Krafft, Guido: Lehrbuch der Landwirthschaft auf wissenschaftlicher und praktischer Grundlage. Bd. 2. Berlin, 1876.Besondere Pflanzenbaulehre. Melampsora lini Desm. hervorgebracht, welcher auf Stengeln und Blättern schma-rotzt und die Bastfaser brüchig macht. [Abbildung]
Fig. 82. Rapsfägewespe (Ten- Außer von dem Erdflohe wird der Flachs beschädigt von: 5. Die Ernte. Der Zeitpunkt der Ernte richtet sich nach dem Culturzwecke. Will man eine Das Raufen oder Ausziehen des Flachses mit der Wurzel darf erst nach dem Das Trocknen muß mit vieler Sorgfalt vorgenommen werden, damit der Flachs Beſondere Pflanzenbaulehre. Melampsora lini Desm. hervorgebracht, welcher auf Stengeln und Blättern ſchma-rotzt und die Baſtfaſer brüchig macht. [Abbildung]
Fig. 82. Rapsfägewespe (Ten- Außer von dem Erdflohe wird der Flachs beſchädigt von: 5. Die Ernte. Der Zeitpunkt der Ernte richtet ſich nach dem Culturzwecke. Will man eine Das Raufen oder Ausziehen des Flachſes mit der Wurzel darf erſt nach dem Das Trocknen muß mit vieler Sorgfalt vorgenommen werden, damit der Flachs <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="4"> <p><pb facs="#f0138" n="124"/><fw place="top" type="header">Beſondere Pflanzenbaulehre.</fw><lb/><hi rendition="#aq">Melampsora lini Desm.</hi> hervorgebracht, welcher auf Stengeln und Blättern ſchma-<lb/> rotzt und die Baſtfaſer brüchig macht.</p><lb/> <figure> <head>Fig. 82. </head> <p>Rapsfägewespe (<hi rendition="#aq">Ten-<lb/> thredo spinarum F.</hi>). — Wespe.</p> </figure><lb/> <p>Außer von dem Erdflohe wird der Flachs beſchädigt von:<lb/> der Rapsſägewespe (<hi rendition="#aq">Tenthredo spinarum F.</hi>), Fig. 82,<lb/> der Ypſiloneule (<hi rendition="#aq">Plusia gamma L.</hi>), Fig. 88, deren Larve reſp.<lb/> Raupe die Blätter und Blüthen abfrißt und dadurch<lb/> oft weite Feldſtrecken vernichtet; dem Flachsknotenwickler<lb/> (<hi rendition="#aq">Tortrix epilinana Zell.</hi>), deſſen Räupchen in der äußer-<lb/> lich unverſehrt erſcheinenden Samenkapſel die Samen auf-<lb/> zehrt. Außerdem ſind die Engerlinge (<hi rendition="#aq">Melolontha vul-<lb/> garis F.</hi>), welche die Flachswurzel abnagen, als ſehr<lb/> ſchädlich zu bezeichnen.</p> </div><lb/> <div n="4"> <head> <hi rendition="#b">5. Die Ernte.</hi> </head><lb/> <p>Der Zeitpunkt der Ernte richtet ſich nach dem Culturzwecke. Will man eine<lb/> feine, elaſtiſche, glänzende, ſich leicht bleichende Faſer erhalten, ſo muß der Lein bald<lb/> nach dem Abblühen ausgerauft werden. Zu dieſer Zeit beginnen erſt die unterſten<lb/> Blätter zu welken, das Feld hat daher noch ein grünes Ausſehen; die Samen in<lb/> den milchigen Kapſeln ſind noch weiß. Zur Samengewinnung läßt man dagegen<lb/> den Lein vollſtändig ausreifen. Die Blätter ſind dann von den braun gefärbten<lb/> Stengeln abgefallen, die Samenkapſeln raſſeln bei dem Darüberſtreichen, die Samen<lb/> ſind hart und glänzend braun gefärbt. Soll Flachs und Same zugleich gewonnen<lb/> werden, ſo erntet man zwiſchen jenen beiden Zeitpunkten, wenn die Stengel gelb<lb/> gefärbt ſind, das ganze Feld einen zeiſiggelbgrünen Anflug bekommt und die Samen<lb/> ſich zu bräunen beginnen.</p><lb/> <p>Das Raufen oder Ausziehen des Flachſes mit der Wurzel darf erſt nach dem<lb/> Abtrocknen von Regen oder Thau vorgenommen werden. Die Stengel ſind dabei<lb/> unterhalb der Samenknoten zu faſſen, damit das kürzere Unkraut am Felde ſtehen<lb/> bleibt. Große Unkrautpflanzen werden abgeſondert. Zum Raufen ſind je nach dem<lb/> Stande des Leines 17—20 Arbeiter auf einem Hektare erforderlich, zum Aufſtellen<lb/> des gerauften Flachſes weitere 5—7 Arbeiter.</p><lb/> <p>Das Trocknen muß mit vieler Sorgfalt vorgenommen werden, damit der Flachs<lb/> nicht ſpröde, grau und glanzlos wird. Bei kleineren Leinfeldern breitet man die<lb/> Stengel auf ein benachbartes Stoppelfeld oder eine Wieſe aus und wendet ihn nach<lb/> einiger Zeit. Für ausgedehntere Flächen iſt die zweckmäßigſte Art zu trocknen, das<lb/> Aufſetzen in Kapellen oder die belgiſche Methode. Die ausgerauften Stengel werden<lb/> in einer Reihe auf’s Feld gelegt und wenn ſie nach ½—1 Tag ſteif geworden ſind,<lb/> dachförmig, mit den Samenkapſeln nach aufwärts, an eine auf zwei Paar gekreuzter<lb/> Schindeln aufliegende Stange angelegt. Die am Ende der 4—5.5 Meter langen<lb/> Kapellen ſtehenden Stengel werden mit 2, 3 Stengeln zuſammengebunden, um die<lb/> Kapelle ſtandfähiger zu machen. Je nachdem die Stengel und Knoten trocken werden,<lb/> läßt man die Kapellen bei gutem Wetter 8, ſonſt 14 Tage bis 3 Wochen ſtehen.<lb/></p> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [124/0138]
Beſondere Pflanzenbaulehre.
