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Krafft, Guido: Lehrbuch der Landwirthschaft auf wissenschaftlicher und praktischer Grundlage. Bd. 1. Berlin, 1875.

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Die Pflege.
die Getreidepflanzen nicht vollkommen aus, werden nothreif, wodurch zwar das Stroh
einen größeren Nährwerth gewinnt, aber der Körnerertrag bedeutend geschmälert wird,
da besonders anhaltende Dürre verhindert, daß die in den Wurzeln, Halmen,
Blättern aufgespeicherten Nährstoffe zur Ausbildung der Körner verwendet werden,
daher im Stroh zurückbleiben. Aehnliches gilt von den Zuckerrüben, deren Wachs-
thum in einem trockenen Herbste vorzeitig zum Stillstande kommt, so zwar, daß die
Zuckerbildung in den Rübenwurzeln gehemmt wird. Am meisten wird durch zu
trockene Witterung das Wachsthum der grasartigen Pflanzen beeinträchtigt. Gegen
trockene Witterung kann nur die Bewässerung Abhilfe gewähren. Auf bindigem
Boden läßt sich eine Conservirung der Feuchte durch Abwalzen, auf lockerem Boden
durch oberflächliches Abeggen erzielen. Felder, die mit Bäumen bepflanzt oder die
in der Nähe von ausgedehnteren Baumgruppen oder Wäldern liegen, werden ebenso
wie gedüngte, in guter Cultur stehende Ackerländereien unter übrigens gleichen Um-
ständen viel weniger von der Trockene zu leiden haben, als baumlose, ungedüngte und
verwahrloste Felder.

Nach Untersuchungen von Ebermayer 1) beträgt die Menge des in einzelnen Jahres-
zeiten (im Mittel sämmtlicher Beobachtungen von 1868/69) in verschiedenen Tiefen in den
Ackerboden, streulosen und streubedeckten Waldboden eingedrungenen Wassers in Procenten
der gefallenen Regen und Schneemenge:

[Tabelle]

Außer Schnee, Frost, Regen, Trockene kann auch der Wind den Culturpflanzen
verderblich werden. Bei Pflanzen, deren nutzbarer Theil die Blätter sind, wie
z. B. Tabak, macht der Wind durch Zerreißen die Blätter unbrauchbar, so zwar,
daß in sehr dem Winde ausgesetzten Oertlichkeiten die Cultur derartiger Blattpflanzen
aufgegeben werden muß. Bei manchen Pflanzen, z. B. beim Mais, kann es vor-
kommen, daß die Blätter durch den Wind abgedreht oder daß die Pflanzen wie bei
jungen, auf sandigem Boden gebauten Getreidepflanzen verweht oder aus dem Boden
herausgerissen werden. Im letzteren Falle empfiehlt sich ein Abwalzen des Feldes,
um die Pflanzen wieder an den Boden anzudrücken. Den ausgiebigsten Schutz gegen
die Heftigkeit der Winde vermögen nur Hecken- und ähnliche Baumpflanzungen zu
gewähren.

1) Ebermayer, Die physik. Einwirkungen des Waldes auf Luft und Boden. Aschaffen-
burg 1873.

Die Pflege.
die Getreidepflanzen nicht vollkommen aus, werden nothreif, wodurch zwar das Stroh
einen größeren Nährwerth gewinnt, aber der Körnerertrag bedeutend geſchmälert wird,
da beſonders anhaltende Dürre verhindert, daß die in den Wurzeln, Halmen,
Blättern aufgeſpeicherten Nährſtoffe zur Ausbildung der Körner verwendet werden,
daher im Stroh zurückbleiben. Aehnliches gilt von den Zuckerrüben, deren Wachs-
thum in einem trockenen Herbſte vorzeitig zum Stillſtande kommt, ſo zwar, daß die
Zuckerbildung in den Rübenwurzeln gehemmt wird. Am meiſten wird durch zu
trockene Witterung das Wachsthum der grasartigen Pflanzen beeinträchtigt. Gegen
trockene Witterung kann nur die Bewäſſerung Abhilfe gewähren. Auf bindigem
Boden läßt ſich eine Conſervirung der Feuchte durch Abwalzen, auf lockerem Boden
durch oberflächliches Abeggen erzielen. Felder, die mit Bäumen bepflanzt oder die
in der Nähe von ausgedehnteren Baumgruppen oder Wäldern liegen, werden ebenſo
wie gedüngte, in guter Cultur ſtehende Ackerländereien unter übrigens gleichen Um-
ſtänden viel weniger von der Trockene zu leiden haben, als baumloſe, ungedüngte und
verwahrloſte Felder.

