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Krafft, Guido: Lehrbuch der Landwirthschaft auf wissenschaftlicher und praktischer Grundlage. Bd. 1. Berlin, 1875.

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Allgemeine Ackerbaulehre.
Messungen von Dr. Th. v. Gohren 1) vergrößert sich durch das Drillen die gesammte
Blattfläche einer Pflanze gegenüber der breitwürfigen Saat bei Weizen um 72 Procent,
bei Hafer um 87 Procent und bei Gerste um 62.5 Procent.

Ein schließlicher Vortheil der Maschinenreihensaat besteht darin, daß der Land-
wirth durch die Einführung derselben gezwungen wird sein Feld sorgfältiger zur
Saat vorzubereiten, da nur auf einem unkraut- und wurzelreinen, feingekrümelten
Boden die Maschine erfolgreich arbeiten kann.

Bei der Ausführung der Drillsaat ist es von Wichtigkeit, die Entfernung,
welche den Pflanzenreihen gegeben werden soll, festzustellen. Auf dieselbe hat sowohl
die Beschaffenheit und der Culturzustand des Bodens, als auch die Saatzeit und die
spätere Entwickelung der auszusäenden Pflanze einen Einfluß. Im Allgemeinen wird
man um so größere Reihenentfernungen zu wählen haben, je besser die Bodenqualität,
je früher die Saatzeit und je reichlicher sich die Pflanze bestockt, oder je üppiger deren
Blattentwickelung ist und umgekehrt.

In England pflegt man die Reihen des Getreides, bei uns die Reihen der
Futter- und Hackfrüchte mindestens 20 -- 25 Cm. entfernt zu halten, um die Pflanzen-
zwischenräume während des Wachsthums der Pflanze bearbeiten und vom Unkraute
reinigen zu können. In trockenem windigem Klima, in welchem sich die Getreidepflanzen
nur bei nahem Stande zu schließen vermögen, ist es meistens zweckmäßiger, die Reihen
nur 10--16 Cm. weit zu stellen und dann auf das Bearbeiten der Zwischenräume
mit Hackgeräthen zu verzichten. Bei engen Drillreihen ermäßigt sich allerdings die
Samenersparniß auf 20 und einige Procente, dagegen gewährleistet die gleich tiefe
Unterbringung des Samens gerade in trockenen Gegenden ein viel sichereres, gleich-
mäßigeres Auflaufen der Saat.

3. Die Dibbel- oder Tüpfelsaat.

Die Dibbelsaat, auch Platz- oder Stufensaat genannt, wird am häufigsten mit der
Hand ausgeführt. Vor Ausführung dieser Saatmethode muß das Feld vollkommen
eben hergerichtet werden, damit die Plätze, auf welche die Samen hinkommen sollen, leicht

[Abbildung] Fig. 81.

Anordung der Pflanzen im
Quadratverbande.

ersichtlich gemacht werden können. Zur Bezeichnung
der Pflanzenstellen dienen Reihenzieher oder Mar-
queure. Mit diesen Geräthen, welche großen Rechen
mit weit gestellten Zinken vergleichbar sind, werden
nach bestimmten Richtungen Linien in den Boden
eingeritzt. Sollen die Pflanzen nach allen Richtungen
gleich weit von einander abstehen, damit sich dieselben
nach allen Richtungen gleichmäßig entwickeln können,
so wird man die Reihen entweder kreuz und quer
ziehen, die Pflanzen stehen dann im Viereck, dem sog.
Quadratverbande, Fig. 81, oder nach drei Richtungen, die Pflanzen stehen
dann im Dreiecke, dem sog. Dreiecksverbande, Fig. 82 (s. S. 223). Bei dem

1) Landw. Versuchstation. IX. S. 298.

Allgemeine Ackerbaulehre.
Meſſungen von Dr. Th. v. Gohren 1) vergrößert ſich durch das Drillen die geſammte
Blattfläche einer Pflanze gegenüber der breitwürfigen Saat bei Weizen um 72 Procent,
bei Hafer um 87 Procent und bei Gerſte um 62.5 Procent.

Ein ſchließlicher Vortheil der Maſchinenreihenſaat beſteht darin, daß der Land-
wirth durch die Einführung derſelben gezwungen wird ſein Feld ſorgfältiger zur
Saat vorzubereiten, da nur auf einem unkraut- und wurzelreinen, feingekrümelten
Boden die Maſchine erfolgreich arbeiten kann.

Bei der Ausführung der Drillſaat iſt es von Wichtigkeit, die Entfernung,
welche den Pflanzenreihen gegeben werden ſoll, feſtzuſtellen. Auf dieſelbe hat ſowohl
die Beſchaffenheit und der Culturzuſtand des Bodens, als auch die Saatzeit und die
ſpätere Entwickelung der auszuſäenden Pflanze einen Einfluß. Im Allgemeinen wird
man um ſo größere Reihenentfernungen zu wählen haben, je beſſer die Bodenqualität,
je früher die Saatzeit und je reichlicher ſich die Pflanze beſtockt, oder je üppiger deren
Blattentwickelung iſt und umgekehrt.

In England pflegt man die Reihen des Getreides, bei uns die Reihen der
Futter- und Hackfrüchte mindeſtens 20 — 25 Cm. entfernt zu halten, um die Pflanzen-
zwiſchenräume während des Wachsthums der Pflanze bearbeiten und vom Unkraute
reinigen zu können. In trockenem windigem Klima, in welchem ſich die Getreidepflanzen
nur bei nahem Stande zu ſchließen vermögen, iſt es meiſtens zweckmäßiger, die Reihen
nur 10—16 Cm. weit zu ſtellen und dann auf das Bearbeiten der Zwiſchenräume
mit Hackgeräthen zu verzichten. Bei engen Drillreihen ermäßigt ſich allerdings die
Samenerſparniß auf 20 und einige Procente, dagegen gewährleiſtet die gleich tiefe
Unterbringung des Samens gerade in trockenen Gegenden ein viel ſichereres, gleich-
mäßigeres Auflaufen der Saat.

