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Krafft, Guido: Lehrbuch der Landwirthschaft auf wissenschaftlicher und praktischer Grundlage. Bd. 1. Berlin, 1875.

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Die Ernte.
viele Leute, als wie zum Aufladen erforderlich sein. Vor dem Einlagern des Ge-
treides in die Scheune oder vor dem Aufsetzen in Tristen wird auf den Boden Stroh
aufgelegt, damit die Aehren nicht unmittelbar auf die Erde zu liegen kommen.

4. Das Aufbewahren der Frucht.

Bei der Aufbewahrung der eingebrachten Früchte handelt es sich darum, die-
selben vor jedem Verluste und vor dem Verderben zu schützen und so unterzubringen,
daß ihre weitere Benützung und Verarbeitung anstandslos erfolgen kann. Gewöhn-
lich wird dies durch das Unterbringen des Getreides entweder unter Dach in Scheunen,
Schuppen oder ähnlichen Gebäuderäumen, oder im Freien in sog. Mieten, Tristen,
Feimen, Schobern zu erreichen gesucht.

In gedeckten Räumen ist das Getreide jedenfalls am sichersten aufgehoben.
Verluste durch Vögelfraß, Diebstahl, selbst durch Feuer werden leichter abzuwehren
sein. Bei guter Scheunenanlage 1) wird das Einfahren, Abladen und Ausdreschen
der Frucht bequemer und unter leichterer Aufsicht auszuführen sein. Eine gute Lage
der Scheune, eine zweckmäßige Anordnung der Bansen und Tennen wird in dieser
Beziehung eine wesentliche Vereinfachung und Erleichterung der Arbeit ermöglichen.
Aus diesem Grunde findet man zuweilen bei abschüssigem Terrain die Zufahrt zur
Tenne zur Erleichterung des Abladens an der Giebelseite in halber Scheunenhöhe
angelegt. Bei der gewöhnlichen Anordnung der Tenne geht dieselbe in einer Breite
von 4.5--5.5 Meter quer oder längs durch die Scheune und zwar in einer Höhe,
welche das Einfahren des vollbeladenen Wagens gestattet. Gegen den Bansen zu
werden die Tennen 1.25 Meter hoch mit Brettern verschalt, über denselben ein
Sturzboden gelegt, damit auch der Dachraum zum Einpansen benutzt werden kann.

Als ungefährer Anhaltspunkt für den Bedarf an Scheunenraum zur Auf-
bewahrung der Ernte können folgende Zahlen dienen: für jedes Kilogramm Garben-
gewicht sind 0.016 Cubikmeter Scheunenraum erforderlich, daher für ein 125 Kilogr.
schweres Mandel zu 13 Garben Wintergetreide 2 Cubikmeter, für ein 112.5 Kilogr.
schweres Mandel Sommergetreide 1.77 Cubikmeter, im Durchschnitt per Mandel
1.89 Cubikmeter. Je 800 Mandeln beanspruchen eine Tenne und 1365 Cubikmeter
Bansenraum; sollen auf dieser Tenne die aufbewahrten 800 Mandeln rechtzeitig mit
der Hand ausgedroschen werden, so muß dieselbe wenigstens bei einer Breite von
5.5 Meter 6.6 Meter lang sein, es können dann auch im Nothfalle zwei Ernte-
wagen hintereinander stehend abgeladen werden, vorausgesetzt, daß das Scheunenthor
4.4 Meter hoch und ebenso breit ist.

Bei reicher Ernte wird man gewöhnlich nicht ausreichenden Scheunenraum be-
sitzen, da man sich bei der Kostspieligkeit desselben -- 10 Cubikmeter Raum bei
Schindeldach kosten ungefähr 20--24 Mark, 10--12 fl. -- nur für eine Mittel-
ernte vorsehen wird. In diesem Falle wird man das in der Scheune nicht unter-

1) Siehe F. Engel, Handbuch des landwirthschaftl. Bauwesens. 5. Aufl. Leipzig 1870;
F. C. Schubert, Handbuch der landw. Baukunde. 3. Aufl. Berlin 1872; F. Jummerspach,
Die landwirthschaftliche Baukunde. Wien 1860.

