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Krafft, Guido: Lehrbuch der Landwirthschaft auf wissenschaftlicher und praktischer Grundlage. Bd. 1. Berlin, 1875.

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Die Ernte.
gleichen Schutzes werth sind die nicht weniger nützlichen Fledermäuse, der Maulwurf,
die Spitzmäuse, der Igel, das Wiesel, alle Amphibien, besonders Nattern, Eidechsen,
Frösche und Kröten. Als weitere Vorbeugungsmittel sind anzusehen die Wahl der
Saatzeit, der Bestellungsart, und der Fruchtfolge mit Rücksicht auf die Lebensweise des
zu fürchtenden, Pflanzenfeindes und das Reinhalten des Bodens von Unkraut., welches
jenem zur Brutstätte dienen könnte. Mit viel weniger Erfolg als durch Schonung
und Hegung der nützlichen Thiere kann der Landwirth durch unmittelbares Vertilgen
der Pflanzenfeinde und ihrer Brut gegen diese ankämpfen. Die Vertilgung durch
Einsammeln und Tödten des Thieres und seiner Brut wird jedoch nur dann ein
günstiges Ergebniß liefern wenn dieselbe gleich beim ersten Auftreten des schädlichen
Thieres möglichst allgemein und unverdrossen zur Ausführung gelangt.

IX.
Die Ernte.

Ehe die Erntezeit heranrückt, sind die nöthigen Vorbereitungen für dieselbe zu
machen. Besondere Fürsorge verdient die Beschaffung der nöthigen Arbeitskräfte.
Bei größerem Bedarfe an Erntearbeitern wird es zweckmäßig sein, schon im Früh-
jahre von auswärts fremde Schnitter und Schnittarbeiter in der erforderlichen An-
zahl für die Erntezeit heranzuziehen und vertragsmäßig zu verpflichten. Ebenso wird
mit dem Herannahen der Erntezeit das Zugvieh in den Stand zu setzen und das
vorhandene durch Futterzulagen für die vermehrte Arbeit während der Erntezeit
zu kräftigen sein. Erntewägen, Erntemaschinen und sonstige Erntegeräthe, wie
Sensen, Sicheln, Rechen, Erntetücher etc. werden zusammenzurichten, Fehlendes zu
ergänzen sein. Scheunen und sonstige Vorrathsräume, wie Feimenplätze, Miethen etc.
sind auszuputzen und überhaupt in Ordnung zu bringen. Den Winter vorher wird
sich häufig genug Zeit finden lassen, um auch den nöthigen Bedarf an Strohbändern
in Vorrath zu erhalten. Je umsichtiger und umfassender alle derartigen Vorberei-
tungen getroffen werden, um so leichter wird die Ernte abzuwickeln sein. Es empfiehlt
sich daher eher ein Zuviel als ein Zuwenig zu thun, da ein Versäumniß häufig
mit der empfindlichsten Störung der Erntearbeiten und in Folge dessen oft mit der
erheblichsten Schädigung des Ernteerfolges verbunden ist.

Zu welchem Zeitpunkte die Ernte selbst in Angriff genommen werden und welches
Verfahren dabei zur Anwendung gelangen soll, richtet sich sowohl nach den ge-
troffenen Vorbereitungen als auch in hervorragendster Weise nach dem Reifezustande
der Frucht, der Beschaffenheit der Witterung und der Anzahl der zur Verfügung
stehenden Arbeiter.

Im Allgemeinen ist mit Bezug auf den Reifezustand der geeignetste Ernte-
zeitpunkt dann eingetreten, wenn die abzuerntende Pflanze oder die zu ge-
winnenden Pflanzentheile die für ihre weitere Verwendung entsprechendste Ausbildung
erlangt haben.

Die Ernte.
gleichen Schutzes werth ſind die nicht weniger nützlichen Fledermäuſe, der Maulwurf,
die Spitzmäuſe, der Igel, das Wieſel, alle Amphibien, beſonders Nattern, Eidechſen,
Fröſche und Kröten. Als weitere Vorbeugungsmittel ſind anzuſehen die Wahl der
Saatzeit, der Beſtellungsart, und der Fruchtfolge mit Rückſicht auf die Lebensweiſe des
zu fürchtenden, Pflanzenfeindes und das Reinhalten des Bodens von Unkraut., welches
jenem zur Brutſtätte dienen könnte. Mit viel weniger Erfolg als durch Schonung
und Hegung der nützlichen Thiere kann der Landwirth durch unmittelbares Vertilgen
der Pflanzenfeinde und ihrer Brut gegen dieſe ankämpfen. Die Vertilgung durch
Einſammeln und Tödten des Thieres und ſeiner Brut wird jedoch nur dann ein
günſtiges Ergebniß liefern wenn dieſelbe gleich beim erſten Auftreten des ſchädlichen
Thieres möglichſt allgemein und unverdroſſen zur Ausführung gelangt.

