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Krafft, Guido: Lehrbuch der Landwirthschaft auf wissenschaftlicher und praktischer Grundlage. Bd. 1. Berlin, 1875.

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Allgemeine Ackerbaulehre.
Pers., Pucc. straminis de By. und Pucc. coronata Corda) gebildet werden.
Tritt die Rostkrankheit sehr heftig auf, so zwar, daß die Pflanzen wie mit Rost
überzogen erscheinen, so leidet nicht nur das Stroh, welches für die Fütterung un-
tauglich wird, sondern auch die Körnerbildung der Pflanze. Die Teleutosporen
von Pucc. graminis bilden auf den Blättern von (Berberis vulgaris L.) Berbe-
ritzenstrauch zwei Fruchtformen, die Spermagonien und Aecidien. Die Aecidiensporen
keimen auf dem Grasblatte und bilden dort ein Mycelium (Lager) des Rostes,
welches in seiner weiteren Entwickelung zur Fortpflanzung des Pilzes während des
Sommers Stylosporen und zur Fortpflanzung über den Winter die erwähnten Teleuto-
sporne ausbildet. Die Verbreitung des Rostes durch die Aecidiensporen wird
wenigstens hintangehalten, wenn alle in der Nähe der Getreidefelder vorkommenden
Berberitzensträucher ausgerottet werden. Einen ähnlichen Generationswechsel machen
die beiden anderen Rostpilzarten auf der Ochsenzunge (Anchusa officinalis L.) und
resp. auf den Blättern des Kreuzdornes (Rhamnus cathartica L.) durch.

Gegen andere Pilzkrankheiten, wie gegen die Kartoffelkrankheit, welche durch
den Kartoffelpilz (Peronospora infestans de By.) hervorgebracht wird, den Staub-
oder Flugbrand (Ustilago Carbo Tul.), das Mutterkorn, besonders bei dem
Roggen (Claviceps purpurea Tul.) etc., ist es bisher nicht gelungen, erfolgreich zu
Felde zu ziehen Der Landwirth muß sich hier darauf beschränken, durch sorgfältige
Auswahl von gesundem Saatgute, durch aufmerksame, sachgemäße Pflege während des
Wachsthumes der Pflanzen eine möglichst normale Entwickelung der Culturgewächse zu
befördern, um dieselben widerstandsfähiger gegen die Angriffe der Pilze zu machen.

4. Die Abwehr schädlicher Thiere.

Zu den vielen schädlichen Einflüssen, welchen unsere Culturpflanzen während
ihrer Vegetation ausgesetzt sind, kommen schließlich noch die Angriffe durch die
verschiedenartigsten Thiere 1). Die Vorbeugungs- und Vertilgungsmittel zur
Beseitigung dieser schädlichen Thiere richten sich nach der verschiedenen Natur der
Pflanze und ihres Feindes, sie können daher erst bei der besonderen Cultur jeder
Pflanze angeführt werden. Im Allgemeinen sei erwähnt, daß das sicherste Mittel
zur Vorbeugung des Insectenschadens der Schutz aller jener Thiere ist, welche mit
ihrer Nahrung auf die Insecten angewiesen sind. Den hervorragendsten Platz in
dieser Beziehung nehmen die Vögel ein, von deren Wirksamkeit im Vertilgen schäd-
licher Insecten Tschudi sagt: "die Vögel verrichten eine Arbeit, welche Millionen
Menschenhände nicht halb so gut und vollständig ausführen würden." Man sorge
daher nicht nur für einen ausreichenden Schutz der nützlichen Vögel, sondern auch
für die genügende Anzahl von Nist- oder Brutkästen an geeigneten Bäumen. Eines

1) Aus der umfangreichen Literatur über die schädlichen Thiere empfehlen wir: Dr. H.
Nördlinger, Die kleinen Feinde der Landwirthschaft. 2. Aufl. Stuttgart 1869; Dr. E. L.
Taschenberg, Naturgeschichte der wirbellosen Thiere. Leipzig 1865; Gustav Künstler,
Die unseren Culturpflanzen schädlichen Insecten. Wien 1871; Gloger, Die nützlichsten
Freunde der Land- und Forstwirthschaft unter den Thieren. 5. Aufl. Berlin 1863.

