Krafft, Guido: Lehrbuch der Landwirthschaft auf wissenschaftlicher und praktischer Grundlage. Bd. 2. Berlin, 1876.Besondere Pflanzenbaulehre. 1. Schwarzer Senf. Sowohl die Samen des schwarzen Senfes (Brassica nigra Kch.) Sun, als auch des Der schwarze Senf, welcher vorzugsweise in Südfrankreich, Griechenland, Ruß- Der Senf gedeiht am besten auf einem mergeligen oder kalkreichen Boden, 2. Der Meerrettig. Der Meerrettig, in Oesterreich Kren genannt (Armoracia rusticana Lam.) Jupiter, Er verlangt einen tiefgründigen, humosen, frischen Boden in frischer und zu- Die Anlage eines Meerrettigfeldes geschieht durch Wurzelstücke (Setzer, Beſondere Pflanzenbaulehre. 1. Schwarzer Senf. Sowohl die Samen des ſchwarzen Senfes (Brassica nigra Kch.) ☉, als auch des Der ſchwarze Senf, welcher vorzugsweiſe in Südfrankreich, Griechenland, Ruß- Der Senf gedeiht am beſten auf einem mergeligen oder kalkreichen Boden, 2. Der Meerrettig. Der Meerrettig, in Oeſterreich Kren genannt (Armoracia rusticana Lam.) ♃, Er verlangt einen tiefgründigen, humoſen, friſchen Boden in friſcher und zu- Die Anlage eines Meerrettigfeldes geſchieht durch Wurzelſtücke (Setzer, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0108" n="94"/> <fw place="top" type="header">Beſondere Pflanzenbaulehre.</fw><lb/> <div n="3"> <head> <hi rendition="#b">1. Schwarzer Senf.</hi> </head><lb/> <p>Sowohl die Samen des ſchwarzen Senfes (<hi rendition="#aq">Brassica nigra Kch.</hi>) ☉, als auch des<lb/> weißen oder engliſchen Senfes (<hi rendition="#aq">Sinapis alba L.</hi>) ☉ werden wegen ihres Gehaltes an<lb/> einem ſcharfen, brennenden, ätheriſchen Oele zur Bereitung des Moſterichs (Senf,<lb/><hi rendition="#aq">Moutarde</hi>) verwendet. Bei derſelben werden die Senfkörner mit Moſt oder Wein-<lb/> eſſig angemacht, nachdem vorher ihr fettes Oel durch kaltes Preſſen entfernt wurde.</p><lb/> <p>Der ſchwarze Senf, welcher vorzugsweiſe in Südfrankreich, Griechenland, Ruß-<lb/> land ꝛc. angebaut wird, unterſcheidet ſich von den anderen <hi rendition="#aq">Brassica-</hi>Arten durch die<lb/> durchaus geſtielten Blätter, während bei dieſen die oberen Blätter ſitzend oder herz-<lb/> förmig umfaſſend ſind. Der weiße, hie und da in Deutſchland gebaute Senf (S. 91)<lb/> unterſcheidet ſich von dem ſchwarzen durch die ſteifhaarigen, fünfnervigen Schotenklappen.</p><lb/> <p>Der Senf gedeiht am beſten auf einem mergeligen oder kalkreichen Boden,<lb/> ebenſo auf Neubruch. Bei ſeinen beſcheidenen Anſprüchen und ſeinem ſchnellen Wachs-<lb/> thume, welche denſelben, ſowie den weißen Senf auf den Getreidefeldern als Unkraut<lb/> läſtig machen, begnügt er ſich auch mit einem leichten, trockenen Boden. Da der<lb/> Senf gegen leichte Fröſte wenig empfindlich iſt, ſo beginnt man mit der Saat zeitlich<lb/> im Frühjahre, im April. Gedrillt ſäet man auf ein Hektar 15—20, breitwürfig<lb/> 20—30 Liter. Cultur und Ernte des Senfes ſtimmen mit jener des Sommerrapſes<lb/> überein. Am empfindlichſten leidet derſelbe durch den Erdfloh, ebenſo durch die<lb/> Raupe des großen Kohlweißlings (<hi rendition="#aq">Pieris brassicae Schk.</hi>) Fig. 123. Die Ernte<lb/> muß zeitlich vorgenommen werden, da der ſchwarze Senf leicht ausfällt. Der<lb/> Körnerertrag ſchwankt zwiſchen 14—20 Hektoliter <hi rendition="#aq">à</hi> 63 Kilogramm von einem Hektare.</p> </div><lb/> <div n="3"> <head> <hi rendition="#b">2. Der Meerrettig.</hi> </head><lb/> <p>Der Meerrettig, in Oeſterreich Kren genannt (<hi rendition="#aq">Armoracia rusticana Lam.</hi>) ♃,<lb/> wird wegen ſeiner ausdauernden, durch die Cultur beſonders ſtark entwickelten Rhi-<lb/> zome, welche ein ſcharfes, beizendes, zu Thränen reizendes, ätheriſches Oel enthalten,<lb/> cultivirt. Im größeren Umfange wird er um Tulln in Niederöſterreich, in Malin,<lb/> Czaslau, um Nürnberg, Bamberg, Erlangen, Forchheim in Baiern ꝛc. gebaut. Die ge-<lb/> ſchätzteſten Wurzeln liefern jene Meerrettigſorten, deren große herzförmige, gekrauſte<lb/> Wurzel- und länglichen, ganzrandigen Stengelblätter eine dunkelgrüne Färbung beſitzen.</p><lb/> <p>Er verlangt einen tiefgründigen, humoſen, friſchen Boden in friſcher und zu-<lb/> gleich ſonniger Lage. In einem tief gelockerten, meiſt tiefgeſpateten, vor Winter ge-<lb/> düngten, lehmſandigen Boden erhält man zarte Wurzeln mit mildem Geſchmacke.<lb/> Letzterer wird um ſo ſchärfer und beißender, je bindiger der Boden iſt.</p><lb/> <p>Die Anlage eines Meerrettigfeldes geſchieht durch Wurzelſtücke (Setzer,<lb/> Fechſer), welche im Herbſte bei der Ernte einer älteren Anpflanzung gewonnen werden.<lb/> Als Setzer verwendet man die etwa federkieldicken Nebenwurzeln, welche von den<lb/> dickeren Stangenwurzeln abgeſchnitten und durch Entfernen des unteren Theiles auf<lb/> 20—25 Ctm. Länge abgeſtutzt werden. Die über Winter in trockenem Sande im<lb/> Keller aufbewahrten Setzer werden im April, nachdem ſie gereinigt, etwas ſchräg mit<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [94/0108]
Beſondere Pflanzenbaulehre.