3. Die Dibbel- oder Tüpfelſaat.

Die Dibbelſaat, auch Platz- oder Stufenſaat genannt, wird am häufigſten mit der
Hand ausgeführt. Vor Ausführung dieſer Saatmethode muß das Feld vollkommen
eben hergerichtet werden, damit die Plätze, auf welche die Samen hinkommen ſollen, leicht

[Abbildung] Fig. 81.

Anordung der Pflanzen im
Quadratverbande.

erſichtlich gemacht werden können. Zur Bezeichnung
der Pflanzenſtellen dienen Reihenzieher oder Mar-
queure. Mit dieſen Geräthen, welche großen Rechen
mit weit geſtellten Zinken vergleichbar ſind, werden
nach beſtimmten Richtungen Linien in den Boden
eingeritzt. Sollen die Pflanzen nach allen Richtungen
gleich weit von einander abſtehen, damit ſich dieſelben
nach allen Richtungen gleichmäßig entwickeln können,
ſo wird man die Reihen entweder kreuz und quer
ziehen, die Pflanzen ſtehen dann im Viereck, dem ſog.
Quadratverbande, Fig. 81, oder nach drei Richtungen, die Pflanzen ſtehen
dann im Dreiecke, dem ſog. Dreiecksverbande, Fig. 82 (ſ. S. 223). Bei dem

1) Landw. Verſuchſtation. IX. S. 298.
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[222/0240] Allgemeine Ackerbaulehre. Meſſungen von Dr. Th. v. Gohren 1) vergrößert ſich durch das Drillen die geſammte Blattfläche einer Pflanze gegenüber der breitwürfigen Saat bei Weizen um 72 Procent, bei Hafer um 87 Procent und bei Gerſte um 62.5 Procent. Ein ſchließlicher Vortheil der Maſchinenreihenſaat beſteht darin, daß der Land- wirth durch die Einführung derſelben gezwungen wird ſein Feld ſorgfältiger zur Saat vorzubereiten, da nur auf einem unkraut- und wurzelreinen, feingekrümelten Boden die Maſchine erfolgreich arbeiten kann. Bei der Ausführung der Drillſaat iſt es von Wichtigkeit, die Entfernung, welche den Pflanzenreihen gegeben werden ſoll, feſtzuſtellen. Auf dieſelbe hat ſowohl die Beſchaffenheit und der Culturzuſtand des Bodens, als auch die Saatzeit und die ſpätere Entwickelung der auszuſäenden Pflanze einen Einfluß. Im Allgemeinen wird man um ſo größere Reihenentfernungen zu wählen haben, je beſſer die Bodenqualität, je früher die Saatzeit und je reichlicher ſich die Pflanze beſtockt, oder je üppiger deren Blattentwickelung iſt und umgekehrt. In England pflegt man die Reihen des Getreides, bei uns die Reihen der Futter- und Hackfrüchte mindeſtens 20 — 25 Cm. entfernt zu halten, um die Pflanzen- zwiſchenräume während des Wachsthums der Pflanze bearbeiten und vom Unkraute reinigen zu können. In trockenem windigem Klima, in welchem ſich die Getreidepflanzen nur bei nahem Stande zu ſchließen vermögen, iſt es meiſtens zweckmäßiger, die Reihen nur 10—16 Cm. weit zu ſtellen und dann auf das Bearbeiten der Zwiſchenräume mit Hackgeräthen zu verzichten. Bei engen Drillreihen ermäßigt ſich allerdings die Samenerſparniß auf 20 und einige Procente, dagegen gewährleiſtet die gleich tiefe Unterbringung des Samens gerade in trockenen Gegenden ein viel ſichereres, gleich- mäßigeres Auflaufen der Saat. 3. Die Dibbel- oder Tüpfelſaat. Die Dibbelſaat, auch Platz- oder Stufenſaat genannt, wird am häufigſten mit der Hand ausgeführt. Vor Ausführung dieſer Saatmethode muß das Feld vollkommen eben hergerichtet werden, damit die Plätze, auf welche die Samen hinkommen ſollen, leicht [Abbildung Fig. 81. Anordung der Pflanzen im Quadratverbande.] erſichtlich gemacht werden können. Zur Bezeichnung der Pflanzenſtellen dienen Reihenzieher oder Mar- queure. Mit dieſen Geräthen, welche großen Rechen mit weit geſtellten Zinken vergleichbar ſind, werden nach beſtimmten Richtungen Linien in den Boden eingeritzt. Sollen die Pflanzen nach allen Richtungen gleich weit von einander abſtehen, damit ſich dieſelben nach allen Richtungen gleichmäßig entwickeln können, ſo wird man die Reihen entweder kreuz und quer ziehen, die Pflanzen ſtehen dann im Viereck, dem ſog. Quadratverbande, Fig. 81, oder nach drei Richtungen, die Pflanzen ſtehen dann im Dreiecke, dem ſog. Dreiecksverbande, Fig. 82 (ſ. S. 223). Bei dem 1) Landw. Verſuchſtation. IX. S. 298.

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Zitationshilfe: Krafft, Guido: Lehrbuch der Landwirthschaft auf wissenschaftlicher und praktischer Grundlage. Bd. 1. Berlin, 1875, S. 222. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/krafft_landwirthschaft01_1875/240>, abgerufen am 23.11.2024.