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Krafft, Guido: Lehrbuch der Landwirthschaft auf wissenschaftlicher und praktischer Grundlage. Bd. 2. Berlin, 1876.

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Besondere Pflanzenbaulehre.
Gelenke des unterirdischen Wurzelstockes, welches nach oben Zweige, nach unten Ad-
ventivwurzeln bildet. Wegen dieses unterirdischen Stammes, welcher das bekannte
Krapproth liefert, wird die Pflanze cultivirt. Am ausgedehntesten wird der Krapp-
bau in Frankreich im Rhonethal, besonders in der Umgegend von Avignon, dann
in Holland, im Elsaß, in der Umgegend von Breslau, in der Uckermark, in der
Provinz Sachsen, in Oesterreich, in Rußland am Asowschen Meer, in Italien etc.
betrieben. Die Krappwurzeln enthalten im frischen Zustande keinen fertigen Farbestoff,
sondern nur das Chromogen: Ruberythrinsäure, ein Glycosid (gepaarter Zucker),
welches sich durch Kochen mit verdünnter Salzsäure und Alkalien, sowie auch durch
ein in der Krappwurzel enthaltenes Ferment in Zucker und Alizarin spaltet. Letzte-
res ist das eigentliche Pigment des Färberkrapps. Außer dem Alizarin, welches bei
weiterer Behandlung Krapproth und Purpurin gibt, enthält die Krappwurzel noch
einen gelben (Xanthin), gelbrothen und braunen Farbstoff.

Der Krapp gedeiht mit Ausnahme der rauhen Lagen überall in Mittel- und
Südeuropa. Am zusagendsten ist demselben ein mäßigfeuchtes und warmes Klima.
Als Wurzelgewächs verlangt er einen tiefgründigen Boden. Am besten gedeiht er in
humosem oder sandigem Lehm und lehmigem Sand. Der vorzügliche französische
Krapp gedeiht auf einem sehr kalkreichen Boden (6--50 %), doch scheint hoher Kalk-
gehalt im Boden, wie die Untersuchungen von A. Petzholdt 1) zeigen, welcher in
holländischen Krappböden kaum 4 %, in transkaukasischen Krappböden kaum 7 %
Kalkerde fand, keine unerläßliche Bedingung für die Production werthvoller Krapp-
wurzeln zu sein.

Der Krapp gedeiht bei reichlicher Düngung ganz gut nach sich selbst. Zweck-
mäßiger ist es, denselben nach gedüngten Hackfrüchten zu stellen. Nach dem Krapp
gedeihen besonders die tiefwurzelnden Futtergewächse vorzüglich. Die Ansprüche des
Krapp an die Bodennährstoffe sind bedeutende, weshalb er mit einer sehr starken
Stallmistdüngung bedacht werden muß. Im zweiten und dritten Jahre gibt man
eine Kopfdüngung mit Compost oder Knochenmehlpräparaten.

Vor der Bestellung wird das Feld im Herbste auf 60--80 Ctm. Tiefe mit
der Hand rajolt oder durch Spatenpflügen, Tiefpflügen oder Wühlen kräftig bearbei-
tet und im Frühjahre durch mehrmaliges Pflügen, Eggen und Walzen in krümligen,
klaren Zustand gebracht.

Der Krapp kann entweder aus Samen oder aus Setzlingen (Fechsern) erzogen
werden. Der Same, welchen man am zweckmäßigsten aus Frankreich oder Italien
kommen läßt, verliert bald, schon nach einem Jahre, seine Keimfähigkeit, weshalb
der Anbau der Samen auf freies Feld oder vorerst in Gartenbeeten zur Erzielung
von Pflänzlingen in unseren Verhältnissen stets unsicher bleibt. Sicherer ist es,
die Anlage durch Setzer zu bewerkstelligen, welche aus einer älteren Krappanlage ge-
nommen werden. Die etwa 16--20 Ctm. langen Schößlinge bricht man derart
von der Hauptwurzel ab, daß sich an ihren Enden noch einige Wurzelfasern befinden.

1) A. Petzholdt. Landw. Streifzüge in Frankreich und Algerien. Leipzig. 1870.

