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Krafft, Guido: Lehrbuch der Landwirthschaft auf wissenschaftlicher und praktischer Grundlage. Bd. 1. Berlin, 1875.

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Allgemeine Ackerbaulehre.

Mit der Samenbildung oder der Aufspeicherung von Reservestoffen in der Knolle,
der Wurzel etc. hat die Entwickelung der Pflanze einen vorübergehenden Abschluß
gefunden, welcher jedoch die Grundlage für eine neue Lebensthätigkeit der Pflanze bildet.

II.
Der Boden.

Der Boden 1), welcher im landwirthschaftlichen Sinne als Produktionsfläche für
die Pflanze benutzt werden soll, muß nicht nur eine ausreichende Menge an Pflanzen-
nährstoffen enthalten, welche als Rohstoffe für die Aschenbestandtheile der Pflanze
von den Wurzeln aufgenommen werden, sondern er muß auch eine solche physi-
kalische Beschaffenheit besitzen, daß die Pflanzen einen genügenden Standort auf dem-
selben finden.

Mit Rücksicht auf diese Anforderungen an einen culturfähigen Boden kann in
demselben eine Hauptmasse das Bodenskelet 2) von den meist in geringerer Menge
vorhandenen Bodennährstoffen unterschieden werden. Außer den genannten
Bodenbestandtheilen kommen dann noch in jedem culturfähigen Boden Wasser und in
den Bodenzwischenräumen gasförmige Stoffe, die Bodenluft, vor.

Die einzelnen Theile des Bodenskeletes sind keine Pflanzennährstoffe, sondern
dienen nur als Träger oder Behälter für diese. Sie bedingen durch ihre Beschaffen-
heit vorzugsweise die physikalischen Eigenschaften des Bodens.

Die Pflanzennährstoffe kommen entweder noch in unaufgeschlossenem Zustande
als Gesteinstrümmer oder in assimilirbarem Zustande als Bodensalze vor.
Die Gesteinstrümmer zerfallen durch die Verwitterung in Theile des Bodenskeletes
und in Bodensalze; sie bilden daher in der Zukunft die Quelle für neue Boden-
nahrung, während der Gehalt des Bodens an Salzen den Reichthum an mineralischen
Bodennährstoffen in der Gegenwart ausmacht.

Die Lehre vom Boden hat im Verlaufe der Zeit mannigfache Aenderungen erfahren,
welche im innigen Zusammenhange mit dem jeweiligen Stande der Lehre von der Pflanzen-
ernährung stehen. In frühester Zeit galt der Boden nur als Standort, während das
Wasser allein zur Pflanzenernährung ausreichen sollte. Weiterhin wurde auch dem Boden
selbst ein Einfluß auf die Ernährung eingeräumt, indem Bernard Palissy von Chappelle-
Biron (1499) dessen Gehalt an löslichen Bodensalzen als für seine Fruchtbarkeit als

1) Für ein eingehenderes Studium der Bodenkunde (Agrologie) empfehlen sich Dr.
F. Senst, Der Steinschutt und Erdboden. Berlin 1867; Dr. H. Girard, Grundlagen der
Bodenkunde. Halle 1867; F. A. Fallou, Pedologie od. allg. u. bes. Bodenkunde. Dresden
1862; Dr. W. Knop, Die Bonitirung der Ackererden. Leipzig 1871.
2) Gewöhnlich werden Sand, Thon, Kalk und Humus entsprechend einer älteren Auf-
fassung als Bodengemengtheile angeführt. Da diese Bezeichnung der gegenwärtigen Er-
kenntniß des Bodens, als Träger und Ernährer der Pflanze nicht mehr entspricht, halten
wir es für zweckmäßig, dieselben in ihrer Gesammtheit als Bodenskelet, im Gegensatze zu
den Gesteinstrümmern und Bodennährstoffen, zu bezeichnen.
Allgemeine Ackerbaulehre.

