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Krafft, Guido: Lehrbuch der Landwirthschaft auf wissenschaftlicher und praktischer Grundlage. Bd. 1. Berlin, 1875.

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Allgemeine Ackerbaulehre.
Samen. Immer mehr benöthigen der Reihe nach die Maschinendibbelsaat, die
Reihensaat, die Maschinen- und schließlich die Hand-Breitsaat.

Je tiefer kleine Samen untergebracht werden, desto weniger Körner werden
aufgehen, um so stärker muß zur Deckung dieses Ausfalles gesäet werden. Um-
gekehrt müssen bei großen Samen um so mehr genommen werden, je flacher die
Bodenbedeckung, da die Samen durch Vertrocknen und Vogelfraß leichter ver-
loren gehen.

Auch je nach dem Zwecke der Cultur wird der Same von ein und derselben
Pflanze verschieden dicht auszusäen sein. Getreide zur Gewinnung von Stroh säet
man stärker. Für die Körnergewinnung säet man am dünnsten, für die Verwendung
des Getreides zu Grünfutter am dichtesten. Runkelrüben für die Zuckerfabrication
stellt man näher als für die Futterverwendung. Gespinnstflachs säet man dichter
als Samenflachs.

Die Samenmenge wird schließlich auch noch von den äußeren Vegetations-
bedingnissen, dem Boden, dem Klima etc. beeinflußt. Je günstiger im Allgemeinen das
Klima und je zusagender die Bodenbeschaffenheit für eine Pflanze sind, um so weniger
und je ungünstiger, um so mehr Saatgut wird erforderlich sein.

In kalten, sehr trockenen oder sehr feuchten Gegenden oder Boden wird man
stets reichlichere Saatmengen in Anwendung finden, ebenso dort, wo Saaten den Ver-
heerungen durch die Thiere etc. mehr ausgesetzt sind. Auf einem schlecht vorbereiteten,
scholligen, verunkrauteten Felde säet man dichter als auf einem in gutem Cultur-
zustande befindlichen Felde.

7. Das Unterbringen des Samens.

Die Mehrzahl der Culturpflanzen findet auf freiem Felde die Bedingungen
zum Keimen nur dann, wenn der Same mit Erde bedeckt wird. Die Bedeckung darf
jedoch nur so weit gehen, als dem Samen die zum Keimen nothwendige Feuchte und
der Luftzutritt gesichert bleibt.

Je später die Jahreszeit, je feuchter die Saatwitterung und je feuchter und ge-
bundener der Boden, um so unzweckmäßiger ist ein zu tiefes Unterbringen, indem
nicht nur der erforderliche Luftzutritt durch die Gebundenheit des Bodens und das
Uebermaß an Feuchte gehemmt, sondern auch das Aufgehen der Saat durch die
geringere Bodenwärme in der Tiefe verzögert würde. Bei lockerem, losem, der Luft
zugänglicherem Boden wird dagegen der Same in tiefere Bodenschichten gebracht nicht
nur ausreichende Luft, sondern auch Feuchtigkeit sicherer finden können. Legt man den
Samen zu tief, so könnte es leicht kommen, daß der Vorrath an Reservestoffen im
Samen nicht ausreicht, um die Keimpflanze bis über den Boden herauswachsen zu
lassen. Die Größe des Samens und der Keimpflanze bestimmt daher ebenfalls die
Tiefe der Unterbringung. Kleine Samen, wie Gras, Klee, Mohnsamen, welche nicht
viele Reservestoffe enthalten, dürfen nur an den Boden angedrückt, höchstens mit
einigen wenigen Linien Boden bedeckt werden. Etwas tiefere Bedeckung als wie
Mohn etc. vertragen der Raps, der Hanf. Getreide kann etwa 5.25 Cm. tief,

Allgemeine Ackerbaulehre.
Samen. Immer mehr benöthigen der Reihe nach die Maſchinendibbelſaat, die
Reihenſaat, die Maſchinen- und ſchließlich die Hand-Breitſaat.