Beſondere Pflanzenbaulehre.
Gelenke des unterirdiſchen Wurzelſtockes, welches nach oben Zweige, nach unten Ad-
ventivwurzeln bildet. Wegen dieſes unterirdiſchen Stammes, welcher das bekannte
Krapproth liefert, wird die Pflanze cultivirt. Am ausgedehnteſten wird der Krapp-
bau in Frankreich im Rhonethal, beſonders in der Umgegend von Avignon, dann
in Holland, im Elſaß, in der Umgegend von Breslau, in der Uckermark, in der
Provinz Sachſen, in Oeſterreich, in Rußland am Aſowſchen Meer, in Italien ꝛc.
betrieben. Die Krappwurzeln enthalten im friſchen Zuſtande keinen fertigen Farbeſtoff,
ſondern nur das Chromogen: Ruberythrinſäure, ein Glycoſid (gepaarter Zucker),
welches ſich durch Kochen mit verdünnter Salzſäure und Alkalien, ſowie auch durch
ein in der Krappwurzel enthaltenes Ferment in Zucker und Alizarin ſpaltet. Letzte-
res iſt das eigentliche Pigment des Färberkrapps. Außer dem Alizarin, welches bei
weiterer Behandlung Krapproth und Purpurin gibt, enthält die Krappwurzel noch
einen gelben (Xanthin), gelbrothen und braunen Farbſtoff.

Der Krapp gedeiht mit Ausnahme der rauhen Lagen überall in Mittel- und
Südeuropa. Am zuſagendſten iſt demſelben ein mäßigfeuchtes und warmes Klima.
Als Wurzelgewächs verlangt er einen tiefgründigen Boden. Am beſten gedeiht er in
humoſem oder ſandigem Lehm und lehmigem Sand. Der vorzügliche franzöſiſche
Krapp gedeiht auf einem ſehr kalkreichen Boden (6—50 %), doch ſcheint hoher Kalk-
gehalt im Boden, wie die Unterſuchungen von A. Petzholdt 1) zeigen, welcher in
holländiſchen Krappböden kaum 4 %, in transkaukaſiſchen Krappböden kaum 7 %
Kalkerde fand, keine unerläßliche Bedingung für die Production werthvoller Krapp-
wurzeln zu ſein.

Der Krapp gedeiht bei reichlicher Düngung ganz gut nach ſich ſelbſt. Zweck-
mäßiger iſt es, denſelben nach gedüngten Hackfrüchten zu ſtellen. Nach dem Krapp
gedeihen beſonders die tiefwurzelnden Futtergewächſe vorzüglich. Die Anſprüche des
Krapp an die Bodennährſtoffe ſind bedeutende, weshalb er mit einer ſehr ſtarken
Stallmiſtdüngung bedacht werden muß. Im zweiten und dritten Jahre gibt man
eine Kopfdüngung mit Compoſt oder Knochenmehlpräparaten.

Vor der Beſtellung wird das Feld im Herbſte auf 60—80 Ctm. Tiefe mit
der Hand rajolt oder durch Spatenpflügen, Tiefpflügen oder Wühlen kräftig bearbei-
tet und im Frühjahre durch mehrmaliges Pflügen, Eggen und Walzen in krümligen,
klaren Zuſtand gebracht.

Der Krapp kann entweder aus Samen oder aus Setzlingen (Fechſern) erzogen
werden. Der Same, welchen man am zweckmäßigſten aus Frankreich oder Italien
kommen läßt, verliert bald, ſchon nach einem Jahre, ſeine Keimfähigkeit, weshalb
der Anbau der Samen auf freies Feld oder vorerſt in Gartenbeeten zur Erzielung
von Pflänzlingen in unſeren Verhältniſſen ſtets unſicher bleibt. Sicherer iſt es,
die Anlage durch Setzer zu bewerkſtelligen, welche aus einer älteren Krappanlage ge-
nommen werden. Die etwa 16—20 Ctm. langen Schößlinge bricht man derart
von der Hauptwurzel ab, daß ſich an ihren Enden noch einige Wurzelfaſern befinden.

