Krafft, Guido: Lehrbuch der Landwirthschaft auf wissenschaftlicher und praktischer Grundlage. Bd. 2. Berlin, 1876.Die Gespinnstpflanzen. Nach dem Trocknen bindet man größere Garben, welche dann zum Abriffeln derSamen nach Hause oder gleich in die Röstanstalten geführt werden. Unzweckmäßiger als das Aufstellen in Kapellen ist das Aufsetzen in Puppen, Das Abtrennen der Samenkapseln wird entweder durch Dreschen, oder durch 6. Die Flachszubereitung. Für den Landwirth ist es stets am vortheilhaftesten, die rohen Flachsstengel an Bei der Zubereitung handelt es sich um die Trennung des Bastes von der Die Trennung geschieht, nachdem die Behandlung mit alkalischer Lauge oder Bei der Thauröste werden die Flachsstengel auf einer Wiese oder einem Stoppel- Vortheilhafter ist die belgische oder Wasserröste, bei welcher die Stengel mit Die Geſpinnſtpflanzen. Nach dem Trocknen bindet man größere Garben, welche dann zum Abriffeln derSamen nach Hauſe oder gleich in die Röſtanſtalten geführt werden. Unzweckmäßiger als das Aufſtellen in Kapellen iſt das Aufſetzen in Puppen, Das Abtrennen der Samenkapſeln wird entweder durch Dreſchen, oder durch 6. Die Flachszubereitung. Für den Landwirth iſt es ſtets am vortheilhafteſten, die rohen Flachsſtengel an Bei der Zubereitung handelt es ſich um die Trennung des Baſtes von der Die Trennung geſchieht, nachdem die Behandlung mit alkaliſcher Lauge oder Bei der Thauröſte werden die Flachsſtengel auf einer Wieſe oder einem Stoppel- Vortheilhafter iſt die belgiſche oder Waſſerröſte, bei welcher die Stengel mit <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="4"> <p><pb facs="#f0139" n="125"/><fw place="top" type="header">Die Geſpinnſtpflanzen.</fw><lb/> Nach dem Trocknen bindet man größere Garben, welche dann zum Abriffeln der<lb/> Samen nach Hauſe oder gleich in die Röſtanſtalten geführt werden.</p><lb/> <p>Unzweckmäßiger als das Aufſtellen in Kapellen iſt das Aufſetzen in Puppen,<lb/> welche unterhalb der Knoten zuſammengebunden werden. An der Bandſtelle blei-<lb/> ben die Stengel länger friſch und der Regen kann weniger leicht ablaufen.</p><lb/> <p>Das Abtrennen der Samenkapſeln wird entweder durch Dreſchen, oder durch<lb/> die Bearbeitung mit dem Botthammer, Fig. 83, S. 126, vorgenommen. In beiden<lb/> Fällen, im letzteren weniger, geräth der Flachs leicht in Unordnung. Es iſt daher<lb/> zweckmäßiger, die Samen durch das Abriffeln zu gewinnen. Daſſelbe beſteht darin,<lb/> daß man den Flachs durch einen eiſernen Kamm, die Riffel, Riffelbank durchzieht,<lb/> wobei die Samenknoten abreißen, während die Stengel in der Hand des Rifflers<lb/> zurückbleiben. Die Kapſeln werden auf Tüchern getrocknet, aufbewahrt und im<lb/> Frühjahre ausgedroſchen.</p> </div><lb/> <div n="4"> <head> <hi rendition="#b">6. Die Flachszubereitung.</hi> </head><lb/> <p>Für den Landwirth iſt es ſtets am vortheilhafteſten, die rohen Flachsſtengel an<lb/> eine Flachsbereitungsanſtalt zu verkaufen. Fehlt die Gelegenheit dazu, ſo erübrigt<lb/> nur, die Zubereitung ſelbſt vorzunehmen, wenn ſie dann auch minder vollkommen ausfällt.</p><lb/> <p>Bei der Zubereitung handelt es ſich um die Trennung des Baſtes von der<lb/> Rinde und dem Holzkörper, welche durch ein im Waſſer unlösliches Bindemittel zu-<lb/> ſammengehalten werden. 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Abgeſehen von der langen Dauer (4—10 Wochen) dieſes Röſtverfahrens<lb/> kann durch anhaltende naſſe Witterung ſehr leicht der Baſt ſelbſt beſchädigt werden,<lb/> wie ſchon aus dem großen Gewichtsverluſte, welcher bei dieſer Methode auf<lb/> 30—40 % geſchätzt wird, hervorgeht. Außerdem iſt durch die bei der Thauröſte<lb/> eintretende Zerſetzung die Bildung des Rußthaupilzes kaum zu vermeiden. Das<lb/> dunkelfarbige Mycelium dieſes Pilzes haftet feſt an den Baſtzellen und wird durch<lb/> das Sonnenlicht nicht gebleicht.</p><lb/> <p>Vortheilhafter iſt die belgiſche oder Waſſerröſte, bei welcher die Stengel mit<lb/> der Spitze nach aufwärts in eigenen Lattenkäſten in fließendes Waſſer aufgeſtellt<lb/> werden. Durch Beſchweren mit Stangen oder Steinen werden die Röſtkäſten ſtets<lb/></p> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [125/0139]
Die Geſpinnſtpflanzen.