Je tiefer kleine Samen untergebracht werden, deſto weniger Körner werden
aufgehen, um ſo ſtärker muß zur Deckung dieſes Ausfalles geſäet werden. Um-
gekehrt müſſen bei großen Samen um ſo mehr genommen werden, je flacher die
Bodenbedeckung, da die Samen durch Vertrocknen und Vogelfraß leichter ver-
loren gehen.

Auch je nach dem Zwecke der Cultur wird der Same von ein und derſelben
Pflanze verſchieden dicht auszuſäen ſein. Getreide zur Gewinnung von Stroh ſäet
man ſtärker. Für die Körnergewinnung ſäet man am dünnſten, für die Verwendung
des Getreides zu Grünfutter am dichteſten. Runkelrüben für die Zuckerfabrication
ſtellt man näher als für die Futterverwendung. Geſpinnſtflachs ſäet man dichter
als Samenflachs.

Die Samenmenge wird ſchließlich auch noch von den äußeren Vegetations-
bedingniſſen, dem Boden, dem Klima ꝛc. beeinflußt. Je günſtiger im Allgemeinen das
Klima und je zuſagender die Bodenbeſchaffenheit für eine Pflanze ſind, um ſo weniger
und je ungünſtiger, um ſo mehr Saatgut wird erforderlich ſein.

In kalten, ſehr trockenen oder ſehr feuchten Gegenden oder Boden wird man
ſtets reichlichere Saatmengen in Anwendung finden, ebenſo dort, wo Saaten den Ver-
heerungen durch die Thiere ꝛc. mehr ausgeſetzt ſind. Auf einem ſchlecht vorbereiteten,
ſcholligen, verunkrauteten Felde ſäet man dichter als auf einem in gutem Cultur-
zuſtande befindlichen Felde.

7. Das Unterbringen des Samens.

Die Mehrzahl der Culturpflanzen findet auf freiem Felde die Bedingungen
zum Keimen nur dann, wenn der Same mit Erde bedeckt wird. Die Bedeckung darf
jedoch nur ſo weit gehen, als dem Samen die zum Keimen nothwendige Feuchte und
der Luftzutritt geſichert bleibt.

Je ſpäter die Jahreszeit, je feuchter die Saatwitterung und je feuchter und ge-
bundener der Boden, um ſo unzweckmäßiger iſt ein zu tiefes Unterbringen, indem
nicht nur der erforderliche Luftzutritt durch die Gebundenheit des Bodens und das
Uebermaß an Feuchte gehemmt, ſondern auch das Aufgehen der Saat durch die
geringere Bodenwärme in der Tiefe verzögert würde. Bei lockerem, loſem, der Luft
zugänglicherem Boden wird dagegen der Same in tiefere Bodenſchichten gebracht nicht
nur ausreichende Luft, ſondern auch Feuchtigkeit ſicherer finden können. Legt man den
Samen zu tief, ſo könnte es leicht kommen, daß der Vorrath an Reſerveſtoffen im
Samen nicht ausreicht, um die Keimpflanze bis über den Boden herauswachſen zu
laſſen. Die Größe des Samens und der Keimpflanze beſtimmt daher ebenfalls die
Tiefe der Unterbringung. Kleine Samen, wie Gras, Klee, Mohnſamen, welche nicht
viele Reſerveſtoffe enthalten, dürfen nur an den Boden angedrückt, höchſtens mit
einigen wenigen Linien Boden bedeckt werden. Etwas tiefere Bedeckung als wie
Mohn ꝛc. vertragen der Raps, der Hanf. Getreide kann etwa 5.25 Cm. tief,

