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Krafft, Guido: Lehrbuch der Landwirthschaft auf wissenschaftlicher und praktischer Grundlage. Bd. 1. Berlin, 1875.

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Der Boden.
1)

Die wasserhaltende Kraft und die Lockerheit des Bodens steht in Beziehung zur
Durchlässigkeit des Bodens für Wasser. Diese Eigenschaft kommt dem Quarz am
stärksten, dem Thon am geringsten zu. Thonböden sind daher im Gegensatze zu den
durchlässigen Sandböden undurchlassend.

6. Capillarität. Durch die Capillarität erfolgt die Ausgleichung des
Wassergehaltes in verschiedenen Bodenschichten. Während durch die Schwere das von der
obersten Schichte aufgenommenen Regenwasser, in die Tiefe versinkt, versorgt die
Capillarität die ausgetrocknete oberste Bodenschichte mit Wasser aus der Tiefe. Den
humosen und thonigen Erden ist die Capillarität im höchsten Grade eigen, dieselben
können sich daher am leichtesten mit Feuchtigkeit aus dem Grundwasser versorgen.
In Röhren, welche mit verschiedenen Erden gefüllt und in Wasser gestellt sind, steigt
die Feuchtigkeit bei Sand auf 20--30 Cm., bei Lehm oder Thon auf 45--60 Cm.
und bei humusreichen Erden auf 60--80 Cm. capillar in die Höhe.

7. Wärmeleitungsfähigkeit des Bodens. Diese Eigenschaft ist bei allen
Bodenskelettheilen gering. Nach Helmersen 2) leitet die Wärme noch am besten der Quarz
ihm folgen Marmor, feinkörniger Sandstein mit thonkalkigem Bindemittel und dichter
Kalkstein. Diese geringe Leitungsfähigkeit ist Ursache, daß schon in geringer Tiefe,
etwa bei 1,25 Meter die täglichen Temperaturschwankungen im Boden ausfallen.

8. Wärmecapacität 3). Auf die Wärmecapacität hat der Humusgehalt
und die Wasserfassende Kraft des Bodens den größten Einfluß. Der Humus wirkt
nicht nur durch seine eigene specifische Wärme 0,50 (siehe obige Tabelle) sondern
auch durch seine große Wasserfassende Kraft erhöhend ein. Eine Erde mit geringer

1) Leop. Pfaundler. Ueber die Wärmecapacität verschiedener Bodenarten. Sitzgsbr.
d. k. Ak. d. W. in Wien. LIV. Bd. II. Abth. 1866.
2) Helmersen. Ueber die relative Wärmeleitungsfähigkeit verschiedener Felsarten. Pogg.
Ann. LXXXVIII. S. 461.
3) Unter Wärmecapacität oder specifischer Wärme eines Körpers versteht man diejenige
Wärmemenge, welche im Vergleiche zu Wasser (= 1) eine Gewichtseinheit (1 Kilo) des
Körpers braucht, damit seine Temperatur um 1°C. erhöht werde.
Der Boden.
1)

Die waſſerhaltende Kraft und die Lockerheit des Bodens ſteht in Beziehung zur
Durchläſſigkeit des Bodens für Waſſer. Dieſe Eigenſchaft kommt dem Quarz am
ſtärkſten, dem Thon am geringſten zu. Thonböden ſind daher im Gegenſatze zu den
durchläſſigen Sandböden undurchlaſſend.

6. Capillarität. Durch die Capillarität erfolgt die Ausgleichung des
Waſſergehaltes in verſchiedenen Bodenſchichten. Während durch die Schwere das von der
oberſten Schichte aufgenommenen Regenwaſſer, in die Tiefe verſinkt, verſorgt die
Capillarität die ausgetrocknete oberſte Bodenſchichte mit Waſſer aus der Tiefe. Den
humoſen und thonigen Erden iſt die Capillarität im höchſten Grade eigen, dieſelben
können ſich daher am leichteſten mit Feuchtigkeit aus dem Grundwaſſer verſorgen.
In Röhren, welche mit verſchiedenen Erden gefüllt und in Waſſer geſtellt ſind, ſteigt
die Feuchtigkeit bei Sand auf 20—30 Cm., bei Lehm oder Thon auf 45—60 Cm.
und bei humusreichen Erden auf 60—80 Cm. capillar in die Höhe.