Allgemeine Ackerbaulehre.
Pers., Pucc. straminis de By. und Pucc. coronata Corda) gebildet werden.
Tritt die Roſtkrankheit ſehr heftig auf, ſo zwar, daß die Pflanzen wie mit Roſt
überzogen erſcheinen, ſo leidet nicht nur das Stroh, welches für die Fütterung un-
tauglich wird, ſondern auch die Körnerbildung der Pflanze. Die Teleutoſporen
von Pucc. graminis bilden auf den Blättern von (Berberis vulgaris L.) Berbe-
ritzenſtrauch zwei Fruchtformen, die Spermagonien und Aecidien. Die Aecidienſporen
keimen auf dem Grasblatte und bilden dort ein Mycelium (Lager) des Roſtes,
welches in ſeiner weiteren Entwickelung zur Fortpflanzung des Pilzes während des
Sommers Styloſporen und zur Fortpflanzung über den Winter die erwähnten Teleuto-
ſporne ausbildet. Die Verbreitung des Roſtes durch die Aecidienſporen wird
wenigſtens hintangehalten, wenn alle in der Nähe der Getreidefelder vorkommenden
Berberitzenſträucher ausgerottet werden. Einen ähnlichen Generationswechſel machen
die beiden anderen Roſtpilzarten auf der Ochſenzunge (Anchusa officinalis L.) und
reſp. auf den Blättern des Kreuzdornes (Rhamnus cathartica L.) durch.

Gegen andere Pilzkrankheiten, wie gegen die Kartoffelkrankheit, welche durch
den Kartoffelpilz (Peronospora infestans de By.) hervorgebracht wird, den Staub-
oder Flugbrand (Ustilago Carbo Tul.), das Mutterkorn, beſonders bei dem
Roggen (Claviceps purpurea Tul.) ꝛc., iſt es bisher nicht gelungen, erfolgreich zu
Felde zu ziehen Der Landwirth muß ſich hier darauf beſchränken, durch ſorgfältige
Auswahl von geſundem Saatgute, durch aufmerkſame, ſachgemäße Pflege während des
Wachsthumes der Pflanzen eine möglichſt normale Entwickelung der Culturgewächſe zu
befördern, um dieſelben widerſtandsfähiger gegen die Angriffe der Pilze zu machen.

4. Die Abwehr ſchädlicher Thiere.

Zu den vielen ſchädlichen Einflüſſen, welchen unſere Culturpflanzen während
ihrer Vegetation ausgeſetzt ſind, kommen ſchließlich noch die Angriffe durch die
verſchiedenartigſten Thiere 1). Die Vorbeugungs- und Vertilgungsmittel zur
Beſeitigung dieſer ſchädlichen Thiere richten ſich nach der verſchiedenen Natur der
Pflanze und ihres Feindes, ſie können daher erſt bei der beſonderen Cultur jeder
Pflanze angeführt werden. Im Allgemeinen ſei erwähnt, daß das ſicherſte Mittel
zur Vorbeugung des Inſectenſchadens der Schutz aller jener Thiere iſt, welche mit
ihrer Nahrung auf die Inſecten angewieſen ſind. Den hervorragendſten Platz in
dieſer Beziehung nehmen die Vögel ein, von deren Wirkſamkeit im Vertilgen ſchäd-
licher Inſecten Tſchudi ſagt: „die Vögel verrichten eine Arbeit, welche Millionen
Menſchenhände nicht halb ſo gut und vollſtändig ausführen würden.“ Man ſorge
daher nicht nur für einen ausreichenden Schutz der nützlichen Vögel, ſondern auch
für die genügende Anzahl von Niſt- oder Brutkäſten an geeigneten Bäumen. Eines

