Krafft, Guido: Lehrbuch der Landwirthschaft auf wissenschaftlicher und praktischer Grundlage. Bd. 2. Berlin, 1876.Besondere Pflanzenbaulehre. 4. Die Pflege. Einige Zeit nach dem Verpflanzen wird das erstemal behackt. Nach Bedarf Nach den Untersuchungen von Dr. Th. Kosutany 1) erhöht sich durch das Geizen und Die Blatternte wird am empfindlichsten durch ungünstige Witterung beeinträch- [Abbildung]
Fig. 77. schädigt werden kann, verursacht später-Kohleule (Mamestra brassicae L.). -- Raupe. hin eintretendes anhaltendes Regen- wetter ein Vergilben und selbst Verfau- len der Tabakblätter. Anhaltende Trockene stört gleichfalls die vollkom- mene Blattentwickelung. Stürme und Hagelfälle, welche die Blätter durch Zerreißen unbrauchbar machen, kön- nen bei häufiger Wiederkehr selbst zum Aufgeben des Tabakbaues zwingen. Zuweilen nistet sich bei nach- 1) Centralblatt für Agriculturchemie. Leipzig 1873. 2. S. 285.
Beſondere Pflanzenbaulehre. 4. Die Pflege. Einige Zeit nach dem Verpflanzen wird das erſtemal behackt. Nach Bedarf Nach den Unterſuchungen von Dr. Th. Koſutàny 1) erhöht ſich durch das Geizen und Die Blatternte wird am empfindlichſten durch ungünſtige Witterung beeinträch- [Abbildung]
Fig. 77. ſchädigt werden kann, verurſacht ſpäter-Kohleule (Mamestra brassicae L.). — Raupe. hin eintretendes anhaltendes Regen- wetter ein Vergilben und ſelbſt Verfau- len der Tabakblätter. Anhaltende Trockene ſtört gleichfalls die vollkom- mene Blattentwickelung. Stürme und Hagelfälle, welche die Blätter durch Zerreißen unbrauchbar machen, kön- nen bei häufiger Wiederkehr ſelbſt zum Aufgeben des Tabakbaues zwingen. Zuweilen niſtet ſich bei nach- 1) Centralblatt für Agriculturchemie. Leipzig 1873. 2. S. 285.
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Beſondere Pflanzenbaulehre.
4. Die Pflege.
Einige Zeit nach dem Verpflanzen wird das erſtemal behackt. Nach Bedarf
wird weiterhin die Hackarbeit wiederholt. Zum Schluſſe wird entweder der Boden
an die Tabakpflanzen etwas angezogen oder der Tabak wird vollkommen angehäufelt.
Sobald die Blüthenrispen ſich zeigen, wird die Pflanze geköpft, um die Ausbildung
der erſten Blätter zu befördern. Wie tief die Blüthenrispen abgebrochen werden
ſollen, richtet ſich nach der Abſicht, größere oder kleinere Blätter erziehen zu wollen.
Bei dem Dutentabake läßt man in der Pfalz, außer den unterſten Sandblättern, zwölf
Blätter ſtehen, bei dem Gounditabake baut man auf zehn, bei dem Friedrichsthaler
auf acht Blätter. In Folge des Köpfens entwickeln ſich in den Blattachſeln zahl-
reiche Seitentriebe, welche nach und nach zu entfernen, auszugeizen ſind. Um die
Blätter nicht zu beſchädigen, empfiehlt es ſich, das Ausgeizen nach Möglichkeit bei
trockener Witterung vorzunehmen.
Nach den Unterſuchungen von Dr. Th. Koſutàny 1) erhöht ſich durch das Geizen und
Abbrechen der Blüthenrispen der Nicotingehalt der Tabakblätter, während ſich durch das
Unterlaſſen dieſer Operation derſelbe verringert. Bei dem Umſtande, als der Nicotingehalt
der Samen nur unbedeutend iſt, ſcheint das Nicotin nur ein untergeordnetes Nebenproduct
zu ſein. Beläßt man die Blüthe, ſo wird die producirende Thätigkeit der Pflanze für die
möglichſt vollkommene Ausbildung der Samen zu ſehr in Anſpruch genommen, weshalb
die Bildung des minder wichtigen Nicotins zurückbleiben muß. Dieſe Thatſache erklärt,
weshalb der in Ungarn gewöhnlich ohne Geizen und Abbrechen der Blüthen gebaute Tabak
ein ſo mildes Pfeifengut liefert, welches nach dem Trocknen und Schneiden gleich zum
Rauchen verwendet werden kann, während der Tabak von Frankreich, der Pfalz vorher erſt
ausgelaugt, ſocirt werden muß. Will man leichteres Pfeifengut bauen, ſo können daher
die genannten, bedeutende Arbeitskoſten verurſachenden Operationen unterbleiben, während
bei Cigarrendeckblättern, welche durch das Geizen ꝛc. beſſer entwickelt werden, der Preis der
Blätter gegenüber den Koſten dieſer Operationen über die Ausführbarkeit der Letzteren entſcheidet.
Die Blatternte wird am empfindlichſten durch ungünſtige Witterung beeinträch-
tigt. Nicht nur, daß die Tabakpflanze ſchon im Frühjahre durch Spätfröſte arg be-
[Abbildung Fig. 77. Kohleule (Mamestra brassicae L.). — Raupe.]
ſchädigt werden kann, verurſacht ſpäter-
hin eintretendes anhaltendes Regen-
wetter ein Vergilben und ſelbſt Verfau-
len der Tabakblätter. Anhaltende
Trockene ſtört gleichfalls die vollkom-
mene Blattentwickelung. Stürme und
Hagelfälle, welche die Blätter durch
Zerreißen unbrauchbar machen, kön-
nen bei häufiger Wiederkehr ſelbſt zum
Aufgeben des Tabakbaues zwingen.
Zuweilen niſtet ſich bei nach-
läſſiger Cultur an den Wurzeln der
Tabakpflanzen ein läſtiger Schma-
rotzer, die äſtige Sommerwurz oder der
Hanftod (Orobanche ramosaL.) ♃ ein.
1) Centralblatt für Agriculturchemie. Leipzig 1873. 2. S. 285.
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