7. Wärmeleitungsfähigkeit des Bodens. Dieſe Eigenſchaft iſt bei allen
Bodenſkelettheilen gering. Nach Helmerſen 2) leitet die Wärme noch am beſten der Quarz
ihm folgen Marmor, feinkörniger Sandſtein mit thonkalkigem Bindemittel und dichter
Kalkſtein. Dieſe geringe Leitungsfähigkeit iſt Urſache, daß ſchon in geringer Tiefe,
etwa bei 1,25 Meter die täglichen Temperaturſchwankungen im Boden ausfallen.

8. Wärmecapacität 3). Auf die Wärmecapacität hat der Humusgehalt
und die Waſſerfaſſende Kraft des Bodens den größten Einfluß. Der Humus wirkt
nicht nur durch ſeine eigene ſpecifiſche Wärme 0,50 (ſiehe obige Tabelle) ſondern
auch durch ſeine große Waſſerfaſſende Kraft erhöhend ein. Eine Erde mit geringer

1) Leop. Pfaundler. Ueber die Wärmecapacität verſchiedener Bodenarten. Sitzgsbr.
d. k. Ak. d. W. in Wien. LIV. Bd. II. Abth. 1866.
2) Helmerſen. Ueber die relative Wärmeleitungsfähigkeit verſchiedener Felsarten. Pogg.
Ann. LXXXVIII. S. 461.
3) Unter Wärmecapacität oder ſpecifiſcher Wärme eines Körpers verſteht man diejenige
Wärmemenge, welche im Vergleiche zu Waſſer (= 1) eine Gewichtseinheit (1 Kilo) des
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[47/0065] Der Boden. 1) Die waſſerhaltende Kraft und die Lockerheit des Bodens ſteht in Beziehung zur Durchläſſigkeit des Bodens für Waſſer. Dieſe Eigenſchaft kommt dem Quarz am ſtärkſten, dem Thon am geringſten zu. Thonböden ſind daher im Gegenſatze zu den durchläſſigen Sandböden undurchlaſſend. 6. Capillarität. Durch die Capillarität erfolgt die Ausgleichung des Waſſergehaltes in verſchiedenen Bodenſchichten. Während durch die Schwere das von der oberſten Schichte aufgenommenen Regenwaſſer, in die Tiefe verſinkt, verſorgt die Capillarität die ausgetrocknete oberſte Bodenſchichte mit Waſſer aus der Tiefe. Den humoſen und thonigen Erden iſt die Capillarität im höchſten Grade eigen, dieſelben können ſich daher am leichteſten mit Feuchtigkeit aus dem Grundwaſſer verſorgen. In Röhren, welche mit verſchiedenen Erden gefüllt und in Waſſer geſtellt ſind, ſteigt die Feuchtigkeit bei Sand auf 20—30 Cm., bei Lehm oder Thon auf 45—60 Cm. und bei humusreichen Erden auf 60—80 Cm. capillar in die Höhe. 7. Wärmeleitungsfähigkeit des Bodens. Dieſe Eigenſchaft iſt bei allen Bodenſkelettheilen gering. Nach Helmerſen 2) leitet die Wärme noch am beſten der Quarz ihm folgen Marmor, feinkörniger Sandſtein mit thonkalkigem Bindemittel und dichter Kalkſtein. Dieſe geringe Leitungsfähigkeit iſt Urſache, daß ſchon in geringer Tiefe, etwa bei 1,25 Meter die täglichen Temperaturſchwankungen im Boden ausfallen. 8. Wärmecapacität 3). Auf die Wärmecapacität hat der Humusgehalt und die Waſſerfaſſende Kraft des Bodens den größten Einfluß. Der Humus wirkt nicht nur durch ſeine eigene ſpecifiſche Wärme 0,50 (ſiehe obige Tabelle) ſondern auch durch ſeine große Waſſerfaſſende Kraft erhöhend ein. Eine Erde mit geringer 1) Leop. Pfaundler. Ueber die Wärmecapacität verſchiedener Bodenarten. Sitzgsbr. d. k. Ak. d. W. in Wien. LIV. Bd. II. Abth. 1866. 2) Helmerſen. Ueber die relative Wärmeleitungsfähigkeit verſchiedener Felsarten. Pogg. Ann. LXXXVIII. S. 461. 3) Unter Wärmecapacität oder ſpecifiſcher Wärme eines Körpers verſteht man diejenige Wärmemenge, welche im Vergleiche zu Waſſer (= 1) eine Gewichtseinheit (1 Kilo) des Körpers braucht, damit ſeine Temperatur um 1°C. erhöht werde.

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Zitationshilfe: Krafft, Guido: Lehrbuch der Landwirthschaft auf wissenschaftlicher und praktischer Grundlage. Bd. 1. Berlin, 1875, S. 47. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/krafft_landwirthschaft01_1875/65>, abgerufen am 24.11.2024.