Krafft, Guido: Lehrbuch der Landwirthschaft auf wissenschaftlicher und praktischer Grundlage. Bd. 2. Berlin, 1876.Die Gespinnstpflanzen. Die Blätter des Hanfes sind gefingert und mit lanzettlichen, sägezähnigen Theilblättchen besetzt.Die Pflanze ist mit zahlreichen Drüsenhaaren versehen. Die Zellen des Haarköpfchens, welche die Oberhaut als weite Blase umgibt, sind mit einer öligen, riechenden Substanz erfüllt, welche den Stoff zu dem berauschenden Haschisch liefert. Die männlichen Pflanzen (Staubhanf, Hanfhahn, Femmelhanf, Bästling), wachsen höher ganz schwerem Saatgute 48.9 % männliche und 51.1 % weibliche Pflanzen, mittelschwerem " 28.4 " " " 71.6 " " " leichtem " 38,8 " " " 61.2 " " " frischer Düngung 31.8 " " " 68.2 " " " ohne Dünger 42.9 " " " 57.1 " " " bei früher Saat 38.1 " " " 61.9 " " " " später " 39.3 " " " 60.7 " " " im Durchschnitte 38.3 " " " 61.7 " " " grauen, dunkelbraun ge- zeichneten Körnern2) 52.6 " " " 47.4 " " " nahezu schwarzen, reiferen Körnern als Saatgut 14.1 " " " 85.9 " " " Nach neueren Versuchen3) wäre Haberlandt geneigt, anzunehmen, daß zwischen sehr Der Same, Fig. 87, ist von der hart [Abbildung]
Fig. 87. Saathanf (Cannabis sativa L.) Sun nach Nobbe. 1. Die Wachsthumsbedingungen. Der Hanf gedeiht im Gegensatze zum Leine, welchem kühles, feuchtes Klima zu- Am vorzüglichsten gedeiht er auf Neubrüchen, angeschwemmtem, humosem Land, 1) Landw. Wochenbl., Wien 1870. S. 209. 2) G. Krafft ebendas. S. 256. 3) Fühlings landw. Ztg. XXIII. Jahrg. S. 920. Krafft, Lehrbuch d. Landw. II. 9
Die Geſpinnſtpflanzen. Die Blätter des Hanfes ſind gefingert und mit lanzettlichen, ſägezähnigen Theilblättchen beſetzt.Die Pflanze iſt mit zahlreichen Drüſenhaaren verſehen. Die Zellen des Haarköpfchens, welche die Oberhaut als weite Blaſe umgibt, ſind mit einer öligen, riechenden Subſtanz erfüllt, welche den Stoff zu dem berauſchenden Haſchiſch liefert. Die männlichen Pflanzen (Staubhanf, Hanfhahn, Femmelhanf, Bäſtling), wachſen höher ganz ſchwerem Saatgute 48.9 % männliche und 51.1 % weibliche Pflanzen, mittelſchwerem „ 28.4 „ „ „ 71.6 „ „ „ leichtem „ 38,8 „ „ „ 61.2 „ „ „ friſcher Düngung 31.8 „ „ „ 68.2 „ „ „ ohne Dünger 42.9 „ „ „ 57.1 „ „ „ bei früher Saat 38.1 „ „ „ 61.9 „ „ „ „ ſpäter „ 39.3 „ „ „ 60.7 „ „ „ im Durchſchnitte 38.3 „ „ „ 61.7 „ „ „ grauen, dunkelbraun ge- zeichneten Körnern2) 52.6 „ „ „ 47.4 „ „ „ nahezu ſchwarzen, reiferen Körnern als Saatgut 14.1 „ „ „ 85.9 „ „ „ Nach neueren Verſuchen3) wäre Haberlandt geneigt, anzunehmen, daß zwiſchen ſehr Der Same, Fig. 87, iſt von der hart [Abbildung]
Fig. 87. Saathanf (Cannabis sativa L.) ☉ nach Nobbe. 1. Die Wachsthumsbedingungen. Der Hanf gedeiht im Gegenſatze zum Leine, welchem kühles, feuchtes Klima zu- Am vorzüglichſten gedeiht er auf Neubrüchen, angeſchwemmtem, humoſem Land, 1) Landw. Wochenbl., Wien 1870. S. 209. 2) G. Krafft ebendaſ. S. 256. 3) Fühlings landw. Ztg. XXIII. Jahrg. S. 920. Krafft, Lehrbuch d. Landw. II. 9
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Die Geſpinnſtpflanzen.