Die Ernte.
viele Leute, als wie zum Aufladen erforderlich ſein. Vor dem Einlagern des Ge-
treides in die Scheune oder vor dem Aufſetzen in Triſten wird auf den Boden Stroh
aufgelegt, damit die Aehren nicht unmittelbar auf die Erde zu liegen kommen.

4. Das Aufbewahren der Frucht.

Bei der Aufbewahrung der eingebrachten Früchte handelt es ſich darum, die-
ſelben vor jedem Verluſte und vor dem Verderben zu ſchützen und ſo unterzubringen,
daß ihre weitere Benützung und Verarbeitung anſtandslos erfolgen kann. Gewöhn-
lich wird dies durch das Unterbringen des Getreides entweder unter Dach in Scheunen,
Schuppen oder ähnlichen Gebäuderäumen, oder im Freien in ſog. Mieten, Triſten,
Feimen, Schobern zu erreichen geſucht.

In gedeckten Räumen iſt das Getreide jedenfalls am ſicherſten aufgehoben.
Verluſte durch Vögelfraß, Diebſtahl, ſelbſt durch Feuer werden leichter abzuwehren
ſein. Bei guter Scheunenanlage 1) wird das Einfahren, Abladen und Ausdreſchen
der Frucht bequemer und unter leichterer Aufſicht auszuführen ſein. Eine gute Lage
der Scheune, eine zweckmäßige Anordnung der Banſen und Tennen wird in dieſer
Beziehung eine weſentliche Vereinfachung und Erleichterung der Arbeit ermöglichen.
Aus dieſem Grunde findet man zuweilen bei abſchüſſigem Terrain die Zufahrt zur
Tenne zur Erleichterung des Abladens an der Giebelſeite in halber Scheunenhöhe
angelegt. Bei der gewöhnlichen Anordnung der Tenne geht dieſelbe in einer Breite
von 4.5—5.5 Meter quer oder längs durch die Scheune und zwar in einer Höhe,
welche das Einfahren des vollbeladenen Wagens geſtattet. Gegen den Banſen zu
werden die Tennen 1.25 Meter hoch mit Brettern verſchalt, über denſelben ein
Sturzboden gelegt, damit auch der Dachraum zum Einpanſen benutzt werden kann.

Als ungefährer Anhaltspunkt für den Bedarf an Scheunenraum zur Auf-
bewahrung der Ernte können folgende Zahlen dienen: für jedes Kilogramm Garben-
gewicht ſind 0.016 Cubikmeter Scheunenraum erforderlich, daher für ein 125 Kilogr.
ſchweres Mandel zu 13 Garben Wintergetreide 2 Cubikmeter, für ein 112.5 Kilogr.
ſchweres Mandel Sommergetreide 1.77 Cubikmeter, im Durchſchnitt per Mandel
1.89 Cubikmeter. Je 800 Mandeln beanſpruchen eine Tenne und 1365 Cubikmeter
Banſenraum; ſollen auf dieſer Tenne die aufbewahrten 800 Mandeln rechtzeitig mit
der Hand ausgedroſchen werden, ſo muß dieſelbe wenigſtens bei einer Breite von
5.5 Meter 6.6 Meter lang ſein, es können dann auch im Nothfalle zwei Ernte-
wagen hintereinander ſtehend abgeladen werden, vorausgeſetzt, daß das Scheunenthor
4.4 Meter hoch und ebenſo breit iſt.

Bei reicher Ernte wird man gewöhnlich nicht ausreichenden Scheunenraum be-
ſitzen, da man ſich bei der Koſtſpieligkeit deſſelben — 10 Cubikmeter Raum bei
Schindeldach koſten ungefähr 20—24 Mark, 10—12 fl. — nur für eine Mittel-
ernte vorſehen wird. In dieſem Falle wird man das in der Scheune nicht unter-