Melampsora lini Desm. hervorgebracht, welcher auf Stengeln und Blättern ſchma-
rotzt und die Baſtfaſer brüchig macht.
[Abbildung Fig. 82. Rapsfägewespe (Ten-
thredo spinarum F.). — Wespe. ]
Außer von dem Erdflohe wird der Flachs beſchädigt von:
der Rapsſägewespe (Tenthredo spinarum F.), Fig. 82,
der Ypſiloneule (Plusia gamma L.), Fig. 88, deren Larve reſp.
Raupe die Blätter und Blüthen abfrißt und dadurch
oft weite Feldſtrecken vernichtet; dem Flachsknotenwickler
(Tortrix epilinana Zell.), deſſen Räupchen in der äußer-
lich unverſehrt erſcheinenden Samenkapſel die Samen auf-
zehrt. Außerdem ſind die Engerlinge (Melolontha vul-
garis F.), welche die Flachswurzel abnagen, als ſehr
ſchädlich zu bezeichnen.
5. Die Ernte.
Der Zeitpunkt der Ernte richtet ſich nach dem Culturzwecke. Will man eine
feine, elaſtiſche, glänzende, ſich leicht bleichende Faſer erhalten, ſo muß der Lein bald
nach dem Abblühen ausgerauft werden. Zu dieſer Zeit beginnen erſt die unterſten
Blätter zu welken, das Feld hat daher noch ein grünes Ausſehen; die Samen in
den milchigen Kapſeln ſind noch weiß. Zur Samengewinnung läßt man dagegen
den Lein vollſtändig ausreifen. Die Blätter ſind dann von den braun gefärbten
Stengeln abgefallen, die Samenkapſeln raſſeln bei dem Darüberſtreichen, die Samen
ſind hart und glänzend braun gefärbt. Soll Flachs und Same zugleich gewonnen
werden, ſo erntet man zwiſchen jenen beiden Zeitpunkten, wenn die Stengel gelb
gefärbt ſind, das ganze Feld einen zeiſiggelbgrünen Anflug bekommt und die Samen
ſich zu bräunen beginnen.
Das Raufen oder Ausziehen des Flachſes mit der Wurzel darf erſt nach dem
Abtrocknen von Regen oder Thau vorgenommen werden. Die Stengel ſind dabei
unterhalb der Samenknoten zu faſſen, damit das kürzere Unkraut am Felde ſtehen
bleibt. Große Unkrautpflanzen werden abgeſondert. Zum Raufen ſind je nach dem
Stande des Leines 17—20 Arbeiter auf einem Hektare erforderlich, zum Aufſtellen
des gerauften Flachſes weitere 5—7 Arbeiter.
Das Trocknen muß mit vieler Sorgfalt vorgenommen werden, damit der Flachs
nicht ſpröde, grau und glanzlos wird. Bei kleineren Leinfeldern breitet man die
Stengel auf ein benachbartes Stoppelfeld oder eine Wieſe aus und wendet ihn nach
einiger Zeit. Für ausgedehntere Flächen iſt die zweckmäßigſte Art zu trocknen, das
Aufſetzen in Kapellen oder die belgiſche Methode. Die ausgerauften Stengel werden
in einer Reihe auf’s Feld gelegt und wenn ſie nach ½—1 Tag ſteif geworden ſind,
dachförmig, mit den Samenkapſeln nach aufwärts, an eine auf zwei Paar gekreuzter
Schindeln aufliegende Stange angelegt. Die am Ende der 4—5.5 Meter langen
Kapellen ſtehenden Stengel werden mit 2, 3 Stengeln zuſammengebunden, um die
Kapelle ſtandfähiger zu machen. Je nachdem die Stengel und Knoten trocken werden,
läßt man die Kapellen bei gutem Wetter 8, ſonſt 14 Tage bis 3 Wochen ſtehen.
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