IX.
Die Ernte.

Ehe die Erntezeit heranrückt, ſind die nöthigen Vorbereitungen für dieſelbe zu
machen. Beſondere Fürſorge verdient die Beſchaffung der nöthigen Arbeitskräfte.
Bei größerem Bedarfe an Erntearbeitern wird es zweckmäßig ſein, ſchon im Früh-
jahre von auswärts fremde Schnitter und Schnittarbeiter in der erforderlichen An-
zahl für die Erntezeit heranzuziehen und vertragsmäßig zu verpflichten. Ebenſo wird
mit dem Herannahen der Erntezeit das Zugvieh in den Stand zu ſetzen und das
vorhandene durch Futterzulagen für die vermehrte Arbeit während der Erntezeit
zu kräftigen ſein. Erntewägen, Erntemaſchinen und ſonſtige Erntegeräthe, wie
Senſen, Sicheln, Rechen, Erntetücher ꝛc. werden zuſammenzurichten, Fehlendes zu
ergänzen ſein. Scheunen und ſonſtige Vorrathsräume, wie Feimenplätze, Miethen ꝛc.
ſind auszuputzen und überhaupt in Ordnung zu bringen. Den Winter vorher wird
ſich häufig genug Zeit finden laſſen, um auch den nöthigen Bedarf an Strohbändern
in Vorrath zu erhalten. Je umſichtiger und umfaſſender alle derartigen Vorberei-
tungen getroffen werden, um ſo leichter wird die Ernte abzuwickeln ſein. Es empfiehlt
ſich daher eher ein Zuviel als ein Zuwenig zu thun, da ein Verſäumniß häufig
mit der empfindlichſten Störung der Erntearbeiten und in Folge deſſen oft mit der
erheblichſten Schädigung des Ernteerfolges verbunden iſt.

Zu welchem Zeitpunkte die Ernte ſelbſt in Angriff genommen werden und welches
Verfahren dabei zur Anwendung gelangen ſoll, richtet ſich ſowohl nach den ge-
troffenen Vorbereitungen als auch in hervorragendſter Weiſe nach dem Reifezuſtande
der Frucht, der Beſchaffenheit der Witterung und der Anzahl der zur Verfügung
ſtehenden Arbeiter.

Im Allgemeinen iſt mit Bezug auf den Reifezuſtand der geeignetſte Ernte-
zeitpunkt dann eingetreten, wenn die abzuerntende Pflanze oder die zu ge-
winnenden Pflanzentheile die für ihre weitere Verwendung entſprechendſte Ausbildung
erlangt haben.

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[245/0263] Die Ernte. gleichen Schutzes werth ſind die nicht weniger nützlichen Fledermäuſe, der Maulwurf, die Spitzmäuſe, der Igel, das Wieſel, alle Amphibien, beſonders Nattern, Eidechſen, Fröſche und Kröten. Als weitere Vorbeugungsmittel ſind anzuſehen die Wahl der Saatzeit, der Beſtellungsart, und der Fruchtfolge mit Rückſicht auf die Lebensweiſe des zu fürchtenden, Pflanzenfeindes und das Reinhalten des Bodens von Unkraut., welches jenem zur Brutſtätte dienen könnte. Mit viel weniger Erfolg als durch Schonung und Hegung der nützlichen Thiere kann der Landwirth durch unmittelbares Vertilgen der Pflanzenfeinde und ihrer Brut gegen dieſe ankämpfen. Die Vertilgung durch Einſammeln und Tödten des Thieres und ſeiner Brut wird jedoch nur dann ein günſtiges Ergebniß liefern wenn dieſelbe gleich beim erſten Auftreten des ſchädlichen Thieres möglichſt allgemein und unverdroſſen zur Ausführung gelangt. IX. Die Ernte. Ehe die Erntezeit heranrückt, ſind die nöthigen Vorbereitungen für dieſelbe zu machen. Beſondere Fürſorge verdient die Beſchaffung der nöthigen Arbeitskräfte. Bei größerem Bedarfe an Erntearbeitern wird es zweckmäßig ſein, ſchon im Früh- jahre von auswärts fremde Schnitter und Schnittarbeiter in der erforderlichen An- zahl für die Erntezeit heranzuziehen und vertragsmäßig zu verpflichten. Ebenſo wird mit dem Herannahen der Erntezeit das Zugvieh in den Stand zu ſetzen und das vorhandene durch Futterzulagen für die vermehrte Arbeit während der Erntezeit zu kräftigen ſein. Erntewägen, Erntemaſchinen und ſonſtige Erntegeräthe, wie Senſen, Sicheln, Rechen, Erntetücher ꝛc. werden zuſammenzurichten, Fehlendes zu ergänzen ſein. Scheunen und ſonſtige Vorrathsräume, wie Feimenplätze, Miethen ꝛc. ſind auszuputzen und überhaupt in Ordnung zu bringen. Den Winter vorher wird ſich häufig genug Zeit finden laſſen, um auch den nöthigen Bedarf an Strohbändern in Vorrath zu erhalten. Je umſichtiger und umfaſſender alle derartigen Vorberei- tungen getroffen werden, um ſo leichter wird die Ernte abzuwickeln ſein. Es empfiehlt ſich daher eher ein Zuviel als ein Zuwenig zu thun, da ein Verſäumniß häufig mit der empfindlichſten Störung der Erntearbeiten und in Folge deſſen oft mit der erheblichſten Schädigung des Ernteerfolges verbunden iſt. Zu welchem Zeitpunkte die Ernte ſelbſt in Angriff genommen werden und welches Verfahren dabei zur Anwendung gelangen ſoll, richtet ſich ſowohl nach den ge- troffenen Vorbereitungen als auch in hervorragendſter Weiſe nach dem Reifezuſtande der Frucht, der Beſchaffenheit der Witterung und der Anzahl der zur Verfügung ſtehenden Arbeiter. Im Allgemeinen iſt mit Bezug auf den Reifezuſtand der geeignetſte Ernte- zeitpunkt dann eingetreten, wenn die abzuerntende Pflanze oder die zu ge- winnenden Pflanzentheile die für ihre weitere Verwendung entſprechendſte Ausbildung erlangt haben.

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Zitationshilfe: Krafft, Guido: Lehrbuch der Landwirthschaft auf wissenschaftlicher und praktischer Grundlage. Bd. 1. Berlin, 1875, S. 245. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/krafft_landwirthschaft01_1875/263>, abgerufen am 21.11.2024.