Die Blätter des Hanfes ſind gefingert und mit lanzettlichen, ſägezähnigen Theilblättchen beſetzt.
Die Pflanze iſt mit zahlreichen Drüſenhaaren verſehen. Die Zellen des Haarköpfchens, welche
die Oberhaut als weite Blaſe umgibt, ſind mit einer öligen, riechenden Subſtanz erfüllt,
welche den Stoff zu dem berauſchenden Haſchiſch liefert.
Die männlichen Pflanzen (Staubhanf, Hanfhahn, Femmelhanf, Bäſtling), wachſen höher
und reifen einige Wochen früher als die weiblichen Pflanzen (Samenhanf, Hanfhenne,
Maſtel). Bisher iſt es nicht gelungen, durch Culturmaßregeln auf die Hervorbringung
weiblicher Pflanzen einzuwirken, wie die Verſuche von Haberlandt und Leydhecker nachweiſen.
Nach Letzterem 1) zeigen ſich bei Verwendung von:
ganz ſchwerem Saatgute 48.9 % männliche und 51.1 % weibliche Pflanzen,
mittelſchwerem „ 28.4 „ „ „ 71.6 „ „ „
leichtem „ 38,8 „ „ „ 61.2 „ „ „
friſcher Düngung 31.8 „ „ „ 68.2 „ „ „
ohne Dünger 42.9 „ „ „ 57.1 „ „ „
bei früher Saat 38.1 „ „ „ 61.9 „ „ „
„ ſpäter „ 39.3 „ „ „ 60.7 „ „ „
im Durchſchnitte 38.3 „ „ „ 61.7 „ „ „
grauen, dunkelbraun ge-
zeichneten Körnern 2) 52.6 „ „ „ 47.4 „ „ „
nahezu ſchwarzen, reiferen
Körnern als Saatgut 14.1 „ „ „ 85.9 „ „ „
Nach neueren Verſuchen 3) wäre Haberlandt geneigt, anzunehmen, daß zwiſchen ſehr
ſtarker Düngung, vielleicht auch der Be-
ſchattung einer- und der Bildung des weib-
lichen Blüthenſtandes andererſeits eine urſäch-
liche Beziehung beſtehe.
Der Same, Fig. 87, iſt von der hart
und glaſig ſpröde gewordenen Fruchtknoten-
haut umgeben. Seine Cotyledonen ſind
reich an Oel (25—32 %). Ein Kilogramm
enthält 42.000 Körner. Die Keimung, bei
welcher nach Göppert eine Temperatur-
erhöhung von 6—7° eintritt, erfolgt nach
Haberlandt bei 4.2°C. in 3 Tagen, bei
10.5°C. in 2 Tagen, bei 15.6°C. und
18.5°C. in einem Tage.
[Abbildung Fig. 87. Saathanf (Cannabis sativa L.) ☉ nach Nobbe.
— a und b Frucht, nat. Gr.; c dieſelbe vergrößert;
d Verticalſchnitt durch Frucht und Same: f Frucht-
ſtielnarbe, r Würzelchen, k k Cotyledonen,
p Knöspchen. ]
1. Die Wachsthumsbedingungen.
Der Hanf gedeiht im Gegenſatze zum Leine, welchem kühles, feuchtes Klima zu-
ſagt, noch in trockenen, heißen Lagen. Er wird faſt in ganz Europa gebaut, vor-
züglich in Süddeutſchland, am Rhein, in Ungarn in der Umgegend von Apatin, in
Mähren, in Rußland, Polen, Frankreich u. ſ. w., ebenſo in Nordamerika.
Am vorzüglichſten gedeiht er auf Neubrüchen, angeſchwemmtem, humoſem Land,
in trocken gelegten Teichgründen, überhaupt an mäßig friſchen Orten, je trockener
1) Landw. Wochenbl., Wien 1870. S. 209.
2) G. Krafft ebendaſ. S. 256.
3) Fühlings landw. Ztg. XXIII. Jahrg. S. 920.
Krafft, Lehrbuch d. Landw. II. 9
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