Krafft, Guido: Lehrbuch der Landwirthschaft auf wissenschaftlicher und praktischer Grundlage. Bd. 2. Berlin, 1876.Besondere Pflanzenbaulehre. lange die Wurzel schwach ist, durch den Frost gefährdet werden kann. Vor demRothklee zeichnet sie sich daher durch eine größere Sicherheit aus. Die Luzerne blüht überdieß um einige Wochen früher als der Rothklee, so zwar, daß der erste Schnitt schon Anfang Mai vorgenommen werden kann. Ebenso kann sie länger in den Herbst hinein bis gegen Mitte Oktober als Grünfutter benutzt werden. Sie reproducirt sich schneller als der Rothklee, außerdem muß man sie frühzeitiger vor der Blüthe, wenn sie 0.47--0.65 Meter hoch geworden ist, mähen, weil sie sonst zu stark verholzt und bei ihrem Stengelreichthume, gegenüber dem Rothklee, zu sehr an Qualität abnimmt. Während der Rothklee 2--3, selten 4 Schnitte liefert, gewährt die Luzerne im Verhältniß zur vorhandenen Wärme und Feuchtigkeit im südlichen Ungarn bei 11.2°C. mittlerer Jahrestemperatur, wenn sie vor der Blüthe gemäht wird, 5 und mehr Schnitte, in Norddeutschland bei 7.5--8.8°C. 3, kaum 4 Schnitte. Das Feld wird von der tiefwurzelnden, stark beschattenden Luzerne nach den Untersuchungen von Dr. G. Wilhelm (Bd. I. S. 23) stärker aus- getrocknet als durch eine Hackfrucht oder Getreidepflanze. In warmen, trockenen Gegenden, in welchen der Rothklee nicht mehr gebaut 2. Die Vorfrucht und Vorbereitung. Unter gewöhnlichen Verhältnissen dauert die Luzerne 4--10 Jahre aus; sie Beſondere Pflanzenbaulehre. lange die Wurzel ſchwach iſt, durch den Froſt gefährdet werden kann. Vor demRothklee zeichnet ſie ſich daher durch eine größere Sicherheit aus. Die Luzerne blüht überdieß um einige Wochen früher als der Rothklee, ſo zwar, daß der erſte Schnitt ſchon Anfang Mai vorgenommen werden kann. Ebenſo kann ſie länger in den Herbſt hinein bis gegen Mitte Oktober als Grünfutter benutzt werden. Sie reproducirt ſich ſchneller als der Rothklee, außerdem muß man ſie frühzeitiger vor der Blüthe, wenn ſie 0.47—0.65 Meter hoch geworden iſt, mähen, weil ſie ſonſt zu ſtark verholzt und bei ihrem Stengelreichthume, gegenüber dem Rothklee, zu ſehr an Qualität abnimmt. Während der Rothklee 2—3, ſelten 4 Schnitte liefert, gewährt die Luzerne im Verhältniß zur vorhandenen Wärme und Feuchtigkeit im ſüdlichen Ungarn bei 11.2°C. mittlerer Jahrestemperatur, wenn ſie vor der Blüthe gemäht wird, 5 und mehr Schnitte, in Norddeutſchland bei 7.5—8.8°C. 3, kaum 4 Schnitte. Das Feld wird von der tiefwurzelnden, ſtark beſchattenden Luzerne nach den Unterſuchungen von Dr. G. Wilhelm (Bd. I. S. 23) ſtärker aus- getrocknet als durch eine Hackfrucht oder Getreidepflanze. In warmen, trockenen Gegenden, in welchen der Rothklee nicht mehr gebaut 2. Die Vorfrucht und Vorbereitung. Unter gewöhnlichen Verhältniſſen dauert die Luzerne 4—10 Jahre aus; ſie <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="4"> <p><pb facs="#f0194" n="180"/><fw place="top" type="header">Beſondere Pflanzenbaulehre.