Nach Unterſuchungen von Ebermayer 1) beträgt die Menge des in einzelnen Jahres-
zeiten (im Mittel ſämmtlicher Beobachtungen von 1868/69) in verſchiedenen Tiefen in den
Ackerboden, ſtreuloſen und ſtreubedeckten Waldboden eingedrungenen Waſſers in Procenten
der gefallenen Regen und Schneemenge:

[Tabelle]

Außer Schnee, Froſt, Regen, Trockene kann auch der Wind den Culturpflanzen
verderblich werden. Bei Pflanzen, deren nutzbarer Theil die Blätter ſind, wie
z. B. Tabak, macht der Wind durch Zerreißen die Blätter unbrauchbar, ſo zwar,
daß in ſehr dem Winde ausgeſetzten Oertlichkeiten die Cultur derartiger Blattpflanzen
aufgegeben werden muß. Bei manchen Pflanzen, z. B. beim Mais, kann es vor-
kommen, daß die Blätter durch den Wind abgedreht oder daß die Pflanzen wie bei
jungen, auf ſandigem Boden gebauten Getreidepflanzen verweht oder aus dem Boden
herausgeriſſen werden. Im letzteren Falle empfiehlt ſich ein Abwalzen des Feldes,
um die Pflanzen wieder an den Boden anzudrücken. Den ausgiebigſten Schutz gegen
die Heftigkeit der Winde vermögen nur Hecken- und ähnliche Baumpflanzungen zu
gewähren.

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burg 1873.
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[233/0251] Die Pflege. die Getreidepflanzen nicht vollkommen aus, werden nothreif, wodurch zwar das Stroh einen größeren Nährwerth gewinnt, aber der Körnerertrag bedeutend geſchmälert wird, da beſonders anhaltende Dürre verhindert, daß die in den Wurzeln, Halmen, Blättern aufgeſpeicherten Nährſtoffe zur Ausbildung der Körner verwendet werden, daher im Stroh zurückbleiben. Aehnliches gilt von den Zuckerrüben, deren Wachs- thum in einem trockenen Herbſte vorzeitig zum Stillſtande kommt, ſo zwar, daß die Zuckerbildung in den Rübenwurzeln gehemmt wird. Am meiſten wird durch zu trockene Witterung das Wachsthum der grasartigen Pflanzen beeinträchtigt. Gegen trockene Witterung kann nur die Bewäſſerung Abhilfe gewähren. Auf bindigem Boden läßt ſich eine Conſervirung der Feuchte durch Abwalzen, auf lockerem Boden durch oberflächliches Abeggen erzielen. Felder, die mit Bäumen bepflanzt oder die in der Nähe von ausgedehnteren Baumgruppen oder Wäldern liegen, werden ebenſo wie gedüngte, in guter Cultur ſtehende Ackerländereien unter übrigens gleichen Um- ſtänden viel weniger von der Trockene zu leiden haben, als baumloſe, ungedüngte und verwahrloſte Felder. Nach Unterſuchungen von Ebermayer 1) beträgt die Menge des in einzelnen Jahres- zeiten (im Mittel ſämmtlicher Beobachtungen von 1868/69) in verſchiedenen Tiefen in den Ackerboden, ſtreuloſen und ſtreubedeckten Waldboden eingedrungenen Waſſers in Procenten der gefallenen Regen und Schneemenge: Außer Schnee, Froſt, Regen, Trockene kann auch der Wind den Culturpflanzen verderblich werden. Bei Pflanzen, deren nutzbarer Theil die Blätter ſind, wie z. B. Tabak, macht der Wind durch Zerreißen die Blätter unbrauchbar, ſo zwar, daß in ſehr dem Winde ausgeſetzten Oertlichkeiten die Cultur derartiger Blattpflanzen aufgegeben werden muß. Bei manchen Pflanzen, z. B. beim Mais, kann es vor- kommen, daß die Blätter durch den Wind abgedreht oder daß die Pflanzen wie bei jungen, auf ſandigem Boden gebauten Getreidepflanzen verweht oder aus dem Boden herausgeriſſen werden. Im letzteren Falle empfiehlt ſich ein Abwalzen des Feldes, um die Pflanzen wieder an den Boden anzudrücken. Den ausgiebigſten Schutz gegen die Heftigkeit der Winde vermögen nur Hecken- und ähnliche Baumpflanzungen zu gewähren. 1) Ebermayer, Die phyſik. Einwirkungen des Waldes auf Luft und Boden. Aſchaffen- burg 1873.

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Zitationshilfe: Krafft, Guido: Lehrbuch der Landwirthschaft auf wissenschaftlicher und praktischer Grundlage. Bd. 1. Berlin, 1875, S. 233. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/krafft_landwirthschaft01_1875/251>, abgerufen am 22.11.2024.