1) Siehe F. Engel, Handbuch des landwirthſchaftl. Bauweſens. 5. Aufl. Leipzig 1870;
F. C. Schubert, Handbuch der landw. Baukunde. 3. Aufl. Berlin 1872; F. Jummerspach,
Die landwirthſchaftliche Baukunde. Wien 1860.
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[271/0289] Die Ernte. viele Leute, als wie zum Aufladen erforderlich ſein. Vor dem Einlagern des Ge- treides in die Scheune oder vor dem Aufſetzen in Triſten wird auf den Boden Stroh aufgelegt, damit die Aehren nicht unmittelbar auf die Erde zu liegen kommen. 4. Das Aufbewahren der Frucht. Bei der Aufbewahrung der eingebrachten Früchte handelt es ſich darum, die- ſelben vor jedem Verluſte und vor dem Verderben zu ſchützen und ſo unterzubringen, daß ihre weitere Benützung und Verarbeitung anſtandslos erfolgen kann. Gewöhn- lich wird dies durch das Unterbringen des Getreides entweder unter Dach in Scheunen, Schuppen oder ähnlichen Gebäuderäumen, oder im Freien in ſog. Mieten, Triſten, Feimen, Schobern zu erreichen geſucht. In gedeckten Räumen iſt das Getreide jedenfalls am ſicherſten aufgehoben. Verluſte durch Vögelfraß, Diebſtahl, ſelbſt durch Feuer werden leichter abzuwehren ſein. Bei guter Scheunenanlage 1) wird das Einfahren, Abladen und Ausdreſchen der Frucht bequemer und unter leichterer Aufſicht auszuführen ſein. Eine gute Lage der Scheune, eine zweckmäßige Anordnung der Banſen und Tennen wird in dieſer Beziehung eine weſentliche Vereinfachung und Erleichterung der Arbeit ermöglichen. Aus dieſem Grunde findet man zuweilen bei abſchüſſigem Terrain die Zufahrt zur Tenne zur Erleichterung des Abladens an der Giebelſeite in halber Scheunenhöhe angelegt. Bei der gewöhnlichen Anordnung der Tenne geht dieſelbe in einer Breite von 4.5—5.5 Meter quer oder längs durch die Scheune und zwar in einer Höhe, welche das Einfahren des vollbeladenen Wagens geſtattet. Gegen den Banſen zu werden die Tennen 1.25 Meter hoch mit Brettern verſchalt, über denſelben ein Sturzboden gelegt, damit auch der Dachraum zum Einpanſen benutzt werden kann. Als ungefährer Anhaltspunkt für den Bedarf an Scheunenraum zur Auf- bewahrung der Ernte können folgende Zahlen dienen: für jedes Kilogramm Garben- gewicht ſind 0.016 Cubikmeter Scheunenraum erforderlich, daher für ein 125 Kilogr. ſchweres Mandel zu 13 Garben Wintergetreide 2 Cubikmeter, für ein 112.5 Kilogr. ſchweres Mandel Sommergetreide 1.77 Cubikmeter, im Durchſchnitt per Mandel 1.89 Cubikmeter. Je 800 Mandeln beanſpruchen eine Tenne und 1365 Cubikmeter Banſenraum; ſollen auf dieſer Tenne die aufbewahrten 800 Mandeln rechtzeitig mit der Hand ausgedroſchen werden, ſo muß dieſelbe wenigſtens bei einer Breite von 5.5 Meter 6.6 Meter lang ſein, es können dann auch im Nothfalle zwei Ernte- wagen hintereinander ſtehend abgeladen werden, vorausgeſetzt, daß das Scheunenthor 4.4 Meter hoch und ebenſo breit iſt. Bei reicher Ernte wird man gewöhnlich nicht ausreichenden Scheunenraum be- ſitzen, da man ſich bei der Koſtſpieligkeit deſſelben — 10 Cubikmeter Raum bei Schindeldach koſten ungefähr 20—24 Mark, 10—12 fl. — nur für eine Mittel- ernte vorſehen wird. In dieſem Falle wird man das in der Scheune nicht unter- 1) Siehe F. Engel, Handbuch des landwirthſchaftl. Bauweſens. 5. Aufl. Leipzig 1870; F. C. Schubert, Handbuch der landw. Baukunde. 3. Aufl. Berlin 1872; F. Jummerspach, Die landwirthſchaftliche Baukunde. Wien 1860.

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Zitationshilfe: Krafft, Guido: Lehrbuch der Landwirthschaft auf wissenschaftlicher und praktischer Grundlage. Bd. 1. Berlin, 1875, S. 271. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/krafft_landwirthschaft01_1875/289>, abgerufen am 09.11.2024.