</fw><lb/> lange die Wurzel ſchwach iſt, durch den Froſt gefährdet werden kann. Vor dem<lb/> Rothklee zeichnet ſie ſich daher durch eine größere Sicherheit aus. Die Luzerne<lb/> blüht überdieß um einige Wochen früher als der Rothklee, ſo zwar, daß der erſte<lb/> Schnitt ſchon Anfang Mai vorgenommen werden kann. Ebenſo kann ſie länger in<lb/> den Herbſt hinein bis gegen Mitte Oktober als Grünfutter benutzt werden. Sie<lb/> reproducirt ſich ſchneller als der Rothklee, außerdem muß man ſie frühzeitiger vor<lb/> der Blüthe, wenn ſie 0.47—0.65 Meter hoch geworden iſt, mähen, weil ſie ſonſt<lb/> zu ſtark verholzt und bei ihrem Stengelreichthume, gegenüber dem Rothklee, zu ſehr<lb/> an Qualität abnimmt. Während der Rothklee 2—3, ſelten 4 Schnitte liefert,<lb/> gewährt die Luzerne im Verhältniß zur vorhandenen Wärme und Feuchtigkeit im<lb/> ſüdlichen Ungarn bei 11.2°C. mittlerer Jahrestemperatur, wenn ſie vor der Blüthe<lb/> gemäht wird, 5 und mehr Schnitte, in Norddeutſchland bei 7.5—8.8°C. 3, kaum<lb/> 4 Schnitte. Das Feld wird von der tiefwurzelnden, ſtark beſchattenden Luzerne<lb/> nach den Unterſuchungen von <hi rendition="#aq">Dr.</hi> G. Wilhelm (Bd. <hi rendition="#aq">I.</hi> S. 23) ſtärker aus-<lb/> getrocknet als durch eine Hackfrucht oder Getreidepflanze.</p><lb/> <p>In warmen, trockenen Gegenden, in welchen der Rothklee nicht mehr gebaut<lb/> werden kann, gibt die Luzerne nur auf ſehr tiefgründigem Boden, deſſen tiefere<lb/> Schichten durch Grundwaſſer feucht erhalten werden, ſichere Erträge. Stauendes<lb/> Waſſer führt zu einem Verfaulen der Wurzeln und daher zu einem Eingehen der<lb/> Luzerneſtöcke. Ebenſo erreicht ihr Wachsthum ein Ende, wenn ihre Wurzeln auf<lb/> Sand und Schotter, oder auch auf einen feſten, undurchlaſſenden Boden treffen.<lb/> Ausreichende Tiefgründigkeit vorausgeſetzt, ſind nahezu alle Bodenarten zur Luzernecultur<lb/> gleich geeignet; ausgeſchloſſen ſind jedoch zäher Thonboden, loſer Sandboden und<lb/> Moorboden. Gedeiht ſie dennoch auf ſolchen Böden, ſo liegt die Urſache daran,<lb/> daß ſich unter dem ungeeigneten Boden eine geeignete Bodenſchichte befindet. Die<lb/> höchſten Futtererträge gewährt die Luzerne auf ſandigem, mergeligem oder mildem<lb/> Lehmboden, oder auf lehmigem Sandboden. Ihre Ausdauer richtet ſich vorzugs-<lb/> weiſe nach der Bodenmächtigkeit.</p> </div><lb/> <div n="4"> <head> <hi rendition="#b">2. Die Vorfrucht und Vorbereitung.</hi> </head><lb/> <p>Unter gewöhnlichen Verhältniſſen dauert die Luzerne 4—10 Jahre aus; ſie<lb/> wird daher ſelten in die allgemeine Fruchtfolge aufgenommen werden können.<lb/> Sind die ſämmtlichen Felder luzernefähig, ſo wird ſie in ſogenannten Wechſelſchlägen<lb/> gebaut. Auf denſelben bleibt ſie ſo lange als ſie aushält. Nehmen ihre Erträge<lb/> ab, ſo wird ein anderer Schlag zu Luzerne niedergelegt. Sind nicht alle Felder<lb/> luzernefähig, ſo empfiehlt ſich die Anlage ſelbſtſtändiger, außerhalb der Fruchtfolge<lb/> ſtehender Futterfelder, welche ausſchließlich zur Futtergewinnung verwendet werden.<lb/> Die eine Hälfte eines ſolchen Futterfeldes trägt ausdauernden Klee, die andere einjährige<lb/> Futterpflanzen, wie Grünroggen, Grünmais, Grünwickhafer, auch Hackfrüchte. Wird die<lb/> Luzerne lückenhaft, ſo gelangt ſie zum Aufbruche und an ihre Stelle treten die<lb/> genannten, einjährigen Futtergewächſe, während nun die andere Hälfte des Futter-<lb/> feldes zu Kleeland niedergelegt wird.</p><lb/> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [180/0194]
Beſondere Pflanzenbaulehre.