Nach dem Trocknen bindet man größere Garben, welche dann zum Abriffeln der
Samen nach Hauſe oder gleich in die Röſtanſtalten geführt werden.
Unzweckmäßiger als das Aufſtellen in Kapellen iſt das Aufſetzen in Puppen,
welche unterhalb der Knoten zuſammengebunden werden. An der Bandſtelle blei-
ben die Stengel länger friſch und der Regen kann weniger leicht ablaufen.
Das Abtrennen der Samenkapſeln wird entweder durch Dreſchen, oder durch
die Bearbeitung mit dem Botthammer, Fig. 83, S. 126, vorgenommen. In beiden
Fällen, im letzteren weniger, geräth der Flachs leicht in Unordnung. Es iſt daher
zweckmäßiger, die Samen durch das Abriffeln zu gewinnen. Daſſelbe beſteht darin,
daß man den Flachs durch einen eiſernen Kamm, die Riffel, Riffelbank durchzieht,
wobei die Samenknoten abreißen, während die Stengel in der Hand des Rifflers
zurückbleiben. Die Kapſeln werden auf Tüchern getrocknet, aufbewahrt und im
Frühjahre ausgedroſchen.
6. Die Flachszubereitung.
Für den Landwirth iſt es ſtets am vortheilhafteſten, die rohen Flachsſtengel an
eine Flachsbereitungsanſtalt zu verkaufen. Fehlt die Gelegenheit dazu, ſo erübrigt
nur, die Zubereitung ſelbſt vorzunehmen, wenn ſie dann auch minder vollkommen ausfällt.
Bei der Zubereitung handelt es ſich um die Trennung des Baſtes von der
Rinde und dem Holzkörper, welche durch ein im Waſſer unlösliches Bindemittel zu-
ſammengehalten werden. Erſt nach dieſer Trennung iſt es möglich, den Baſt in
hinreichend dünne, zum Verſpinnen geeignete Faſerbündel zu zertheilen.
Die Trennung geſchieht, nachdem die Behandlung mit alkaliſcher Lauge oder
Seifenlöſung wegen ihrer Koſtſpieligkeit ſeltener angewendet wird, durch das
Röſten der Flachsſtengel, welches ein Verfaulen des Bindemittels bewirkt.
Die Flachsröſte bezeichnet man je nach dem angewandten Verfahren als Thauröſte,
kalte und warme Waſſerröſte.
Bei der Thauröſte werden die Flachsſtengel auf einer Wieſe oder einem Stoppel-
felde flach ausgebreitet und weiterhin nach Bedarf ſo oft umgewendet, bis durch die
Fäulniß des Bindemittels das Holz derart brüchig geworden iſt, daß ſich der Baſt
leicht abziehen läßt. Der Erfolg dieſes billigſten Röſtverfahrens iſt zu ſehr von der
Witterung abhängig, als daß jederzeit ein gutes, tadelloſes Product erwartet werden
könnte. Abgeſehen von der langen Dauer (4—10 Wochen) dieſes Röſtverfahrens
kann durch anhaltende naſſe Witterung ſehr leicht der Baſt ſelbſt beſchädigt werden,
wie ſchon aus dem großen Gewichtsverluſte, welcher bei dieſer Methode auf
30—40 % geſchätzt wird, hervorgeht. Außerdem iſt durch die bei der Thauröſte
eintretende Zerſetzung die Bildung des Rußthaupilzes kaum zu vermeiden. Das
dunkelfarbige Mycelium dieſes Pilzes haftet feſt an den Baſtzellen und wird durch
das Sonnenlicht nicht gebleicht.
Vortheilhafter iſt die belgiſche oder Waſſerröſte, bei welcher die Stengel mit
der Spitze nach aufwärts in eigenen Lattenkäſten in fließendes Waſſer aufgeſtellt
werden. Durch Beſchweren mit Stangen oder Steinen werden die Röſtkäſten ſtets
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