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Krafft, Guido: Lehrbuch der Landwirthschaft auf wissenschaftlicher und praktischer Grundlage. Bd. 1. Berlin, 1875.

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Allgemeine Ackerbaulehre.
ohne es erst in Schwaden liegen zu lassen, auf Strohbänder gelegt, gebunden und
aufgestellt.

Das Binden der Garben mit Bändern meist von Roggenstroh, oder von Schilf,
Weidenruthen u. dgl., erleichtert das nachmalige Aufladen, Aufbewahren und Aus-
dreschen der Frucht. Rathsam ist es, die Strohbänder schon im Winter bei gelegener
Zeit mit der Hand oder einer einfachen Strohseilmaschine anfertigen zu lassen. Eine
Arbeiterin verfertigt in 10 Arbeitsstunden etwa 14--18 Schock Bänder, zu welchen
für jedes Schock ungefähr 11--14 Kilogr. Roggenstroh erforderlich sind. Vor der
Anwendung befeuchtet man die Strohbänder mit Wasser um sie biegsamer zu machen.
Die einzelnen Gebunde macht man nicht über 15 Kilogr. schwer, da sonst weiter-
hin die Handhabung durch ihr Gewicht erschwert wird. Je weniger trocken die
Frucht und je feuchter die Erntezeit, um so mehr muß man wegen des leichteren
Abtrocknens unter dieses Gewicht herabgehen und bei sehr feuchter Zeit, trotz Erhöhung
des Arbeitsaufwandes, nur Garben von 4--6 Kilogr. zusammenbinden. Am ent-
sprechendsten für eine leichte Handhabung und ein baldiges Austrocknen ist bei Winter-
getreide eine Garbengröße von 8--10 Kilogr., bei Sommergetreide von 7--8 Kilogr.
und bei Hülsenfrüchten von 5--6 Kilogr.

Bei günstiger Witterung genügt es, das gebundene Getreide in Prismen zu je 8--12
Garben zusammenzulegen, indem man senkrecht auf zwei mit den Aehren gegen einander

[Abbildung] Fig. 105.

Getreide-Prisma.

gelegten Garben in der, in Fig 105 ange-
gebenen Weise je 4, 3, 2 und 1 Garbe reihen-
weise querüber legt.

Für unsichere Erntezeit geeigneter als die
Prismenform ist die Aufstellung im Kreuze
Fig. 106. Bei der Herstellung derselben wer-
den zuerst zwei Garben, Aehre auf Aehre, gegen
einander gelegt und dann zwei weitere Garben
in gleicher Weise querüber in's Kreuz gelegt.
Mit vier weiteren Garbenpaaren, deren Aehren
gleichfalls übereinander greifen, werden die
Arme des Kreuzes erhöht. Zum Schlusse nimmt man eine etwas stärker gebundene Garbe,
theilt sie vom Strohband ab in vier gleiche Büschel und setzt sie derart auf das Kreuz,

[Abbildung] Fig. 106.

Getreidekreuz.

daß die Aehren zwischen den Armen des
Kreuzes herabhängen. Die aufeinander ge-
legten Aehren sind durch die nach abwärts
gerichteten Aehren der Schlußgarbe gegen
Regen geschützt. Die Körner können gut
nachreifen, und sind gegen das rasche Ver-
trocknen durch die Sonne geschützt, wodurch
sich die Gefahr des Körnerausfalles ver-
mindert Bei der geschützten Lage der Aehren
sind die Körner ebenso gegen das Aus-
schlagen durch den Wind gesichert. Das
Stroh bleibt bei diesen Kreuzen licht; bei
stärkerem Regen kann es jedoch, besonders
an den Bandstellen bedeutend durchnäßt werden. Um auch die untersten am Boden liegenden

Allgemeine Ackerbaulehre.
ohne es erſt in Schwaden liegen zu laſſen, auf Strohbänder gelegt, gebunden und
aufgeſtellt.

Das Binden der Garben mit Bändern meiſt von Roggenſtroh, oder von Schilf,
Weidenruthen u. dgl., erleichtert das nachmalige Aufladen, Aufbewahren und Aus-
dreſchen der Frucht. Rathſam iſt es, die Strohbänder ſchon im Winter bei gelegener
Zeit mit der Hand oder einer einfachen Strohſeilmaſchine anfertigen zu laſſen. Eine
Arbeiterin verfertigt in 10 Arbeitsſtunden etwa 14—18 Schock Bänder, zu welchen
für jedes Schock ungefähr 11—14 Kilogr. Roggenſtroh erforderlich ſind. Vor der
Anwendung befeuchtet man die Strohbänder mit Waſſer um ſie biegſamer zu machen.
Die einzelnen Gebunde macht man nicht über 15 Kilogr. ſchwer, da ſonſt weiter-
hin die Handhabung durch ihr Gewicht erſchwert wird. Je weniger trocken die
Frucht und je feuchter die Erntezeit, um ſo mehr muß man wegen des leichteren
Abtrocknens unter dieſes Gewicht herabgehen und bei ſehr feuchter Zeit, trotz Erhöhung
des Arbeitsaufwandes, nur Garben von 4—6 Kilogr. zuſammenbinden. Am ent-
ſprechendſten für eine leichte Handhabung und ein baldiges Austrocknen iſt bei Winter-
getreide eine Garbengröße von 8—10 Kilogr., bei Sommergetreide von 7—8 Kilogr.
und bei Hülſenfrüchten von 5—6 Kilogr.

Bei günſtiger Witterung genügt es, das gebundene Getreide in Prismen zu je 8—12
Garben zuſammenzulegen, indem man ſenkrecht auf zwei mit den Aehren gegen einander

[Abbildung] Fig. 105.

Getreide-Prisma.

gelegten Garben in der, in Fig 105 ange-
gebenen Weiſe je 4, 3, 2 und 1 Garbe reihen-
weiſe querüber legt.

Für unſichere Erntezeit geeigneter als die
Prismenform iſt die Aufſtellung im Kreuze
Fig. 106. Bei der Herſtellung derſelben wer-
den zuerſt zwei Garben, Aehre auf Aehre, gegen
einander gelegt und dann zwei weitere Garben
in gleicher Weiſe querüber in's Kreuz gelegt.
Mit vier weiteren Garbenpaaren, deren Aehren
gleichfalls übereinander greifen, werden die
Arme des Kreuzes erhöht. Zum Schluſſe nimmt man eine etwas ſtärker gebundene Garbe,
theilt ſie vom Strohband ab in vier gleiche Büſchel und ſetzt ſie derart auf das Kreuz,

[Abbildung] Fig. 106.

Getreidekreuz.

daß die Aehren zwiſchen den Armen des
Kreuzes herabhängen. Die aufeinander ge-
legten Aehren ſind durch die nach abwärts
gerichteten Aehren der Schlußgarbe gegen
Regen geſchützt. Die Körner können gut
nachreifen, und ſind gegen das raſche Ver-
trocknen durch die Sonne geſchützt, wodurch
ſich die Gefahr des Körnerausfalles ver-
mindert Bei der geſchützten Lage der Aehren
ſind die Körner ebenſo gegen das Aus-
ſchlagen durch den Wind geſichert. Das
Stroh bleibt bei dieſen Kreuzen licht; bei
ſtärkerem Regen kann es jedoch, beſonders
an den Bandſtellen bedeutend durchnäßt werden. Um auch die unterſten am Boden liegenden

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[268/0286] Allgemeine Ackerbaulehre. ohne es erſt in Schwaden liegen zu laſſen, auf Strohbänder gelegt, gebunden und aufgeſtellt. Das Binden der Garben mit Bändern meiſt von Roggenſtroh, oder von Schilf, Weidenruthen u. dgl., erleichtert das nachmalige Aufladen, Aufbewahren und Aus- dreſchen der Frucht. Rathſam iſt es, die Strohbänder ſchon im Winter bei gelegener Zeit mit der Hand oder einer einfachen Strohſeilmaſchine anfertigen zu laſſen. Eine Arbeiterin verfertigt in 10 Arbeitsſtunden etwa 14—18 Schock Bänder, zu welchen für jedes Schock ungefähr 11—14 Kilogr. Roggenſtroh erforderlich ſind. Vor der Anwendung befeuchtet man die Strohbänder mit Waſſer um ſie biegſamer zu machen. Die einzelnen Gebunde macht man nicht über 15 Kilogr. ſchwer, da ſonſt weiter- hin die Handhabung durch ihr Gewicht erſchwert wird. Je weniger trocken die Frucht und je feuchter die Erntezeit, um ſo mehr muß man wegen des leichteren Abtrocknens unter dieſes Gewicht herabgehen und bei ſehr feuchter Zeit, trotz Erhöhung des Arbeitsaufwandes, nur Garben von 4—6 Kilogr. zuſammenbinden. Am ent- ſprechendſten für eine leichte Handhabung und ein baldiges Austrocknen iſt bei Winter- getreide eine Garbengröße von 8—10 Kilogr., bei Sommergetreide von 7—8 Kilogr. und bei Hülſenfrüchten von 5—6 Kilogr. Bei günſtiger Witterung genügt es, das gebundene Getreide in Prismen zu je 8—12 Garben zuſammenzulegen, indem man ſenkrecht auf zwei mit den Aehren gegen einander [Abbildung Fig. 105. Getreide-Prisma.] gelegten Garben in der, in Fig 105 ange- gebenen Weiſe je 4, 3, 2 und 1 Garbe reihen- weiſe querüber legt. Für unſichere Erntezeit geeigneter als die Prismenform iſt die Aufſtellung im Kreuze Fig. 106. Bei der Herſtellung derſelben wer- den zuerſt zwei Garben, Aehre auf Aehre, gegen einander gelegt und dann zwei weitere Garben in gleicher Weiſe querüber in's Kreuz gelegt. Mit vier weiteren Garbenpaaren, deren Aehren gleichfalls übereinander greifen, werden die Arme des Kreuzes erhöht. Zum Schluſſe nimmt man eine etwas ſtärker gebundene Garbe, theilt ſie vom Strohband ab in vier gleiche Büſchel und ſetzt ſie derart auf das Kreuz, [Abbildung Fig. 106. Getreidekreuz.] daß die Aehren zwiſchen den Armen des Kreuzes herabhängen. Die aufeinander ge- legten Aehren ſind durch die nach abwärts gerichteten Aehren der Schlußgarbe gegen Regen geſchützt. Die Körner können gut nachreifen, und ſind gegen das raſche Ver- trocknen durch die Sonne geſchützt, wodurch ſich die Gefahr des Körnerausfalles ver- mindert Bei der geſchützten Lage der Aehren ſind die Körner ebenſo gegen das Aus- ſchlagen durch den Wind geſichert. Das Stroh bleibt bei dieſen Kreuzen licht; bei ſtärkerem Regen kann es jedoch, beſonders an den Bandſtellen bedeutend durchnäßt werden. Um auch die unterſten am Boden liegenden

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Zitationshilfe: Krafft, Guido: Lehrbuch der Landwirthschaft auf wissenschaftlicher und praktischer Grundlage. Bd. 1. Berlin, 1875, S. 268. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/krafft_landwirthschaft01_1875/286>, abgerufen am 22.11.2024.