lange die Wurzel ſchwach iſt, durch den Froſt gefährdet werden kann. Vor dem
Rothklee zeichnet ſie ſich daher durch eine größere Sicherheit aus. Die Luzerne
blüht überdieß um einige Wochen früher als der Rothklee, ſo zwar, daß der erſte
Schnitt ſchon Anfang Mai vorgenommen werden kann. Ebenſo kann ſie länger in
den Herbſt hinein bis gegen Mitte Oktober als Grünfutter benutzt werden. Sie
reproducirt ſich ſchneller als der Rothklee, außerdem muß man ſie frühzeitiger vor
der Blüthe, wenn ſie 0.47—0.65 Meter hoch geworden iſt, mähen, weil ſie ſonſt
zu ſtark verholzt und bei ihrem Stengelreichthume, gegenüber dem Rothklee, zu ſehr
an Qualität abnimmt. Während der Rothklee 2—3, ſelten 4 Schnitte liefert,
gewährt die Luzerne im Verhältniß zur vorhandenen Wärme und Feuchtigkeit im
ſüdlichen Ungarn bei 11.2°C. mittlerer Jahrestemperatur, wenn ſie vor der Blüthe
gemäht wird, 5 und mehr Schnitte, in Norddeutſchland bei 7.5—8.8°C. 3, kaum
4 Schnitte. Das Feld wird von der tiefwurzelnden, ſtark beſchattenden Luzerne
nach den Unterſuchungen von Dr. G. Wilhelm (Bd. I. S. 23) ſtärker aus-
getrocknet als durch eine Hackfrucht oder Getreidepflanze.
In warmen, trockenen Gegenden, in welchen der Rothklee nicht mehr gebaut
werden kann, gibt die Luzerne nur auf ſehr tiefgründigem Boden, deſſen tiefere
Schichten durch Grundwaſſer feucht erhalten werden, ſichere Erträge. Stauendes
Waſſer führt zu einem Verfaulen der Wurzeln und daher zu einem Eingehen der
Luzerneſtöcke. Ebenſo erreicht ihr Wachsthum ein Ende, wenn ihre Wurzeln auf
Sand und Schotter, oder auch auf einen feſten, undurchlaſſenden Boden treffen.
Ausreichende Tiefgründigkeit vorausgeſetzt, ſind nahezu alle Bodenarten zur Luzernecultur
gleich geeignet; ausgeſchloſſen ſind jedoch zäher Thonboden, loſer Sandboden und
Moorboden. Gedeiht ſie dennoch auf ſolchen Böden, ſo liegt die Urſache daran,
daß ſich unter dem ungeeigneten Boden eine geeignete Bodenſchichte befindet. Die
höchſten Futtererträge gewährt die Luzerne auf ſandigem, mergeligem oder mildem
Lehmboden, oder auf lehmigem Sandboden. Ihre Ausdauer richtet ſich vorzugs-
weiſe nach der Bodenmächtigkeit.
2. Die Vorfrucht und Vorbereitung.
Unter gewöhnlichen Verhältniſſen dauert die Luzerne 4—10 Jahre aus; ſie
wird daher ſelten in die allgemeine Fruchtfolge aufgenommen werden können.
Sind die ſämmtlichen Felder luzernefähig, ſo wird ſie in ſogenannten Wechſelſchlägen
gebaut. Auf denſelben bleibt ſie ſo lange als ſie aushält. Nehmen ihre Erträge
ab, ſo wird ein anderer Schlag zu Luzerne niedergelegt. Sind nicht alle Felder
luzernefähig, ſo empfiehlt ſich die Anlage ſelbſtſtändiger, außerhalb der Fruchtfolge
ſtehender Futterfelder, welche ausſchließlich zur Futtergewinnung verwendet werden.
Die eine Hälfte eines ſolchen Futterfeldes trägt ausdauernden Klee, die andere einjährige
Futterpflanzen, wie Grünroggen, Grünmais, Grünwickhafer, auch Hackfrüchte. Wird die
Luzerne lückenhaft, ſo gelangt ſie zum Aufbruche und an ihre Stelle treten die
genannten, einjährigen Futtergewächſe, während nun die andere Hälfte des Futter-
feldes zu Kleeland niedergelegt wird.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |