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Krafft, Guido: Lehrbuch der Landwirthschaft auf wissenschaftlicher und praktischer Grundlage. Bd. 1. Berlin, 1875.

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Allgemeine Ackerbaulehre.

Der Werth der veränderlichen Gesteinstrümmer -- wenn dieselben nicht etwa
durch zu massenhafte Ansammlung im Boden ungünstig auf die physikalischen Boden-
eigenschaften einwirken -- hängt von der näheren Beschaffenheit der Gesteinsarten
ab, aus welchen sie zusammengesetzt sind.

Im Allgemeinen bestehen die Gesteine entweder allein oder gemengt aus unlös-
licher Kieselsäure in der unverwitterbaren Quarzmodification (Härte = 7), aus Sili-
caten (Härte = 6), welche durch die Verwitterung, wenn auch langsam, verändert
werden, oder aus kohlensaurem Kalk (Kalkstein, Härte = 3) und aus diesem und der
kohlensauren Talkerde (Dolomit, Härte = 5), welche im Wasser löslich, aber durch die
Verwitterung nicht verändert werden. Zuweilen findet sich in den Gesteinen auch
noch das im Wasser schwer lösliche Sulphat des Kalkes, der Gyps (Härte = 2).
Die Silicate liefern bei der Verwitterung sofern sie, wie die Feldspathe, Thonerde
und Eisen als vorherrschende Basen enthalten, den Bodenskelettheil Thon und je
nach ihrem Gehalte an Alkalien und alkalischen Erden wechselnde Mengen an Boden-
nährstoffen. Der Quarz und der Kalk bilden die Bodenskelettheile Quarz und
Kalksand.

Je reichlichere Mengen an leicht löslichen Pflanzennährstoffen die Gesteinstrümmer
neben den Bodenskelettheilen bei der Verwitterung liefern um so werthvoller sind sie für
den Boden. Die wichtigsten und am häufigsten vorkommenden Mineralien und Ge-
steine wollen wir daher geordnet nach ihrem Gehalte an den hervorragendsten Boden-
nährstoffen aufzählen:

a. Kali. Das Kali kommt entweder in zahlreichen Mineralien, wie im Kali-
feldspath (Orthoklas mit einem Gehalte von 9.11--15.21 % Kali), Kaliglimmer
(6.05--10.25 %), Magnesiaglimmer (6.06--13.15 %), Leucit (13.60--18.61 %) etc.
als wasserfreies Silicat oder wie in den Zeolithen (8.11--10.74 %) als wasser-
haltiges Silicat vor. Die Feldspathe und Glimmer bilden wieder einen Hauptge-
mengtheil der weitverbreiteten Gebirgsgesteine Granit, Gneis, Syenit, Porphir, Glim-
merschiefer etc.; der Leucit einen Gemengtheil der Laven.

b. Natron. Das Natron findet sich neben Kali in den Feldspathen, beson-
ders im Natronfeldspath (Albit, 4.10--10.97 %), im Oligoklas (6.15--9.37 %)
und als wasserhaltiges Silicat in verschiedenen Zeolithen (7.39--16.00 %). Eine
der verbreitesten Verbindung des Natron ist das Chlornatrium oder Kochsalz. Die
Natronfeldspathe bilden wie die Kalifeldspathe einen hervorragenden Gemengtheil kry-
stallinischer Gesteinsmassen, wie der Granite etc.

c. Kalk. In Verbindung mit anderen Silicaten kommt kieselsaurer Kalk im
Labrador (8.05--16.53 %) einem Gemengtheil der Syenite, Grünsteine, Diorite etc.,
im Augit (18.78--25.34 %), einem Gemengtheile der Basalte, Laven etc., in der
Hornblende (Amphibol, 9.55--13.80 %) einem Gemengtheile des Syenit, Diorit,
Melaphyr u. s. w. vor. Als kohlensaurer Kalk (Kalkspath) bildet der Kalk einen
weit verbreiteten Bodenskelettheil.

d. Magnesia. Von den kieselsauren Verbindungen der Magnesia sind außer

Allgemeine Ackerbaulehre.

Der Werth der veränderlichen Geſteinstrümmer — wenn dieſelben nicht etwa
durch zu maſſenhafte Anſammlung im Boden ungünſtig auf die phyſikaliſchen Boden-
eigenſchaften einwirken — hängt von der näheren Beſchaffenheit der Geſteinsarten
ab, aus welchen ſie zuſammengeſetzt ſind.

Im Allgemeinen beſtehen die Geſteine entweder allein oder gemengt aus unlös-
licher Kieſelſäure in der unverwitterbaren Quarzmodification (Härte = 7), aus Sili-
caten (Härte = 6), welche durch die Verwitterung, wenn auch langſam, verändert
werden, oder aus kohlenſaurem Kalk (Kalkſtein, Härte = 3) und aus dieſem und der
kohlenſauren Talkerde (Dolomit, Härte = 5), welche im Waſſer löslich, aber durch die
Verwitterung nicht verändert werden. Zuweilen findet ſich in den Geſteinen auch
noch das im Waſſer ſchwer lösliche Sulphat des Kalkes, der Gyps (Härte = 2).
Die Silicate liefern bei der Verwitterung ſofern ſie, wie die Feldſpathe, Thonerde
und Eiſen als vorherrſchende Baſen enthalten, den Bodenſkelettheil Thon und je
nach ihrem Gehalte an Alkalien und alkaliſchen Erden wechſelnde Mengen an Boden-
nährſtoffen. Der Quarz und der Kalk bilden die Bodenſkelettheile Quarz und
Kalkſand.

Je reichlichere Mengen an leicht löslichen Pflanzennährſtoffen die Geſteinstrümmer
neben den Bodenſkelettheilen bei der Verwitterung liefern um ſo werthvoller ſind ſie für
den Boden. Die wichtigſten und am häufigſten vorkommenden Mineralien und Ge-
ſteine wollen wir daher geordnet nach ihrem Gehalte an den hervorragendſten Boden-
nährſtoffen aufzählen:

a. Kali. Das Kali kommt entweder in zahlreichen Mineralien, wie im Kali-
feldſpath (Orthoklas mit einem Gehalte von 9.11—15.21 % Kali), Kaliglimmer
(6.05—10.25 %), Magneſiaglimmer (6.06—13.15 %), Leucit (13.60—18.61 %) ꝛc.
als waſſerfreies Silicat oder wie in den Zeolithen (8.11—10.74 %) als waſſer-
haltiges Silicat vor. Die Feldſpathe und Glimmer bilden wieder einen Hauptge-
mengtheil der weitverbreiteten Gebirgsgeſteine Granit, Gneis, Syenit, Porphir, Glim-
merſchiefer ꝛc.; der Leucit einen Gemengtheil der Laven.

b. Natron. Das Natron findet ſich neben Kali in den Feldſpathen, beſon-
ders im Natronfeldſpath (Albit, 4.10—10.97 %), im Oligoklas (6.15—9.37 %)
und als waſſerhaltiges Silicat in verſchiedenen Zeolithen (7.39—16.00 %). Eine
der verbreiteſten Verbindung des Natron iſt das Chlornatrium oder Kochſalz. Die
Natronfeldſpathe bilden wie die Kalifeldſpathe einen hervorragenden Gemengtheil kry-
ſtalliniſcher Geſteinsmaſſen, wie der Granite ꝛc.

c. Kalk. In Verbindung mit anderen Silicaten kommt kieſelſaurer Kalk im
Labrador (8.05—16.53 %) einem Gemengtheil der Syenite, Grünſteine, Diorite ꝛc.,
im Augit (18.78—25.34 %), einem Gemengtheile der Baſalte, Laven ꝛc., in der
Hornblende (Amphibol, 9.55—13.80 %) einem Gemengtheile des Syenit, Diorit,
Melaphyr u. ſ. w. vor. Als kohlenſaurer Kalk (Kalkſpath) bildet der Kalk einen
weit verbreiteten Bodenſkelettheil.