Mit der Samenbildung oder der Aufſpeicherung von Reſerveſtoffen in der Knolle,
der Wurzel ꝛc. hat die Entwickelung der Pflanze einen vorübergehenden Abſchluß
gefunden, welcher jedoch die Grundlage für eine neue Lebensthätigkeit der Pflanze bildet.

II.
Der Boden.

Der Boden 1), welcher im landwirthſchaftlichen Sinne als Produktionsfläche für
die Pflanze benutzt werden ſoll, muß nicht nur eine ausreichende Menge an Pflanzen-
nährſtoffen enthalten, welche als Rohſtoffe für die Aſchenbeſtandtheile der Pflanze
von den Wurzeln aufgenommen werden, ſondern er muß auch eine ſolche phyſi-
kaliſche Beſchaffenheit beſitzen, daß die Pflanzen einen genügenden Standort auf dem-
ſelben finden.

Mit Rückſicht auf dieſe Anforderungen an einen culturfähigen Boden kann in
demſelben eine Hauptmaſſe das Bodenſkelet 2) von den meiſt in geringerer Menge
vorhandenen Bodennährſtoffen unterſchieden werden. Außer den genannten
Bodenbeſtandtheilen kommen dann noch in jedem culturfähigen Boden Waſſer und in
den Bodenzwiſchenräumen gasförmige Stoffe, die Bodenluft, vor.

Die einzelnen Theile des Bodenſkeletes ſind keine Pflanzennährſtoffe, ſondern
dienen nur als Träger oder Behälter für dieſe. Sie bedingen durch ihre Beſchaffen-
heit vorzugsweiſe die phyſikaliſchen Eigenſchaften des Bodens.

Die Pflanzennährſtoffe kommen entweder noch in unaufgeſchloſſenem Zuſtande
als Geſteinstrümmer oder in aſſimilirbarem Zuſtande als Bodenſalze vor.
Die Geſteinstrümmer zerfallen durch die Verwitterung in Theile des Bodenſkeletes
und in Bodenſalze; ſie bilden daher in der Zukunft die Quelle für neue Boden-
nahrung, während der Gehalt des Bodens an Salzen den Reichthum an mineraliſchen
Bodennährſtoffen in der Gegenwart ausmacht.

Die Lehre vom Boden hat im Verlaufe der Zeit mannigfache Aenderungen erfahren,
welche im innigen Zuſammenhange mit dem jeweiligen Stande der Lehre von der Pflanzen-
ernährung ſtehen. In früheſter Zeit galt der Boden nur als Standort, während das
Waſſer allein zur Pflanzenernährung ausreichen ſollte. Weiterhin wurde auch dem Boden
ſelbſt ein Einfluß auf die Ernährung eingeräumt, indem Bernard Paliſſy von Chappelle-
Biron (1499) deſſen Gehalt an löslichen Bodenſalzen als für ſeine Fruchtbarkeit als

