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Krafft, Guido: Lehrbuch der Landwirthschaft auf wissenschaftlicher und praktischer Grundlage. Bd. 1. Berlin, 1875.

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Die Ernte.
Flächen bedient man sich statt der Sense der Grasmähemaschine, welche je nach ihrer
Mähbreite von 1.5--2 Meter 3.5--4.6 Hectar täglich abzumähen vermag.

An Grünfutter wird man auf einmal nur so viel mähen, als man gut in einem
Tage zur Fütterung der Thiere verbrauchen kann. Für Sonn- und Feiertage wird
man jedoch eine entsprechende Menge an Grünfutter in Vorrath mähen. Um es
frisch zu erhalten legt man dasselbe an einem schattigen Orte auf ein luftiges Latten-
gerüst. Derartige Lattengerüste bewähren sich auch zur Erhaltung eines naß ein-
gebrachten, oder eines sehr jungen Grünfutters. Zur Aufbewahrung des Grünfutters
benöthigt man für 100 Kilogr. Klee, Mischling etc. 0.75--1 Cubikmeter, für eine
Fuhre zu 800 Kilogr. 6--8 Cubikmeter.

2. Die Dürrheubereitung.

Die Güte des Heues hängt nicht allein von der richtigen Wahl des Ernte-
zeitpunktes, sondern auch von der gelungenen Werbung und Einbringung ab. Bei
derselben hat man sich gegenwärtig zu halten, daß die Bildung des Heues vorzugs-
weise auf die durch die Verdunstung herbeigeführte Verminderung des Vegetations-
wassers der grünen Pflanzen bis auf 14--15 % beruht. Je ungehinderter und
schneller diese Verdunstung des Wassers vor sich gehen kann, um so weniger Ver-
luste an Nährstoffen können eintreten. Heu, welches während der Ernte mehrfach
vom Regen durchnäßt und dann von der Sonne gebleicht wird, büßt nicht nur seinen
aromatischen Geruch ein, sondern verliert auch einen erheblichen Theil seiner werth-
vollen löslichen Nährstoffe.

Gut eingebrachtes Wiesenheu enthält z. B. nach Stöckhardt 62 %, durch 10 Tage
mehrfach beregnetes nur mehr 56 % Gesammtnährstoffe; gut eingebrachtes Kleeheu 51 %,
durchnäßtes nur 39 % Nährstoffe. Bayer 1) fand im Wundkleeheu:

[Tabelle]

Außer den Verlusten durch die Ungunst der Witterung können noch weitere
Verluste während der Heuwerbung, besonders des Rothkleeheues, durch Abbröckeln
der schnell dürr werdenden Blätter und feineren Stengeltheile eintreten. Wie be-
deutend diese Verluste sein können, geht daraus hervor, daß bei diesen Pflanzen die
Blätter, welche überdies noch viel reicher an Nährstoffen als die Stengel und Halme
sind, mindestens den vierten Theil, wenn nicht die Hälfte der gesammten Erntemasse
ausmachen.

Nach beiden Richtungen hat man sich durch die geeigneten Erntemethoden vor
Schaden zu bewahren. Das einfachste, aber wenig verläßliche Verfahren besteht
darin, das gemähte Futter in Schwaden so lange liegen zu lassen bis es so weit
trocken, um eingeführt werden zu können. Dasselbe kann jedoch nur in Gegenden

1) Monatsschrift der pommerischen ökonom. Gesellschaft 1867. Nr. 10 u. 11.

Die Ernte.
Flächen bedient man ſich ſtatt der Senſe der Grasmähemaſchine, welche je nach ihrer
Mähbreite von 1.5—2 Meter 3.5—4.6 Hectar täglich abzumähen vermag.

An Grünfutter wird man auf einmal nur ſo viel mähen, als man gut in einem
Tage zur Fütterung der Thiere verbrauchen kann. Für Sonn- und Feiertage wird
man jedoch eine entſprechende Menge an Grünfutter in Vorrath mähen. Um es
friſch zu erhalten legt man daſſelbe an einem ſchattigen Orte auf ein luftiges Latten-
gerüſt. Derartige Lattengerüſte bewähren ſich auch zur Erhaltung eines naß ein-
gebrachten, oder eines ſehr jungen Grünfutters. Zur Aufbewahrung des Grünfutters
benöthigt man für 100 Kilogr. Klee, Miſchling ꝛc. 0.75—1 Cubikmeter, für eine
Fuhre zu 800 Kilogr. 6—8 Cubikmeter.

2. Die Dürrheubereitung.

Die Güte des Heues hängt nicht allein von der richtigen Wahl des Ernte-
zeitpunktes, ſondern auch von der gelungenen Werbung und Einbringung ab. Bei
derſelben hat man ſich gegenwärtig zu halten, daß die Bildung des Heues vorzugs-
weiſe auf die durch die Verdunſtung herbeigeführte Verminderung des Vegetations-
waſſers der grünen Pflanzen bis auf 14—15 % beruht. Je ungehinderter und
ſchneller dieſe Verdunſtung des Waſſers vor ſich gehen kann, um ſo weniger Ver-
luſte an Nährſtoffen können eintreten. Heu, welches während der Ernte mehrfach
vom Regen durchnäßt und dann von der Sonne gebleicht wird, büßt nicht nur ſeinen
aromatiſchen Geruch ein, ſondern verliert auch einen erheblichen Theil ſeiner werth-
vollen löslichen Nährſtoffe.

Gut eingebrachtes Wieſenheu enthält z. B. nach Stöckhardt 62 %, durch 10 Tage
mehrfach beregnetes nur mehr 56 % Geſammtnährſtoffe; gut eingebrachtes Kleeheu 51 %,
durchnäßtes nur 39 % Nährſtoffe. Bayer 1) fand im Wundkleeheu:

[Tabelle]

Außer den Verluſten durch die Ungunſt der Witterung können noch weitere
Verluſte während der Heuwerbung, beſonders des Rothkleeheues, durch Abbröckeln
der ſchnell dürr werdenden Blätter und feineren Stengeltheile eintreten. Wie be-
deutend dieſe Verluſte ſein können, geht daraus hervor, daß bei dieſen Pflanzen die
Blätter, welche überdies noch viel reicher an Nährſtoffen als die Stengel und Halme
ſind, mindeſtens den vierten Theil, wenn nicht die Hälfte der geſammten Erntemaſſe
ausmachen.

Nach beiden Richtungen hat man ſich durch die geeigneten Erntemethoden vor
Schaden zu bewahren. Das einfachſte, aber wenig verläßliche Verfahren beſteht
darin, das gemähte Futter in Schwaden ſo lange liegen zu laſſen bis es ſo weit
trocken, um eingeführt werden zu können. Daſſelbe kann jedoch nur in Gegenden

1) Monatsſchrift der pommeriſchen ökonom. Geſellſchaft 1867. Nr. 10 u. 11.
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[255/0273] Die Ernte. Flächen bedient man ſich ſtatt der Senſe der Grasmähemaſchine, welche je nach ihrer Mähbreite von 1.5—2 Meter 3.5—4.6 Hectar täglich abzumähen vermag. An Grünfutter wird man auf einmal nur ſo viel mähen, als man gut in einem Tage zur Fütterung der Thiere verbrauchen kann. Für Sonn- und Feiertage wird man jedoch eine entſprechende Menge an Grünfutter in Vorrath mähen. Um es friſch zu erhalten legt man daſſelbe an einem ſchattigen Orte auf ein luftiges Latten- gerüſt. Derartige Lattengerüſte bewähren ſich auch zur Erhaltung eines naß ein- gebrachten, oder eines ſehr jungen Grünfutters. Zur Aufbewahrung des Grünfutters benöthigt man für 100 Kilogr. Klee, Miſchling ꝛc. 0.75—1 Cubikmeter, für eine Fuhre zu 800 Kilogr. 6—8 Cubikmeter. 2. Die Dürrheubereitung. Die Güte des Heues hängt nicht allein von der richtigen Wahl des Ernte- zeitpunktes, ſondern auch von der gelungenen Werbung und Einbringung ab. Bei derſelben hat man ſich gegenwärtig zu halten, daß die Bildung des Heues vorzugs- weiſe auf die durch die Verdunſtung herbeigeführte Verminderung des Vegetations- waſſers der grünen Pflanzen bis auf 14—15 % beruht. Je ungehinderter und ſchneller dieſe Verdunſtung des Waſſers vor ſich gehen kann, um ſo weniger Ver- luſte an Nährſtoffen können eintreten. Heu, welches während der Ernte mehrfach vom Regen durchnäßt und dann von der Sonne gebleicht wird, büßt nicht nur ſeinen aromatiſchen Geruch ein, ſondern verliert auch einen erheblichen Theil ſeiner werth- vollen löslichen Nährſtoffe. Gut eingebrachtes Wieſenheu enthält z. B. nach Stöckhardt 62 %, durch 10 Tage mehrfach beregnetes nur mehr 56 % Geſammtnährſtoffe; gut eingebrachtes Kleeheu 51 %, durchnäßtes nur 39 % Nährſtoffe. Bayer 1) fand im Wundkleeheu: Außer den Verluſten durch die Ungunſt der Witterung können noch weitere Verluſte während der Heuwerbung, beſonders des Rothkleeheues, durch Abbröckeln der ſchnell dürr werdenden Blätter und feineren Stengeltheile eintreten. Wie be- deutend dieſe Verluſte ſein können, geht daraus hervor, daß bei dieſen Pflanzen die Blätter, welche überdies noch viel reicher an Nährſtoffen als die Stengel und Halme ſind, mindeſtens den vierten Theil, wenn nicht die Hälfte der geſammten Erntemaſſe ausmachen. Nach beiden Richtungen hat man ſich durch die geeigneten Erntemethoden vor Schaden zu bewahren. Das einfachſte, aber wenig verläßliche Verfahren beſteht darin, das gemähte Futter in Schwaden ſo lange liegen zu laſſen bis es ſo weit trocken, um eingeführt werden zu können. Daſſelbe kann jedoch nur in Gegenden 1) Monatsſchrift der pommeriſchen ökonom. Geſellſchaft 1867. Nr. 10 u. 11.

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Zitationshilfe: Krafft, Guido: Lehrbuch der Landwirthschaft auf wissenschaftlicher und praktischer Grundlage. Bd. 1. Berlin, 1875, S. 255. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/krafft_landwirthschaft01_1875/273>, abgerufen am 22.12.2024.