Krafft, Guido: Lehrbuch der Landwirthschaft auf wissenschaftlicher und praktischer Grundlage. Bd. 2. Berlin, 1876.Besondere Pflanzenbaulehre. 2. Die Vorfrucht und Vorbereitung. In der Fruchtfolge erhält die Kartoffel jeden beliebigen Standpunkt angewiesen, Nachfolgende Früchte sind gewöhnlich Sommerhalmfrüchte. Nach Frühkartoffeln, Die Kartoffel bedarf bei ihrer geringen Bewurzelung eines größeren Reich- Durch stickstoffreiche Düngung -- Chilisalpeter, schwefelsaures Ammoniak, große Der Stalldünger wird zu den verschiedensten Zeiten, oft erst zur Saatfurche Die Vorbereitung des Feldes soll möglichst sorgfältig und tief vorgenommen Beſondere Pflanzenbaulehre. 2. Die Vorfrucht und Vorbereitung. In der Fruchtfolge erhält die Kartoffel jeden beliebigen Standpunkt angewieſen, Nachfolgende Früchte ſind gewöhnlich Sommerhalmfrüchte. Nach Frühkartoffeln, Die Kartoffel bedarf bei ihrer geringen Bewurzelung eines größeren Reich- Durch ſtickſtoffreiche Düngung — Chiliſalpeter, ſchwefelſaures Ammoniak, große Der Stalldünger wird zu den verſchiedenſten Zeiten, oft erſt zur Saatfurche Die Vorbereitung des Feldes ſoll möglichſt ſorgfältig und tief vorgenommen <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <pb facs="#f0154" n="140"/> <fw place="top" type="header">Beſondere Pflanzenbaulehre.</fw><lb/> <div n="4"> <head> <hi rendition="#b">2. Die Vorfrucht und Vorbereitung.</hi> </head><lb/> <p>In der Fruchtfolge erhält die Kartoffel jeden beliebigen Standpunkt angewieſen,<lb/> ſofern nur Sorge getragen wird, daß durch Düngung ein genügender Vorrath an<lb/> leicht aufnehmbarer Pflanzennahrung geſchaffen wird. Gleich wie nach jeder Pflanze<lb/> kann die Kartoffel auch nach ſich ſelbſt ohne erheblichen Nachtheil bei ausreichender<lb/> Düngung angebaut werden. Sie zählt zu jenen wenigen Pflanzen, welche auch in<lb/> friſch aufgebrochenem Wald- und Wieſenlande vorzüglich gedeihen.</p><lb/> <p>Nachfolgende Früchte ſind gewöhnlich Sommerhalmfrüchte. Nach Frühkartoffeln,<lb/> welche rechtzeitig das Feld räumen, kann auch Wintergetreide angebaut werden, wenn<lb/> nicht der Bodenzuſtand hindernd entgegentritt. Die Kartoffel hinterläßt das Feld in<lb/> ſehr lockerem, zugleich aber häufig auch in ſehr trockenem Zuſtande. In dieſem<lb/> Falle ſind die Winterſaaten der Gefahr des leichten Auswinterns ausgeſetzt.</p><lb/> <p>Die Kartoffel bedarf bei ihrer geringen Bewurzelung eines größeren Reich-<lb/> thumes an aufnehmbaren Bodennährſtoffen. Sie kommt daher bei ausgedehnterem<lb/> Anbaue in die erſte Tracht einer Stallmiſtdüngung. Hat man anſpruchsvollere<lb/> Hackfrüchte, wie Rüben, ſo erhalten dieſe die Düngung und die Kartoffel kommt in<lb/> die zweite, dritte Tracht. Speiſekartoffeln ſtellt man ebenfalls in eine ſpätere Tracht,<lb/> indem durch eine friſche Stallmiſtdüngung die Größenentwickelung und Wäſſerigkeit<lb/> der Knollen befördert wird. In Lagen, welche der Kartoffelkrankheit ausgeſetzt ſind,<lb/> iſt gleichfalls friſche Düngung zu vermeiden, da es nicht unwahrſcheinlich, daß durch<lb/> dieſelbe die Verbreitung des Kartoffelpilzes begünſtigt wird.</p><lb/> <p>Durch ſtickſtoffreiche Düngung — Chiliſalpeter, ſchwefelſaures Ammoniak, große<lb/> Mengen Stalldünger und Jauche — wird der Stickſtoffgehalt, bezüglich der Proteïn-<lb/> gehalt der Knollen vermehrt, der Stärkemehlgehalt vermindert. Derartige Düngung<lb/> iſt daher nur bei Futterkartoffeln angezeigt. Superphosphat, aufgeſchloſſener Peru-<lb/> guano, ſchwefelſaure Kalimagneſia und Kalk empfehlen ſich beſonders zu Kartoffel-<lb/> düngungsverſuchen. Kalidüngung, ſofern nicht Chlorverbindungen verwendet werden,<lb/> erhöht den Stärkemehlgehalt der Kartoffelknollen. Am zweckmäßigſten wird der<lb/> Kalidünger im Herbſte angewendet. Kochſalzdüngung ſchadet dem Kartoffelertrage.</p><lb/> <p>Der Stalldünger wird zu den verſchiedenſten Zeiten, oft erſt zur Saatfurche<lb/> ausgefahren oder zu den Knollen ſelbſt als Stufendüngung gegeben. Im Allgemeinen<lb/> wird jedoch die Unterbringung im Herbſte oder das Ausbreiten über Winter und<lb/> Unterpflügen im zeitlichen Frühjahre den Vorzug verdienen.</p><lb/> <p>Die Vorbereitung des Feldes ſoll möglichſt ſorgfältig und tief vorgenommen<lb/> werden. Nach dem frühzeitigen Stoppelſturze der vorangegangenen Getreidefrucht<lb/> wird ſich beſonders auf gebundeneren Bodenarten ein Tiefpflügen auf 26—30 Ctm.<lb/> und tiefer ſehr empfehlen. Heraufgebrachter, roher Boden beeinträchtigt nicht das<lb/> Wachsthum der Kartoffelpflanze. Im Frühjahre gibt man noch eine oder ſelbſt<lb/> noch zwei Furchen vor dem Anbaue. Auf lockerem Boden reicht eine zweijährige Be-<lb/> ſtellung aus. Die Stoppel wird dann gleich tief geſtürzt und im Frühjahre das<lb/> Land nochmals gepflügt, nachdem über Winter der Dünger aufgefahren und aus-<lb/> gebreitet wurde.</p> </div><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [140/0154]
Beſondere Pflanzenbaulehre.
