Krafft, Guido: Lehrbuch der Landwirthschaft auf wissenschaftlicher und praktischer Grundlage. Bd. 2. Berlin, 1876.Die Knollen- und Wurzelfrüchte. 1. Die Wachsthumsbedingungen. Die Möhre liebt gemäßigtes Klima und widersteht der Trockenheit und Kälte. 2. Die Vorfrucht und Vorbereitung. Die Möhre wächst sehr langsam. Sie braucht 1--2 Wochen bis zum Auf- Folgt die Möhre nach Hackfrüchten, so genügt eine Tieffurche, welche über Der Dünger wird im Herbste aufgebracht. Bei stark verunkrautetem Lande 3. Die Saat. Werden die Möhren für sich allein gesäet, so muß man sie so zeitlich als Die Knollen- und Wurzelfrüchte. 1. Die Wachsthumsbedingungen. Die Möhre liebt gemäßigtes Klima und widerſteht der Trockenheit und Kälte. 2. Die Vorfrucht und Vorbereitung. Die Möhre wächſt ſehr langſam. Sie braucht 1—2 Wochen bis zum Auf- Folgt die Möhre nach Hackfrüchten, ſo genügt eine Tieffurche, welche über Der Dünger wird im Herbſte aufgebracht. Bei ſtark verunkrautetem Lande 3. Die Saat. Werden die Möhren für ſich allein geſäet, ſo muß man ſie ſo zeitlich als <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <pb facs="#f0185" n="171"/> <fw place="top" type="header">Die Knollen- und Wurzelfrüchte.</fw><lb/> <div n="4"> <head> <hi rendition="#b">1. Die Wachsthumsbedingungen.</hi> </head><lb/> <p>Die Möhre liebt gemäßigtes Klima und widerſteht der Trockenheit und Kälte.<lb/> Ihr Anbau reicht bis zum 71.° n. Breite. Am meiſten wird ihr Wachsthum durch<lb/> regneriſche Witterung, beſonders naſſe Sommer, ſowie durch feuchte Lage und ſtauende<lb/> Näſſe im Untergrunde beeinträchtigt. Bei frühzeitigem Anbaue treibt die Möhre<lb/> ſchon im erſten Jahre ihre Samenſtengel auf Koſten des Wurzelertrages aus. Sie<lb/> gedeiht am beſten auf tiefgründigem, humusreichem, ſandigem Lehm- oder lehmigem<lb/> Sandboden. Bei zu trockenem Boden verkommt die Möhre. Auf naſſem Boden<lb/> leiden die Wurzeln leicht an Fäule. Ebenſo ſind Bodenarten, welche zum Verkruſten<lb/> neigen, bei dem langſamen Wachſen der jungen Pflanzen für den Möhrenbau<lb/> ungeeignet.</p> </div><lb/> <div n="4"> <head> <hi rendition="#b">2. Die Vorfrucht und Vorbereitung.</hi> </head><lb/> <p>Die Möhre wächſt ſehr langſam. Sie braucht 1—2 Wochen bis zum Auf-<lb/> gehen und bleibt dann lange Zeit wenig entwickelt. Oft iſt das Möhrenpflänzchen<lb/> erſt 2—3 Ctm. hoch, wenn die Wurzel ſchon 15—16 Ctm. tief gegangen iſt.<lb/> Dieſes langſame Wachsthum in der Jugend behindert ſehr die Cultur der Möhre,<lb/> welche leicht durch Unkraut unterdrückt oder durch Kruſtenbildung des Bodens ver-<lb/> nichtet werden kann. Man baut ſie daher am zweckmäßigſten wie den Rothklee,<lb/> unter einer Schutzfrucht, unter Wintergetreide, auch unter Gerſte, Lein, Mohn. Nach<lb/> der Ernte der Ueberfrucht gelangt die Möhre zur ſchnelleren Entwickelung, nament-<lb/> lich wenn der Boden zwiſchen derſelben behackt wird. Empfehlenswerth iſt auch die<lb/> Unterſaat der Möhre im Frühjahre unter Raps, nachdem dieſer ſeine letzte Be-<lb/> arbeitung erhalten hat. Iſt der Boden verunkrautet, ſo baut man ſie nach Brache<lb/> oder einer gedüngten Hackfrucht wie Kartoffeln.</p><lb/> <p>Folgt die Möhre nach Hackfrüchten, ſo genügt eine Tieffurche, welche über<lb/> Winter in rauher Furche liegen bleibt. Wenn es die Beſchaffenheit des Untergrundes<lb/> zuläßt, lohnt ſich ein Spatpflügen, denn je ſchneller die Wurzel in die Tiefe<lb/> dringen kann, um ſo weniger wird die Möhre von nachtheiliger Witterung zu leiden<lb/> haben. Nach Winter- oder Sommergetreide wird erſt die Stoppel flach geſtürzt,<lb/> dann tiefgepflügt und im Frühjahre noch eine flache Furche gegeben oder das Feld<lb/> mit dem Exſtirpator bearbeitet.</p><lb/> <p>Der Dünger wird im Herbſte aufgebracht. Bei ſtark verunkrautetem Lande<lb/> empfiehlt es ſich die Vorfrucht zu düngen. Der Ertrag an Wurzeln wird durch<lb/> ſtickſtoffhaltige Düngemittel, wie Guano, Federviehmiſt, verrotteter Pferdemiſt bedeu-<lb/> tend erhöht. Bei friſchem Stallmiſte treiben die Möhren gerne ſchon im erſten<lb/> Jahre in die Samen.</p> </div><lb/> <div n="4"> <head> <hi rendition="#b">3. Die Saat.</hi> </head><lb/> <p>Werden die Möhren für ſich allein geſäet, ſo muß man ſie ſo zeitlich als<lb/> möglich in der zweiten Hälfte der Frühjahrsſaat, Ende März oder Anfang April<lb/> in den Boden zu bringen ſuchen.</p><lb/> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [171/0185]
Die Knollen- und Wurzelfrüchte.