1) Für ein eingehenderes Studium der Bodenkunde (Agrologie) empfehlen ſich Dr.
F. Senſt, Der Steinſchutt und Erdboden. Berlin 1867; Dr. H. Girard, Grundlagen der
Bodenkunde. Halle 1867; F. A. Fallou, Pedologie od. allg. u. beſ. Bodenkunde. Dresden
1862; Dr. W. Knop, Die Bonitirung der Ackererden. Leipzig 1871.
2) Gewöhnlich werden Sand, Thon, Kalk und Humus entſprechend einer älteren Auf-
faſſung als Bodengemengtheile angeführt. Da dieſe Bezeichnung der gegenwärtigen Er-
kenntniß des Bodens, als Träger und Ernährer der Pflanze nicht mehr entſpricht, halten
wir es für zweckmäßig, dieſelben in ihrer Geſammtheit als Bodenſkelet, im Gegenſatze zu
den Geſteinstrümmern und Bodennährſtoffen, zu bezeichnen.
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[28/0046] Allgemeine Ackerbaulehre. Mit der Samenbildung oder der Aufſpeicherung von Reſerveſtoffen in der Knolle, der Wurzel ꝛc. hat die Entwickelung der Pflanze einen vorübergehenden Abſchluß gefunden, welcher jedoch die Grundlage für eine neue Lebensthätigkeit der Pflanze bildet. II. Der Boden. Der Boden 1), welcher im landwirthſchaftlichen Sinne als Produktionsfläche für die Pflanze benutzt werden ſoll, muß nicht nur eine ausreichende Menge an Pflanzen- nährſtoffen enthalten, welche als Rohſtoffe für die Aſchenbeſtandtheile der Pflanze von den Wurzeln aufgenommen werden, ſondern er muß auch eine ſolche phyſi- kaliſche Beſchaffenheit beſitzen, daß die Pflanzen einen genügenden Standort auf dem- ſelben finden. Mit Rückſicht auf dieſe Anforderungen an einen culturfähigen Boden kann in demſelben eine Hauptmaſſe das Bodenſkelet 2) von den meiſt in geringerer Menge vorhandenen Bodennährſtoffen unterſchieden werden. Außer den genannten Bodenbeſtandtheilen kommen dann noch in jedem culturfähigen Boden Waſſer und in den Bodenzwiſchenräumen gasförmige Stoffe, die Bodenluft, vor. Die einzelnen Theile des Bodenſkeletes ſind keine Pflanzennährſtoffe, ſondern dienen nur als Träger oder Behälter für dieſe. Sie bedingen durch ihre Beſchaffen- heit vorzugsweiſe die phyſikaliſchen Eigenſchaften des Bodens. Die Pflanzennährſtoffe kommen entweder noch in unaufgeſchloſſenem Zuſtande als Geſteinstrümmer oder in aſſimilirbarem Zuſtande als Bodenſalze vor. Die Geſteinstrümmer zerfallen durch die Verwitterung in Theile des Bodenſkeletes und in Bodenſalze; ſie bilden daher in der Zukunft die Quelle für neue Boden- nahrung, während der Gehalt des Bodens an Salzen den Reichthum an mineraliſchen Bodennährſtoffen in der Gegenwart ausmacht. Die Lehre vom Boden hat im Verlaufe der Zeit mannigfache Aenderungen erfahren, welche im innigen Zuſammenhange mit dem jeweiligen Stande der Lehre von der Pflanzen- ernährung ſtehen. In früheſter Zeit galt der Boden nur als Standort, während das Waſſer allein zur Pflanzenernährung ausreichen ſollte. Weiterhin wurde auch dem Boden ſelbſt ein Einfluß auf die Ernährung eingeräumt, indem Bernard Paliſſy von Chappelle- Biron (1499) deſſen Gehalt an löslichen Bodenſalzen als für ſeine Fruchtbarkeit als 1) Für ein eingehenderes Studium der Bodenkunde (Agrologie) empfehlen ſich Dr. F. Senſt, Der Steinſchutt und Erdboden. Berlin 1867; Dr. H. Girard, Grundlagen der Bodenkunde. Halle 1867; F. A. Fallou, Pedologie od. allg. u. beſ. Bodenkunde. Dresden 1862; Dr. W. Knop, Die Bonitirung der Ackererden. Leipzig 1871. 2) Gewöhnlich werden Sand, Thon, Kalk und Humus entſprechend einer älteren Auf- faſſung als Bodengemengtheile angeführt. Da dieſe Bezeichnung der gegenwärtigen Er- kenntniß des Bodens, als Träger und Ernährer der Pflanze nicht mehr entſpricht, halten wir es für zweckmäßig, dieſelben in ihrer Geſammtheit als Bodenſkelet, im Gegenſatze zu den Geſteinstrümmern und Bodennährſtoffen, zu bezeichnen.

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Zitationshilfe: Krafft, Guido: Lehrbuch der Landwirthschaft auf wissenschaftlicher und praktischer Grundlage. Bd. 1. Berlin, 1875, S. 28. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/krafft_landwirthschaft01_1875/46>, abgerufen am 23.11.2024.