d. Magneſia. Von den kieſelſauren Verbindungen der Magneſia ſind außer

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[34/0052] Allgemeine Ackerbaulehre. Der Werth der veränderlichen Geſteinstrümmer — wenn dieſelben nicht etwa durch zu maſſenhafte Anſammlung im Boden ungünſtig auf die phyſikaliſchen Boden- eigenſchaften einwirken — hängt von der näheren Beſchaffenheit der Geſteinsarten ab, aus welchen ſie zuſammengeſetzt ſind. Im Allgemeinen beſtehen die Geſteine entweder allein oder gemengt aus unlös- licher Kieſelſäure in der unverwitterbaren Quarzmodification (Härte = 7), aus Sili- caten (Härte = 6), welche durch die Verwitterung, wenn auch langſam, verändert werden, oder aus kohlenſaurem Kalk (Kalkſtein, Härte = 3) und aus dieſem und der kohlenſauren Talkerde (Dolomit, Härte = 5), welche im Waſſer löslich, aber durch die Verwitterung nicht verändert werden. Zuweilen findet ſich in den Geſteinen auch noch das im Waſſer ſchwer lösliche Sulphat des Kalkes, der Gyps (Härte = 2). Die Silicate liefern bei der Verwitterung ſofern ſie, wie die Feldſpathe, Thonerde und Eiſen als vorherrſchende Baſen enthalten, den Bodenſkelettheil Thon und je nach ihrem Gehalte an Alkalien und alkaliſchen Erden wechſelnde Mengen an Boden- nährſtoffen. Der Quarz und der Kalk bilden die Bodenſkelettheile Quarz und Kalkſand. Je reichlichere Mengen an leicht löslichen Pflanzennährſtoffen die Geſteinstrümmer neben den Bodenſkelettheilen bei der Verwitterung liefern um ſo werthvoller ſind ſie für den Boden. Die wichtigſten und am häufigſten vorkommenden Mineralien und Ge- ſteine wollen wir daher geordnet nach ihrem Gehalte an den hervorragendſten Boden- nährſtoffen aufzählen: a. Kali. Das Kali kommt entweder in zahlreichen Mineralien, wie im Kali- feldſpath (Orthoklas mit einem Gehalte von 9.11—15.21 % Kali), Kaliglimmer (6.05—10.25 %), Magneſiaglimmer (6.06—13.15 %), Leucit (13.60—18.61 %) ꝛc. als waſſerfreies Silicat oder wie in den Zeolithen (8.11—10.74 %) als waſſer- haltiges Silicat vor. Die Feldſpathe und Glimmer bilden wieder einen Hauptge- mengtheil der weitverbreiteten Gebirgsgeſteine Granit, Gneis, Syenit, Porphir, Glim- merſchiefer ꝛc.; der Leucit einen Gemengtheil der Laven. b. Natron. Das Natron findet ſich neben Kali in den Feldſpathen, beſon- ders im Natronfeldſpath (Albit, 4.10—10.97 %), im Oligoklas (6.15—9.37 %) und als waſſerhaltiges Silicat in verſchiedenen Zeolithen (7.39—16.00 %). Eine der verbreiteſten Verbindung des Natron iſt das Chlornatrium oder Kochſalz. Die Natronfeldſpathe bilden wie die Kalifeldſpathe einen hervorragenden Gemengtheil kry- ſtalliniſcher Geſteinsmaſſen, wie der Granite ꝛc. c. Kalk. In Verbindung mit anderen Silicaten kommt kieſelſaurer Kalk im Labrador (8.05—16.53 %) einem Gemengtheil der Syenite, Grünſteine, Diorite ꝛc., im Augit (18.78—25.34 %), einem Gemengtheile der Baſalte, Laven ꝛc., in der Hornblende (Amphibol, 9.55—13.80 %) einem Gemengtheile des Syenit, Diorit, Melaphyr u. ſ. w. vor. Als kohlenſaurer Kalk (Kalkſpath) bildet der Kalk einen weit verbreiteten Bodenſkelettheil. d. Magneſia. Von den kieſelſauren Verbindungen der Magneſia ſind außer

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Zitationshilfe: Krafft, Guido: Lehrbuch der Landwirthschaft auf wissenschaftlicher und praktischer Grundlage. Bd. 1. Berlin, 1875, S. 34. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/krafft_landwirthschaft01_1875/52>, abgerufen am 22.11.2024.