2. Die Vorfrucht und Vorbereitung.
In der Fruchtfolge erhält die Kartoffel jeden beliebigen Standpunkt angewieſen,
ſofern nur Sorge getragen wird, daß durch Düngung ein genügender Vorrath an
leicht aufnehmbarer Pflanzennahrung geſchaffen wird. Gleich wie nach jeder Pflanze
kann die Kartoffel auch nach ſich ſelbſt ohne erheblichen Nachtheil bei ausreichender
Düngung angebaut werden. Sie zählt zu jenen wenigen Pflanzen, welche auch in
friſch aufgebrochenem Wald- und Wieſenlande vorzüglich gedeihen.
Nachfolgende Früchte ſind gewöhnlich Sommerhalmfrüchte. Nach Frühkartoffeln,
welche rechtzeitig das Feld räumen, kann auch Wintergetreide angebaut werden, wenn
nicht der Bodenzuſtand hindernd entgegentritt. Die Kartoffel hinterläßt das Feld in
ſehr lockerem, zugleich aber häufig auch in ſehr trockenem Zuſtande. In dieſem
Falle ſind die Winterſaaten der Gefahr des leichten Auswinterns ausgeſetzt.
Die Kartoffel bedarf bei ihrer geringen Bewurzelung eines größeren Reich-
thumes an aufnehmbaren Bodennährſtoffen. Sie kommt daher bei ausgedehnterem
Anbaue in die erſte Tracht einer Stallmiſtdüngung. Hat man anſpruchsvollere
Hackfrüchte, wie Rüben, ſo erhalten dieſe die Düngung und die Kartoffel kommt in
die zweite, dritte Tracht. Speiſekartoffeln ſtellt man ebenfalls in eine ſpätere Tracht,
indem durch eine friſche Stallmiſtdüngung die Größenentwickelung und Wäſſerigkeit
der Knollen befördert wird. In Lagen, welche der Kartoffelkrankheit ausgeſetzt ſind,
iſt gleichfalls friſche Düngung zu vermeiden, da es nicht unwahrſcheinlich, daß durch
dieſelbe die Verbreitung des Kartoffelpilzes begünſtigt wird.
Durch ſtickſtoffreiche Düngung — Chiliſalpeter, ſchwefelſaures Ammoniak, große
Mengen Stalldünger und Jauche — wird der Stickſtoffgehalt, bezüglich der Proteïn-
gehalt der Knollen vermehrt, der Stärkemehlgehalt vermindert. Derartige Düngung
iſt daher nur bei Futterkartoffeln angezeigt. Superphosphat, aufgeſchloſſener Peru-
guano, ſchwefelſaure Kalimagneſia und Kalk empfehlen ſich beſonders zu Kartoffel-
düngungsverſuchen. Kalidüngung, ſofern nicht Chlorverbindungen verwendet werden,
erhöht den Stärkemehlgehalt der Kartoffelknollen. Am zweckmäßigſten wird der
Kalidünger im Herbſte angewendet. Kochſalzdüngung ſchadet dem Kartoffelertrage.
Der Stalldünger wird zu den verſchiedenſten Zeiten, oft erſt zur Saatfurche
ausgefahren oder zu den Knollen ſelbſt als Stufendüngung gegeben. Im Allgemeinen
wird jedoch die Unterbringung im Herbſte oder das Ausbreiten über Winter und
Unterpflügen im zeitlichen Frühjahre den Vorzug verdienen.
Die Vorbereitung des Feldes ſoll möglichſt ſorgfältig und tief vorgenommen
werden. Nach dem frühzeitigen Stoppelſturze der vorangegangenen Getreidefrucht
wird ſich beſonders auf gebundeneren Bodenarten ein Tiefpflügen auf 26—30 Ctm.
und tiefer ſehr empfehlen. Heraufgebrachter, roher Boden beeinträchtigt nicht das
Wachsthum der Kartoffelpflanze. Im Frühjahre gibt man noch eine oder ſelbſt
noch zwei Furchen vor dem Anbaue. Auf lockerem Boden reicht eine zweijährige Be-
ſtellung aus. Die Stoppel wird dann gleich tief geſtürzt und im Frühjahre das
Land nochmals gepflügt, nachdem über Winter der Dünger aufgefahren und aus-
gebreitet wurde.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |