfrüchte bis auf die Hälfte
des Beſtandes. Zur Mengung werden nicht nur Winter- (Wintermiſchling), ſondern
auch Sommergetreide und Hülſenfrüchte (Sommermiſchling) verwendet. Am häufig-
ſten wird ein Gemenge von Wicken und Hafer (Wickhafer) angebaut. Demſelben
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