1. Schwarzer Senf.
Sowohl die Samen des ſchwarzen Senfes (Brassica nigra Kch.) ☉, als auch des
weißen oder engliſchen Senfes (Sinapis alba L.) ☉ werden wegen ihres Gehaltes an
einem ſcharfen, brennenden, ätheriſchen Oele zur Bereitung des Moſterichs (Senf,
Moutarde) verwendet. Bei derſelben werden die Senfkörner mit Moſt oder Wein-
eſſig angemacht, nachdem vorher ihr fettes Oel durch kaltes Preſſen entfernt wurde.
Der ſchwarze Senf, welcher vorzugsweiſe in Südfrankreich, Griechenland, Ruß-
land ꝛc. angebaut wird, unterſcheidet ſich von den anderen Brassica-Arten durch die
durchaus geſtielten Blätter, während bei dieſen die oberen Blätter ſitzend oder herz-
förmig umfaſſend ſind. Der weiße, hie und da in Deutſchland gebaute Senf (S. 91)
unterſcheidet ſich von dem ſchwarzen durch die ſteifhaarigen, fünfnervigen Schotenklappen.
Der Senf gedeiht am beſten auf einem mergeligen oder kalkreichen Boden,
ebenſo auf Neubruch. Bei ſeinen beſcheidenen Anſprüchen und ſeinem ſchnellen Wachs-
thume, welche denſelben, ſowie den weißen Senf auf den Getreidefeldern als Unkraut
läſtig machen, begnügt er ſich auch mit einem leichten, trockenen Boden. Da der
Senf gegen leichte Fröſte wenig empfindlich iſt, ſo beginnt man mit der Saat zeitlich
im Frühjahre, im April. Gedrillt ſäet man auf ein Hektar 15—20, breitwürfig
20—30 Liter. Cultur und Ernte des Senfes ſtimmen mit jener des Sommerrapſes
überein. Am empfindlichſten leidet derſelbe durch den Erdfloh, ebenſo durch die
Raupe des großen Kohlweißlings (Pieris brassicae Schk.) Fig. 123. Die Ernte
muß zeitlich vorgenommen werden, da der ſchwarze Senf leicht ausfällt. Der
Körnerertrag ſchwankt zwiſchen 14—20 Hektoliter à 63 Kilogramm von einem Hektare.
2. Der Meerrettig.
Der Meerrettig, in Oeſterreich Kren genannt (Armoracia rusticana Lam.) ♃,
wird wegen ſeiner ausdauernden, durch die Cultur beſonders ſtark entwickelten Rhi-
zome, welche ein ſcharfes, beizendes, zu Thränen reizendes, ätheriſches Oel enthalten,
cultivirt. Im größeren Umfange wird er um Tulln in Niederöſterreich, in Malin,
Czaslau, um Nürnberg, Bamberg, Erlangen, Forchheim in Baiern ꝛc. gebaut. Die ge-
ſchätzteſten Wurzeln liefern jene Meerrettigſorten, deren große herzförmige, gekrauſte
Wurzel- und länglichen, ganzrandigen Stengelblätter eine dunkelgrüne Färbung beſitzen.
Er verlangt einen tiefgründigen, humoſen, friſchen Boden in friſcher und zu-
gleich ſonniger Lage. In einem tief gelockerten, meiſt tiefgeſpateten, vor Winter ge-
düngten, lehmſandigen Boden erhält man zarte Wurzeln mit mildem Geſchmacke.
Letzterer wird um ſo ſchärfer und beißender, je bindiger der Boden iſt.
Die Anlage eines Meerrettigfeldes geſchieht durch Wurzelſtücke (Setzer,
Fechſer), welche im Herbſte bei der Ernte einer älteren Anpflanzung gewonnen werden.
Als Setzer verwendet man die etwa federkieldicken Nebenwurzeln, welche von den
dickeren Stangenwurzeln abgeſchnitten und durch Entfernen des unteren Theiles auf
20—25 Ctm. Länge abgeſtutzt werden. Die über Winter in trockenem Sande im
Keller aufbewahrten Setzer werden im April, nachdem ſie gereinigt, etwas ſchräg mit
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