1) Aus der umfangreichen Literatur über die ſchädlichen Thiere empfehlen wir: Dr. H.
Nördlinger, Die kleinen Feinde der Landwirthſchaft. 2. Aufl. Stuttgart 1869; Dr. E. L.
Taſchenberg, Naturgeſchichte der wirbelloſen Thiere. Leipzig 1865; Guſtav Künſtler,
Die unſeren Culturpflanzen ſchädlichen Inſecten. Wien 1871; Gloger, Die nützlichſten
Freunde der Land- und Forſtwirthſchaft unter den Thieren. 5. Aufl. Berlin 1863.
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[244/0262] Allgemeine Ackerbaulehre. Pers., Pucc. straminis de By. und Pucc. coronata Corda) gebildet werden. Tritt die Roſtkrankheit ſehr heftig auf, ſo zwar, daß die Pflanzen wie mit Roſt überzogen erſcheinen, ſo leidet nicht nur das Stroh, welches für die Fütterung un- tauglich wird, ſondern auch die Körnerbildung der Pflanze. Die Teleutoſporen von Pucc. graminis bilden auf den Blättern von (Berberis vulgaris L.) Berbe- ritzenſtrauch zwei Fruchtformen, die Spermagonien und Aecidien. Die Aecidienſporen keimen auf dem Grasblatte und bilden dort ein Mycelium (Lager) des Roſtes, welches in ſeiner weiteren Entwickelung zur Fortpflanzung des Pilzes während des Sommers Styloſporen und zur Fortpflanzung über den Winter die erwähnten Teleuto- ſporne ausbildet. Die Verbreitung des Roſtes durch die Aecidienſporen wird wenigſtens hintangehalten, wenn alle in der Nähe der Getreidefelder vorkommenden Berberitzenſträucher ausgerottet werden. Einen ähnlichen Generationswechſel machen die beiden anderen Roſtpilzarten auf der Ochſenzunge (Anchusa officinalis L.) und reſp. auf den Blättern des Kreuzdornes (Rhamnus cathartica L.) durch. Gegen andere Pilzkrankheiten, wie gegen die Kartoffelkrankheit, welche durch den Kartoffelpilz (Peronospora infestans de By.) hervorgebracht wird, den Staub- oder Flugbrand (Ustilago Carbo Tul.), das Mutterkorn, beſonders bei dem Roggen (Claviceps purpurea Tul.) ꝛc., iſt es bisher nicht gelungen, erfolgreich zu Felde zu ziehen Der Landwirth muß ſich hier darauf beſchränken, durch ſorgfältige Auswahl von geſundem Saatgute, durch aufmerkſame, ſachgemäße Pflege während des Wachsthumes der Pflanzen eine möglichſt normale Entwickelung der Culturgewächſe zu befördern, um dieſelben widerſtandsfähiger gegen die Angriffe der Pilze zu machen. 4. Die Abwehr ſchädlicher Thiere. Zu den vielen ſchädlichen Einflüſſen, welchen unſere Culturpflanzen während ihrer Vegetation ausgeſetzt ſind, kommen ſchließlich noch die Angriffe durch die verſchiedenartigſten Thiere 1). Die Vorbeugungs- und Vertilgungsmittel zur Beſeitigung dieſer ſchädlichen Thiere richten ſich nach der verſchiedenen Natur der Pflanze und ihres Feindes, ſie können daher erſt bei der beſonderen Cultur jeder Pflanze angeführt werden. Im Allgemeinen ſei erwähnt, daß das ſicherſte Mittel zur Vorbeugung des Inſectenſchadens der Schutz aller jener Thiere iſt, welche mit ihrer Nahrung auf die Inſecten angewieſen ſind. Den hervorragendſten Platz in dieſer Beziehung nehmen die Vögel ein, von deren Wirkſamkeit im Vertilgen ſchäd- licher Inſecten Tſchudi ſagt: „die Vögel verrichten eine Arbeit, welche Millionen Menſchenhände nicht halb ſo gut und vollſtändig ausführen würden.“ Man ſorge daher nicht nur für einen ausreichenden Schutz der nützlichen Vögel, ſondern auch für die genügende Anzahl von Niſt- oder Brutkäſten an geeigneten Bäumen. Eines 1) Aus der umfangreichen Literatur über die ſchädlichen Thiere empfehlen wir: Dr. H. Nördlinger, Die kleinen Feinde der Landwirthſchaft. 2. Aufl. Stuttgart 1869; Dr. E. L. Taſchenberg, Naturgeſchichte der wirbelloſen Thiere. Leipzig 1865; Guſtav Künſtler, Die unſeren Culturpflanzen ſchädlichen Inſecten. Wien 1871; Gloger, Die nützlichſten Freunde der Land- und Forſtwirthſchaft unter den Thieren. 5. Aufl. Berlin 1863.

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Zitationshilfe: Krafft, Guido: Lehrbuch der Landwirthschaft auf wissenschaftlicher und praktischer Grundlage. Bd. 1. Berlin, 1875, S. 244. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/krafft_landwirthschaft01_1875/262>, abgerufen am 09.11.2024.