1. Die Wachsthumsbedingungen.
Die Möhre liebt gemäßigtes Klima und widerſteht der Trockenheit und Kälte.
Ihr Anbau reicht bis zum 71.° n. Breite. Am meiſten wird ihr Wachsthum durch
regneriſche Witterung, beſonders naſſe Sommer, ſowie durch feuchte Lage und ſtauende
Näſſe im Untergrunde beeinträchtigt. Bei frühzeitigem Anbaue treibt die Möhre
ſchon im erſten Jahre ihre Samenſtengel auf Koſten des Wurzelertrages aus. Sie
gedeiht am beſten auf tiefgründigem, humusreichem, ſandigem Lehm- oder lehmigem
Sandboden. Bei zu trockenem Boden verkommt die Möhre. Auf naſſem Boden
leiden die Wurzeln leicht an Fäule. Ebenſo ſind Bodenarten, welche zum Verkruſten
neigen, bei dem langſamen Wachſen der jungen Pflanzen für den Möhrenbau
ungeeignet.
2. Die Vorfrucht und Vorbereitung.
Die Möhre wächſt ſehr langſam. Sie braucht 1—2 Wochen bis zum Auf-
gehen und bleibt dann lange Zeit wenig entwickelt. Oft iſt das Möhrenpflänzchen
erſt 2—3 Ctm. hoch, wenn die Wurzel ſchon 15—16 Ctm. tief gegangen iſt.
Dieſes langſame Wachsthum in der Jugend behindert ſehr die Cultur der Möhre,
welche leicht durch Unkraut unterdrückt oder durch Kruſtenbildung des Bodens ver-
nichtet werden kann. Man baut ſie daher am zweckmäßigſten wie den Rothklee,
unter einer Schutzfrucht, unter Wintergetreide, auch unter Gerſte, Lein, Mohn. Nach
der Ernte der Ueberfrucht gelangt die Möhre zur ſchnelleren Entwickelung, nament-
lich wenn der Boden zwiſchen derſelben behackt wird. Empfehlenswerth iſt auch die
Unterſaat der Möhre im Frühjahre unter Raps, nachdem dieſer ſeine letzte Be-
arbeitung erhalten hat. Iſt der Boden verunkrautet, ſo baut man ſie nach Brache
oder einer gedüngten Hackfrucht wie Kartoffeln.
Folgt die Möhre nach Hackfrüchten, ſo genügt eine Tieffurche, welche über
Winter in rauher Furche liegen bleibt. Wenn es die Beſchaffenheit des Untergrundes
zuläßt, lohnt ſich ein Spatpflügen, denn je ſchneller die Wurzel in die Tiefe
dringen kann, um ſo weniger wird die Möhre von nachtheiliger Witterung zu leiden
haben. Nach Winter- oder Sommergetreide wird erſt die Stoppel flach geſtürzt,
dann tiefgepflügt und im Frühjahre noch eine flache Furche gegeben oder das Feld
mit dem Exſtirpator bearbeitet.
Der Dünger wird im Herbſte aufgebracht. Bei ſtark verunkrautetem Lande
empfiehlt es ſich die Vorfrucht zu düngen. Der Ertrag an Wurzeln wird durch
ſtickſtoffhaltige Düngemittel, wie Guano, Federviehmiſt, verrotteter Pferdemiſt bedeu-
tend erhöht. Bei friſchem Stallmiſte treiben die Möhren gerne ſchon im erſten
Jahre in die Samen.
3. Die Saat.
Werden die Möhren für ſich allein geſäet, ſo muß man ſie ſo zeitlich als
möglich in der zweiten Hälfte der Frühjahrsſaat, Ende März oder Anfang April
in den Boden zu bringen ſuchen.
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