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[226/0244] Allgemeine Ackerbaulehre. Samen. Immer mehr benöthigen der Reihe nach die Maſchinendibbelſaat, die Reihenſaat, die Maſchinen- und ſchließlich die Hand-Breitſaat. Je tiefer kleine Samen untergebracht werden, deſto weniger Körner werden aufgehen, um ſo ſtärker muß zur Deckung dieſes Ausfalles geſäet werden. Um- gekehrt müſſen bei großen Samen um ſo mehr genommen werden, je flacher die Bodenbedeckung, da die Samen durch Vertrocknen und Vogelfraß leichter ver- loren gehen. Auch je nach dem Zwecke der Cultur wird der Same von ein und derſelben Pflanze verſchieden dicht auszuſäen ſein. Getreide zur Gewinnung von Stroh ſäet man ſtärker. Für die Körnergewinnung ſäet man am dünnſten, für die Verwendung des Getreides zu Grünfutter am dichteſten. Runkelrüben für die Zuckerfabrication ſtellt man näher als für die Futterverwendung. Geſpinnſtflachs ſäet man dichter als Samenflachs. Die Samenmenge wird ſchließlich auch noch von den äußeren Vegetations- bedingniſſen, dem Boden, dem Klima ꝛc. beeinflußt. Je günſtiger im Allgemeinen das Klima und je zuſagender die Bodenbeſchaffenheit für eine Pflanze ſind, um ſo weniger und je ungünſtiger, um ſo mehr Saatgut wird erforderlich ſein. In kalten, ſehr trockenen oder ſehr feuchten Gegenden oder Boden wird man ſtets reichlichere Saatmengen in Anwendung finden, ebenſo dort, wo Saaten den Ver- heerungen durch die Thiere ꝛc. mehr ausgeſetzt ſind. Auf einem ſchlecht vorbereiteten, ſcholligen, verunkrauteten Felde ſäet man dichter als auf einem in gutem Cultur- zuſtande befindlichen Felde. 7. Das Unterbringen des Samens. Die Mehrzahl der Culturpflanzen findet auf freiem Felde die Bedingungen zum Keimen nur dann, wenn der Same mit Erde bedeckt wird. Die Bedeckung darf jedoch nur ſo weit gehen, als dem Samen die zum Keimen nothwendige Feuchte und der Luftzutritt geſichert bleibt. Je ſpäter die Jahreszeit, je feuchter die Saatwitterung und je feuchter und ge- bundener der Boden, um ſo unzweckmäßiger iſt ein zu tiefes Unterbringen, indem nicht nur der erforderliche Luftzutritt durch die Gebundenheit des Bodens und das Uebermaß an Feuchte gehemmt, ſondern auch das Aufgehen der Saat durch die geringere Bodenwärme in der Tiefe verzögert würde. Bei lockerem, loſem, der Luft zugänglicherem Boden wird dagegen der Same in tiefere Bodenſchichten gebracht nicht nur ausreichende Luft, ſondern auch Feuchtigkeit ſicherer finden können. Legt man den Samen zu tief, ſo könnte es leicht kommen, daß der Vorrath an Reſerveſtoffen im Samen nicht ausreicht, um die Keimpflanze bis über den Boden herauswachſen zu laſſen. Die Größe des Samens und der Keimpflanze beſtimmt daher ebenfalls die Tiefe der Unterbringung. Kleine Samen, wie Gras, Klee, Mohnſamen, welche nicht viele Reſerveſtoffe enthalten, dürfen nur an den Boden angedrückt, höchſtens mit einigen wenigen Linien Boden bedeckt werden. Etwas tiefere Bedeckung als wie Mohn ꝛc. vertragen der Raps, der Hanf. Getreide kann etwa 5.25 Cm. tief,

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Zitationshilfe: Krafft, Guido: Lehrbuch der Landwirthschaft auf wissenschaftlicher und praktischer Grundlage. Bd. 1. Berlin, 1875, S. 226. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/krafft_landwirthschaft01_1875/244>, abgerufen am 09.11.2024.