1) A. Petzholdt. Landw. Streifzüge in Frankreich und Algerien. Leipzig. 1870.
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[110/0124] Beſondere Pflanzenbaulehre. Gelenke des unterirdiſchen Wurzelſtockes, welches nach oben Zweige, nach unten Ad- ventivwurzeln bildet. Wegen dieſes unterirdiſchen Stammes, welcher das bekannte Krapproth liefert, wird die Pflanze cultivirt. Am ausgedehnteſten wird der Krapp- bau in Frankreich im Rhonethal, beſonders in der Umgegend von Avignon, dann in Holland, im Elſaß, in der Umgegend von Breslau, in der Uckermark, in der Provinz Sachſen, in Oeſterreich, in Rußland am Aſowſchen Meer, in Italien ꝛc. betrieben. Die Krappwurzeln enthalten im friſchen Zuſtande keinen fertigen Farbeſtoff, ſondern nur das Chromogen: Ruberythrinſäure, ein Glycoſid (gepaarter Zucker), welches ſich durch Kochen mit verdünnter Salzſäure und Alkalien, ſowie auch durch ein in der Krappwurzel enthaltenes Ferment in Zucker und Alizarin ſpaltet. Letzte- res iſt das eigentliche Pigment des Färberkrapps. Außer dem Alizarin, welches bei weiterer Behandlung Krapproth und Purpurin gibt, enthält die Krappwurzel noch einen gelben (Xanthin), gelbrothen und braunen Farbſtoff. Der Krapp gedeiht mit Ausnahme der rauhen Lagen überall in Mittel- und Südeuropa. Am zuſagendſten iſt demſelben ein mäßigfeuchtes und warmes Klima. Als Wurzelgewächs verlangt er einen tiefgründigen Boden. Am beſten gedeiht er in humoſem oder ſandigem Lehm und lehmigem Sand. Der vorzügliche franzöſiſche Krapp gedeiht auf einem ſehr kalkreichen Boden (6—50 %), doch ſcheint hoher Kalk- gehalt im Boden, wie die Unterſuchungen von A. Petzholdt 1) zeigen, welcher in holländiſchen Krappböden kaum 4 %, in transkaukaſiſchen Krappböden kaum 7 % Kalkerde fand, keine unerläßliche Bedingung für die Production werthvoller Krapp- wurzeln zu ſein. Der Krapp gedeiht bei reichlicher Düngung ganz gut nach ſich ſelbſt. Zweck- mäßiger iſt es, denſelben nach gedüngten Hackfrüchten zu ſtellen. Nach dem Krapp gedeihen beſonders die tiefwurzelnden Futtergewächſe vorzüglich. Die Anſprüche des Krapp an die Bodennährſtoffe ſind bedeutende, weshalb er mit einer ſehr ſtarken Stallmiſtdüngung bedacht werden muß. Im zweiten und dritten Jahre gibt man eine Kopfdüngung mit Compoſt oder Knochenmehlpräparaten. Vor der Beſtellung wird das Feld im Herbſte auf 60—80 Ctm. Tiefe mit der Hand rajolt oder durch Spatenpflügen, Tiefpflügen oder Wühlen kräftig bearbei- tet und im Frühjahre durch mehrmaliges Pflügen, Eggen und Walzen in krümligen, klaren Zuſtand gebracht. Der Krapp kann entweder aus Samen oder aus Setzlingen (Fechſern) erzogen werden. Der Same, welchen man am zweckmäßigſten aus Frankreich oder Italien kommen läßt, verliert bald, ſchon nach einem Jahre, ſeine Keimfähigkeit, weshalb der Anbau der Samen auf freies Feld oder vorerſt in Gartenbeeten zur Erzielung von Pflänzlingen in unſeren Verhältniſſen ſtets unſicher bleibt. Sicherer iſt es, die Anlage durch Setzer zu bewerkſtelligen, welche aus einer älteren Krappanlage ge- nommen werden. Die etwa 16—20 Ctm. langen Schößlinge bricht man derart von der Hauptwurzel ab, daß ſich an ihren Enden noch einige Wurzelfaſern befinden. 1) A. Petzholdt. Landw. Streifzüge in Frankreich und Algerien. Leipzig. 1870.

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Zitationshilfe: Krafft, Guido: Lehrbuch der Landwirthschaft auf wissenschaftlicher und praktischer Grundlage. Bd. 2. Berlin, 1876, S. 110. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/krafft_landwirthschaft02_1876/124>, abgerufen am 24.11.2024.